Das Märchen vom bösen Wolf
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Re: Das Märchen vom bösen Wolf
Kurz und knapp und gut gemacht!
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Re: Das Märchen vom bösen Wolf
"...indem er bevorzugt die alten und kranken Tiere erbeutet..."
Ist Jungwild wirklich untergeordnet? Das kann ich mir beim Schwarzwild kaum vorstellen, ehrlich gesagt.
Vielleicht hat ja jemand dazu eine verlässliche Quelle?
Ist Jungwild wirklich untergeordnet? Das kann ich mir beim Schwarzwild kaum vorstellen, ehrlich gesagt.
Vielleicht hat ja jemand dazu eine verlässliche Quelle?
ACHTUNG: Jäger!

Re: Das Märchen vom bösen Wolf
Kommt definitiv auf die Tierart drauf an!
Verschiedene nahrungsökologische Untersuchungen zeigten ja sehr schön, dass beispielsweise beim Rotwild Jungtiere überproportional häufig erbeutet werden: Jungtiere machen etwa einen Drittel des Bestandes aus, jedoch sind zwei Drittel des erbeuteten Rotwildes dieser Altersklasse (Jugendklasse) zuzurechnen. Beim Reh hingegen werden Jungtiere gemäss ihrer Anzahl in der Population erbeutet. Diese Zahlen stammen aus der Lausitz, es gibt aber aus anderen Ländern vergleichbare Daten.
http://www.wolfsregion-lausitz.de/index ... mensetzung
Beim Schwarzwild verhält es sich ähnlich wie beim Rotwild. Sehe aber gerade, dass das Wolfsbüro das in obigem Link nicht dargelegt hat. Meine Info dazu stammt aus einer italienischen Studie. Die muss ich aber erst irgendwo hervorkramen, hab sie gerade nicht zur Hand.
Dass gehäuft alte, schwache und kranke Tiere erbeutet werden, stimmt aber für die Altersklasse zweifelsfrei. Alles andere wäre auch denkbar unlogisch: Nicht weil der dazu zwingend bewusst selektiv jagen muss (was er aber wohl doch tut), sondern weil es sich schon aus der reinen Logik ergibt, dass er ein schwächeres Tier mit höhrer Wahrscheinlichkeit erlegt als ein stärkeres. Dazu wurde in der Tat schon verschiedenes publiziert. Vermutlich gilt dieses Prinzip sogar innerhalb der Jugendklasse, wird er doch auch dort ein schwaches Tier tendenziell leichter erbeuten können.
Verschiedene nahrungsökologische Untersuchungen zeigten ja sehr schön, dass beispielsweise beim Rotwild Jungtiere überproportional häufig erbeutet werden: Jungtiere machen etwa einen Drittel des Bestandes aus, jedoch sind zwei Drittel des erbeuteten Rotwildes dieser Altersklasse (Jugendklasse) zuzurechnen. Beim Reh hingegen werden Jungtiere gemäss ihrer Anzahl in der Population erbeutet. Diese Zahlen stammen aus der Lausitz, es gibt aber aus anderen Ländern vergleichbare Daten.
http://www.wolfsregion-lausitz.de/index ... mensetzung
Beim Schwarzwild verhält es sich ähnlich wie beim Rotwild. Sehe aber gerade, dass das Wolfsbüro das in obigem Link nicht dargelegt hat. Meine Info dazu stammt aus einer italienischen Studie. Die muss ich aber erst irgendwo hervorkramen, hab sie gerade nicht zur Hand.
Dass gehäuft alte, schwache und kranke Tiere erbeutet werden, stimmt aber für die Altersklasse zweifelsfrei. Alles andere wäre auch denkbar unlogisch: Nicht weil der dazu zwingend bewusst selektiv jagen muss (was er aber wohl doch tut), sondern weil es sich schon aus der reinen Logik ergibt, dass er ein schwächeres Tier mit höhrer Wahrscheinlichkeit erlegt als ein stärkeres. Dazu wurde in der Tat schon verschiedenes publiziert. Vermutlich gilt dieses Prinzip sogar innerhalb der Jugendklasse, wird er doch auch dort ein schwaches Tier tendenziell leichter erbeuten können.
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Re: Das Märchen vom bösen Wolf
Danke für den Link. Allerdings lese ich darin, dassjurawolf hat geschrieben:Dass gehäuft alte, schwache und kranke Tiere erbeutet werden, stimmt aber für die Altersklasse zweifelsfrei.
- bei Rotwild überproportional viel Jungwild
- bei Sauen überproportional viel Jungwild (schriebst Du beides selbst schon) und
- bei Rehwild nachweisbar überhaupt nicht nach Alter selektiert wird.
Die veröffentlichte Pauschalbehauptung "...bevorzugt die alten und kranken Tiere..." lässt sich aus meiner Sicht damit wirklich nicht aufrechterhalten. Auch wenn sie auf den ersten Blick logisch erscheint. Bei Rehwild (ein klassischer "Verdrücker") dürfte das auch eigentlich nur bei wirklich alten oder richtig kranken Stücken so sein. Klar - auch die müssen irgendwann mal sterben... das schaffen sie aber auch ganz ohne den Wolf... gerne im Spätwinter...
ACHTUNG: Jäger!

