Bergen: Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wölfe

Ankündigung und Besprechung von User- und Wolfsinteressierten-Treffen sowie Veranstaltungen über Wölfe.
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SammysHP
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Re: Bergen: Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wölfe

Beitrag von SammysHP »

Aber es geht doch nicht um die Jäger, sondern um den Wolf bzw. was für ihn spricht und was gegen ihn. ;)
Widukind

Re: Bergen: Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wölfe

Beitrag von Widukind »

SammysHP hat geschrieben:Aber es geht doch nicht um die Jäger, sondern um den Wolf bzw. was für ihn spricht und was gegen ihn. ;)
... ja aber der Herr Harmening von der CZ meint doch:
Auch eine Scheu vor Menschen sehe Herr Harmening nicht. Noch sei zwar nichts passiert, aber es werde wohl nicht mehr lange dauern. Eine Bejagung sei daher zwingend notwendig.
... und da kommen dann doch wohl wieder die Jäger ins Spiel ... ;)
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SammysHP
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Re: Bergen: Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wölfe

Beitrag von SammysHP »

Ganz spontan habe ich mich entschieden, dass ich heute kommen werde. Kommt sonst noch jemand aus dem Forum?
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Ash
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Re: Bergen: Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wölfe

Beitrag von Ash »

Sorry, ist mir zu weit für mal eben nach der Arbeit... bin aber gespannt auf Deinen Bericht, so Du denn einen geben magst, und ob es doch mal wieder etwas Neues gibt.
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SammysHP
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Re: Bergen: Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wölfe

Beitrag von SammysHP »

*** live ***

18:45 Uhr: Der Saal ist voll. Mit voll meine ich richtig voll. Nicht wenige müssen stehen, es sind also weit mehr als 300 Gäste.

Rund die Hälfte vom Saal: https://www.dropbox.com/s/lopwar0ctwxq7 ... 184552.jpg
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SammysHP
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Re: Bergen: Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wölfe

Beitrag von SammysHP »

So, wieder zu Hause. Eins kann ich gleich vorweg sagen: Eine schöne Veranstaltung war es nicht, jedenfalls nicht positiv für die Wölfe. Auch Britta Habbe konnte einem fast Leid tun, da sie selbst vom Podium wenig Unterstützung bekam. Aber alles der Reihe nach.

Ich bin um 18:40 angekommen und die Parkplätze waren bereits randvoll. In hundert Meter Entfernung habe ich dann noch eine Lücke im Wohngebiet gefunden. Der Saal war zu dieser Zeit bereits fast voll (siehe Foto vom vorherigen Post), laut Cellescher Zeitung müssten das dann bereits 300 Plätze gewesen sein. Weil immer noch mehr Besucher kamen, wurde um 18:50 der hintere Teil des Saals geöffnet, der fast genauso viele Plätze hat. Um 19 Uhr wollten dann noch weitere Personen durch die Notausgänge herein und mussten lautstark zurückgedrängt werden (aus Gründen der Sicherheit). Kurz: Der Saal war rappelvoll, mindestens 500 Besucher, etliche mussten stehen und ob alle rein gelassen wurden, weiß ich nicht. Vom Alter her gut verteilt zwischen 30 und 80 Jahren, Mittel geschätzt bei 50.

Gleich vorweg wurde ein neuer Riss von gestern in Eschede bekannt gegeben, dann wurden die Podiumsgäste vorgestellt. Von rechts: Hans Knoop, Norbert Burget, Joachim Gries, Tore Harmening, Britta Habbe, Mathias Brockob. Mit einem Scherz über einen "überfahrenen Spanischen Wolf" sollte die Stimmung etwas gelockert werden, was allerdings völlig daneben ging.

