Berufungsverhandlung Wolfsabschuss Gedelitz Dezember 2007

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
timber-der-wolf

Re: Berufungsverhandlung Wolfsabschuss Gedelitz Dezember 200

Beitrag von timber-der-wolf »

Ash hat geschrieben:....aber ehrlich gesagt geht es doch darum hier nun gar nicht? ...
Doch, genau darum ging es!
Ich habe nur versucht auf die Frage von Sammy und Deiner Antwort die Sachlage rechtlich richtig darzustellen. Und auch das, rechtliche Sachverhalte, die hier angesprochen werden, richtig darzustellen, gehört in einem Forum dazu. Auch wenn diese rechtliche Seite des Waffenrechtes, da hast Du sicher Recht, mit dem Tod des Wolfes erst einmal nicht unmittelbar etwas zu tun hat.

23.11.2010, 9.15 Uhr geht es weiter
Hey Christian, da bin ich ja gespannt, was dabei letztendlich für den Jäger herauskommt.
timber-der-wolf

Re: Berufungsverhandlung Wolfsabschuss Gedelitz Dezember 200

Beitrag von timber-der-wolf »

SammysHP hat geschrieben:..., aber wenn man mit über 50 Jahren Jäger wurde, dies erst seit kurzer Zeit war und sich dann zutraut, auf 75 m Entfernung eine Fläche von 15x15 cm (mittig den Kopf) zu treffen, frage ich mich, ob man wirklich schon so zielsicher ist.
Sammy,

wenn das ein Jäger nicht kann, dann soll er seinen Jagdschein sofort wieder abgeben! Das Alter spielt bzgl. der Treffsicherheit wirklich nicht die Rolle. Die heutige Technik (Waffe+Zielfernrohr) machens nach einiger Übung möglich.

Ein ziel von 15 x 15 cm auf gerade 75 m Entfernung ist überhaupt kein Kunststück. Und bei der Jagdprüfung muß der angehende Jäger in einem entscheidenden Hauptteil der Prüfung seine "Schießkünste" nach langem Übungsschießen während der Ausbildung unter Beweis stellen. Da ist u.a. in einer Entfernung von 100 m ein Ziel von ca. 10 cm Durchmesser zu treffen, was im Prinzip mit jedem guten Jagdgewehr bewältigt wird.

Nur mal so nebenbei, ich habe in meiner aktiven Zeit mit meinem Zielfernrohrgewehr regelmäßig bei einer 5 Schußserie Löcher vom Durchmesser eines 2 Markstückes auf 100 m in die Zielscheibe gestanzt. Und damit war ich noch nicht einmal der Beste ;-)
Zuletzt geändert von timber-der-wolf am 11. Nov 2010, 14:54, insgesamt 1-mal geändert.
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SammysHP
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Re: Berufungsverhandlung Wolfsabschuss Gedelitz Dezember 200

Beitrag von SammysHP »

Gut. Mir fehlt mit sowas einfach die Erfahrung. Dennoch bin ich der Meinung, dass man zwischen Training und Realität, gerade in einer solchen überraschenden Situation (wäre es für mich zumindest), unterscheiden muss. Ist natürlich auch völlig individuell und ich kann nur für mich selbst sprechen.
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Ash
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Re: Berufungsverhandlung Wolfsabschuss Gedelitz Dezember 200

Beitrag von Ash »

Man muss hier sicher berücksichtigen, dass das Ziel sich bewegt hat, aber wenn man sich minutenlang dieses Elend ansehen und auch -hören muss, versucht man es vielleicht, statt tatenlos zuzusehen. Und da das Tier sich danach ja anscheinend still verhielt, musste er von einem guten Treffer ausgehen. Ich hoffe nur, dass, wie an einer Stelle geschrieben, der Kopfschuss wirklich eine betäubende Wirkung hatte :-( Immerhin hat er ja danach wohl nicht mehr geklagt. Trotzdem... mir dreht sich immer noch der Magen um, wenn ich nur dran denke.
Was das "ich könnte das nie" angeht - wenn man das erste Mal vor einem Hasen steht, der hoffnungslos zerschrotet ist und schreit wie ein kleines Kind (keine Übertreibung, das klingt wirklich erschreckend menschlich), dann kann man... glaubt es mir. Ich habe Rotz und Wasser geheult, aber es NICHT zu tun, und zwar schnell, wäre für mich damals egoistisch gewesen. Da hatte das schnelle Erlösen einfach absolute Priorität, auch wenn es mich wie gesagt danach echt gebeutelt hat. Wie gesagt - ich habe Verständnis für den Mann. Für Herrn H. nicht.
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SammysHP
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Re: Berufungsverhandlung Wolfsabschuss Gedelitz Dezember 200

Beitrag von SammysHP »

Ich habe für Herrn W. soweit Verständnis, dass er den Wolf erlösen wollte. Wie sicher man in einer solchen Situation den Schuss setzen kann, weiß ich nicht, ich habe halt absolut keine Schießerfahrung.
timber-der-wolf

Re: Berufungsverhandlung Wolfsabschuss Gedelitz Dezember 200

Beitrag von timber-der-wolf »

Was das "Erlösen" von Qualen angeht (z.B. bei angefahrenen / verunfalltem Wild) gebe ich Euch Recht. Es ist unwürdig mitansehen zu müssen, wie so ein Tier vor Qualen leiden muss, und man kann im Grunde, so Leid es einem tut, meist nicht mehr helfen.

