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Bauern kündigen Mitarbeit in EU-Arbeitskreis zu Großraubtieren auf

Verfasst: 17. Feb 2015, 11:24
von LarsD
Die Vertretung der europäischen Bauernverbände zieht sich bereits nach gut einem halben Jahr aus dem EU-Arbeitskreis zu Konfliktbewältigung im Zusammenhang mit Großraubtieren zurück: http://www.copa-cogeca.be/Download.ashx ... 93&fmt=pdf

http://ec.europa.eu/environment/nature/ ... atform.htm

Re: Bauern kündigen Mitarbeit in EU-Arbeitskreis zu Großraubtieren auf

Verfasst: 17. Feb 2015, 11:57
von holsteiner in nrw
Schade, eine bedauernswerte Entscheidung, die wohl als Protestnote zu verstehen ist. Ich denke nur, dass trotz aller Schwierigkeiten der Dialog aufrecht erhalten werden sollte. Natürlich sind die Landwirte die Gruppe, die durch große Beutegreifer am meisten betroffen sind und dort ist die Gesellschaft auch in der Pflicht sie zu unterstützen. Aber das ist umgekehrt nicht anders. Es muss auch die Bereitschaft dazu bestehen...
Auf alle Fälle hilft diese Entscheidung den Tieren nicht...

Re: Bauern kündigen Mitarbeit in EU-Arbeitskreis zu Großraubtieren auf

Verfasst: 17. Feb 2015, 13:30
von Miscanthus
Ich meine aus der Presseerklärung ziemlich eindeutig herauszulesen, dass die Bauernverbände wohl etwas überzogene Erwartungen zu ihren Gunsten hatten, die nicht erfüllbar waren und sie sich deshalb beleidigt zurückgezogen haben?

Re: Bauern kündigen Mitarbeit in EU-Arbeitskreis zu Großraubtieren auf

Verfasst: 17. Feb 2015, 13:46
von Widukind
Miscanthus hat geschrieben:... die Bauernverbände wohl etwas überzogene Erwartungen zu ihren Gunsten hatten...
... :roll:
Die Landwirtschaft wird von der EU pro Jahr mit 58 Milliarden Euro subventioniert. Das ist aber noch nicht alles: Hinzu kommen weitere Milliarden aus den nationalen Haushalten.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-05/l ... bventionen

Re: Bauern kündigen Mitarbeit in EU-Arbeitskreis zu Großraubtieren auf

Verfasst: 17. Feb 2015, 14:43
von LarsD
holsteiner in nrw hat geschrieben:Schade, eine bedauernswerte Entscheidung, die wohl als Protestnote zu verstehen ist.
Sicher ist das Protest. Diese "Plattformen" in Brüssel laufen nach einem immer gleichen Schema ab. Es gibt endlose Debatten über das Ausmaß von Schäden und deren Bewertung. Dazu dann reichlich und vielfach praxisferne Vorschläge zur Schadensminimierung von seiten der gefühlt Betroffenen an die Adresse der tatsächlich Betroffenen. Sobald das Thema "Regulierung" von Populationen aufgerufen oder gar der aktuelle Schutzstatus hinterfragt werden soll, ist Schluss mit der Diskussion. Vor dem Hintergrund ist der Ausstieg für mich durchaus nachvollziehbar. Er ist sicher auch ein Signal im Zusammenhang mit der aktuell laufenden Evaluierung von FFH- und Vogelschutzrichtlinie (http://ec.europa.eu/environment/nature/ ... dex_en.htm ). Mal sehen, wie sich die anderen Teilnehmer der Plattform jetzt verhalten.

Re: Bauern kündigen Mitarbeit in EU-Arbeitskreis zu Großraubtieren auf

Verfasst: 17. Feb 2015, 14:58
von holsteiner in nrw
Kumuliert hier nicht der grundsätzliche Konflikt der Brüsseler Bürokratie mit den realen Bedingungen vor Ort? Aber wie soll es in Brüssel klappen, wenn es nicht mal auf Länderebene (siehe Niedersachsen) funktioniert...?

Re: Bauern kündigen Mitarbeit in EU-Arbeitskreis zu Großraubtieren auf

Verfasst: 17. Feb 2015, 15:39
von Miscanthus
LarsD hat geschrieben:
Sobald das Thema "Regulierung" von Populationen aufgerufen oder gar der aktuelle Schutzstatus hinterfragt werden soll, ist Schluss mit der Diskussion.
Genau das scheint der Knackpunkt gewesen zu sein. Und genau da vermute ich, dass die Landwirte überzogene Forderungen gestellt haben. Ob sich die Landwirte da selbst einen Gefallen getan haben mit der Trotzreaktion sei mal dahingestellt.

