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NABU-Aktion

Verfasst: 31. Jan 2014, 12:15
von charlie
... was haltet ihr von der Aktion des NABU?
Hier mal 2 Links:
http://djv.newsroom.de/news/?meta_id=3627 und
http://www.topagrar.com/news/Home-top-N ... 39138.html
Ich sehe ja die Jagd und das Jagdwesen als solches auch etwas kritisch, speziell deren gesetzlichen Grundlagen. Aber ist der NABU da vielleicht doch etwas übers Ziel hinausgeschossen? :roll: :-? :roll:

Re: NABU-Aktion

Verfasst: 31. Jan 2014, 13:58
von Miscanthus
Mir ist das Thema bisher nur aus Amerika bekannt gewesen, wo man auch schon seit Jahren um die bleifreie Munition streitet. Hatte gar nicht so richtig realisiert, dass das auch bei uns ein Problem sein könnte. Die Auslöser und auch die Argumentationsschiene ähneln sich. In Amerika geht es oft auch um den Kalifornischen Condor und um Weisskopfseeadler, die an Bleivergiftung über die Nahrungsaufnahme verenden. Auch in Amerika argumentiert man, dass "bleifreie Munition" nichts taugt - ich drücke es jetzt einfach mal laienhaft aus. Vielleicht kann uns einer der Jäger hier im Forum da mit mehr Infos weiterhelfen?

Re: NABU-Aktion

Verfasst: 31. Jan 2014, 14:10
von SammysHP
Wenn man die ersten Treffer bei Google anschaut, sieht's doch gar nicht so schlimm aus mit der bleifreien Munition. Z.B. http://www.jagd1.de/magazin/jagd1/bleif ... chte-6721/

Re: NABU-Aktion

Verfasst: 31. Jan 2014, 15:31
von Grauer Wolf
Die Aktion gegen Bleimunition ist genau richtig, denn das feinverteilte Blei stellt ein echtes Problem speziell in stehenden Gewässern dar, weil sich hochtoxische Bleiionen im Wasser anreichern (Bleilegierungen sind nicht inert gegen Wasser!) und so in die Nahrungskette gelangen.
Das Gejammer über bleifreie Munition ist reiner Eigennutz, weil z.B. Weicheisenschrot sie ("kostbaren") Läufe stärker abnutzt. Was Büchsenmunition angeht, da gibt es ja nun Kupfer(jagd)munition. Deren Wirksamkeit ist selbst mir seit vielen Jahren bekannt, auch wenn ich kein Jäger bin. 9x19 Pistolenmunition (kupfergedrehte "Arcane"-Geschosse) galten schon vor 30 Jahren als extrem mannstoppend und dieses Prinzip läßt sich auf Jagdmunition übertragen, wie ja hier in Sammys Link zu lesen ist:
http://www.jagd1.de/magazin/jagd1/bleif ... chte-6721/
Das Angebot ist also nicht mal klein.

Über die Forderung, dem DJV und den Landesjagdverbänden den Naturschutzstatus zu entziehen, kann man geteilter Meinung sein. Allerdings kann ich diese Forderung (wolfsforenspezifisch) anläßlich der ständigen Hetze gegen Wölfe und andere Beutegreifer durchaus nachvollziehen. Auch das sture Beharren auf der Fuchsjagd zeugt nicht gerade von wildbiologischen Kenntnissen, die dem Naturschutzgedanken zugrundeliegen müssen.

Der Punkt ist, daß die ganze Jagd, so wie sie heute betrieben wird, inkl. Zwangsbejagung (verstößt nach EU-Recht gegen die Menschenrechte!) und Haustierabschuß sehr kritisch auf dem Prüfstand zu betrachten ist und diese Diskussion gehört in der breiten Öffentlichkeit geführt, unter Menschen, die mittelbar oder direkt betroffen sind, nicht schön verdeckt unter "Jagd-Amigos"! Warum?
Das sieht man u.a. sehr deutlich mal wieder hier,
http://www.bild.de/regional/berlin/jaeg ... .bild.html
und hier,
http://www.jagderleben.de/wolf-versehentlich-erlegt
was wieder einmal ein sehr häßliches, aber treffendes Bild zeichnet.

