313 Pferde durch Wölfe gerissen

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kangal2
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von kangal2 »

Hänsel hat geschrieben:Mit steigender Populationsdichte erwarte ich allerdings eine überproportional steigende Anzahl an Nutztierrissen und Bedrohungen, die ab dem Punkt X nicht mehr akzeptabel sind.
Das "erwarten" einige, die es kaum erwarten können, schon, seit der erste Wolf bei uns auftauchte. :mrgreen:
Dummerweise ist das Gegenteil der Fall, da Herdenschutzmaßnahmen zunehmend angewandt werden und Wirkung zeigen.
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SammysHP
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von SammysHP »

Hänsel hat geschrieben:Ganz einfach, eine Beschränkung der Populationsgröße ab Punkt X.
Warum die Größe? Wenn, dann macht es doch bei einer gewissen Dichte Sinn. In der Lausitz und drumrum zeigt sich momentan aber, dass die Dichte nicht deutlich steigt. Von daher gibt es also keinen Handlungsbedarf.
Hänsel
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von Hänsel »

kangal2 hat geschrieben:Die maximale Populationsdichte pro Revier streben auch die Wölfe selbst an - und regeln das entsprechend.
Hat in Sachsen nun schon seit Ewigkeiten geklappt, trotz aller Unkenrufe und Schwarzmalereien.
Wird auch woanders klappen.
Solange sie noch woanders freie Plätze finden und auswandern, mag ich an die Selbstregulation der Populationsdichte wohl glauben. Wann wird dies aber nicht mehr möglich sein? Wie werden sie sich dann verhalten? Werden sie zu Kulturfolgern, wie Füchse, Waschbären u.v.a.m. in unseren Städten, wie Elche in Vancouver, wie Schwarzkittel es in Berlin wohl sehr bald sein werden? Alles Unkenrufe? Schwarzmalerei?
Hänsel
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von Hänsel »

SammysHP hat geschrieben:
Hänsel hat geschrieben:Ganz einfach, eine Beschränkung der Populationsgröße ab Punkt X.
Warum die Größe? Wenn, dann macht es doch bei einer gewissen Dichte Sinn. In der Lausitz und drumrum zeigt sich momentan aber, dass die Dichte nicht deutlich steigt. Von daher gibt es also keinen Handlungsbedarf.
Richtig, ich meinte die Dichte die sich ja irgendwann auch in einer (Gesamt-)größe niederschlägt.
Hänsel
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von Hänsel »

kangal2 hat geschrieben:
Hänsel hat geschrieben:Mit steigender Populationsdichte erwarte ich allerdings eine überproportional steigende Anzahl an Nutztierrissen und Bedrohungen, die ab dem Punkt X nicht mehr akzeptabel sind.
Das "erwarten" einige, die es kaum erwarten können, schon, seit der erste Wolf bei uns auftauchte. :mrgreen:
Dummerweise ist das Gegenteil der Fall, da Herdenschutzmaßnahmen zunehmend angewandt werden und Wirkung zeigen.
Das ist doch einfach nicht richtig: Ohne es gezählt zu haben, aber die Medienberichte über Risse von Schafen hier, Rindern/Kälbern dort und zwischendurch nochmal ein Jagdhund, suggerieren mir, dass die Probleme in den letzten Monaten nahezu explosionsartig zugenommen haben.
Grauer Wolf

Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von Grauer Wolf »

SammysHP hat geschrieben:
Hänsel hat geschrieben:Ganz einfach, eine Beschränkung der Populationsgröße ab Punkt X.
Warum die Größe? Wenn, dann macht es doch bei einer gewissen Dichte Sinn. In der Lausitz und drumrum zeigt sich momentan aber, dass die Dichte nicht deutlich steigt. Von daher gibt es also keinen Handlungsbedarf.
Das kann sie ja auch gar nicht, weil die Reviergröße (hier typisch 250 km²) und die Rudelstärke (rund 8...10 ausgewachsene Tiere; also Eltern, Jährlinge, ggf. noch 2- oder 3-Jährige) weitgehend konstant sind, somit auch der Mittelwert von Wölfen je km², wenn vergleichbare Umweltbedingungen gegeben sind. Das Pech der Wolfsgegner ist, daß sie solche, leicht recherchierbare Fakten gerne mißachten und stur nach Abschuß schreien!
Kurzum: Das Wolfsgebiet breitet sich weiter aus, aber die Wolfsdichte bleibt weitgehend konstant und schwankt nur sehr gering.