Um 19:15 fing es dann richtig an und Frau Habbe hat von dem aktuellen Stand sowie die Chronologie in Niedersachsen berichtet. (Weiß nicht, ob wir das hier schon hatten, aber aus dem LK Gifhorn gibt es zwei aktuelle Fotos und in Becklingen wurde ein humpelnder Wolf gesichtet.)
Im Anschluss schilderte Herr Knoop den Stand von Seite der Jägerschaft, insbesondere dass die meisten Hinweise nicht gemeldet werden. Er nehme nun anonyme Meldungen an, die er nicht weiterleite, und seitdem sei die Zahl von Meldungen deutlich gestiegen. (Bringt uns aber auch nichts, oder?)
Es wurden Gerüchte und Kuriositäten angesprochen, wie z.B. der verfolgte Soldat (was er eidesstattlich zu Protokoll gegeben habe) und ein Mann (oder eine Frau), die von Wölfen eingekreist worden sei (tatsächlich habe sie wohl nur zwei Wölfe auf einem Acker gesehen). Auch die Sache mit dem Wolf in den Niederlanden mit dem polnischen Biber im Magen (und zwei Einschüssen im Körper) wurde genannt.

Ab 19:30 kamen dann die Besucher zu Wort, angefangen mit Herr B. vom Reiter- und Freizeithof Severloh. Er habe Angst vor einbrechendem Tourismus, insbesondere da bei ihm viele Kinder und Pony-Aktivitäten seien. "Ich weiß nicht, wofür wir den blöden Wolf brauchen" meint er und bekam dafür starken Applaus. Wenn das so weitergehe, gäbe es bald keine Rehe, Hasen etc. mehr. Herr Burget antwortete darauf, dass der Wolf von selbst natürlich einwandere und es bisher keinen Einfluss auf den Tourismus gebe.

An dieser Stelle sollte ich wohl erwähnen, dass ein Herr von der Celleschen Zeitung mit einem Mikrofon durch die Reihen ging und sehr gekonnt die Fragen managte (indem er häufig zuerst die Fragen still aufgenommen hat und später die Personen zu Wort kommen ließ). Dadurch konnte sich die Veranstaltung nicht festfahren und wenn jemand nicht zum Ende kam, dann wurde ihm ein Ende bereitet. Dafür kann ich mich nur bedanken, da es wohl der beste Teil dieser Veranstaltung war.

Als nächstes Frau M. aus Lutterloh, die sich darüber beschwerte, dass zwei tote Schafe in ihrer Nähe nicht erwähnt worden seien. Die führenden Wirtschaftsfaktoren in Niedersachsen seien Automobil, gefolgt von Landwirtschaft und Tourismus und eben beim Tourismus befürchte sie einen starken Einbruch.

Frau S. aus Bannetze war dann von der anderen Fraktion: Sie habe früher Erik Zimen besucht und interessiere sich schon lange für den Wolf. Sie beschwerte sich über die Moderation, die immer nur die negativen Aspekte anspreche und die Diskussion dorthin lenke. Herr Harmening von der Celleschen Zeitung setzt hier gleich einen Riegel und würgt sie ab. Sie fügt noch hinzu, dass der Fuchs gnadenlos bejagt werde, worauf das Publikum mit lauten Buhrufen reagiert.
Na? Wird was klar? Die meisten Besucher (meiner unzuverlässigen Schätzung nach rund 75%) sind gegen den Wolf. Weitere 20% stehen ihm neutral gegenüber und nur 5% sind für ihn. Aber das ist nur meine subjektive Einschätzung infolge der Reaktion des Publikums. Und auch die Ansicht von Frau S. über die Moderation muss ich teilen. Das sah ziemlich voreingenommen aus, man war vielleicht auch ein bisschen auf Skandal aus (oder die Vorbereitung fehlte, obwohl die beiden Redakteure doch schon einiges an Informationen gesammelt hatten, wie man an ihrer Moderation hören konnte).

