Re: Ende artgerechter Haltung
Verfasst: 21. Feb 2016, 12:48
Letztlich geht es um die Frage, ob und inwieweit der NDR von seinem Programmauftrag, der ihn zur objektiven Berichterstattung verpflichtet, mitunter abrückt und von seiner per Staatsvertrag festgelegten Rolle als neutraler Berichterstatter nicht auch die Grenzen zum aktiven Player in dem großen Spiel um die Meinungs- und Deutungshoheit überschreitet.
Ein Bericht über einen Schäfer, der Schafe durch den Wolf verloren hat und sich von einem Umzug in ein Gebiet, in dem ihm vom Deich- und Uferbauverband ein großer Stall mit ausreichend PLatz für seine Tiere zur Verfügung gestellt wird, mehr Schutz für seine Schafe erhofft, ist auch aus meiner Sicht einen Bericht wert.
Aber die Einbettung dieser Geschichte in eine tendenziöse Wortwahl wie "flieht vor dem Wolf" auf Boulevardpresse-Niveau ist angesichts der Faktenlage irreführend, da der Schäfer ja nicht von den Wölfen weg, sondern direkt in das Revier eines nachgewiesenen Wolfspaares hinein "flüchtet" und damit seine geäußerte Hoffnung, dass deshalb die "Wolfsangriffe mit dem Umzug aufhören", ad absurdum geführt wird.
Dass er nun einen ausreichend großen Stall zur Verfügung hat, um seine Schafe effektiv vor nächtlichen Wolfsangriffen schützen zu können, ist doch die eigentliche (sinnvolle) Kernaussage. So aber entseht der Eindruck, dass die Autorin des NDR den Sachverhalt als Aufhänger nutzt, um bei den Lesern eine Verknüpfung von "Mensch flieht" und "Wolf" in den Köpfen festzusetzen, obwohl von einer Flucht überhaupt nicht die Rede sein kann.
Dies wäre nicht zu beanstanden, wenn es sich um einen einmaligen Austreißer eines Autors handeln würde. Da sich diese Fälle in der derzeitigen Flut der Wolfsberichterstattungen des NDR aber langsam häufen, muss die Frage nach den Gründen und Absichten des NDR erlaubt sein.
Beispiel Leserbrief von Carsten Nowak vom Senckenberg Institut:
Die Landesregierung hat in einer Antwort auf eine mündliche Anfrage im Landtag zu dem Fall wie folgt Stellung genommen:
"Wie bewertet die Landesregierung die Aussagen von Dr. Carsten Nowak?
Dr. Carsten Nowak bezog sich auf die Darstellung des NDR. Diesen Darstellungen war vermeintlich eine Kritik der Staatssekretärin an der Bearbeitungsgeschwindigkeit durch das Senckenberg Institut zu entnehmen. Diese war aber in dem Interview mit dem NDR von der Staatssekretärin weder geäußert noch beabsichtigt worden (siehe: Vorbemerkung der Landesregierung). Dr. Nowak hatte seinen Kommentar bereits nach kurzer Zeit wieder zurückgezogen." *
Beispiel Angebliche Versäumnisse des Umweltministeriums im Fall "Gartower Knabberwolf":
Auch hier sah sich das Umweltministerium offenbar gezwungen, den Darstellungen des NDR zu widersprechen:
"Im letzten Absatz geht es um den Vorfall im Gartower Forst. Bezüglich der im Beitrag geäußerten Vorwürfe weist das Umweltministerium darauf hin, dass die Meldung keineswegs unbearbeitet blieb. Sowohl Ministerium als auch Wolfsbüro haben noch am selben Tag, nachdem die Landesjägerschaft am 6. Januar die Begegnung gemeldet hat, Rücksprache mit dem Wolfsberater gehalten. Zwei Tage später wurde zusätzlich eine Amtsveterinärin mit der Befragung des Joggers beauftragt. Nachdem der Bericht vorlag und ausgewertet war, wurde zwei Tage später die Öffentlichkeit über das Ereignis informiert." **
Dass sich Wolfsgegner über eine derartige Berichterstattung freuen, ist sicherlich nachvollziehbar. Objektiv ist sie aber offensichtlich nicht und wird dem Programmauftrag in dieser Hinsicht auch nicht gerecht. Soll die Bevölkerung neutral informiert werden, um sich selbst ein Bild zu machen oder soll sie subtil in eine bestimmte Meinungsrichtung gedrückt werden? Es heißt nicht umsonst, dass dejenige, der die Medien habe, auch über die Macht verfüge. Im Sinne der Leser und Zwangsgebührenzahler kann das - ganz unabhängig von der Wolfsdiskussion - jedenfalls nicht sein.
