Seite 10 von 14
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 2. Apr 2015, 16:48
von Lutra
Alpenwolf hat geschrieben:Die bisherigen Fakten zeigen aber, dass man den Wolf in DE praktisch durchgehend falsch eingeschätzt hat. Ich glaube Lars hat ja schon darauf hingewiesen, dass man noch vor einigen Jahren felsenfest davon ausging der Wolf sei so menschenscheu, dass er praktisch unsichtbar bleiben, die menschlichen Siedlungen meiden, nicht über freie Flächen ziehen etc. würde. Mittlerweile ist x-fach nachgewiesen, dass dem nicht so ist, sondern genau das Gegenteil der Fall ist. Der Wolf ist, wie im dichtbesiedelten und kleinstrukturierten Deutschland auch nicht anders zu erwarten, ein ausgesprochener Kulturfolger, der extrem anpassungsfähig ist.
Das ist Quatsch. Ich besuche von Anfang der Wiederbesiedelung an die entsprechenden Vorträge bei uns in der Gegend und es wurde auch von Anfang an darauf hingewiesen, dass der Wolf eben
nicht menschliche
Siedlungen meidet, mit entsprechenden Fotos, die man heute noch irgendwo auf der Seite des Kontaktbüros findet. Auch in den Presseveröffentlichungen wurde darauf hingewiesen. Klar haben schon viele Leute mal einen Wolf oder mehrere gesehen. Aber so oft glückt einem das nicht, und viele empfinden das auch als ausgesprochenen Glücksfall, mal einen zu sehen.
Den Käse vom "Kulturfolger" kann ich schon fast nicht mehr hören. Der Wolf kommt vom Wald über die Steppen bis zu den Wüsten überall zurecht, somit auch in unserer Kultursteppe. Der Hase ist ein Kulturfolger oder das Rebhuhn, aber doch nicht der Wolf! Sowas muß man von einem Wildtiersachverständigen hören...

Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 2. Apr 2015, 17:01
von Lutra
Alpenwolf hat geschrieben:
Ob es bereits zu einer Hybridisierung beim deutschen Wolfsbestand schon gekommen ist, bleibt zumindest für die Öffentlichkeit unklar, da hier der Wolfsschutz mangels entsprechender Aktivitäten diese Informationen entweder einfach nicht hat oder weil man die genetischen Erkenntnisse aus bestimmten Gründen nicht öffentlich will. Jedenfalls kommen bei den ohnehin nur literarischen Beschreibungen der Bestandsentwicklung auffallend oft Wölfe unbekannter Herkunft vor. Warum man hier nicht eine zumindest grobe Zuordnung machen kann wie z.B.
ostpolnisch/baltisch, alpin oder karpathisch erschließt sich mir nicht.
Die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen findest Du in einem Newsletter des Kontaktbüros Wolfsregion Lausitz.
Alpenwolf hat geschrieben: Heute haben wir da bei den geschützten Arten historische Höchststände ,mit teilweise massiven negativen Auswirkungen auf deren Beutetiere, also auf das Ökosystem. Nehmen sie z.B. die drei deutschen Rauhfußhühner dies seit 50 Jahren oder mehr vollständig geschützt sind und dadurch de facto ausgerottet wurden.
Hä? Die Rauhfußhühner wurden durch ihren Schutz ausgerottet? Das könntest Du mal näher erläutern, obwohl es hier OT ist. Aber wenn wir schon mal so einen Experten an Bord haben...

Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 2. Apr 2015, 17:10
von Lutra
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 2. Apr 2015, 17:26
von Alpenwolf
Lutra hat geschrieben:Das ist Quatsch. Ich besuche von Anfang der Wiederbesiedelung an die entsprechenden Vorträge bei uns in der Gegend und es wurde auch von Anfang an darauf hingewiesen, dass der Wolf eben
nicht menschliche
Siedlungen meidet, mit entsprechenden Fotos, die man heute noch irgendwo auf der Seite des Kontaktbüros findet. Auch in den Presseveröffentlichungen wurde darauf hingewiesen. Klar haben schon viele Leute mal einen Wolf oder mehrere gesehen. Aber so oft glückt einem das nicht, und viele empfinden das auch als ausgesprochenen Glücksfall, mal einen zu sehen.