Eine Frau aus Winsen sagte, sie habe Angst, dass ihr Gefahr von den Wölfen drohe, falls sie z.B. im Gelände vom Pferd falle. Auch habe sie immer einen Hund frei laufend dabei. Frau Habbe beantwortete dies damit, dass der Mensch nicht ins Beuteschema des Wolfs falle, es mit Hunden aber durchaus Probleme geben könne (Konkurrenz, Beute z.B. in Finnland, Paarungspartner oder viel wahrscheinlicher: neutral).

Herr Gries von der Celleschen Zeitung fragte, ob sich Wölfe auch Siedlungen nähern, sie womöglich auch betreten. Frau Habbe meinte, dass sich der Wolf sehr energiesparend verhalte und wenn der kürzeste Weg durch den Ort sei, dann würde er auch diesen nehmen, wenn kein Mensch in der Nähe ist. "Wölfe nutzen menschliche Strukturen." Tags der Mensch, nachts der Wolf.

Herr H. vom Celler Tor in Groß Hehlen greift den Punkt von Frau M. aus Lutterloh auf (bezüglich der Wirtschaft), ist jedoch der Ansicht, dass der Tourismus mehr Leute beschäftige, als die Automobil- und Textilbranche zusammen. Die Presse berichte viel von Rissen, kaum Positives und er habe bereits Absagen deswegen erhalten (Tourismus). Auch sei den meisten gar nicht klar, welche wichtige Rolle die Heidschnucken für die Landschaftspflege haben. Dafür erhielt er starken Applaus.

Ein Herr M. – Hornissenschutzbeauftragter oder so – habe keine Angst vor Wölfen, denn die Wölfe würden seine Kunden nicht abschrecken.

Nun wurde es wieder laut, als ein Herr, der Schafe an der Weser hat, mit seinem Vortrag begann. Er verdiene kein Geld mit den Schafen, könne sich auch keinen Zaun leisten, erst recht keinen 1,80 m hohen. Herr Brockob vom Landesschafzuchtverband bestätigte, dass es Zeit und Geld koste, aber ein niedrigerer Zaun auch reiche. Der Schafhalter sei ein aussterbender Beruf. Es seien gar nicht so sehr die Risse selbst, die den Schäfern Sorgen bereiten, sondern die ständige Angst danach.

Herr Harmening griff dann das Thema "Entschädigungen" auf. Bislang sei noch nichts passiert. Außerdem fragte er, ob bereits Schäfer aufgehört hätten. Herr Brockob beantwortete zuerst die zweite Frage: Ja, es hätten bereits welche (nach Rissen) aufgehört, aber nicht viele. Sowohl Schutzhunde als auch Zäune seien von einigen bereits angeschafft worden. 100.000 bis 150.000 Euro seien dafür schon ausgegeben worden (dieses Jahr?), aber die Naturschutzbehörde möchte noch nicht so recht.

Nun wurde es unterhaltsam, denn jetzt begann Herr Burget, Referatsleiter im Umweltministerium. Mit dem Wechsel der Landesregierung sei bereits einiges geschehen, der Wolf habe nun eine viel höhere Bedeutung. Dabei sei z.B. der Kooperationsvertrag mit der Jägerschaft entstanden. Zahlungen seien aber ein schwieriges Thema: Bislang laufe alles über sogenannte "Billigkeitsleistungen": Das Land bräuchte nicht zahlen, mache es aber trotzdem freiwillig. Das NLWKN habe noch ein paar Probleme mit der Abwicklung, aber ansonsten laufe es. Kürzlich habe er einen Entwurf für eine neue Förderungsrichtlinie vorgelegt: In offiziellen "Wolfsregionen" solle es für Zäune und Herdenschutzhunde eine Förderung geben und zwar 75% des Differenzbetrages. Kleines Rechenbeispiel: Alter Zaun kostete 80 €, der neue 90 €, Differenz 10 €, Förderung dann 7,50 €. Fragen, wie lange das noch dauere, beantwortete er sehr ausführlich mit der Bürokratie. Erst ein Entwurf, dann ein förmliches Verfahren, dann sei er fertig. Und das dauere. Rückwirkend werde es aber keine Zahlungen geben. Das Ganze wurde natürlich heftigst von den Besuchern kritisiert.
Herr Brockob merkte an, dass die Förderung auch nur dann greife, wenn eine Mindestförderung von einigen hundert Euro erreicht sei. Zudem gebe es viel zusätzliche Arbeit und Aufwand.

