Fohlen vom Wolf gefressen?

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zaino
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Re: Fohlen vom Wolf gefressen?

Beitrag von zaino »

Wir haben mal einem Kormoran zugesehen beim Fischen an einem Weiher. Großes Staunen über den stattlichen Riesenfisch, der dann endlich, längst statt quer, in den Schnabel glitt. Der Kormoran stülpte sich da tatsächlich drüber wie eine Boa und würgte das Objekt der Begierde runter. *börps*. Seitenstechen verursachte uns nachher der Abflug... der arme Vogel dotzte beim Starten mehrmals bäuchlings auf der Wasseroberfläche auf wie ein Wasserflugzeug mit Motorschaden, zog endlich mühsamst hoch und schrappte mit knapper Not über die Bäume ca 100 m hinterm Teichufer.
Ob ein Wolf ein solches Ausmaß an Schwere riskiert, wenn zuhaus die hungrige Sippe wartet? Insofern MUSS er laufen. Und Vor-Verdauen verringert das gesamtgewicht bei überfülltem Magen halt nur unerheblich.
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HowlingWolf
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Re: Fohlen vom Wolf gefressen?

Beitrag von HowlingWolf »

Alpenwolf hat geschrieben:
"...vor den vielleicht unangenehmen Fakten. Wenn man wollte würde man es schon verstehen, aber wie man sieht will man halt nicht - vielleicht sollte da eher der Vogel Strauß wie der Wolf zum Wappentier werden.
Solange sie nicht einen einzigen Quellennachweis geben können, kann und will ich sie auch nicht verstehen!!
HaBe
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Re: Fohlen vom Wolf gefressen?

Beitrag von HaBe »

zaino hat geschrieben:Mal abgesehen davon, rein physikalisch: 17 kg - passen die da überhaupt 'rein? :shocked:
Ein ausgewachsener Wolf kann 10kg in ein paar Minuten weghauen, ich hab selber schon ein Video gesehen (im Schnelldurchlauf) in dem ein erwachsener Wolf stundenlang frisst. Nicht nur am Riss ist, sondern nonstop reisst, kaut, schluckt, reisst, kaut, schluckt. Haette ich bis dahin nicht geglaubt.
Ob das physikalisch moeglich ist, koennte vielleicht ein Biologe oder Veterinaer erklaeren. Ich habe schon Woelfe gesehen, die laenger nichts gefressen hatten und sich dann extrem die Wampe vollgehauen haben, ein grosser Ruede war so voll, dass er vierbeinig pinkeln musste. Das sah aus, als haette man denen einen Basketball implantiert.

Diese ganzen Bedarfsrechnungen koennen Sie aber getrost knicken, weil sich viele es da zu einfach machen und wichtige Faktoren aussen vorlassen, wie Wolfsverhalten eben.
Ein Wolf muss nicht 10kg am Tag fressen um zu ueberleben, auch wenn das oft und viel gesagt wird. Woelfe koennen auch mal nichts fressen oder zwischendurch von Kleintieren ueberleben oder diese zusaetzlich fressen. Um nicht zu verhungern reichen 1-2kg am Tag, um dauerhaft gesund und reproduktionsfaehig(!) zu bleiben, benoetigen sie mehr.

Selbst wenn man aber mit diesen beiden Werten eine Minimum- und Maximumberechnung erstellen, gibt es Unmengen weiterer Variablen. Man weiss mittlerweile, dass Woelfe nicht die besten Jaeger sind und ihre Erfolgsquote weitab von 100% liegt. Selbst wenn da 1000 Rehe rumstehen, sind die Woelfe zu wenige, zu jung, zu alt, zu unerfahren, fressen die Woelfe nicht ihren statistischen Bedarf weg, weil sie die Rehe einfach nicht erlegen koennen.

