Spanien: Wolf geschossen / wirksames Management

Über freilebende Wölfe in Europa.
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Miscanthus
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Spanien: Wolf geschossen / wirksames Management

Beitrag von Miscanthus »

Mir fällt kein wirklich griffiger Betreff ein.
In der Provinz Salamanca wurde, im Einvernehmen mit dem Wolf Management Plan, ein Wolf geschossen,
der seit einiger Zeit durch verstärkte Angriffe auf Nutztiere auffällig wurde. Es handelte sich um ein 2-3 Jahre altes männliches Tier.
Das ist jetzt keine Meldung, die einen wirklich vom Hocker reisst. Zumal man, wie ich auch schon vor Ort erleben durfte, in Spanien erstaunlich entspannt mit Wolf und Bär umgeht. Ich finde es aber ganz interessant wie in dem Artikel ausführlich auf das Wolf-Management in (Nord)Spanien und die Schutzmaßnahmen eingegangen wird um darzustellen, dass die "Entnahme" nicht leichtfertig genehmigt wurde.
http://www.massalamanca.es/provincia/17 ... topas.html
jurawolf
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Re: Spanien: Wolf geschossen / wirksames Management

Beitrag von jurawolf »

In den spanischen Provinzen nördlich des Duero geht vielleicht deshalb so entspannt mit dem Wolf um, weil er dort mehrheitlich normales jagdbares Wild ist ;-)

Der Abschuss im vorliegenden Fall ist insofern erwähnenswert, weil er südlich des Dueros erfolgte. In der betreffenden Provinz Castilla y León ist der Wolf zwar sehr häufig ((50-60% des spanischen Bestandes), aber nur nördlich des Dueros gilt er als jagdbares Wild. Südlich davon - auch in Salamanca - ist er seltener und deshalb eine geschützte Art, bei welcher Abschüsse nur im Einzelfall bei schadenstiftenden Individuen zugelassen sind. Der Artikel legt ausführlich dar, weshalb in diesem Fall der Abschuss bewilligt wurde.
Miscanthus
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Re: Spanien: Wolf geschossen / wirksames Management

Beitrag von Miscanthus »

jurawolf hat geschrieben:In den spanischen Provinzen nördlich des Duero geht vielleicht deshalb so entspannt mit dem Wolf um, weil er dort mehrheitlich normales jagdbares Wild ist
Das mag schon sein. Hier ist aber auch schon eine Kehrtwende eingekehrt, die geplante Ausweitung der Jagdsaison ist jedenfalls ausgeblieben. Und auch dort gibt es Organisationen, die versuchen, die Wolfjagd weiter einzuschränken. Ja, da gibt´s auch Dreck: Veranstalter, die ihre Klientel (auch gerne in russischer Sprache) zur Wolfsjagd in´s Land holen oder Guides für Wolfbeobachtungen, die die Wölfe ködern, damit man sie ja sieht!
Trotzdem, ja, wenn es so funktioniert und das scheint es auch zu tun, dann sei´s drum. Mir ist der "entspannte Umgang" mit dem Wolf und dem Bär dort jedenfalls lieber, als die kranke Hysterie oder das verlogene Getue andeswo.....
jurawolf
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Re: Spanien: Wolf geschossen / wirksames Management

Beitrag von jurawolf »

Ich dachte, letzte Woche irgendwo aufgeschnappt zu haben, dass die Jagdzeit sehr wohl verlängert wurde. Kann mich aber auch täuschen, zumal mein Spanisch mehr schlecht als recht ist... Muss mal nachschauen, woher ich die Info hab.
Miscanthus
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Re: Spanien: Wolf geschossen / wirksames Management

Beitrag von Miscanthus »

jurawolf hat geschrieben:Ich dachte, letzte Woche irgendwo aufgeschnappt zu haben, dass die Jagdzeit sehr wohl verlängert wurde. Kann mich aber auch täuschen, zumal mein Spanisch mehr schlecht als recht ist... Muss mal nachschauen, woher ich die Info hab.
Geht mir genauso mit Spanisch und erst recht fransssössissch. Aber zum Glück ist Google translator noch schlechter als ich :lol:
jurawolf
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Re: Spanien: Wolf geschossen / wirksames Management

Beitrag von jurawolf »

Der Google-Translator ist brauchbar, wenn man von einer Sprache gar nichts versteht oder allenfalls mal einzelne Wörter übersetzt werden müssen. Versteht man aber eine Sprache so halbwegs und lässt man den Text dann doch durch den Translator, ist man danach verwirrter als vorher.
Grauer Wolf

Re: Spanien: Wolf geschossen / wirksames Management

Beitrag von Grauer Wolf »

Mit Google Translator habe ich keine guten Erfahrungen.
Mal als Tip:

http://www.online-translator.com/
oder
http://de.pons.com/text-%C3%BCbersetzung

Mal ist der eine besser mal der andere (abhängig von der Sprache), aber im großen und ganzen bekommt man raus, um was es geht. Humoristische Elemente kommen natürlich vor und sprachliche Feinheiten bleiben bei diesen Automaten logischerweise auf der Strecke.
Mein Fazit der beiden: Einigermaßen brauchbar, wenn auch weit von "gut" entfernt.