Übrigens, die Wetterei gegen den Filmbeitrag auf Planet-e spricht Bände. Dieser Film traf offensichtlich zu gut ins Schwarze und zeichnete unbequeme, unerwünschte Wahrheiten.

Gruß
Wolf

Re: NABU-Aktion

Verfasst: 31. Jan 2014, 20:37
von harris
Über Jahre laufen schon Untersuchungen und massenhafte Tests bezüglich bleifreier Munition. Da gibt es viele Experten (Nicht nur aus der Jagdszene) die sich schon länger darüber einen Kopf machen und alle Gesichtpunte unter die Lupe nehmen von denen wir vielleicht noch nie was gehört haben. Schon deshalb nicht, weil der große Teil von uns keine Erfahrung damit hat.

Ab dem .1 April 2014 darf in den niedersächsischen Landesforsten nur noch bleifrei geschossen werden.

Einige Bundesländer (Schleswig-Holstein, Meck-Pom und NRWF) wollten mit bleifreier Munition vorapirschen. Aber da hat der Bund einen Strich durch die Rechnung gemacht, da die Gesetzgebungskompetenz für ein eventuelles Verbot bleihaltiger Munition beim Bund liegt und nicht Ländersache ist. So der Kommentar vom Ministerium.

Schießen auf Flugwild in Gewässernähe ist schon länger nicht mehr mit blei erlaubt.

Gruß Harris

Re: NABU-Aktion

Verfasst: 1. Feb 2014, 08:18
von charlie
Ich bin in allen Punkten bei Euch ;-)

Um das Bleimunitionsverbot gings mir nur zweitrangig. Das die Jagd mit bleifreier Muni funktioniert ist im Grunde längst bewiesen, und das wissen die Jäger eigentlich auch ... aber wie Wolf schrieb, die kostbaren Jagdwaffen ... deshalb werden alle möglichen Argumente an den Haaren herbei gezogen.

Mir gings vor allem um Eure Meinung bzgl. der NABU-Position dem DJV und LJV den Status "anerkannter Naturschutzverband" zu streichen. Ich bin da völlig bei der Position, die Wolf hier geäußert hat. D.h. aber nicht, dass ich grundsätzlich gegen die Jagd bin. M.M. nach müßte sich nur von den gesetzlichen Grundlagen etwas ändern. Denn die Gestzeslage ist mehr als überholungsbedürftig.

Re: NABU-Aktion

Verfasst: 1. Feb 2014, 09:40
von Grauer Wolf
charlie hat geschrieben: D.h. aber nicht, dass ich grundsätzlich gegen die Jagd bin.
Das bin ich auch nicht. Das wäre auch ziemlich verlogen, weil mir beim Anblick oder Duft eines Reh-, Wildschwein- oder Hasenbratens das Wasser im Mund zusammenläuft... :pleased:
Erblicke ich draußen Reh, Has' oder Wildsau, denke ich auch eher "wölfisch" in Kategorien von "lecker"... :p

Mich stört nur gewaltig die Art und Weise, wie die Jagd ausgeübt wird. Es gibt genügend Jäger, die immer noch damit argumentieren, daß sie die Beutegreifer ersetzen müssen (man beachte "müssen"... :lol: ), was aber ein schlechter Witz ist, den diese fangen Beute, die zu alt, zu krank, zu schwach, zu wasauchimmer ist (hatten wir ja schon öfter). Die Beutegreifer ihrerseits werden durch die Beutetierbverstände reguliert. Das ganze ist mehr als komplex, greift mittelbar auch auf unzählige, andere Arten in Flora und Fauna zu und ist unter dem Strich keineswegs so einfach, wie manche Zeitgenossen das gerne hätten. Ich kann immer nur wieder auf das unfreiwillige Yellowstone-Experiment verweisen, das in 60 wolfslosen Jahren fast zur ökologischen Katastrophe führte.
Auf jeden Fall gehören alle Beutegreifer raus aus dem Jagdrecht. Wie Experimente in der Schweiz, in Holland und im Harz zeig(t)en, explodieren die Beutegreiferbestände keineswegs, wenn man sie nicht mehr "reguliert", sondern sie bleiben stabil. Die Bejagung dieser Tiergruppe ist ohnehin einmal mehr sinnlos, da sie über den Zusammenbruch der Sozialstrukturen oft genug zu verstärkter Reproduktion und Dispersion führt.