Herr Gries meinte, dass es trotz der Billigkeitsleistung bislang noch keine Zahlungen gegeben hätte. Herr Burget: Zuerst müsse sichergestellt werden, dass es der Wolf war. Dann werde das hierhin und dorthin geleitet (habe ich mir nicht alles notiert). Auf die eigentliche Frage, warum es noch keine Zahlungen gegeben hätte, geht er nicht ein. Das kann der Herr Burget übrigens sehr gut und spätestens jetzt war Gelächter zu vernehmen, wenn er etwas sagte und sogar, wenn jemand andeutete, dass es doch eine Frage für ihn sein könnte. Leider ziemlich peinlich für das Umweltministerium.

Herr Tönnies vom Celler Tierschutz/Tierheim sagte dann, dass er die ganze Geschichte um den Wolf für viel zu übertrieben halte, zu viel Panik und Unruhe.

Ein etwas jüngerer Mann hat dann gefragt, warum Wölfe hier anders seien, warum Wölfe schützenswerter seien und ob er in Notwehr einen Wolf erschießen könne, wenn er seinen Jagdhund angreife. Moderation: "Schützenswert geht Richtung Umweltministerium" und die nächsten Sekunden waren von großem Gelächter erfüllt. Es gebe, keinen Unterschied, so Herr Burget. Frau Habbe ergänzte, dass es bislang einen Zwischenfall mit einem Hund gegeben habe, ein Terrier habe eine Wolfsfähe gestellt, welche dann gesagt habe "du kannst mich mal" (A.d.R.: Ich hab's mal sinngemäß wiedergegeben). Der Mensch dürfe aber nicht eingreifen. Daraufhin wurde es laut und ich dachte schon, gleich kann ich tolle YouTube-Videos drehen, wie sich 500 Leute in einem vollen Saal anfangen zu prügeln. Wurde nach einiger Zeit aber leider abgebrochen.

Ein Herr S. aus Müden/Örtze war der Meinung: "Plötzlich kommt der Staat auf die Idee, Wölfe zu verbreiten." Früher seinen keine Zäune nötig gewesen. Dafür bekam er kräftigen Applaus.

Jemand aus Wardböhmen meinte, der Wolf müsse – wie andere Tiere auch – zur Jagd freigegeben werden. Herr Knoop antwortete daraufhin, dass alle den Schutzstatus des Wolfes respektieren müssten. Ob und wann der Wolf bejagt werde, sei Entscheidung der Politik. Die Jäger seien in dem Punkt absolut machtlos. Sie würden das Monitoring hauptsächlich deswegen machen, da sie so integriert seien und keine Dritten durch die Reviere laufen. Aber: "Man kommt irgendwann an den Tag x an."
Frau Habbe erklärt das Sozialleben der Wölfe, dass sich der Bestand von selbst kontrolliere, dass die Reviere nicht leer gefressen werden könnten, da sich die Wölfe immer so viel Platz nehmen, wie sie brauchen und die Dichte somit begrenzt sei und dieser ganze Kram, den wir hier alle kennen. Und keiner / kaum einer glaubte ihr.

Weitere Fragen: "Was passiert mit Wölfen, die in Wildparks/Zoos überzählig sind?", "Gibt es eine Entschädigung für die Wertminderung von Revieren?", "Frau Habbe, können Sie bitte den Begriff Herdenschutzhund erläutern?", "Warum reißen Wölfe mehr Schafe, als sie fressen?", "Wann kommt der Braunbär zu uns?" (Kein Scherz, die Frage wurde wirklich gestellt – einige halten das Gequatsche wohl für sinnlos.)

