Artikel der Zeit zum Wolf
Verfasst: 17. Apr 2015, 12:43
Ein zur Abwechslung mal gründlich recherchierter Artikel zum Wolf ist jetzt auch online verfügbar: http://www.zeit.de/2015/14/tiere-woelfe-bedrohung
Informationen und Austausch über Wölfe
https://wolf-forum.de/
Exakt so sieht es aus. Alleine der Nicht-Vorfall rund um den Waldkindergarten nimmt fast 2 DIN A4 Seiten ein. Wenn es um Kinder auch nur im allerweitesten Sinne gehen könnte, dann ist keine Dramatik, keine Polemik zu billig:Lutra hat geschrieben:So umfangreich wurde da aber nicht recherchiert. Zu 80% hat das der gute Valerius selbst aufgeschrieben. Wurde anderswo verlinkt.
Aber es ist schon interessant, welch umfangreiche Zeitungsartikel durch den Wolf zustande kommen. Da verdient der Journalist doch mal ordentlich. Für ihn ist der Wolf schon mal gut.
Bianca von Döllen ist aufgeregt und versucht, ihre Gedanken zu ordnen. Ein Wolf, der Waldkindergarten, ihr Neffe.
Im Dezember hat ein Wolf drei seiner Tiere gerissen, zwei tragende Schafe und einen Zuchtbock. Es muss ein Gemetzel gewesen sein. Wilkens hat Fotos der toten Schafe machen lassen, von "Blutrausch" und "Mordlust" spricht er seither.
Nur mal zur Erinnerung: Um 22.15 Uhr, also rund 6 Stunden, nachdem überhaupt Kinder in der Ecke waren, kommt zufällig ein junger Wolf an der Ecke im Wald vorbei, den der Waldkindergarten vereinnahmt hat. Sorry, aber was sich mittags da abspielte dürfte den Grauen überhaupt nicht interessiert haben und bei dem Gekreische und Geplärre wäre er eh laufengegangen...Der Bestatter besitzt ein feines Gespür für das dramatische Potenzial einer ausbaufähigen Geschichte, und so sagt er: "Wie sollen wir die Kinder beschützen? Durch einen Elektrozaun rund um den Kindergarten? Das hatten wir schon einmal in Deutschland, dass Menschen hinter Stromzäunen leben mussten."
Das ist der entscheidende Satz. Endlich wieder ein Thema, das sich hochziehen lässt.
Wenn dann im Zuge dessen jeden Tag Leute beim Bürgermeister anrufen, die einen Wolf gesehen haben wollen, dann spricht das für pure Hysterie: Die Leute sehen Wölfe, wo gar keine sind.Bürgermeister Meyer schreibt dem Umweltminister: "In unserer Gemeinde geht die Angst vor dem Wolf um." Im Rathaus rufen fast jeden Tag Bürger an, die einen Wolf gesehen haben wollen.
Der Fall ist ja wohl bekannt: Ein freilaufender Hund in Wolfsrevier ist ein Eindringling, der vertrieben oder auch angegriffen wird. Ein normales Verhalten. Das Grundstück war übrigens nicht gesichtert, die Hündin m.W. außerhalb des einfach Zaunes.In der Uckermark wurde im vergangenen November der Hund eines Försters von einem Wolf angefallen.
Dieser Fall wurde von der Journaille gnadenlos aufgebauscht. Nach Angaben der Frau zeigten die (Jung-)Wölfe keinerlei Aggression, sondern nur Neugier, und ein Teil der Schilderung in der Presse war schlicht und ergreifend erlogen.Im Februar dieses Jahres erschreckte ein Rudel Wölfe eine Spaziergängerin im Landkreis Lüneburg, die zwei Hunde ausführte. Die Wölfe näherten sich ihr und beobachteten sie lange. Die Frau war so geschockt, dass sie einen Notarzt rief.
Das Ergebnis reiner Hysterie. Diese Kinderkäfige wurden nie benutzt und verfallen inzwischen. Über die Superrudel in Russland, über die es keinerlei verläßliche Dokus gibt, muß ich nichts weiter sagen.In New Mexico wurden an einigen Bushaltestellen zeitweise vergitterte Verschläge errichtet, die Kinder vor Wölfen schützen sollten.
Dumm gelaufen...Einer der Wölfe, erzählt Geist, freundete sich damals mit Hütehunden an, die eine Schafherde bewachten. Der Wolf nutzte seine neuen Kontakte, und die Hunde sahen von nun an unbekümmert zu, wie ihr Freund Schafe riss.