Den Käse vom "Kulturfolger" kann ich schon fast nicht mehr hören. Der Wolf kommt vom Wald über die Steppen bis zu den Wüsten überall zurecht, somit auch in unserer Kultursteppe. Der Hase ist ein Kulturfolger oder das Rebhuhn, aber doch nicht der Wolf! Sowas muß man von einem Wildtiersachverständigen hören...

Der NABU stellt das so dar:
"Der Wolf und die Menschen
Wölfe sind sehr vorsichtig und meiden Menschen gewöhnlich. Selbst Wissenschaftler, Förster und Jäger bekommen sie nur selten zu Gesicht. Und doch: Es kann Einzelfälle geben, in denen ein Wolf Schafe reißt."
Das klingt ja wohl etwas anders als von ihnen dargestellt. Da werden wohl die Ausnahmen zur Regel, da die Einzelfälle kumulieren.
Feldhase und Rebhuhn kostet das Folgen in unsere Kulturlandschaft das Leben, sie sind massiv bedroht, während europaweit die Wolfsbestände rasant ansteigen. Deutschland hat eben wohlgefüllte Wildkammern und gutbesetzte Schafkoppeln.
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 2. Apr 2015, 17:43
von balin
Das Ausschwärmen der "Experten" könnte auch mit dem neuen Jagdgesetz in Baden Würtemberg zusammenhängen, das am ersten April in Kraft getreten ist.
http://www2.landtag-bw.de/WP15/Drucksac ... 6132_d.pdf
Das da drüber ist der Gesetzestext. Die Diskussion dazu kann man hier verfolgen:
http://www.deutschlandfunk.de/wald-waid ... _id=307853
Das Ist ein Fallbeil am derzeitigen Selbstverständtnis der Jägerschaft.
Da geht es wirklich mehr um Management der Natur als um Selbstbefriedigung.
Das hat schon etwas mit den Wölfen zu tun. Die Jäger dürfen ohne behördliche Genehmigung keine streunenden Hunde mehr erledigen und Katzen auch nicht, was zb mich und die in Baden Würtemberg einwandernden Wölfe überhaupt nicht interessiert.
Man möge das Gesetz aber mal mit Interesse lesen. Das ist für die Jagd eine Zeitenwende und für sowas arbeite ich ja auch.
Bedauerlich, daß es dazu so vieler Vorschriften bedarf.
In der Landwirtschaft haben die Vorschriften nur noch Alibifunktion und dienen nicht der Natur sondern eher der Alimentation des subventionierten Srukturwandels und dem Erhalt von ein paar Arbeitsplätzen für kontrollierende Schranzen.
Bei den Jägern ist das aber einfacher und Natur-bestimmt, da geht es um ein Hobby von ein paar Übermütigen mit zuviel Geld. Anders ist das Getue garnicht zu erklären.
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 2. Apr 2015, 17:45
von Lutra
Alpenwolf hat geschrieben:
Der NABU stellt das so dar:
"Der Wolf und die Menschen
Wölfe sind sehr vorsichtig und meiden Menschen gewöhnlich. Selbst Wissenschaftler, Förster und Jäger bekommen sie nur selten zu Gesicht. Und doch: Es kann Einzelfälle geben, in denen ein Wolf Schafe reißt."
Das klingt ja wohl etwas anders als von ihnen dargestellt. Da werden wohl die Ausnahmen zur Regel, da die Einzelfälle kumulieren.
Was habe ich anderes gesagt? Komm mal in die Lausitz und versuche einen Wolf zu sehen. Wenn es mehr Wölfe gibt, ist es logisch, dass öfters mal welche gesehen werden. Aber selbst die wenigsten Jäger in meinem Umfeld haben schon mal einen gesehen.
Schafe reißen die Wölfe natürlich, besonders, wenn sie nicht oder unzureichend geschützt sind. Das mußten schon einige bei mir im Dorf und in den Nachbarorten lernen.
Alpenwolf hat geschrieben:Feldhase und Rebhuhn kostet das Folgen in unsere Kulturlandschaft das Leben, sie sind massiv bedroht, während europaweit die Wolfsbestände rasant ansteigen. Deutschland hat eben wohlgefüllte Wildkammern und gutbesetzte Schafkoppeln.