Frau Habbe beantwortete die Fragen: Wenn Wölfe ausgesetzt werden, würde man das über das Monitoring herausfinden. Dann die Erläuterung, was ein Herdenschutzhund genau ist. Dann ein Vergleich mit dem Fuchs im Hühnerstall. Und die Frage nach der Entschädigung ging unter Gelächter an Herrn Burget. Er sei der Meinung, dass es keine Wertminderung gebe, da die Wilddichte sehr hoch sei und der Wolf nur einen geringen Einfluss habe. Und Herdenschutzhunde würden nach der (geplanten) neuen Förderungsrichtlinie auch nur für Berufsschäfer mit mindestens 100 Schafen gefördert werden. Natürlich nur Teile des Anschaffungspreises des Hundes, aber nicht dessen Ausbildung. Herr Brockob merkt an, dass Herdenschutzhunde viele Probleme bereiten würden, da sie auf den Halter fixiert seien und ein Ersatzschäfer nicht mit ihnen Arbeiten könne. Hüten mit Hunden sei in dieser Zeit auch nicht möglich, der Schäfer müsste extra eine Unterbringung für den Schutzhund in dieser Zeit besorgen. Das alles würde hohe Kosten verursachen und zudem gebe es das Problem mit der Haftung (wer kommt für einen Schaden durch den Herdenschutzhund auf?). Außerdem gebe es viele Hobbyschäfer mit seltenen Haustierrassen und dann wieder die Sache mit der Landschaftspflege in der Heide.

Einruf: "Bald wird es mehr Wölfe als Rehe geben, weil die keiner bejagt."

Ein Herr H. aus Rebberlah berichtete von vier Rissen in sechs Wochen. Zudem seien zwei Wölfe plötzlich 50 Meter entfernt in seinem Garten gewesen und hätten dort Rehe gejagt. Die Wölfe seien alle ausgesetzt, die hätten keine Scheu vor Menschen.

Eine Frau von der GzSdW (leider habe ich den Namen nicht mitbekommen) bot Hobbyschäfern die (finanzielle) Hilfe des Vereins an.

Einruf: "Was passiert, wenn ich einen Wolf erschieße?"

Ab hier an konnte ich nicht mehr alles protokollieren, weil alles drunter und drüber ging. Die Zeit neigte sich dem Ende zu, viele Leute wollten noch ihre Fragen loswerden, einige wollten das Mikrofon nicht mehr aus der Hand geben (obwohl der Herr von der Celleschen Zeitung es sowieso nie aus der Hand gegeben hatte, der Mann weiß, was er tut) und die Frage, was passiere, wenn man einen Wolf schießt, blieb unbeantwortet, obwohl viele falsche Antworten kamen. Und dann war da natürlich Herr Burget. Der meinte nämlich (nachdem das Gelächter abgeebbt war) auf die Frage, wann die Förderungsrichtlinie konkret fertig sei, irgendwas. Aber keine Antwort auf die Frage.

Danach konnte Herr Knoop noch etwas zum Vorgehen bei verletzten Wölfen sagen: Ganz neu (gestern? heute?) gebe es eine Absprache mit dem Landkreis: Wenn jemand einen Wolf anfährt, solle er 110 anrufen, die Polizei würde dann den nächsten Wolfsberater kontaktieren. Der sage dann, ob es sich um einen Wolf handelt oder nicht. Wenn es ein Wolf ist und der Wolfsberater Jäger ist (was meistens der Fall sei), dann dürfe er den Wolf erschießen (das würde dann schnell und unbürokratisch mit dem Veterinäramt geklärt werden), ansonsten könne das auf Anweisung der nächste verfügbare Jäger machen. Das solle bald auch auf der Webseite des Landkreises stehen.

