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"Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 30. Mär 2015, 11:38
von Naturfuehrer
Ein m. E. diskussionswerter Beitag des Kreisjägermeisters in der Altmark - der Mann fordert realitätsnahe Zuständigkeitszuweisungen. Die "Leitlinie Wolf" des Landes Sachsen-Anhalt ist aus seiner Sicht zu diffus und der mittlerweile veränderten Situation nicht angemessen.
http://www.az-online.de/lokales/altmark ... 66076.html
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 30. Mär 2015, 23:35
von Alpenwolf
Der Mann hat nicht unrecht. Die Konzepte zu Wolfsmanagement sind fast 10 Jahre alt, was bedeutet, dass die Autoren damals
noch mehr als unerfahren waren. Da wäre schon Redaktionsbedarf gegeben, es sei denn man hat zwischenzeitlich nichts dazugelernt.
An der Lösung der Frage der vernünftigen Finanzierung der Wolfsschäden und vor allem der Festlegung der Bestandszielstärke und deren Regulierung wird man wohl nicht vorbeikommen.
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 30. Mär 2015, 23:52
von Widukind
Was soll das hier werden ... die Außenstelle von "landlive" ... oder was ...

Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 31. Mär 2015, 00:58
von jurawolf
Willkommen Alpenwolf! Diesen Benutzername hatte ich in einem anderen Forum auch schon mal. Nun wirds verwirrend

Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 31. Mär 2015, 10:20
von Grauer Wolf
Alpenwolf hat geschrieben:... und vor allem der Festlegung der Bestandszielstärke und deren Regulierung wird man wohl nicht vorbeikommen.
Ach ja? Solche Töne kommen mir bekannt vor. Zufällig Jäger?
Gruß
Wolf
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 31. Mär 2015, 12:08
von Lone Wolf
Bestandszielstärke und deren Regulierung würde ich persönlich lieber bei 370.000 Jagdscheininhabern ansetzen wollen anstatt bei 250 Wölfen und 200 Luchsen (wenn überhaupt) in Deutschland. Bei 356.000km² schöner deutscher Landen, scheints mir, ist das Boot schon lange voll, auch wenn nicht alle aktiv jagen...
Ansonsten liest man in dem geposteten Statement nichts Neues oder gar kreatives zum Thema Wolfmanagement, an dem Unfallwolf Problem zieht man sich gern hoch um die angebliche Unfähigkeit der Behörden zu postulieren, bei Lichte betrachtet Krokodilstränen wie so oft aus dieser Ecke.
Das heißt nicht, dass im Wolfsmanagement nicht Verbesserungen nötig wären, gerade in Brandenburg im Hinblick auf die Unterstützung von Schafhaltern beispielsweise, aber so genau wollte er dann doch nicht werden, man hat ja eher eigene Interessen.
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 31. Mär 2015, 13:04
von Alpenwolf
Es ist ja eines jeden gutes Recht die Abschaffung der Jäger zu fordern, allerdings sollte man beachten, dass in der Hitze des Gefechtes die Grenzen zu Xenophobie schon mal rasch überschritten sein können. Deutschland hat mit 0,4% eine der geringsten Jägerdichten in Europa, die Jägerschaft ist kapital überaltert, die Verbände sind schwach, das Selbstverständnis modernistisch etc., also letztendlich eine species die durch interne Erosion mehr vom Aussterben bedroht ist als der Wolf.
Rational betrachtet spielt auch die Jagd die geringste Rolle beim Thema Wolf, da sie letztendlich am wenigsten betroffen ist und gut beraten
ist sich die Sache fußfrei anzusehen und die Entwicklungsphasen bzgl. Populationsdynamik und deren Interaktion sachlich zu analysieren, denn davon versteht die Jagd mehr als der per se nur konservierende Natur-und Tierschutz.
Nachdem auch gesetzlich und das auf absehbare Zeit die Jagd in das Thema Wolf nur marginal eingebunden ist ( Natur- und Tierschutz haben das Thema für sich besetzt und dulden keine "Konkurrenz" ) beschränkt sich die Rolle der Jagd derzeit auf die der weissagenden Kassandra.