Will sagen, die menschliche Jagd hat sich heute darauf zu beschränken, sich am Überfluß zu bedienen, wie es auch Wolf, Fuch, Luchs oder Bär machen, zeitgemäß und auf eine wildbilogisch qualifizierte Basis gesetzt. Dazu gehört ebenfalls, die Schalenwildbestände nicht ständig künstlich zu pushen. Daß eine Winterfütterung als notwendig erachtet wird, um die Wälder vor übermäßigem Verbiß zu schonen, beweist nur, das die Wildbestände viel zu hoch sind, je nach Region um den Faktor 4 bis 10. Ich jedenfalls finde es schon bedenklich, wenn Laubwälder :!: am Boden aussehen wie rasiert (was bedeutet, das die Sukzession nicht mehr funktionieren kann!), während im abgezäunten Experimentalbereich die Bodenflora inkl. jeder Menge junger Laubbäumchen reichhaltig grünt und blüht wie in einem vom Menschen völlig unregulierten Gebiet. Auch hier würde der Wolf in den Wäldern nachhaltig helfen, denn er hält das Wild auch im Winter in ständiger Bewegung, verhindert, das es sich "einnistet" und selektiert durch diesen Druck gleichzeitig alles raus, was unter natürlichen Bedingungen lebensuntüchtig ist. Gleichzeitig sorgt dieser Druck bekannterweise für eine Verminderung der Reproduktionsrate von Schalenwild, will sagen: Alleine die Anwesenheit des Wolfes reicht schon, obwohl noch kein einziger Hirsch o.ä. gefressen wurde.
Zur Tränendrüsendrückerei, wenn man wieder ein halb gefressenes Stück Wild von Pilzsuchern, Wanderer o.ä. gefunden wurde, sage ich lieber nichts. Ich weiß nicht, ob ich schallend lachen oder über soviel Dummheit weinen soll, wenn daraus tatsächlich eine Pressemeldung im lokalen Käseblatt gemacht wird. Offensichtlich haben die Menschen völig vergessen, daß die Natur, auch die vom Menschen veränderte, kein Streichelzoo oder Ponyhof mit Gnadenbrot ist. Fressen und gefressen werden ist nun Mal das Prinzip da draußen, nicht erst seit gestern, sondern seit Milliarden Jahren, seit der Entstehung der ersten Mikoroben.

Wenn ich das alles zusammenfasse, dann liegt der BABU m.E. gar nicht so falsch, zumindest, solange sich nicht einiges in der Jagd drastisch ändert und an's 21. Jahrhundert oder aber an Zeiten vor vielen tausend Jahren angepaßt wird.

Was gar nicht geht, ist der Abschuß von Haustieren (was zusätzlich enormes Leid über die Menschen bringt, denen diese Haustiere assoziiiert sind), zumal z.B. streunende Katzen nur die ökologische Nische besetzen, die die dezimierten Kleinbeutegreifer unfreiwillig freimachten. Es wird hier einfach Zeit, diese archaischen "Herr über Leben und Tot"-Allüren vieler, besonders älterer Jäger, die sich benehmen wie die "Grafen von und zu hastenichjesehen", nachhaltig zu bekämpfen.
Wer ein Haustier tötet, sollte wegen des daraus resultierenden Traumas für die betreffende Familie (evtl. sogar Kinder!) regelmäßig wegen schwerer, absichtlicher Körperverletzung belangt werden. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Gruß
Wolf

Re: NABU-Aktion

Verfasst: 15. Feb 2014, 19:48
von HOWL
Stimme dir im Prinzip voll zu, Grauer Wolf. Aber du vergisst eins- Wenn die Beutegreifer dauerhaft verschont werden und ihre ökologischen Nischen am Ende der Nahrungskette wieder besetzen, dann wird es irgendwann auch nichts mehr zu jagen geben für den Menschen. Dann gibt es diese schädliche Überpopulation von Wildschweinen, Rehen usw. nicht mehr und das Ökosystem wäre wieder so ziemlich in seinem Gleichgewicht.
Und wenn du auf deinen Wildschweinbraten bestehst, dann werden andere Menschen das auch wollen und am Ende haben wir wieder eine eigene Industrie für Wildfleisch, für das Jagd notwendig ist. Und da man ja auch die Felle und Knochen nicht ungenutzt wegwerfen wird wollen (?), werden sie auch noch verkauft und wir haben noch einen weiteren Wirtschaftsast, der bedient werden möchte. Die Nachfrage steigt und Jagd wird immer notwendiger. Man will ja „Arbeitsplätze sichern“. :?