Andererseits ist es eine Schweinerei auf einen Wolf zu schießen, und ihn dann auch noch mit so vielen Schüssen zu malträtieren!
Ich frage mich schon lange, was das für Jäger waren, und wo und wann die mal das sichere Ansprechen und Schießen von Wildtieren erlernt haben. Denn als Jäger muss ich auch real die Situation einschätzen können, ob ich das Wild weidgerecht, also möglichst schnell und schmerzlos, erlegen kann.

Wenn ich da an meinen längst verstorbenen Schwiegervater denke, wie oft der auf den finalen Schuß verzichtet hat, da er sich nicht sicher war, das Wild tatsächlich weidgerecht erlegen zu können, frage ich mich heut zu Tage immer öfter, was das alles für Jäger sind. Wahrscheinlich nur noch gut betuchte "Schießer", aber keine Jäger!
Wahre Jäger mit Herzblut, die hegen, pflegen und haben Achtung vor dem Mitgeschöpf.
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Ash
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Re: Berufungsverhandlung Wolfsabschuss Gedelitz Dezember 200

Beitrag von Ash »

Kann ich nur unterschreiben. Mein Vater war genauso, deshalb ist einiges (nicht alles, ein paar von der Sorte soll es ja noch geben) für mich heute auch "verkehrte Welt". Denkt nur mal an "Jäger verwechselte Jagdgenossen mit Wildschwein" - da fasse ich mir wirklich nur an den Kopf. Bei meinem Vater blieb der Finger schon gerade, wenn er den Bock nicht bis auf die Perlung genau ansprechen konnte und keine volle Breitseite sah. Und die verwechseln einen Menschen mit einer Sau... halten die schon drauf, wenn es nur raschelt? Deshalb auch meine Differenzierung zwischen "Jäger" und "Waidmann". Bei Jäger kriege ich immer so einen Holzfällerhemd-Typen mit breitem Grinsen vors innere Auge, der auf einem Wapiti hockt... ich denke, ihr wisst, was ich meine.
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Re: Berufungsverhandlung Wolfsabschuss Gedelitz Dezember 200

Beitrag von nuno22 »

Herr W. ist alles andere als ein betuchter Jäger. Er ist eher ein "Hutzelmännchen" von Gram gebeugt, so sah er da aus. Und er hat ja erst 2007 den Schein gemacht und keine 10 Tiere bisdahin geschossen.

Der Wolf konnte, außer seinen Kopf mit Haupt hoch zu nehmen, nicht mehr viel machen, als Herr W. den Fangschuss abgab. Er trag aber eigentlich nur die obere Nase und angrenzenden Schnauzenbereich.
timber-der-wolf

Re: Berufungsverhandlung Wolfsabschuss Gedelitz Dezember 200

Beitrag von timber-der-wolf »

nuno22 hat geschrieben:Herr W. ist alles andere als ein betuchter Jäger.
Christian, das "betuchte" war allgemein, und nicht hier auf diesen konkreten Fall bezogen. Glaub mir, ich weis wovon ich rede. ich sehe "täglich", was für typen der Jagdpächter hier mitbringt und was für Typen für Knete mit der "Flinte" durch den Staatsforst ziehen.
Das Herr W. die allgem. bekannte Ausnahme ist, sei ihm gegönnt.
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Waldschrat
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Re: Berufungsverhandlung Wolfsabschuss Gedelitz Dezember 200

Beitrag von Waldschrat »

also mir platzt bei der ganzen geschichte bald der kragen:

-der rheinmetall.wolf war seit mai 07 bekannt (ca 70km luftlinie)
-im april 07 gab es schafrisse in woosmer (ca 20km luftlinie)
es war also durchaus mit wölfen zu rechnen.

@ash: grundsätzlich gebe ich dir recht, was das ersparen von leiden betrifft. aber diese beiden experten haben nun mal genau das gegenteil gemacht: sie haben das tier unnötig gequält. 1. durch selbstüberschätzung/schlechte schüsse und 2. indem sie es bis zum ende der jagd seinem schiksal überließen (und selbst dann benötigten sie noch zwei schüsse um den wolf nun wirklich zu "erlösen").

angeblich hatten die beiden keine möglichkeit sicherheit herzustellen.. na, das wäre z.b. bei nem jagdunfall sicherlich lustig geworden: "nein herr richter, wir konnten dem verletzten treiber nicht helfen, vor ende der jagd durften wir den stand nicht verlassen. nein, die jagdleitung oder den krankenwagen haben wir nicht verständigt, wir hatten kein handy"...
ok, die sache mit dem "erlösen" lass ich hier jetzt aus

also ich tippe auf freispruch, alles andere würde mich wirklich wundern. man wird anerkennen, daß es der arme reumütige schütze ja eigentlich nur gut gemeint hat. zusammen mit der entscheidung in sachsen-anhalt wird so ein urteil seine wirkung unter den jägern sicher nicht verfehlen

grüße vom waldschrat
"It's not easy to be green"
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