Grauer Wolf hat geschrieben: Bei zu hohen Schalenwildbeständen (ich denke hier besonders an Wildsauen, die ja schon bis in die Städte vordringen, in manchen Gegenden aber auch an Rehe und Hirsche) Einsatz von Schnellfeuergewehren, Nachtsichtgeräten und Schalldämpfer, die ich allerdings Hobbyjägern nicht gerne in die Hand geben würde.
Wie jetzt? Keine Granatwerfer? Keine Hubschrauber?
Es ist sicher schwer, wirklich gute Ideen für die Bejagung zu entwickeln, wenn man die Jagd selbst nur vom Hörensagen kennt. Mit dem Mund bzw. an der Tastatur sind Schweine, Rehe und Hirsche leicht zu jagen ...

Was soll ein Schnellfeuergewehr (Vollautomat) bringen? Halbautomatische Waffen sind in D für die Jagd längst zugelassen. Das Problem ist nicht das schnelle Schießen - ordentlich treffen ist das Problem. Und wenn der erste Schuss gefallen ist, ist die Bühne vor Dir ganz fix leer. Willst Du wahllos in die Menge schießen lassen?
Der Schalldämpfer bewirkt lediglich etwas (!) Entlastung für die Ohren des Schützen und ggf. seines Hundes. Der Impuls durch das mit mehr als Mach 1 fliegende Geschoss und der Kugelschlag bleiben trotzdem verdammt laut.
Und das Nachtsichtgerät hilft auch erst, wenn man bei schlechten Lichtverhältnissen auf Schussentfernung (< 100 Meter) ans Wild ran kommt. Weil das nicht nur sieht, sondern eben auch verdammt gut hört und riecht, geht mit dem Nachtsichtgerät auch nicht viel mehr, als ohne gehen würde. Ich bin gerade von meiner Runde zurück. Die Ackerflächen und Wiesen sind "schweinefrei". Die Lichtverhältnisse reichen im Moment auch ohne Nachtsichtgerät aus. Aber die dummen Schweinchen haben wir längst und der Rest bleibt in den Ecken, in die man nicht leise genug rein kommt. Da hilft auch das Nachtsichtgerät dann nicht weiter.
Es geht darum, überbordende, künstlich herangemästete Bestände schnell und effektiv zu regulieren, bis der Wolf wieder in der Lage ist, zum Gleichgewicht beizutragen.
In Wolfsgebieten könnte man z.B. die Winterfütterung des Schalenwildes stark reduzieren oder gar einstellen. Die Wölfe sorgen dann alleine durch ihre ständige Anwesenheit und ihren Jagddruck, daß das Wild auch im Winter in Bewegung bleibt, was die Schwächeren als Wolfsfutter herausselektiert und den Verbiß mindert, was auch die Förster und Waldeigner freuen wird.
Du verkennst den Kern des Problems. Das Wild ist durch große Getreide-, Raps- und Maisschläge den Sommer über für die Jagd kaum zu kriegen. Hier ist der Bauer gerade dabei, den Körnermais zu dreschen und damit den Sauen die reichlich genutzte Deckung zu nehmen. Auf der Fläche bleibt genug Mais liegen, um die Sauen hier ganz prima über den Winter zu bringen. Gleichzeitig haben wir hier in diesem Jahr zum wiederholten Male eine fette Eichelmast - den warmen Sommern sei Dank ...

In der Folge hungert Wild in unserer Landschaft nur dann, wenn wirklich mal dick Schnee liegt und der Boden zuvor tief gefroren war. Dafür bringt sich Winter für Winter ein Teil des Rehwilds mit Raps um. Der ist leicht erreichbar, stellt aber beim gleichzeitigen Mangel an rohfaserhaltigem Futter die Biologie im Pansen auf den Kopf. Die Rehe kippen mit vollem Ranzen auf dem Acker um - die Raben und Seeadler freut's ...
Lars, ich habe auch kein Patentrezept zur Hand, wie sollte ich auch, und bin manchesmal ziemlich ratlos, was man tun könnte, vor allen Dingen, wenn die Politik unqualifiziert eingreift.
Den meisten Politikern geht es nicht besser als Dir oder Herrn Brücher. Sie möchten Dinge zu regeln, von denen sie in der Regel zu wenig verstehen und sich deshalb auf Infos verlassen, die dann auch wieder fast ausschließlich von Nichtjägern kommen. Wild als eine nachwachsende Ressource für "Biofleisch" zu verstehen, welche mit der richtigen Intensität bewirtschaftet werden muss, scheint für die meisten Politiker, die allermeisten "Naturschützer" und nicht wenige Jäger eine extreme Herausforderung zu sein. Der "Lösungsansatz", dass gegenwärtige Zuviel an Wild einfach zum Teil verhungern zu lassen und/oder an Wölfe zu verfüttern, ist ebenso Ausdruck der Dekadenz unserer wohlstandsverwöhnten Gesellschaft, wie die trophäenlastige Bejagung von Schalenwild in viel zu vielen Revieren.
Viele Grüße
Lars