Re: Bauern kündigen Mitarbeit in EU-Arbeitskreis zu Großraubtieren auf

Verfasst: 17. Feb 2015, 15:59
von LarsD
Das hat mit Brüssel wenig zu tun. Der Kern des Problems liegt für mich darin, dass Naturschützer in Behörden und Verbänden extreme Schwierigkeiten mit den eigenen Erfolgen haben. Scheinbar wird neben den Kampagnen auch die eigene Daseinsberechtigung auf die Fortschreibung von Bedrohungsszenarien gegründet - und schon wird Erfolg zum echten Problem. Rational gedacht, sollte es einen ganz selbstverständlichen Mechanismus geben, mit dem der Schutzstatus fü reine Art dem tatsächlichen Schutzbedürfnis angepasst wird. Dieser Mechanismus fehlt bislang. Das Ergebnis ist immer das Gleiche. Bestände einst bedrohter Arten erholen sich, zugleich nehmen die von ihnen verursachten Schäden zu - fertig ist der Konflikt. Der eskaliert, wenn unter Beibehaltung des strengen Schutzes dann effektive Schadensverhinderung betrieben werden soll. Läuft ähnlich erfolgreich, wie die Kombination von zeitgleichem Gasgeben und Bremsen beim Autofahren. Die tatsächlich Betroffenen verweisen auf die Schäden und fordern Abhilfe, die gefühlt Betroffenen verweisen auf den strengen Schutzstatus und blockieren nötige Eingriffe in die Population ... Kormoran, Biber, Wolf ... immer die gleichen Rollenverteilungen, oftmals die gleichen Protagonisten und immer der gleiche Streit.

Re: Bauern kündigen Mitarbeit in EU-Arbeitskreis zu Großraubtieren auf

Verfasst: 17. Feb 2015, 18:47
von Grauer Wolf
Miscanthus hat geschrieben:Ich meine aus der Presseerklärung ziemlich eindeutig herauszulesen, dass die Bauernverbände wohl etwas überzogene Erwartungen zu ihren Gunsten hatten, die nicht erfüllbar waren und sie sich deshalb beleidigt zurückgezogen haben?
Sehe ich genauso.
...Lösungen für eine Verbesserung der Situation der lokalen Landbevölkerung zu finden.
Die gewünschten Lösungen kann ich mir lebhaft vorstellen... :x
Der starke Schutz dieser Arten beginnt, eine Gefahr für Grünland mit großer biologischer Vielfalt
darzustellen, das durch Beweidung erhalten wird und von dem viele andere geschützte Arten abhängig sind.
Vielleicht sollte man das Vieh sachgerecht schützen? Im übrigen sind die üblichen Viehweiden, die man so sieht, ökologisch so wertvoll wie ein Fußballfeld: Massiv eutrophiert.

Wie auch immer, die Zeiten, in denen man große Beutegreifer auf Wunsch der Bauern einfach abknallte, sind hoffentlich vorbei.

Gruß
Wolf

Re: Bauern kündigen Mitarbeit in EU-Arbeitskreis zu Großraubtieren auf

Verfasst: 20. Feb 2015, 22:25
von friloo
Hi,

das lese ich so: Die Bauern/Viehhalter wollen ja helfen und würden auch dem Wolf helfen, schließlich sind sie die einzigen, welche ihre Gegend (Umgebung, Ökologie) wirklich kennen. Man muß den Bauern halt schon ein Mittel an die Hand geben um das auch zu tun.

Als den Bauern(verbänden) klar wurde, was da läuft (Bürokratie) haben sie sich ausgeklingt.

Wir hier in Bayern haben inzwischen viele Biber, es gibt kaum ein Gewässer ohne Biber. Mir selber ist am frühen Morgen ein Biber in 1Meter Abstand gemütlich vorbei marschiert. Die Bauern machen nicht viel gegen den Biber, da wird höchstens mal ein Biberdamm der droht einen ganzen Bach über die Wiesen zu leiten, eingerissen. Die Angler haben sich mit dem Biber arrangiert, große Bäume am Gewässerrand kriegen einen Kragen aus Maschendraht.

Blos die Stadt Ulm hat nix begriffen, erst als viele Bäume weg waren und in der Donau lagen, haben sie mit grossem Aufwand panisch irgendwas gemacht.

Imho braucht die Politik erst mal einen Ausschuß, der dann etwas beschliesst, aufgrund der Tatsache, das die Auschussmitglieder 30 Min. vor Ort waren.

Sehen diese Volksverdreher in 30 Minuten irgendwas? Nur sich selber, aber man war dabei und kann sich hinterher gehörig auf die Schultern klopfen.

Dann gibt man noch ein statement ab und ist fein raus, schließlich hat man sich ja persönlich drum gekümmert.