Gruß
Wolf
Miscanthus
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Re: Spanien: Wolf geschossen / wirksames Management

Beitrag von Miscanthus »

Wie ich das hier so interpretiere, gab es wohl einen (vergeblichen) Vorstoß, den Schutz der Wolfpopulation nördl. des Duero mit der südl. des Duero zu harmonisieren - sprich: Strenger Schutz und Jagdverbot überall. Auch aus dem Grund, um sich für EU Fördermittel aus dem LIFE Projekt zu qualifizieren. Der Königliche Spanische Jagdverband meint allerdings, dass das Wolfmanagement so wie´s ist ausreicht und die Bestände stabil sind. Den status quo zu erhalten ist anscheinend auch kein Hindernis trotzdem die EU Mittel zu erhalten.
http://www.cazawonke.com/actualidad/fed ... -en-espana
gada
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Re: Spanien: Wolf geschossen / wirksames Management

Beitrag von gada »

Ich habe das gerade auch gelesen. Die EU Komission hält das Spanische Wolfsmanagement für ausreichend und der Königlich Spanische Jagdverband gratuliert sich selbst dafür. Naja, Spanien braucht das Life-Fördergeld.
Dann habe ich interessenshalber nach lobos en Espana gegoogelt.
Südlich des Duero sind die Spanier vielleicht entspannt, nördlich scheint es in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.
Die Provinzpresse in Nordspanien ruft verstärkt nach Wolfsregulierung und gegen Überpopulation. Regionalregierungen geben der lobby der Agroganaderia nach. Wolfsfreie Zonen werden erweitert, Wolfsjagd nun auch im Nationalpark Picos de Europa, in Castilla y Leon wurde die Jagdzeit auf Anfang September vorgezogen, Gesetzesantrag, Avila als wolfsfreie Zone auszuweisen usw. http://www.quesabesde.com/noticias/lobo ... ropa_11102.
Als effizientere Kontrollmethode zur Planerfüllung und vor allem aus Kostengründen wurde Privatjägern die Wolfsjagd in Verbindung mit der regulären Schalenwildjagd erlaubt. Das ist billiger. Jeder durch professionelle Wildhüter „regulierte“ Wolf koste den Staat nämlich 1.500 €. Sie rechnen vor: 12 bis 15 Personen, 6 bis 8 Fahrzeuge, 30 bis 200 Kilometer, Gehalt der Wildhüter zwischen 86 bis 110 € plus Auslagen macht 1.500 € pro regulierter Wolf. http://www.elcomercio.es/v/20131018/ori ... 31018.html
Berichte der letzten Jagdsaison 2013 in Cantabrien. http://naturalezacantabrica.blogspot.de ... abria.html
Auch Euronatur kritisiert. http://www.euronatur.org/Wolf-aktuell.7 ... 845ca8e4f6
Das Problem ist wohl, es gibt keine Kontrolle dieser Privatjagden, der Abschüsse, und der Bestandszahlen. Sehr entspannt die Spanier!
Aber kein Wunder, dass die Agroganaderia wieder nach mehr wolfsfreien Zonen schreit. In den „Wolfszonen“ haben sie eine wichtige Einnahmequelle verloren. Der Wolf half ihnen dort tüchtig bei Betrug und Korruption geholfen. Nun sind sie aufgeflogen und jetzt brauchen sie den Wolf nicht mehr. Die Guardia Civil ermittelt. Einige hundert Landwirte haben bei den Entschädigungen für Wolfsrisse betrogen. Im Zeitraum seit 2010 haben sich bisher 1.200 von 10.000 Schadensmeldungen als Betrug herausgestellt. Die falsch erstatteten Beträge variieren zwischen 800 bis 65.000€. Wolfsrisse wurden nicht kontrolliert, es wurden Risse gemeldet, die keine sind, gleiche Schadensfotos werden mehrfach eingereicht, es wurde überhöhte Beträge angemeldet, usw.. 300 Geschädigte haben Post bekommen, weil sie sich doppelt auszahlen liessen, vom Staat und von der Versicherung. Die Ärmsten wussten ja nicht, dass sie das nicht durften…. Zwei „Wildhüter“ haben fleissig mitbetrogen und sich die Entschädigungen mit den Tierhaltern geteilt. Und dabei locker ihr Gehalt verdoppelt….
http://www.lne.es/asturias/2014/03/20/g ... 59324.html
Fapas schreibt, dass das ganze schon lange bei den öffentlichen Verwaltungen bekannt war, die nun anstatt bei den Tierhalten durchzugreifen, lieber die Wolfspopulation reugliert/eliminiert. http://www.fapas.es/index.php/fapas-hoy ... n-asturias
Die spanischen Wolfsjäger filmen sich auch gern in action, hier ein furchtbares Youtube Video. Wenn ihr sowas nicht sehen könnt, klickt es nicht an http://youtu.be/KGijtJCMtnk
Danach unterzeichet man dann doch gerne diese spanische Petition. Darin wird verbesserter Herdenschutz in Cantabrien verlangt und eine aktuelle Bestandsaufnahme der Wolfszahlen.
http://www.change.org/es/peticiones/que ... -cantabria
Soweit aus Spanien. Ich war erschrocken über die Menge der Meldungen und über die Richtung, in die es geht.
In Spanien, Italien, USA: Es scheint, sobald es wirtschaftlich schlechter geht, macht die Zivilgesellschaft einen Schritt zurück zulasten der Natur.
balin
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Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Spanien: Wolf geschossen / wirksames Management

Beitrag von balin »

Danke für den Beitrag!
So in etwa habe ich das über Ferus auch mitbekommen. Petition ist schon unterzeichnet. Zu meiner Zeit waren das ungefähr 74000 Unterschriften. Inzwischen dürften es deutlich mehr sein. Es wird einfach eine gründliche Bestandsaufnahme gefordert bevor weiter so zügellos in die Wolfspopulation hineingeballert wird, wie in der letzten Zeit.
Hier der komplett blaue Link:
http://www.change.org/es/peticiones/que ... -cantabria
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