Und obwohl es noch einige Fragen gab, waren bereits einige gegangen. Es ist 21:05 und die Veranstaltung wird von der Moderation der Celleschen Zeitung für beendet erklärt. Am 18.12. gebe es noch eine Dokumentation im NDR, falls sich jemand nochmal was über den Wolf anschauen möchte.

Fazit: Wie bereits gesagt, ist der Wolf nicht gut weggekommen. Die Mehrheit der Besucher waren gegen den Wolf, die Moderation hat auch nur diese Seite gefördert. Britta Habbe konnte daran auch nicht viel ändern. Zwar war die Veranstaltung für mich enttäuschend, aber sie hat gezeigt, dass hier einiges falsch läuft: Das Land kommt mit den Entschädigungen und den Förderungen nicht voran. Die Jäger wollen ihre Hinweise nicht weitergeben und veröffentlichen. Die meisten wollen einfach gar keinen Wolf. Vielleicht ist das in der Lausitz damals genauso gewesen und es braucht nur eine gewisse Zeit, bis sich das hier normalisiert hat (jemand – war es Herr Knoop? – hatte eben dies auch bestätigt). Momentan ist es aber so, dass das Monitoring sehr erschwert wird und ich kann Britta Habbe nur die Daumen drücken, dass sie das gepackt bekommt. Und hoffen wir, dass niemand von den Mitmenschen mit Lizenz zum Töten den Finger krumm macht, erst recht nicht bei Tieren, von denen noch niemand etwas weiß, weil sie nicht gemeldet wurden. Und hoffen wir, dass das Land mit seinen Plänen schneller voran kommt als üblich. Und hoffen wir, dass Herr Burget beim nächsten Mal gelernt hat, wie man auf den Punkt kommt und eine Frage beantwortet.

Anmerkung: Ich habe versucht, alles korrekt wiederzugeben. Sollte sich trotzdem irgendwo ein Fehler eingeschlichen haben, so tut mir das Leid. Außerdem waren Redakteure von diversen Zeitungen anwesend und in den kommenden Tagen sollte es einige Artikel geben.
Widukind

Re: Bergen: Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wölfe

Beitrag von Widukind »

Hey Sven,

vielen Dank für die Reportage und die Mühe, die Du Dir damit gemacht hast.

Zum Verlauf: Ich hatte nichts anderes erwartet und kann nur mit einem Zitat von Albert Einstein aufwarten:

„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

Albert Einstein
nuno22
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Re: Bergen: Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wölfe

Beitrag von nuno22 »

Ei Sven, dass hast du gut wiedergeben! Das hier habe ich heute in Facebook geschrieben. Inka ist Pressesprecherin im MU und kennt die Jungs von der Celler Zeitung.