Und natürlich regulieren sich die Wölfe selber resp. sie werden von der Natur reguliert. Dafür sorgt das Beuteangebot, ggf. Krankheiten, das Wetter, hierzulande leider auch der Verkehr, evtl. auch mal Grenz- resp. Revierstreitereien zwischen Rudeln, die keine verwandtschaftlichen Beziehungen haben/pflegen (der "Krieg" zwischen den Sloughs und den Druids um das Lamar Valley, dem besten Jagdgrund im Yellowstone, ist z.B. schon fast legendär).
Im Gegensatz zum Schalenwild kann es bei Beutegreifern nicht zu explosiver Vermehrung kommen, wobei selbst Schalenwild an seine Grenzen stößt, wenn es sein Habitat überweidet.
Und warum sollten Wölfe Kulturfolger werden? Füchse und Waschbären haben ein komplett anderes Beutespektrum, sie können in städtischem Umfeld gut überleben. Für Wölfe langt das nicht, obgleich sie sich schon mal in die städtischen Randgebiete begeben, wie die Forschungen von Promberger in Rumänien zeigen. Probleme entstehen daraus nicht und den Leuten ist nach Filmaufnahmen ein Wolf an der Bushaltestelle am Standrand nicht mal ein zweiter Blick wert, manchmal nicht mal ein erster...
Waschbären machen nur deshalb Probleme, weil sie regelrechte Einbruchskünstler sind, bei denen man sich was einfallen lassen muß. :mrgreen:

Gruß
Wolf
Lutra
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von Lutra »

Hänsel hat geschrieben:
Lutra hat geschrieben:
Hänsel hat geschrieben: Mehrer Hundert sind ja schon da, gerade auch in dem Bundesland indem ich lebe.
Und die breiten sich weiter aus, gründen neue Rudel und besiedeln weitere Gebiete. Wenn bei Dir schon so viele sind, kennst Du ja die Probleme. Was möchtest Du denn, dass sie sich wo anders ansiedeln und nicht in Deiner Umgebung?
Ganz einfach, eine Beschränkung der Populationsgröße ab Punkt X. Bedarf dass einer Erläuterung?

Die Frage ist, wo liegt Punkt X?

Dass einzelne Wölfe zu Problemwölfen werden können, müssen wir m. E. hinnehmen und ggf. schnell und unbürokratisch durch Einzelmaßnahmen lösen., zu deutsch töten. Mit steigender Populationsdichte erwarte ich allerdings eine überproportional steigende Anzahl an Nutztierrissen und Bedrohungen, die ab dem Punkt X nicht mehr akzeptabel sind.
Du verstehst mich miß... ;-)

Die Populationsgröße bedeutet ein mehr oder weniger großes Besiedlungsgebiet. Wenn Du die Populationsgröße auf ein bestimmtes Maß beschränken möchtest, mußt Du also bestimmte Gebiete von der Besiedelung ausnehmen, also jeden Wolf, der sich dort bewegt, vornehm gesagt "entnehmen". So wurde es bis 1990 für das Gebiet der DDR praktiziert. Nun ist es bei den Wanderungsbewegungen des Wolfes schlecht möglich, einen Flickenteppich von genehmen Siedlungsgebieten zu etablieren.
Also die Frage ist, wie stellst Du Dir eine "Beschränkung der Populationsgröße" praktisch vor?
Grauer Wolf

Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von Grauer Wolf »

Lutra hat geschrieben:Also die Frage ist, wie stellst Du Dir eine "Beschränkung der Populationsgröße" praktisch vor?
Na wie wohl? Bild
Das ist die Lösung, nach der Wolfsgegner grundsätzlich schreien, Das verstehen die Leute unter "regulieren" und "beschränken":
http://www.nabu.de/fotos/wolf-wendland_bullerjahn.jpg
(mir ist schon wieder übel...)

Gruß
Wolf Bild
Hänsel
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Re: 313 Pferde durch Wölfe gerissen

Beitrag von Hänsel »

Grauer Wolf hat geschrieben:
Hänsel hat geschrieben:Wenn eine Diskussion erst dann beginnt, nachdem negative Berührungen zwischen Menschen/Kindern und Wölfen stattgefunden haben, werden die Befürworter einer erneuten Ausrottung sehr schnell große Zustimmung bekommen.
Kann diese Angstmacherei endlich mal aufhören? Bild
Wir sind tagtäglich von Gefahren umgeben, die extrem wahrscheinlicher zu Schäden führen!
Statistisch gesehen tritt innerhalb von zehn Jahren weniger als ein tödlicher Unfall mit Wölfen in Europa auf und das bei etwa 10.000 bis 20.000 Wölfen (russicher Teil nicht mitgerechnet). In den letzten 50 Jahren wurden in Europa 59 Zwischenfälle bestätigt. In den meisten Fällen waren es Wölfe, die an Tollwut erkrankt waren. Fünf dieser Angriffe endeten tödlich.
aus http://www.wwf.at/de/wolf_praxistipps/ (Die Zahlen sind auch aus der NINA-Studie nachzuvollziehen.)