Re: NABU-Aktion

Verfasst: 16. Feb 2014, 08:09
von Grauer Wolf
HOWL hat geschrieben:Stimme dir im Prinzip voll zu, Grauer Wolf. Aber du vergisst eins- Wenn die Beutegreifer dauerhaft verschont werden und ihre ökologischen Nischen am Ende der Nahrungskette wieder besetzen, dann wird es irgendwann auch nichts mehr zu jagen geben für den Menschen. Dann gibt es diese schädliche Überpopulation von Wildschweinen, Rehen usw. nicht mehr und das Ökosystem wäre wieder so ziemlich in seinem Gleichgewicht.
Der Punkt ist, der Mensch war mal ein Spitzenprädator unter vielen und sein Konsum an Wild viel nicht großartig in's Gewicht. Heute haben wir 7,2 Milliarden Menschen auf der Erde (oder sind's schon wieder mehr?), für 2050 rechnen Experten mit runden 9,5. Das ist die Vermehrungsrate einer Art, die keinerlei Kontrolle durch die Natur mehr unterliegt, die sich "über die Maßen" vermehrt und sich so zum ökokologischen Schadfaktor, ja zur Katastrophe entwickelt.
9,5 Milliarden Menschen, daß impliziert das Verschwinden der Natur bis auf kleine Resträume, die dann für Spaßaktivitäten für sich reklamiert werden. Das impliziert allenfalls noch gemästetes Rotwild, aber keine Bären, keine Wölfe mehr (außer in Gehegen), wenn es einigen Leuten nach geht, das impliziert in Kontinenten wie Afrika keine Löwen mehr, keine großen Tierherden von denen sie sich ernähren. Die Wälder gerodet, für Brennholz und Platz, nur noch endlose Futtermittelplantagen, noch mehr Rindviecher, noch mehr Schafe, um die Menschenmassen durchzufüttern, damit sich diese noch mehr vermehren (im TV die ständige Tränendrüsendrückerei für Spenden und "Patenschaften", um wirklich jedes Kind in Afrika zu retten, damit es in's Reproduktionsalter kommt und sich selber weiter vermehrt ad infinitum bis zum Kollaps).
Selbst in den Regenwäldern von British Columbia wüten die Holzkonzerne, um Holz für den immer weiter wachsenden Markt zu schlagen, zerstören und zerfleddern dabei die Habitate von Küstenwölfen und Geisterbären, schaffen mit ihren verdammten Forststraßen Zugang für Trophäen"jäger"...
http://www.cathedralgrove.eu/galleries/ ... /index.htm
Für mich eine grauenhafte Vorstellung (ich darf gar nicht drüber nachdenken, sonst krieg' ich Depressionen) und ich danke den Waldgeistern oder wem auch immer, daß ich alt genug bin, das nicht mehr erleben zu müssen. In so einer Welt, in der es nur noch vor Menschenmassen wimmelt, mag ich nicht mehr leben. Da ist für mich genauso wenig Platz wie für den Wolf.
Und hier in Deutschland? Ich kenne kaum noch eine Gegend, wo ich mal durch Wälder laufen kann, ohne spätestens nach ein paar Stunden auf den nächsten Acker, das nächste Kaff zu treffen... :(
Man will ja „Arbeitsplätze sichern“. :?
Das war schon immer die Killerphrase schlechthin, um gegen die Natur zu wüten. Mit Arbeitsplätzen, vulgo Geld läßt sich alles rechtfertigen, bis hin zum Genozid an kompletten Arten.

Manchmal möchte ich mich am liebsten irgendwo in die Wildnis zurückziehen, um dort den Rest meines Lebens mit den Wölfen zu verbringen, solange es sie noch gibt... Leider geht's nicht... :cry:

Gruß
Wolf