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Wie können wir mit dem Wolf leben?
Verfasst: 10. Okt 2014, 19:45
von kangal2
Das Mädel vom LJV ist doch recht ok und kompetent dazu.
Nur, um mal einen kleinen Gegenpol zum hier verbreiteten Jäger - Bashing zu zeigen.
http://www.ndr.de/nachrichten/niedersac ... lk100.html
Re: Wie können wir mit dem Wolf leben?
Verfasst: 10. Okt 2014, 20:25
von holsteiner in nrw
es basht ja nicht jeder hier...
aber danke für den Link.
Re: Wie können wir mit dem Wolf leben?
Verfasst: 11. Okt 2014, 07:35
von Lutra
Ich hab mir gestern abend den Beitrag angesehen. Dabei wurde wieder mal deutlich, dass man sich erst ein Mindestmaß an Sachwissen aneignen sollte, ehe man öffentlich das Maul aufmacht. Frau Habbe hat mit Sicherheit ein hohes Maß an Fachwissen in Wolfsfragen und ist daher für ihre Aufgabe bestens geeignet. Auch in Sachsen gibt es viele Jäger, die sich in dieser Hinsicht bemühen, leider aber, wie in anderen Gegenden auch, einige, die lautstark "mit dem Arsche das einreißen, was andere mit den Händen aufgebaut haben". Die schwarzen Schafe innerhalb einer Interessengruppe schaden dieser wesentlich mehr als jede Kritik von außen. Soviel zum "Bashing".
Re: Wie können wir mit dem Wolf leben?
Verfasst: 11. Okt 2014, 15:29
von Grauer Wolf
Die beiden Herren rechts bedienten wieder einmal das Rotkäppchenklischee (geht das eigentlich mal ohne?) plus das übliche Gejammere um's Geld minus der Bereitschaft, sich anzupassen.
Speziell der Merz ist m.M.n. der typische Anthropozentriker, Naturfeind und Wolfsphobiker ohne Ahnung, bei dessen Gerede sich mir teilweise die Ohrläppchen im Genick zusammenzogen (ich hatte auch den Eindruck, daß er sich im Wolfsgehege nicht
unbedingt entspannt fühlte...

)!
Genau zwei hatten Ahnung: Herr Vogelsang und Frau Habbe.
Allerdings: 250 erwachsene Individuen bei Kontakt mit umliegenden Populationen ist ein Witz, ein Feigenblatt, sonst nichts. Da war ich doch schon recht betroffen. Das wäre keinen Deut besser als die üblen Bedingungen in Schweden: Feuer frei!
Das beste an der Sendung waren noch die Grauen, die der Kameramann dankenswerter Weise immer mal wieder in's Bild nahm!
Gruß
Wolf
Re: Wie können wir mit dem Wolf leben?
Verfasst: 11. Okt 2014, 15:51
von SammysHP
Wobei ich das mit den Zahlen immer noch nicht ganz verstanden habe. 250 Individuen bei Austausch mit anderen Populationen. Dann sind diese 250 doch keine eigene Population mehr, sondern gehören zu den anderen mit dazu, oder? Was passiert, wenn sich Polen und Italien in Deutschland treffen, wo zieht man dann eine Grenze?
Re: Wie können wir mit dem Wolf leben?
Verfasst: 11. Okt 2014, 16:41
von holsteiner in nrw
Ich denke diese Diskussion wird in naher Zukunft eine ganz entscheidende werden. Frau Habbe hat ja immer wieder betont, dass es sich hierbei um 250 sich reproduzierende, sprich adulte Wölfe handeln muss.
Was macht man denn dann mit den Welpen? Ich vermute einige Interessengruppen haben dann natürlich die Intention sie jaglich zu „entnehmen"... Bei der Reproduktionsrate der Wölfe grenzt das ja an ein Massaker. Ich weiß das ist etwas überzeichnet dargestellt... Ausserdem traue ich dem „gemeinen“ Jäger mit seinem durchschnittlichen Wolfswissen nicht zu nur die juvenilen Wölfe zu jagen. Ich hoffe aber, dass uns diese Problematik
auf Grund der zähen bürokratischen Wege innerhalb der EU noch lange nicht droht.
Wie Sammy schon erwähnte möchte auch ich auf die Brückenfunktion Deutschlands verweisen.
Wie definiert man denn dann die geschlossene Population, wenn in Deutschland die Lücke zwischen baltischer und Alpenpopulation geschlossen wurde? Gibt es dann in Mitteleuropa nur noch eine gemeinsame Population?
Was die Kompetenz innerhalb dieser Sendung anbelangt ragte Frau Habbe unter allen Beteiligten heraus. Sie hatte etwas sehr angenehm sachliches. Etwas, dass vielen anderen Beteiligten gut zu Gesicht stehen würde. Auch innerhalb dieses Forums im Übrigen.