Ja was denn? In Wolfsland läßt man seinen Hund nicht frei rumstromern, sondern hält ihn bei sich, verbal oder per Langleine (getötete Hunde müssen sich ihre Menschen hinter die Ohren schreiben, die ihre Sorgfaltspflicht gegenüber ihrem Gefährten vernachläßigt haben. Die Hunde tun mir dabei selbstverständlich leid, mit ihren Besitzern (mehr waren die nämlich nicht) habe ich kein Mitleid). Und daß die Tischsitten bei Wolfens rustikal sind, ist ein alter Hut. Himmel noch mal, hier soll mit ganz normalem Verhalten des Wolfs plus ein paar Bildern, die nichts für Zartbesaitete sind, Stimmung gegen die Grauen gemacht werden. Die essen nun einmal nicht mit abgespreiztem, kleinen Finger geziert mit Messer und Gabel, die langen herzhaft mit den Zähnen zu. Wer den Anblick eines gefressenen Rehs nicht erträgt, sollte sich vielleicht nur mit Rehlein und Häschen befassen.Valerius Geist. Er ist aus Kanada angereist. "Ihr in Deutschland werdet euch über die Wölfe noch wundern", sagt Geist, und Hocker schaut ihn besorgt an. Dann geht es los mit den Vorträgen. Fotos blutiger Eingeweide werden auf einer Leinwand gezeigt, getötete Rehe, skelettierte Hunde, es will kein Ende nehmen. Valerius Geist sitzt vorn im Saal und hört mit strenger Miene zu, Gero Hocker sitzt hinten und wundert sich. Ist er hier unter Extremisten geraten? Wäre wahr, was diese Redner behaupten, dann liefen da draußen blutrünstige Ungeheuer herum.
Damit ist im Grunde alles gesagt. Der Wolf ist ein Beutegreifer, der natürlich das Potential hat, zu verletzen und zu töten. Diese Potential braucht er aber zum Überleben und nicht, um Jagd auf Zweibeiner zu machen.Trotzdem muss niemand Angst vor einem Wolf haben. Man kann die brutalsten Wolfsangriffe aus Sibirien zusammentragen, nach den problematischsten Problemwölfen in Deutschland fahnden, man kann die Todesfälle addieren und findet noch immer keinen Anlass zur Sorge. Außerhalb Russlands, Weißrusslands und der Ukraine kam es in Europa zu 59 Angriffen wild lebender Wölfe auf Menschen, seit 1950. Neun Menschen kamen ums Leben. Neun. Es ist viel wahrscheinlicher, in Deutschland von einem Blitz erschlagen als von einem Wolf angefallen zu werden. Es ist sogar wahrscheinlicher, von einem Wildschwein umgebracht zu werden (so endete im Jahr 2008 das Leben eines Jägers in Brandenburg).
Jau, Geschichten erzählen kann er wohl, aber ob die auch wahr sind, das steht auf einem anderen Blatt.Woche für Woche rief Geist einen seiner Bekannten an, um ihm unglaubliche Wolfsgeschichten zu erzählen. Jede dieser Geschichten wird allein durch den Wolf in einen Thriller verzaubert, den die Zivilisation nicht bieten kann. Valerius Geist würde es so nicht ausdrücken, aber er vermisst die Wölfe.
balin hat geschrieben:Man kann V. Geist denunzieren wie man will, aber er hat sehr anschaulich abstrahiert, wie intelligente Wesen , wie die Wölfe und zb wir, die Welt erobern.
Wenn man seinen Thesen und Interpretationen nicht blind glaubt und ihnen widerspricht, denunziert man ihn?balin hat geschrieben:Man kann V. Geist denunzieren wie man will, aber er hat sehr anschaulich abstrahiert, wie intelligente Wesen , wie die Wölfe und zb wir, die Welt erobern.
Über das Verhalten unserer Cerviden und deren Verhaltensänderung durch Prädationsdruck gibt es seit Jahrhunderten vertiefte Erkenntnisse.HaBe hat geschrieben:
Sie beziehen sich hier auf sein Vancouver Island Papier. Acht Tage Beobachtungen und eine Hand voll Erlebnisse reichen Geist zur Aussage ueber die Populationsdichte auf der Insel bzw Verhalten von Beutetieren zu erkennen und zu verstehen? Da ist die Verhaltensforschung mittlerweile doch um einiges weiter, wenn auch erst am Anfang.
Siehe hier
http://www.montaneelk.com/updates_elk.php#SimoneCiuti
bzw hier
http://www.montaneelk.com/downloads/Ciu ... _ABODM.pdf
Stichwort: bold/shy continuum. Was Forscher ueber mehrere Jahre mittels moderner Technik an Verhalten erst muehsam gelernt haben, konnte Valerius Geist innerhalb weniger Monate erkennen bzw besser interpretieren? Und an Hand der nicht gesichteten Tiere Aussagen ueber Populationen und Verhalten der Woelfe zu machen?