Nina hat geschrieben:Selbstverständlich kann man auf Kritik an bewusst herbeigeführten Haustiertötungen durch Freizeitjäger mit "Sarkasmus" (?) reagieren und Zitaten die entscheidenden Kernelemente entnehmen, um im Folgezug die auf diese Weise reduzierten und damit sinnentstellten Aussagen ins Lächerliche zu ziehen.
Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe es in
dem Beitrag recht gut auf den Punkt gebracht, denn lächerlich ist nicht meine Zusammenfassung, sondern das was du, möglicherweise mangels Kenntnis, impliziert hast. Andere Mitleser (sofern die hier noch existieren?) mögen diese Interpretation gerne korrigieren, aber
dein Text lässt im Kontext mit den anderen eine
pauschale Unterstellung der Unwissenschaftlichkeit gegenüber jagdlich-aktiven Wildbiologen* erkennen. Ebendas ist absurd und sollte als das gekennzeichnet werden was es ist:
unhaltbar.
Allgemein: Wenn man unwissenschaftliches Arbeiten feststellt, kann man sich immer fragen woher das rühren könnte, umgekehrt aber Autoren allein deswegen zu ignorieren, weil sie nicht im luftleeren Raum forschen und lehren, sondern auch den Austausch mit den unmittelbar von ihrer Fachgebiet berührten Personen pflegen (egal ob aus Landwirtschafts-, Jagd- oder Naturschutzkreisen), ist nicht legitim.
Beispielhaft verweise ich erneut auf den von dir schon zitierten Dipl. Biol. Christof Janko, der jagdlich sehr aktiv ist (jagdliche Ausbildung, Artikel in der Presse, Vorträge, privat, etc.), was ihn aber nicht daran hindert wissenschaftlich einwandfreie, anerkannte Arbeiten abzuliefern und etwa den üblichen jagdlichen Abschuss für
gänzlich ungeeignet zu erklären, wenn es um die Zurückdrängung des Fuchsbandwurms geht.
Zur Person selbst sei gesagt, dass Prof. Hackländer sich oft genug die Verbände und deren konkrete Positionen scharf kritisiert hat und neben seinen Aktivitäten im jagdlichen Umfeld, die du scheinbar als kompromittierend empfindest, als wissenschaftlicher Berater und Gutachter für die verschiedensten staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen, wie WWF, IUCN und US Geological Survey, tätig war und auch vom Naturschutzbund Österreich, dem Pendant zum deutschen NABU, als ausgewiesener Experte in dessen Publikationen interviewt wird. (siehe Vita)
Bezogen auf das eigentliche Thema, die Katzen, wirkt eine solche Unterstellung schon weit hergeholt, wenn man die Aussagen beiden zitierten Autoren im einzelnen vergleicht und sich vor Augen hält, dass Dr. Lachmann und Prof. Hackländer in den wesentlichen Grundannahmen übereinstimmen - beide sehen Habitatverbesserungen als primär für den Artenschutz an, beide bejahen, dass Hauskatzen durch Prädation einen negativen Einfluss auf die Fauna haben können, beide führen diesen Einfluss auf deren unnatürlich hohe Dichten zurück. Wo sie differieren ist letztlich "nur" die Stärke dieses negativen Einflusses, dabei stellt sich Prof. Hackländer auf den Standpunkt (konkret belegt mit Quellen), dass es unter entsprechenden Umständen auch abseits von Inseln, nicht nur zu Rückgangen, sondern auch zu lokalen Extinktionen kommen kann.
* Sofern dies nicht die Absicht war, brauchst du dich von der Replik selbstverständlich nicht getroffen zu fühlen.
Nina hat geschrieben:Wenn Herr Prof. Dr. Klaus Hackländer "Universitätslehrgänge" zum "akademischen Jagdwirt" anbietet und als eine der Zielsetzungen selbst die Weiterbildung zu "Multiplikatoren und Meinungsbildnern für eine nachhaltige Jagd der Zukunft" benennt, dürfen wir sicher fragen, ob und inwieweit diese jagdlichen Interessen möglicherwiese auch in seinen Arbeiten eine Rolle spielen könnten.