* http://www.umwelt.niedersachsen.de/aktu ... 41124.html
** http://www.der-wolf-in-niedersachsen.de/
Ein Bericht über einen Schäfer, der Schafe durch den Wolf verloren hat und sich von einem Umzug in ein Gebiet, in dem ihm vom Deich- und Uferbauverband ein großer Stall mit ausreichend PLatz für seine Tiere zur Verfügung gestellt wird, mehr Schutz für seine Schafe erhofft, ist auch aus meiner Sicht einen Bericht wert.
Aber die Einbettung dieser Geschichte in eine tendenziöse Wortwahl wie "flieht vor dem Wolf" auf Boulevardpresse-Niveau ist angesichts der Faktenlage irreführend, da der Schäfer ja nicht von den Wölfen weg, sondern direkt in das Revier eines nachgewiesenen Wolfspaares hinein "flüchtet" und damit seine geäußerte Hoffnung, dass deshalb die "Wolfsangriffe mit dem Umzug aufhören", ad absurdum geführt wird.
Dass er nun einen ausreichend großen Stall zur Verfügung hat, um seine Schafe effektiv vor nächtlichen Wolfsangriffen schützen zu können, ist doch die eigentliche (sinnvolle) Kernaussage. So aber entseht der Eindruck, dass die Autorin des NDR den Sachverhalt als Aufhänger nutzt, um bei den Lesern eine Verknüpfung von "Mensch flieht" und "Wolf" in den Köpfen festzusetzen, obwohl von einer Flucht überhaupt nicht die Rede sein kann.
Dies wäre nicht zu beanstanden, wenn es sich um einen einmaligen Austreißer eines Autors handeln würde. Da sich diese Fälle in der derzeitigen Flut der Wolfsberichterstattungen des NDR aber langsam häufen, muss die Frage nach den Gründen und Absichten des NDR erlaubt sein.
Beispiel Leserbrief von Carsten Nowak vom Senckenberg Institut:
Die Landesregierung hat in einer Antwort auf eine mündliche Anfrage im Landtag zu dem Fall wie folgt Stellung genommen:
"Wie bewertet die Landesregierung die Aussagen von Dr. Carsten Nowak?
Dr. Carsten Nowak bezog sich auf die Darstellung des NDR. Diesen Darstellungen war vermeintlich eine Kritik der Staatssekretärin an der Bearbeitungsgeschwindigkeit durch das Senckenberg Institut zu entnehmen. Diese war aber in dem Interview mit dem NDR von der Staatssekretärin weder geäußert noch beabsichtigt worden (siehe: Vorbemerkung der Landesregierung). Dr. Nowak hatte seinen Kommentar bereits nach kurzer Zeit wieder zurückgezogen." *
Beispiel Angebliche Versäumnisse des Umweltministeriums im Fall "Gartower Knabberwolf":
Auch hier sah sich das Umweltministerium offenbar gezwungen, den Darstellungen des NDR zu widersprechen:
"Im letzten Absatz geht es um den Vorfall im Gartower Forst. Bezüglich der im Beitrag geäußerten Vorwürfe weist das Umweltministerium darauf hin, dass die Meldung keineswegs unbearbeitet blieb. Sowohl Ministerium als auch Wolfsbüro haben noch am selben Tag, nachdem die Landesjägerschaft am 6. Januar die Begegnung gemeldet hat, Rücksprache mit dem Wolfsberater gehalten. Zwei Tage später wurde zusätzlich eine Amtsveterinärin mit der Befragung des Joggers beauftragt. Nachdem der Bericht vorlag und ausgewertet war, wurde zwei Tage später die Öffentlichkeit über das Ereignis informiert." **
Dass sich Wolfsgegner über eine derartige Berichterstattung freuen, ist sicherlich nachvollziehbar. Objektiv ist sie aber offensichtlich nicht und wird dem Programmauftrag in dieser Hinsicht auch nicht gerecht. Soll die Bevölkerung neutral informiert werden, um sich selbst ein Bild zu machen oder soll sie subtil in eine bestimmte Meinungsrichtung gedrückt werden? Es heißt nicht umsonst, dass dejenige, der die Medien habe, auch über die Macht verfüge. Im Sinne der Leser und Zwangsgebührenzahler kann das - ganz unabhängig von der Wolfsdiskussion - jedenfalls nicht sein.
* http://www.umwelt.niedersachsen.de/aktu ... 41124.html
** http://www.der-wolf-in-niedersachsen.de/