Jagderfolg hat zig Faktoren, angefangen beim Wolf, bei der Beute, beider Verhalten, Lebensraum, Witterung uswusf.
Wenn der Wolf es dann nicht schafft an einem Tag ein Reh zu reissen, am zweiten auch nicht, dann sucht er sich was anderes. Steht da kein Schaf rum, dann fuellt eine Stunde Mause jagen auch erstmal den Magen. Um dann in die einfache Rechnung zu passen, muesste der Wolf am dritten Tag ein Reh reissen und sofort 30kg weghauen, um den statistischen Mittelwert zu halten.

Woelfe koennen viel fressen, Vorraete anlegen, einen ganzen Tag liegen und verdauen (gerade im Winter liegen sie dann oft laenger), wenig fressen, wenn sie gestoert werden. Ihre Beute unterliegt ebenfalls Faktoren wie Nahrungsvorkommen, Witterung, Verhalten, usw.
Wenn man da wirklich realistisch rechnen will, geht es kaum mit einfacher Multiplikation. Ich denke, da gehoeren noch diverse x, y, und n in die Gleichung, wenn man einigermassen realistische Zahlen haben will. Wovon man dann noch wieder gestorbene oder getoetete Woelfe abziehen muss, die oft lange Zeit unbekannt sind und bleiben.

Wie man aus vielen Beobachtungen weiss, aus denen diese Zahlen oft stammen, ist der Natur so ein Ergebnis letztendlich egal und sich macht sowieso wie sie will. Egal ob die Gleichung noch so genau ist. :-)
Grauer Wolf

Re: Fohlen vom Wolf gefressen?

Beitrag von Grauer Wolf »

@ HaBe
Guter Beitrag!
Ich denke, die Crux liegt darin, daß viele Leute die Wölfe in Schubladen stecken wollen: Die sind so und so und verhalten sich nach Schema F. Nur sind's halt lebende, intelligente Wesen, die sich der Situation anpassen, heute eben so und morgen ganz anders...

Gruß
Wolf
zaino
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Re: Fohlen vom Wolf gefressen?

Beitrag von zaino »

... könnt mir vorstellen, dass die Burschen einen relativ "dehnbaren" Magen haben, eben ordentlich was wegpacken können nach einer Hungerepisode.
Das tun sie dann aber nicht täglich. Vom Hungerkünstler, der viele Meilen laufen muss und Niederlagen wegstecken bis zum Festmahl zwischendurch.

Bei dem Tierparkwolf hat ihn entweder der Pfleger tagelang vergessen oder der Bursche hatte echt Frust LOL.
HaBe
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Re: Fohlen vom Wolf gefressen?

Beitrag von HaBe »

Ich finde diese Rechnungen immer nur lustig, Durchschnitsswurfgroesse, Durchschnittsbedarf X,XX Rehe, 2025 = 3.250 Woelfe und dementsprechend 2,4 Milliarden Rehe gefressen, fertig.
Das sind dann auch so Leute, die jeden vierten maennlichen Bundesbuerger praeventiv ab 18 einsperren wuerden, um Trunkenheit am Steuer statistisch zu bekaempfen :D
zaino
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Re: Fohlen vom Wolf gefressen?

Beitrag von zaino »

...und grad grabe ich in Youtube eine SWR-Sendung aus über Jagd. Und da gehts mal wieder los: Rotwild und Rehwild fressen und schädigen den Wald, Schwarzwild schädigt die Landwirte, und Rotwild auf Viehkoppeln ist auch verhasst. Es gibt zu viele und die bösen jäger schiessen nicht genug.
Ok, dann kommen der Wolf und der Luchs zurück und der gesamte Krieg verlagert sich auf die Beutegreifer, die jetzt auf einmal "zu viel schlagen", das Wild dezimieren, Weidetiere, Menschen und deren Haustiere bedrohen. Geht also auch nicht.
Wieso, wenn wir doch viel zu viel Wild haben, müssten die Nutztiere doch relativ sicher sein und die überzähligen Wildtiere im Wald würden gefressen - könnt doch passen, oder? Nö, geht gar nicht. Muss sofort wieder ausgerottet werden.