Somit ist auch die Frage der Regulierung des Wolfs in Deutschland keine der Jagd, sondern eine der jetzt schon Verantwortlichen. Etwaige Schießbefehle werden also von meist grünen Umweltministern erteilt werden oder auch nicht. Damit sind wir aber ausschließlich im Bereich
der Polizei"jagd", also richtiger im Bereich des behördlich durchgeführten cullings.
Die Rolle der Jagd als Hackhuhn für Alles und Jedes ist somit durchaus zu hinterfragen und ob diese Vogel Straß-Politik der Jägergegner zum Erfolg führen wird, kann ja in einem demokratischen Prozeß durchaus beleuchtet werden.
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Grauer Wolf hat geschrieben:Alpenwolf hat geschrieben:... und vor allem der Festlegung der Bestandszielstärke und deren Regulierung wird man wohl nicht vorbeikommen.
Ach ja? Solche Töne kommen mir bekannt vor. Zufällig Jäger?
Gruß
Wolf
Nein, ich bin nicht zufällig Jäger, sondern schon ganz bewußt. Wenn dieses Faktum hier ein k.o. - Kriterium sein sollte, bitte ich um Aufklärung.
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 31. Mär 2015, 15:18
von Grauer Wolf
Alpenwolf hat geschrieben:... und vor allem der Festlegung der Bestandszielstärke und deren Regulierung wird man wohl nicht vorbeikommen.
Bei dieser Art Wortwahl wird mir physisch schlecht.
Wir reden hier von hochintelligenten, fühlenden, beseelten Lebewesen, die in Familien leben, mal ganz abgesehen davon, daß "Regulation" = unqualifiziertes Hineinschießen in die Population zu noch mehr Schäden führt. Wird beim Einstellen der "Bestandszielstärke" (gruseliges Wort) eines oder beide der Leittiere erwischt (nur Wolfs
experten, die in der Lage sind, sich die Individuen ganzer Rudel einzeln zu merken, können die von den anderen ausgewachsenen, aber jungen Rudelmitgliedern unterscheiden), hinterbleiben desorientierte, unerfahrene Jungwölfe, die sich erst recht an einfache Beute halten, um mit allen Mitteln zu versuchen, die Welpen am Leben zu erhalten. Der Verlust der Elterntiere führt fast zwingend in's Chaos, was dazu führt, daß nach noch mehr Abschüssen geschrien wird. Bei den Füchsen wurde schon über Jahrzehnte Murks gebaut und wird es immer noch, weil die komplexen Sozialstrukturen aus monogamem, dominantem Paar und subdominantem, nicht reproduzierenden Helferfähen einfach nicht beachtet wurden (wahrscheinlich sind sie den meisten nicht mal bekannt). Soll das jetzt beim Wolf genauso weitergehen?
Der Wolf hat aus dem Jagdrecht und damit dem Zugriff der Jägerschaft ein für allemal entzogen zu bleiben. Bisher ist in der Hinsicht zum Glück nur Sachsen eine unrühmliche Ausnahme...
Was ich schon oft schrieb, wiederhole ich hier gerne noch mal: Ich habe kein
prinzipielles Problem mit der Jagd. Ich esse nämlich sehr gerne Wild. Aber Beutegreifer wie Wolf, Fuchs oder Luchs o.ä. (ohne dezidierte Notwehr bei einem (extrem unwahrscheinlichen) Angriff) zu töten,
die man weder essen kann noch will, das verbuche ich unter Mord. Der Mensch hat mit seinem Eingreifen in die Natur durch Eliminierung der Beutegreifer Chaos ohne Ende angerichtet. Jetzt kehren sie heim und sofort ist der unseelige Geist der "Bestandszielstärke" und "Regulierung" inkl. Wilderei (Wölfe (gerade wieder einmal!) und Luchse) wieder aus der Flasche. In 150 Jahren absolut nichts dazugelernt.
Und ja, ich bin deshalb sauer!