Die haben ursprünglich erst mal durch die Rodung der Wälder, Kultivierung, Kulturlandschaft hier Lebensraum bekommen als Steppenbewohner und verlieren ihn zur Zeit gerade wieder durch die Veränderungen in der Kulturlandschaft. Der Wolf nimmt seinen Lebensraum wieder ein und da hast Du recht, die Wildkammern sind für ihn dank Heranzüchtens eines Höchstbestandes an Schalenwild übervoll.
Die Schafskoppeln schützt der Mensch dummerweise gerne mal durch heute mögliche technische Maßnahmen (E-Zaun) und/oder altbewährte Mittel (Herdenschutzhunde), so dass sie als Nahrungsgrundlage nur eine minimale Rolle spielen.
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 2. Apr 2015, 17:50
von Alpenwolf
Lutra hat geschrieben:Hä? Die Rauhfußhühner wurden durch ihren Schutz ausgerottet? Das könntest Du mal näher erläutern, obwohl es hier OT ist. Aber wenn wir schon mal so einen Experten an Bord haben...

Aber gerne kann ich das beantworten, auch wenn es mich eigentlich nicht verwundert, dass beim Naturschutz wesentliche Mechanismen unbekannt sind vorhanden ist.
Also ganz kurz:
Nehmen wir das Auerwild, das als einsam lebendes Waldhuhn einem besonderen Prädatorendruck aus der Luft und vom Boden her ausgesetzt ist und besondere Ansprüche an seinen Lebensraum stellt´: Ein guter Teil der Prädatoren ist geschützt, zusätzlich läuft die moderne Forstwirtschaft massiv gegen den idealen Lebensraum. Die Bestände verringern sich, es wird daher untér Schutz gestellt ohne was an den gefährdenden Faktoren zu ändern, es wird daher weniger und weniger bis es ausstirbt. Versuche zur Wiederansiedlung durch den Naturschutz bleiben punktuell und scheitern daher regelmäßig. Bleibt das Wild jedoch bejagbar setzt sich die Jägerschaft dafür ein und die Grundbesitzer sind automatisch mit an Bord, da der Jagdwert massiv ansteigt ( ein Auerhahnabschuss in Mitteleuropa stellt den Wert von ca € 5.000.- da ), es wird also nicht punktuell, sondern gesamtheitlich der Lebensraum verbessert und dadurch werden auch die Biotope wieder vernetzt was bestandsstabilisierend wirkt. Nach Erreichung stabiler Bestände erfolgen planmässige Entnahmen und alle sind zufrieden.
Genau das wäret auch internationaler verbindlicher Standard: Siehe auch Amman-Deklaration der IUCN: Schützen durch Nützen!
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 2. Apr 2015, 17:58
von Lutra
Du hast das doch erkannt: Der Lebensraum hat sich verändert! So, und welcher Waldbesitzer wird wohl seine Forstwirtschaft so umstellen, dass sie wieder Auerwildgerecht ist? Wegen Erhöhung des Jagdwertes?
Das Aussetzen in ungeeignete Lebensräume ist natürlich Quatsch.
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 2. Apr 2015, 18:19
von Wolfsblut
Alpenwolf hat geschrieben:Da werden wohl die Ausnahmen zur Regel, da die Einzelfälle kumulieren.
Wenn der Schafsanteil der Nahrungszusammensetzung des Wolfes, noch nicht mal 1% überschreitet isses die Regel? Achso.....
Re: "Willkommen Wolf reicht nicht"
Verfasst: 2. Apr 2015, 18:22
von Wolfsblut
Lutra hat geschrieben:Du hast das doch erkannt: Der Lebensraum hat sich verändert! So, und welcher Waldbesitzer wird wohl seine Forstwirtschaft so umstellen, dass sie wieder Auerwildgerecht ist? Wegen Erhöhung des Jagdwertes?
Das Aussetzen in ungeeignete Lebensräume ist natürlich Quatsch.
Wie mit dem Mufflon. Thema Rückzugsgebiet und Moderhinke. Für mich schon wieder Tierquälerei diese Aussetzerei.