Selbst der Mann vom BUND war für mich nicht ausreichend kompetent. Zumindest hat er nicht unbedingt viel mit Wissen beigetragen....
Lutra hat ja schon mit dem Verweis auf die schwarzen Schafe entsprechend richtig argumentiert. Selbstverständlich geht es nie ohne Emotionen aus. Angesichts der doch sehr unterschiedlichen Standpunkte auch verständlich.
Ich verstehe in Niedersachsen wirklich die Landesregierung nicht. Immerhin eine Rot-Grün geführte. Da erwarte ich doch etwas mehr Engagement und Unterstützung für die betroffenen Gruppen. Nur durch Unterstützung bei entsprechenden Schutzmassnahmen und Entschädigung im Schadensfall ist der Problematik beizukommen. Und den Kritikern den Wind aus den Segeln.
Auch wenn ich die geäußerte Summe von hunderten von Millionen als absolut übertrieben halte. Aber das sei der Emotion geschuldet.
Re: Wie können wir mit dem Wolf leben?
Verfasst: 11. Okt 2014, 18:36
von jurawolf
SammysHP hat geschrieben:Wobei ich das mit den Zahlen immer noch nicht ganz verstanden habe. 250 Individuen bei Austausch mit anderen Populationen. Dann sind diese 250 doch keine eigene Population mehr, sondern gehören zu den anderen mit dazu, oder? Was passiert, wenn sich Polen und Italien in Deutschland treffen, wo zieht man dann eine Grenze?
Da steckt schon eine logische Erklärung dahinter.
Die 250 adulten Wölfe sind die Vorgabe der IUCN für einen günstigen Erhaltungszustand (
favourable reference population), falls die Tiere Teil einer Metapopulation sind, also ein regelmässiger Austausch mit benachbarten Populationen besteht. Damit stellen sie immer noch eine eigene Population mit eigenständigen Merkmalen dar (z.B. betreffend zahlenmässiger Entwicklung der Population, genetischer eigenständiger Entwicklung, zusammenhängender Lebensraum, etc.). Nach meiner Einschätzung ist die mitteleuropäische Flachlandpopulation sehr wohl eine eigenständige Population (was ja teilweise angezweifelt wird), aber auch Teil einer Metapopulation mit den Wölfen des Baltikums (was wohl auch nicht alle so sehen). Das selbe gilt für die Alpenwölfe, welche im Austausch stehen mit den Wölfen des Apennins, aber trotzdem ökologisch und genetisch eigenständig sind und damit selber eine Population bilden.
Besteht hingegen gar kein Austausch zu anderen Populationen, gilt gemäss IUCN eine minimale Grenze von 1'000 adulten Wölfen für einen günstigen Erhaltungszustand. Dies würde z.B. die Iberischen Wölfe betreffen.
Die Zahlen sind aber trotzdem etwas technisch, weil damit bloss sichergestellt ist, dass die Wahrscheinlichkeit des Aussterbens der Population aus genetischen Gründen weniger als 10% beträgt. Absolut gesichert sind die Populationen damit also auch nicht. Von Seiten der Schutzorganisationen wird seit langem der Ansatz vertreten, dass für einen günstigen Erhaltungszustand die Aussterbenswahrscheinlichkeit in 100 Jahren nicht mehr als 5% betragen sollte. Damit müsste der Minimalbestand an adulten Tieren deutlich angehoben werden.
Re: Wie können wir mit dem Wolf leben?
Verfasst: 13. Okt 2014, 09:22
von kangal2
Lutra hat geschrieben:Die schwarzen Schafe innerhalb einer Interessengruppe schaden dieser wesentlich mehr als jede Kritik von außen. Soviel zum "Bashing".
So ist es, trifft übrigens auch für einige Wolfsfreunde zu.

Re: Wie können wir mit dem Wolf leben?
Verfasst: 13. Okt 2014, 19:03
von Lutra
kangal2 hat geschrieben:Lutra hat geschrieben:Die schwarzen Schafe innerhalb einer Interessengruppe schaden dieser wesentlich mehr als jede Kritik von außen. Soviel zum "Bashing".
So ist es, trifft übrigens auch für einige Wolfsfreunde zu.

Deshalb hab ich auch "Interessengruppe" geschrieben. Wobei ich hier im Forum keine Jagdgegner kenne, so Leiteransäger, auf die das dann zutreffen würde.
Re: Wie können wir mit dem Wolf leben?
Verfasst: 14. Okt 2014, 09:44
von Skeptiker
SammysHP hat geschrieben:Wobei ich das mit den Zahlen immer noch nicht ganz verstanden habe. 250 Individuen bei Austausch mit anderen Populationen. Dann sind diese 250 doch keine eigene Population mehr, sondern gehören zu den anderen mit dazu, oder? Was passiert, wenn sich Polen und Italien in Deutschland treffen, wo zieht man dann eine Grenze?
Diese Einstufung als eigene Population ist beim Wolf eh ausgesprochen fragwürdig. Nimmt man sich den Populationsbegriff her und betrachtet die Kriterien, die da für die Einstufung einer Gemeinschaft von Lebewesen als Population Voraussetzung sind, scheitert man vermutlich schon bei der Genetik, dá die deutsch-westpolnische "Population" sich genetisch wohl kaum von den nordöstlich benachbarten Wölfen unterscheidet. Auch ist diese "Population" ja wohl nicht wirklich geographisch isoliert.
Insofern ist aus meiner Sicht selbst die Einstufung als Subpopulation fragwürdig. Die ausgesprochene Mobilität der Wölfe, die nicht zuletzt ja die abwandernden Jungwölfe zeigen, spricht aus meiner Sicht sehr dagegen...
Diese Auffassung wird aber von den maßgeblichen Leuten in Deutschland wohl kaum geteilt werden...