5 Todesfälle in 50 Jahren! Statistisch alle 10 Jahre einer.
Alleine 2013 starben in Europa fast 26.000 Menschen im Verkehr.
Selbst wenn man nicht berücksichtigt, daß die Zahlen noch vor 20 Jahren erheblich größer waren, ergibt das auf 50 Jahre 1,3 Millionen Verkehrstote , in Worten: Eins komma drei Millionen Verkehrstote!
Hallo? Und dann wird wegen 5 Toter durch Zwischenfälle mit Wölfen (die obendrein mit hoher Wahrscheinlichkeit eigenverschuldet waren) und 54 Fällen mit ein paar Kratzern ein Horrorszenario aufgebaut und nach Regulierung geschrieen? In welcher Welt leben wir eigentlich?
Hänsel hat geschrieben:Warum glaubst Du ausschließen zu können, dass so etwas bei Wölfen nicht passiert?
Vielleicht, weil ich mich seit Jahren mit Wölfen in aller Welt befasse? Selbst in den USA und Kanada gibt es kaum Fälle mit tödlichen Zwischenfällen und alle waren m.W. Eigenverschulden entweder durch Habituierung oder grob falsches Verhalten (ich kenne teilweise die offiziellen Untersuchungsberichte). (Indien ist ein Sonderfall und die Vorkommnisse dort konzentrieren sich auf zwei Gebiete mit extremen Umweltbedingungen.)
Wenn jemand meint, er müsse die Welpen einer Wolfsmutter ausgraben und er sich dabei ein paar Löcher fängt (so geschehen in Spanien), dann stehen meine Sympathien 100%ig auf Seiten der Wölfin, und wäre ich vor Ort, würde ich ihr mit einem kräftigen Knüppel in der Hand gerne auch noch tatkräftig beistehen!

Ich bleibe dabei: die Gefahr, die von gesunden, nicht habituierten, nicht bedrängten Wölfen für den Menschen ausgeht, strebt asymptotisch gegen null. Erfahrene Feldforscher werden Dir kaum was anderes sagen.
Und wie ich schon oft schrieb: In einem Waldgebiet, in dem ein Rudel Wölfe seine Heimat hat, würde ich mich seelenruhig ohne Zelt zum Schlafen hinlegen und mich beim Einschlafen am Gesang der Grauen erfreuen.
Was da gefährlich ist, sind ggf. Wildsauen und natürlich durchgeknallte Menschen mit oder ohne Knarre, die beide gefährlicher sind als sämtliche Wölfe der Welt zusammen.

Gruß
Wolf


PS.: Apropos Greifvogelangriffe. Die erfolgen typischerweise in der Zeit von April bis Juni. Die Bussarde wollten schlicht Störenfriede von ihren Horsten verjagen. Wenn dann eine Gruppe Reiter mit Donnergetöse vorbeirauscht, werden die natürlich rebellisch. Die gleiche Erscheinung gibt's auch bei Möwen. Da Vögel den höchsten Punkt angreifen, steckt man sich z.B. einen umgedrehten Skistock o.ä. in einen Rucksack und gut ist. Und obendrein fände ich es vernünftig, Gebiete, wo die Tiere horsten/nisten, in der Brutzeit nicht zu stören oder sich wenigsten unauffällig und leise zu verhalten.
Durch die Relativierung einer Gefahr indem man auf noch größere Gefahren hinweist, hat sich die öffentliche Meinung nur selten drehen lassen. Und das ist auch gut so, ist im Leben doch immer noch Schlimmeres denkbar. Mit dem Hinweis auf lagernde Atomwaffen ließe sich jedwede Gefahr als nahezu nicht existent hinstellen.

Ich stelle nur fest, dass die in wikipedia veröffentlichen Todesfälle durch Wolfsangriffe ein völlig anderes Bild ergeben als die von Dir zitierte Statistik. Dort wird nicht von 5 Todesfällen in 50 Jahren berichtet, sondern von 6 Todesfällen in den Jahren 2012 + 2013.

Du schließt eine Gefahr die von gesunden, nicht habituierten und nicht bedrängten Wölfen für den Menschen ausgehen könnte, nahezu aus. Wölfe werden nun aber auch mal krank, auch tollwütig, Bei zunehmender Populationsdichte ist eine Habituierung wohl nicht auszuschließen - oder kennst Du Beweise die anderes nahelagen? Und natürlich werden Wölfe auch mal bedrängt werden, das wird sich gerade im dichtbesiedelten D. kaum ausschließen lassen. Je höher die Populationsdichte sein wird, umso wahrscheinlicher und öfter wird es dazu kommen.

Greifvogelangriffe: Allein mit meinem Pferd auf einem Waldweg, hielt sich unser beider, den Bussard herausforderndes Getöse, in Grenzen. Der war wohl einfach sauer, weil er sich ein Gebiet mit zu vielen Brüdern und Schwestern teilen musste und einen ständig knurrenden Magen hatte.

Der Schlaf im Wald inmitten eines Wolfsgebietes sei Dir gegönnt. Aber glaube mir, Du wirst nur wenige Menschen überreden können, es Dir gleich zu tun und wird sie deshalb auch wenig beeindrucken.

Ich bleibe dabei, wenn von Seiten der Wolfsbefürworter nicht recht bald ein klares Signal kommt, dass sie die Ängste und Befürchtungen vor (zu) vielen Wölfen ebenso ernst nehmen wie die wirtschaftlichen Schäden, die vor allem Landwirten entstehen und bis dato nicht verpflichtend von der Gesellschaft übernommen werden, wird die Zustimmung zu der Wiederansiedlung der Wölfe im westlichen Europa kippen.
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