Gruß
Wolf
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 31. Mär 2015, 16:11
von Alpenwolf
Der Terminus Bestandszielstärke ist ja nicht technisch und wurde von mir ohne weiteren Hintergedanken gewählt. Man kann ihn natürlich ohne weiteres durch einen andere Begriff ergänzen. Jagdrechtlich und jagdethisch spricht man z.B. von landeskulturell angepassten Wildständen, was natürlich die Regulierung durch den Menschen beinhaltet. Der Naturschutz spricht meist von "Management".
Weiters kann ich sie gerne darüber aufklären, dass nicht nur Wölfe "hoch intelligente, fühlende, beseelte Lebewesen sind, die in Familien leben", sondern das trifft auch auf den Großteil ihrer Beutetiere zu, nehmen sie z.B. Rotwild und Schwarzwild Die diesbezügliche Erhebung des Wolfes über andere ist zumindest unfair diesen Tierarten gegenüber und gerade aus antispezieistischer Sicht instringent.
Bezüglich des "unqualifizierten" Hineinschießens bei einer etwaigen Regulierung ist aber die Jagd der falsche Ansprechpartner, da sie diese Regulierung nicht durchführen wird. Da müssen sie sich mit ihren Ratschlägen direkt an die Verantwortlichen, also z.B. an die Herren Wenzel & Co
wenden. Noch zu dem biologischen Detail mit den angeblich nicht reproduzerenden"Helferfähen". Wenn sie die aus ihrer Sicht sicher unverdächtigen
deutschen Quellen des Wolfsmanagement genau studieren, werden sie zu der Erkenntnis gelangen, das nix fix ist und Inzest auch in Deutschland innerhalb eines Rudels durchaus leicht vorkommen kann, da Doppelwürfe und Rudelgründungen durhc Geschwister eindeutig nachgewiesen sind.
Ob sich der Wolf in Deutschland ein für alle Mal der Jagd entzogen kann man heute sicher noch nicht sagen, da es davon abhängt, ob der Naturschutz an dieser Frage scheitert oder nicht. Aus meiner Sicht ist das Scheitern weit wahrscheinlicher, das selbst vorprogrammiert, aus ihrer Sicht nicht. Den Ausgang der Sache werden wir aber erst in 10 Jahren sehen.
Der Begriff "Mord" für die Tötung eines Tieres ist bekanntlich rein ideologisch besetzt und somit auch nur in dieser Hinsicht diskutierbar, nur nicht mit mir, da ich keinerlei Ideologie anhänge.
Ich hätte von ihrer Argumentation her eher vermutet, dass sie Veganer sind, aber wenn sie gerne Wild essen, sei ihnen das selbstverständlich unbenommen und haben wenigstens etwas gemeinsam. Sie sind damit offensichtlich auch nicht gegen die Jagd, sondern nur gegen die Jäger, was wiederum eine eigene Dimension wäre.
Sie wissen aber schon, dass unsere drei Großprädatoren historisch nie jagdliche Bedeutung hatten und sie somit in der Tat durch die "Menschen" also z.B. ihre Vorfahren ausgerottet wurden, da sie meist eine echte und manchmal auch nur eingebildete Gefahr für die eigene Lebensgrundlage waren.
Diesem Phänomen muss sich der Naturschutz auch heute wieder stellen, was, wie man sieht, nicht so einfach ist, da man unweigerlich scheitert, wenn es nicht gelingt die "Menschen" an Bord zu holen.
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 31. Mär 2015, 16:39
von SammysHP
Der Wolf beeinflusst sicher unser tägliches Leben, wobei "uns" eher die Viehhaltung betrifft, also für die meisten Bewohner Deutschlands ohne Bedeutung. Den Wolfsbestand wird man nicht regulieren müssen. Er ist keine Gefahr für das Wild, ein "zu viel" an Wolf wird es nicht geben. Einzig die Bequemlichkeit des Menschen wird an einem bestimmten Punkt protestieren. Ob man dieser Bequemlichkeit nachgeben und ein Lebewesen aus dieser Bequemlichkeit töten will, ist eine ethische Frage, die jeder selbst entscheiden muss.