Lone Wolf hat geschrieben:Wie genau Lars würden denn deine korrigierenden Maßnahmen, wärest du in politischer Verantwortung, derzeit aussehen? Weiter beobachten, in Ortschaften aktiv vergrämen oder schon töten? Ich möchte nicht richten, bin an deiner ehrlichen Meinung ohne Wertung meinerseits interessiert.
Grüße
LW
Wenn ich mich hier einmischen darf: In erster Linie wären nicht einmal korrigierende Maßnahmen notwendig, sondern der aktuelle Wolfsmanagementplan wäre vorerst trotz seiner Schwächen einmal umzusetzen:
1. Das aktuelle Monitoring ist kapazitätsmäßig und qualitativ absolut unzureichend. Keinen einzigen telemetrierten Wolf mehr zu haben ist ein absolutes no go.
2. Öffentlichkeitsarbeit: Hier macht man den Grundfehler vor dem man selbst immer gewarnt hat: Es wird völlig unzureichend informiert.
In z.B. Boitze und Umgebung liefen schon am Samstag die ersten Gerüchte. Mit vagen und unzureichenden Informationen ging man offiziell erst am Dienstag raus. Das schafft Mißtrauen gegen den die Involvierten und damit auch gegen den Wolf.
3. Im Managementplan sind die Eskalationsstufen samt korrespondierenden Maßnahmen aufgelistet und die sind guter internationaler Standard, da sie die beiden Autorinnen einfach abgeschrieben haben. Man geht nun aber ganz offensichtlich nicht nach dem eigenen Plan vor und macht gar nichts.
Es wäre zumindest das Szenario aufzuzeigen gewesen das ganz klar lautet: Wenn z.B. der Wolf in Boitze den Jäger wirklich angegriffen hat, erreichen wir damit die höchste Eskalationsstufe und der Wolf ist unverzüglich zu entnehmen, d.h. zu erschießen. Ob der Wolf wirklich angegriffen hat untersuchen wir und geben die Faktenlage und unsere Entscheidung so zeitnah wie möglich bekannt. Nach 10 Tagen sollte man ja schon Klarheit haben und der Öffentlichkeit erklären, es war ein relevanter Angriff oder nur ein irrelevanter Unfall.
Nicht gelöst ist damit die Grundschwäche des Plans, dass er heute noch immer auf der Basis des langsamen Aufbaus einer ausgelöschten Population
basiert und damit den komplexen Gegebenheiten der aktuellen Lage in keinster Weise Rechnung trägt, da de facto alles ungelöst ist:
Entschädigungen und Schutzmaßnahmen sind auf Almosenbasis ungeregelt, Populationsziele sind nicht einmal ansatzweise diskutiert und entscheidungsreif, organisatorische und da vor allem zentrale Strikturen sind nicht vorhanden und in den nächsten sagen wir 10 Jahren auch nicht erreichbar.
Man ist also gegen eine mögliche Eskalation völlig unvorbereitet und muss die Dinge zwangsweise laufen lassen, auch wenn man es in Zukunft nicht will. Und das worst case lautet schlicht und einfach: Der Staat rottet aus Sicherheitsgründen den Wolf wieder aus, da man in 20 Jahren nicht gelernt hat mit ihm umzugehen.