Ich greife das mal raus...
Lutra hat geschrieben:Meine Meinung ist, wir sollten nicht über die Leute, die ihre Tiere nicht oder nur ungenügend schützen und dadurch den Schaden haben, herablassend reden. Das sind meistens Ältere, die das schon ihr Leben lang so machen und da ist es eben schwer, sich umzugewöhnen. Richtigerweise müßte man zu denen hingehen, bevor was passiert und sie extra noch mal auf die Gefahr hinweisen. Damit wäre auch dem Wolf gedient.
Sorry, aber das kann ich nicht gelten lassen. Der Jüngste bin ich auch nicht mehr und trotzdem stehe ich auf dem Standpunkt "Leben heißt lernen!" "Das haben wir schon immer so gemacht." oder noch schlimmer "Das haben unsere Großeltern doch schon so gemacht." oder ähnliche gelagerte Sprüche sind m.E. nur das Eingeständnis, unflexibel zu sein und nicht lernen zu wollen. Das ist so ähnlich wie der Fotograf (meine Branche), der rumjammert "Ich hab doch immer auf Film fotografiert" und partout nicht kapieren will, daß man heute digital arbeitet... 60 oder 70 Jahre alt zu sein entbindet einen nicht der Verpflichtung, ein Leben lang dazuzulernen.
Aber um den Bogen wieder auf den Wolf zu spannen, das Problem ist natürlich, wenn die Lernunwilligen (die man auch mit Engelszungen nicht zum Lernen kriegt) für eine Gewöhnung des Wolfes an leicht zu erbeutendes Vieh sorgt. Der Dumme ist bei dieser Geschichte immer der Wolf (oder Bär oder Fuchs oder sonstiger Beutegreifer), der die Dummheit, die Unbelehrbarkeit des Menschen ausbaden muß.
Lutra hat geschrieben:Ein Anfang wäre schon mal, die Presse würde nicht nur in schöner Regelmäßigkeit die toten Schafe und Ziegen aufzählen, sondern auch mal die würdigen, die ihre drei oder vier Schafe ordentlich schützen und bei denen nichts passiert, aber das ist dann eben keine, wenn auch nur kleine, Sensation. Zumindest wird aber immer wieder auf die bestehenden Fördermöglichkeiten hingewiesen, und da kann nun wirklich niemand mehr behaupten, er hätte das nicht gewußt.
Tja, das ist halt das Niveau von Provinz- oder Boulevardblättern: Bad news sell und je blutiger die Nachrichten sind, um so mehr Umsatz. 2 tote Schafe sind besser als eines und eine tote Herde verkauft sich ganz von selber. Kommt dann noch Meinungsmache aus bestimmten Ecken und ein "blutrünstiges" Titelblatt dazu (der zähnefletschende Wolf mit blutigem Maul, der eigentlich nur im Gehege signalisiert "mein Essen", ist doch ein gerne genommer Agentur-Klassiker), wird's für den Wolf brisant, weil man so eben Vorurteile schürt. Das ist wie Werbung, so manipuliert man den Leser... Jeder gute Fotograf kann einen Wolf so darstellen, daß der Durchschnittsbürger entsetzt zurückzuckt oder eben auch so, daß man den Grauen richtig sympathisch findet... Wobei letzteres ja wieder eine schlecht verkäufliche,
gute Nachricht übermitteln würde...
Ergo: Wer will schon in der Tageszeitung eine Story über einen
vernünftigen Bauern lesen, der sich informiert und belesen hat und sein Vieh sachgerecht schützt? Keiner, außer vielleicht dem GEO- oder National Geographic Leser, der sich für die Möglichkeiten der Koexistenz zwischen Mensch und Wildlife interessiert und jede Info darüber gerne aufnimmt! Der Mensch ist halt im Durchschnitt ziemlich sensationsgeil...
Tut mir leid, wenn ich so pessimistisch rüberkomme, aber Illusionen bezüglich der menschlichen Natur habe ich schon lange verloren...