Re: Das Märchen vom bösen Wolf
Dass eine Pauschalbehauptung nicht zulässig ist, sondern man das ganze differenziert anschauen muss, habe ich ja selber sinngemäss dargelegt. Natürlich werden bei Rot- und Schwarzwild bevozugt junge Stücke gerissen. Dass bei den älteren Stücken sehr alte, kranke oder geschwächte gehäuft gerissen werden, ist kein Widerspruch dazu! Der angegebene Link sagt zu diesem Sachverhalt zwar nicht direkt etwas aus, andere Untersuchungen zeigten dies aber auf (muss mal schauen, wo ich Literatur dazu finde).
Übrigens: Man glaubt es kaum, aber nicht nur alte und schwache sterben einmal, sondern alle - ob mit oder ohne Wolf
Es dürfte nicht so sein, dass der Wolf ausschliesslich sehr junge, sehr alte, kranke oder schwache Tiere reisst, sondern auch durchaus gesunde im besten Alter. Zum Glück gibt es in den meisten Wildbeständen nur selten so viele kranke, schwache Tiere, dass sich der Wolf ausschliesslich davon ernähren kann. Er wird wohl nicht nur beim Rehwild auch Tiere im besten Alter erbeuten.
Übrigens: Man glaubt es kaum, aber nicht nur alte und schwache sterben einmal, sondern alle - ob mit oder ohne Wolf

Es dürfte nicht so sein, dass der Wolf ausschliesslich sehr junge, sehr alte, kranke oder schwache Tiere reisst, sondern auch durchaus gesunde im besten Alter. Zum Glück gibt es in den meisten Wildbeständen nur selten so viele kranke, schwache Tiere, dass sich der Wolf ausschliesslich davon ernähren kann. Er wird wohl nicht nur beim Rehwild auch Tiere im besten Alter erbeuten.
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Re: Das Märchen vom bösen Wolf
In dem Punkt bin ich 100% Deiner Meinung. Und an genau dem Punkt hapert's meiner Meinung nach in der medialen Berichterstattung. Zwischen dem Märchen vom bösen Wolf (der alle Pilzsammler bedroht) und dem vom guten (der fast nur alte und kranke Tiere frisst...) gibt es - zumindest in der Breitendarstellung wie der oben zitierten - wenig Zwischentöne, finde ich. Es wird immer eben das verbreitet, was a) der eigenen Meinung dient und b) sich vermutlich am besten verkauft...jurawolf hat geschrieben:...Dass eine Pauschalbehauptung nicht zulässig ist, sondern man das ganze differenziert anschauen muss...
In jedem Fall wird das Tier mit moralischen Kategorien überfrachtet.
ACHTUNG: Jäger!

Re: Das Märchen vom bösen Wolf
Wie schreibe ich immer: Zu alt, zu krank, zu schwach, zu jung, zu irgendwas...
Gruß
Wolf
Natürlich jagt er auch gesunde Beute. Aber trotzdem ist da noch eine gewisse Selektion drin. Der Wolf ist ein Meister der Beobachtung, und wenn selbst ich erkenne, ob ein Tier unmerklich "unrund" läuft (für einen Nichttierhalter nicht erkennbar; So ein Tier ist nicht zwingend organisch krank, aber es reicht ja schon, sich in irgend einem Erdbau das Bein etwas vertreten zu haben. Selbst Müdigkeit und Futtermangel schlagen sich im Bewegungsablauf nieder.), so kann das der Graue noch etliche Takte besser. Der wird in einen Sprung Rehe oder Hirsche nicht einfach drauflos jagen, sondern vorher antesten (kurzer Scheinangriff), sich die Bewegungsmuster anschauen und auswerten. Das ist sehr schön zu sehen in einem Film über den Yellowstone (hab ich auf DVD), wo Elks angetestet werden. Logischerweise ist natürlich der Anteil alter, angeschlagener Tiere, bei denen mit unsauberem Bewegungsmuster überproportional vertreten und hier schließt sich der Kreis. Das Kategorien-Denken funktioniert in der Wildnis einfach nicht, die Übergänge sind immer fließend.jurawolf hat geschrieben:Zum Glück gibt es in den meisten Wildbeständen nur selten so viele kranke, schwache Tiere, dass sich der Wolf ausschliesslich davon ernähren kann. Er wird wohl nicht nur beim Rehwild auch Tiere im besten Alter erbeuten.
Gruß
Wolf
Re: Das Märchen vom bösen Wolf
Es ist doch so, dass die aufmerksamsten und mit den besten Sinnesleistungen ausgestatteten Beutetiere am ehesten einen Angriff mitbekommen und flüchten können. Das trifft nicht nur beim Wolf zu. Auch die fittesten Elterntiere bringen am ehesten ihre Jungen durch. So erfolgt eine gewisse Auslese, die der Mensch als Jäger nur bedingt treffen kann. Es hat da mal einer treffend gesagt, dass der "Verhausschweinung" des Wildes dadurch entgegen gewirkt wird.
"Alt und krank" klingt irgendwie tröstlich für Bambiliebhaber, so wie, na ja, denen werden noch Schmerzen erspart, die werden sozusagen erlöst. Aber die Natur ist eben kein Ponyhof, da sind die niedlichen Kitze genau so Futter für andere. Der Mensch nimmt auch gerne mal ein Spanferkel.
"Alt und krank" klingt irgendwie tröstlich für Bambiliebhaber, so wie, na ja, denen werden noch Schmerzen erspart, die werden sozusagen erlöst. Aber die Natur ist eben kein Ponyhof, da sind die niedlichen Kitze genau so Futter für andere. Der Mensch nimmt auch gerne mal ein Spanferkel.
Re: Das Märchen vom bösen Wolf
Lutra hat geschrieben:Aber die Natur ist eben kein Ponyhof, da sind die niedlichen Kitze genau so Futter für andere. Der Mensch nimmt auch gerne mal ein Spanferkel.

Gruß
Wolf