Mich wurmt das langsam dermassen... Jagd funzt offenbar nicht, Raubwild wollen wir nicht, am besten, ALLE Tiere außer Eichhörnchen und Kohlmeisen weichen den rein wirtschaftlichen Interessen. Ich steck da Jäger und Landwirte und Forstwirte in einen Sack, Draufhauen trifft immer den Richtigen - denn keiner will irgendwas am Leben lassen und dulden, das nicht perfekt in SEIN Konzept passt. Marder auf dem Dachboden? Da muss sofort der Jäger her, den wegfangen, bitte, sagt der Städter. Alle gleich bekloppt.
Ich wiederhole mich vielleicht, aber das Problem ist doch, dass die Natur den Wirtschaftsbilanzen grundsätzlich quer läuft und der Mensch das im Kopf nicht aushalten kann. Es geht bei dem Ganzen auch nicht direkt um den Wolf, sondern da manifestiert sich der Zorn über die Machtlosigkeit, die langfristigen Folgen von Monokulturen und exzessiver wirtschaftlicher Nutzung u.s.w. u.s.w. nicht einfach beliebig wieder wegschrauben zu können.
Wie pervers ist das bitte?
Grauer Wolf

Re: Fohlen vom Wolf gefressen?

Beitrag von Grauer Wolf »

HaBe hat geschrieben:Ich finde diese Rechnungen immer nur lustig, Durchschnitsswurfgroesse, Durchschnittsbedarf X,XX Rehe, 2025 = 3.250 Woelfe und dementsprechend 2,4 Milliarden Rehe gefressen, fertig.
Frage: Wieviel frißt der Wolf?
Antwort: Bis er satt ist... :mrgreen:

Aber das wäre für Statistiker äußerst frustrierend...

Gruß
Wolf
Grauer Wolf

Re: Fohlen vom Wolf gefressen?

Beitrag von Grauer Wolf »

zaino hat geschrieben:...und grad grabe ich in Youtube eine SWR-Sendung aus über Jagd. Und da gehts mal wieder los: Rotwild und Rehwild fressen und schädigen den Wald, Schwarzwild schädigt die Landwirte, und Rotwild auf Viehkoppeln ist auch verhasst. Es gibt zu viele und die bösen jäger schiessen nicht genug.
Ok, dann kommen der Wolf und der Luchs zurück und der gesamte Krieg verlagert sich auf die Beutegreifer, die jetzt auf einmal "zu viel schlagen", das Wild dezimieren, Weidetiere, Menschen und deren Haustiere bedrohen. Geht also auch nicht.
Wieso, wenn wir doch viel zu viel Wild haben, müssten die Nutztiere doch relativ sicher sein und die überzähligen Wildtiere im Wald würden gefressen - könnt doch passen, oder? Nö, geht gar nicht. Muss sofort wieder ausgerottet werden.
Ich weiß, das ist nur noch schizophren...
zaino hat geschrieben:...ALLE Tiere außer Eichhörnchen und Kohlmeisen weichen den rein wirtschaftlichen Interessen.
NIx da, die Eichhörnchen müssen auch weg. Die lassen gelegentlich äußerst boshaft Nüsse und Tannenzapfen von den Bäumen fallen. Gefäääährlich, sag ich Dir... :roll:

Gruß
Wolf
zaino
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Re: Fohlen vom Wolf gefressen?

Beitrag von zaino »

Zumindest hab ich noch keine Ausrottungscampagne gegen Eichkatzerln, Igel und Dachse wahrgenommen. Die dürfen dann bitte bleiben, ja, *pieps*?

Mein Dad war mal so frustriert von all den hohen Abschusszahlen, dass er verdrossen sagte, (nachdem seine Kollegen auch immerzu gegen Reiter im Revier gewütet und in die Luft geballert hatten, 1x Stampede ausgelöst, und nachdem es ja immer auch hiess, DIE machen die Wege kaputt): Irgendwann ist ein Pferd mit Reiter das einzige Lebewesen, das man noch im Wald antreffen wird.
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