Christian Berge Spaß hatte ich nicht! Ein Wort beschreibt die von der Celler Zeitung veranstaltete Wolfsdiskussion. Krass im positiven Sinne, weil gut 400, wenn nicht sogar mehr Zuhörer da waren. Krass im negativen Sinne, weil 90 % von den Anwesenden GEGEN den Wolf im Celler Land, Lüneburger Heide waren!!!!! Leider haben die beiden Redakteure schon durch ihre Art zu Fragen, diese Wolfsgegner total supportet! Ich gehe seit 10 Jahren zu solchen Veranstaltungen. Ich halte seit 8 Jahren selbst vor bis zu 200 Menschen in Schulen, Orten, wo die Wölfe in der Nähe sind, Umweltmuseen Wolfsvorträge, aber was hier in Bergen an Hass gegen den Wolf hoch kam, war ohne Worte! Und wenn dann - ungewollt - vom Kreisjägermeister Knopp mitgeteilt wird, dass in kleiner Runde mit dem Landrat und der Unteren Naturschutzbehörde bestimmt worden sei, dass wenn ein Wolf angefahren wird, die Polizei zu holen sei, der Wolfsbeauftragte und wenn dieser bestimmen würde, der verletzte Wolf würde nicht mehr auf die Beine kommen, dann könnte er von dem zuständigen Revierinhaber ERSCHOSSEN werden, dann fällt mir nichts mehr ein. Nach der Veranstaltung sind ein anderer Volljurist und ich zu ihm gegangen und haben ihm erklärt, dass das Anstiftung zu einer Straftat sei! Die Amtsveterinärin muß dazu geholt werden und nur sie, darf das bestimmen - ein Tierarzt logisch und nicht ein ehrenamtlicher Wolfsberater! Sowas von krass wie wenig sie wissen. Und wir beide haben denen noch gesagt, dass es genau diesen Fall schon gegeben hat. Leider haben sie alle nicht kapiert, dass es ein Bundesgesetz ist - das Bundesnaturschutzgesetzt -, dass das Töten eines Wolfes unter Strafe stellt. Nicht geholfen hat da Referatsleiter Burget! Ein klassischer Verwaltungsbeamter, der es gut meinte, aber völlig überfordert war! Er wurde ausgebuht! Und auf die Frage, was denn jemand drohe, der einen Wolf erschießt, zu antworten, "ja, hm, eine Straftat, seit das wohl schon, aber mindestens eine Ordnungswidrigkeit", da war das Chaos an Missinformationen perfekt! Es wurde tatsächlich von aggressiven bösen Wölfen gesprochen, die kleine Kinder fressen, weshalb dem Tourismus in der Lüneburger Heide das Ende drohen würde! Mehrere Reiterhöfe bangten offen um ihre Kundschaft, dass man ihnen schon signalisiert habe, dass man keine Kinder mehr dort hin schicken würde. Ich kam mir vor, als ob ich im Jahre 1648 war, als das Wolfstöten in Frankreich begann und sich über die ganze Welt zog! Ich werden dem Minister nächste Woche, konkrete Vorschläge machen! Das haben wir verabredet. Da brodelt es richtig rund um Bergen. Das war ohne Worte! SHOCKING!
nuno22
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Re: Bergen: Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wölfe

Beitrag von nuno22 »

Christian Berge Inka, es ist unglaublich, dass der Landrat Celle und Kreisjägermeister und auch die Untere Naturschutzbehörde nicht diesen Prozess über alle 3 Instanzen zu kennen scheinen. 2007 hatte ein Jäger einen schon angeschossenen Wolf erlöst....! Bei der Landgerichtsentscheidung war ich dabei. Das OLG Celle hat die Strafbarkeit bestätigt! http://blog.strafrecht.jurion.de/.../der-tote-wolf-und.../

Erinnerst du dich an den Fall in der Lausitz, wo die Polizei zu einem angefahrenen Wolf kam, und sie entscheiden musste, was zu tun ist - und der Beamte ihn dann erschoss und dann sein Strafverfahren gegen ihn lief - was aber eingestellt wurde, meine ich? Kannst du mir da bitte einen link senden, Sven, wenn du hast.

Den Fall und den Dannenberg Fall werde ich dem Landrat und Kreisjägermeister Knoop schicken!
balin
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Re: Bergen: Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wölfe

Beitrag von balin »

Danke für die Berichte von der Veranstaltung. Die einzelnen Typen kann ich mir gut vorstellen, aber aus der Sicht von hier wäre ein Informationsabend in diesem
geistigen Klima kaum vorstellbar. Wir haben hier eine andere Großwetterlage und Jäger und ähnliches haben bei weitem nicht das Ansehenspotential wie es ihnen vielleicht im Heideland zugebilligt wird. Auch wäre unsere Zeitung eher der Schutzpatron der Wölfe. Es ist aber gut zu lesen, wie es auch laufen kann.
Ich vermute mal, bei uns würden sie behaupten, Wölfe fressen höchstens oberbayerische Deppen. So einen hätten sie ja dann als Besatzer bestimmt auch auf dem Podium sitzen. :-D
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