Was du da nennst, ist letztlich Teil des Lehrauftrags, besonders an Fakultäten mit forstlichem Bezug (Göttingen, Freiburg, Wien, München, Tharandt, etc.). Die Erkenntnisse der Forschung sind essentiell, wenn man effektives Wildtiermanagement, zu dessen Maßnahmenkatalog eben die ordentlich ausgeführte Jagd zählt, fördern will.
Und wie anders soll man diese Erkenntnisse unters Volk, genauer gesagt, unter die teilweise recht halsstarrige Jägerschaft bringen, als durch gezielt ausgebildete Leute ("Meinungsbildner"), welche die Konzepte praktisch umsetzen und als Vorbild dienen ("Multiplikatoren").
Wenn durch diese Maßnahme die Jagd effizienter wird, ist das generell begrüßenswert und ein dadurch besseres Bild in der Öffentlichkeit auch nur folgerichtig. Dies ins Zwielicht zu ziehen, würde bedeuten Verbesserungbestrebungen abzustrafen. Das wäre der irrwitzigen Situation mit den "Tierrechtlern" ähnlich, die die Tierschützer dafür angreifen, dass deren Tierschutzmaßnahmen das "Unrecht gegenüber Tieren" nur zementieren.
Nina hat geschrieben:Viele ahnen es schon längst: Jagdgesellschaften überaltern, der Nachwuchs bleibt aus.
Überall muss sich der Jäger für sein Tun und seine Leidenschaft rechtfertigen. Argumentativ stehen die Jäger oft mit dem Rücken an der Wand. Von allen Seiten wird gegen die Jagd gewettert: Tierschutz, Naturschutz, Politik, Verwaltung.
(Prof. Dr. Klaus Hackländer: Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft, a.a.O.)
Hackländer beklagt, dass es für die Jagd in Österreich eigentlich "schon fünf vor zwölf" sei. Als Ursache nennt er u. a. die veränderte Medienlandschaft, in der Informationen nicht mehr lokal durch "Wirtshaus" oder "Kirchgang", sondern global verbreitet würden und "mittlerweile die schlechten Nachrichten", z. B. über Jagdunfälle, "sogar aus den entlegensten Ecken Österreichs bis in die Zeitungsredaktionen in Wien" gelangten. Er spricht sogar von einer "gesellschaftlichen Zeitbombe", die "ohne Gegensteuern schwer zu beherrschen" sei. Hackländer sieht die Jägerschaft in der Rolle einer "gefährdeten Minderheit":
Sie zeigt das typische Verhalten einer Minderheit, die eng zusammengeschweißt ist, weil die Mehrheit sie ignoriert oder gar ablehnt. Wir leben in Demokratien, bei denen Minderheiten wie die Jägerschaft leicht überrollt werden.
Es waren demokratische Entscheidungen, die vor ca. 30 Jahren im Kanton Genf die Jagd abgeschafft und später in den Niederlanden oder im Raum Berlin die Zahl der jagdbaren Wildarten stark eingeschränkt haben. Einst war es normal, mit der Waffe selbstbewusst durch den Ort auf die Jagd zu gehen.
Was erstmal eine recht nüchterne Zustandsbeschreibung ist (es sei denn, dir ist 'wettern' zu wertend). Die Diskussion, die wir hier führen, ist dafür ja wahrscheinlich schon Beweis genug. Viele der Punkte, die er anspricht, haben wir bereits angekratzt. Auch die Schlussfolgerung trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er der Jägerschaft empfiehlt "die Gesellschaft von zwei Richtungen aus von den positiven Seiten der Jagd überzeugen". Man kann seine Gedanken zum Thema auch so formulieren:
Außendarstellung ist wichtig, aber ohne Substanz dahinter unglaubwürdig - umgekehrt ist gutes Weidwerk vor Ort zwar von zentraler Bedeutung, findet aber nur mit entsprechender Kommunikation, welche die Mauer zwischen den Gruppen überwindet, öffentliche Zustimmung.
Nina hat geschrieben:Hackländer beklagt, dass die Jäger es versäumt hätten, eine Nutzung der Medien im Wandel der Zeit mit ihren eigenen Traditionen und Werten zu verknüpfen und schreibt wörtlich: "„Wenn ich meinen „Feind“ (Medien) nicht besiegen kann, dann muss ich mich mit ihm verbünden.“"
Als Lösung des Problems nennt Hackländer neben des "guten Beispiels" des lokalen Jägers direkt vor Ort, der "wiederholt
mit notwendigen Argumenten pro Jagd geschult" werden sollte: "Zusätzlich bedarf es einer gezielten und langfristigen Medienkampagne
seitens der Jagdverbände mit professioneller Unterstützung" und resümiert, dass "Lobbyisten, Wahlkampfmanager und Markenproduzenten ein Lied davon singen" könnten, wie "steinig und teuer" der Weg zu einem "guten Image" sei.
Man braucht kein PR-Berater zu sein um festzustellen, dass der Umgang der jagdlichen Interessensverbände mit der Öffentlichkeit mit dem Wort "unprofessionell" noch beschönigend umschrieben ist. Zwar sind in den letzten Jahren gewisse Modernisierungstendenzen zu erkennen, aber ihre Struktur und Öffentlichkeitswirkung liegt immer noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, hinter dem zurück, was Greenpeace und PETA , aber auch der NABU, wie selbstverständlich zustandebringen, freilich, ohne das zu werten, unter fleißiger Mithilfe von guten Beratern und PR-Agenturen.
Nina hat geschrieben:Aus Jägersicht mögen diese Argumente allesamt begründet und nachvollziehbar klingen, jedoch vernachlässigen sie aus meiner Sicht die nicht schön zu redenden Mängel des "Produkts" Freizeitjagd, mit dem die Bevölkerung so unzufrieden ist - und das nun ausgerechnet durch professionell gestützte Werbe- und Medienkampagnen eine Imagepolitur erhalten soll.
"Auf einem guten Image darf man sich nicht ausruhen. Permanente Selbstbewertung und Selbstkritik ist überlebenswichtig. Wer sie betreibt, ist alles andere als ein Nestbeschmutzer, sondern jemand mit Vision, der die Jagd für zukünftige Generationen erhalten möchte." - Das war ein Auszug seines von dir zitierten Traktats. Wo man da ein "weiter so" oder ähnliches herauslesen kann, ist ehrlich gesagt schleierhaft.
Zum Punkt mit der Unzufriedenheit ließe noch eine ganze Menge zu den allbekannten Meinungsumfragen, speziell bezüglich Aussagekraft und Interpretation, sagen, zwecks Übersichtlichkeit lasse ich es an dieser Stelle darauf beruhen.
Nina hat geschrieben:Es zeichnet unsere demokratische Gesellschaft aus, dass jeder Einzelne von uns die größtmöglichen Freiheiten genießt. Dabei bleibt es aber auch nicht aus, dass die Freiheit des Einzelnen dort endet, wo die Beeinträchtigung anderer beginnt. In diesen Grenzbereichen muss die Gesellschaft abwägen, welches der Güter jeweils höher zu bewerten ist.
Lehrbuchhaft formuliert, klingt wie aus einer Rede von Norbert Lammert.
Nina hat geschrieben:Als Vergleich könnte man auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau blicken, [...]
Das kann man. Man kann die Gleichberechtigung von Mann und Frau ebenso als Beispiel heranführen, wenn es darum geht zu zeigen, dass eine Mehrheit nicht automatisch deswegen Recht hat, weil sie Mehrheit ist. Unrecht ist auch in durch und durch demokratischen Systemen zu finden.
Der Schweizer Kanton mit dem wohlklingenden Namen Appenzell Innerrhoden war, nach einem Bundesgerichtsentscheid vom 27. November 1990, der letzte Schweizer Kanton, der das 1971 auf eidgenössischer Ebene beschlossene Frauenstimmrecht gegen den Willen der Mehrheit der - männlichen - Stimmbürger auch auf kantonaler Ebene einführen musste.
SammysHP hat geschrieben:Wenn Hunde nicht wildern dürfen, sollten Katzen es auch sein lassen. Man kann seiner Katze beibringen, das Grundstück nicht zu verlassen. Alternativ schafft man sich keine Katze an. Hunde laufen in Deutschland ja meistens auch nicht alleine durch die Gegend.
War mir nicht bewusst, dass das funktioniert (vlt. hat das unseren bloß noch niemand gesagt).
Gruß
Timber