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Re: Hessen

Verfasst: 24. Jan 2011, 22:36
von nuno22
@jurawolf lass dir Zeit. Wenn du aber bessere Auswertungen findest um so besser. Aber es steht dort aus 2006/7 1/4 der Wölfe seien schwarz. Allein Anfang 2010 sind 3x schwarze Wölfe rund um florenz in die Fotofallen gegangen. Der vergiftete schwarze Wolf aus dem selben Zeitraum war auch ein Wolf.

@Überleben eines 3 beinigen Wolfes war ja schon Thema in der Gerichtsverhandlung in Lüneburg. die Amtstierärztin und Biologin führte aus, dass ein Wolf mit 3 Beinen überleben kann. Ihr Wissen hatte sie aus der Lausitz vom Wildbiologischen Büro Lupus. Aber, mir erscheint nach der Diskussionen mit Freunden da ein entscheidender Unterschied zu sein, die Wölfe in der Lausitz waren nicht allein! Sie hatten jeweils eine Fähe dabei und ihre älteren Kinder, die mit 7 Monaten auch locker Beute machen können. Und das ist nichts neues, dass nicht nur Jungtieren sondern auch verletzten Wölfen Nahrung abgegeben wird, ist hinglänglich nachgewiesen.

Von daher denke ich im Moment, die Überlebenschancen eines dreibeinigen Wolfes sind nicht so gut. Es ist - wiedermal - eine pauschale Aussage, wo man sich nicht wirklich mit Einzelheiten auseinander gesetzt hat. Und ein weiterer Unterschied ist hier, dass es offensichtlich eine schwere Verletzung ist.

Jos, wilde Wölfe sind schon häufiger, erfolgreich in Gefangenschaft gehalten worden - wenn denn die Gehege groß genug sind!

Z.B hat der Wildpark Schorfheide im jahr 2000 auch einen 3beinigen wilden Wolfsrüden aufgenommen, der sogar noch zum Decken genutzt wurde.

Und ich kann immer nur auf die Ausführungen von dem Rassegründer des Deutschen Schäferhundes hinweisen, der schon 1921, 6. Aufl., veröffentlicht hat, dass er Menschen kennt, die nicht nur wilde Wolfswelpen erfolgreich in der Stadt gehalten haben mit all ihrem Lärm, sondern auch erwachsene Wölfe, die erfolgreich gezähmt und in der Stadt gehalten wurden. Es geht alles, wenn man nur will und sich nicht an irgendwelchen Klischees festbeisst!

In Deutschland scheitert es jedenfalls daran, dass wir immer noch keine Auffangstation haben, die groß genügende Gehege bietet, die mit Busch und Waldbestand sind und so den Tieren ihre Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten bieten.

@Jos, es ist nicht wahr, dass du angeboten haben sollst, dass der Wolf zu dir könne? Du hast doch noch vor wenigen Tagen geschrieben und gesagt, dass du keinen Platz hast, als es darum ging, die 3 Arctic Wölfe aus Belgien aufzunehmen. Und wie groß waren deine Gehege doch gleich und wieviel Tiere hast du da im Moment? Deine Idee, laut Zeitung, zu operieren und gleich wieder raus, halte ich auch für die Beste! Dazu muss man ihn aber erst mal bekommen.

Re: Hessen

Verfasst: 24. Jan 2011, 22:43
von CanisLupus
Habe gelesen, was du schon dazu geshrieben hast, gibt aber noch andere Leute im Forum und ich hoffe, die haben auch eine Meinung dazu... Danke, dass du trotzdem noch mal geschrieben hast :-)

Re: Hessen

Verfasst: 24. Jan 2011, 22:44
von nuno22
Esther, es ist leider ein sehr sehr großes Problem in Deutschland einen Wolf unterzubringen. Nicht nur einen wilden Wolf, das fängt schon bei Gehegewölfen an. Es dauert teilweise Jahre, bis ein neuer Platz gefunden wird. Ich erinnere an den 5jährigen Wolf aus dem Osnabrücker Zoo, der 2x(?) ausgebrochen war. DAs hat dann noch 1,5 Jahre gedauert, bis er nach hanau kam.

Nach herbst 2008, wo sie die blinde 4,5 monate alte Wölfin eingeschläfert haben, weil sie nicht wussten, wohin damit, zeigt dieser Fall erneut, dass es wichtig wird, mal eine Wolfsauffangstation mit geeigneter Größe und Naturbestand aufzubauen, die von allen Ländern finanziert wird.

Mir fällt gerade ein, die Bundeswehr versucht im Westharz ein schönes Gelände zu verkaufen. Sowas wäre prima geeignet.

Zum wieder auswildern. Das wäre kein Problem, weil wenn der Wolf keinen Kontakt zu Menschen weiter hat, außer dass er gefüttert wird, wird er nicht zahm! Es gibt genügend erfolgreiche Projekte, wo Wölfe ausgewildert wurden. Allen voran natürlich Yellowstone mit 17 und 14 Wölfen. Diese wurden gut 10 Wochen in 4000 qm "versteckten" Gehegen gehalten und dann frei gelassen. Ein einziger hat es geschafft, vorher über den Zaun zu gehen und zu flüchten. Als sie die Tür aufgemacht haben, wollten die wölfe erst gar nicht raus. Sie mussten den Zaun auf einer erkläglichen Breite aufschneiden. Und es sind auch nicht gleich alle gegangen. Und das waren wilde Kanadische Wölfe.

In den USA werden dann und wann noch in Einrichtungen aufgezogene Mexikanische Wölfe ausgewildert und Rotwölfe in North Carolina in der Zeit von 1987 bis 1994. Die wurden in Gehgen um die 200 bis 300 qm groß gezogen und dann ausgewildert. Auch das hat gut funktioniert.

Wladimir Bologov hat auch um die 30 Tiere in den letzten 8 Jahren ausgewildert.

Alles Beispiele, dass es geht. Also wenn du einen wilden älteren Wolf fängst, versorgst und wieder raus lässt, ist das kein Problem

Christian

Re: Hessen

Verfasst: 24. Jan 2011, 23:06
von guest001
nuno22 hat geschrieben:... Wladimir Bologov hat auch um die 30 Tiere in den letzten 8 Jahren ausgewildert ...
... nun ja, in Russland ist ja auch genügend Wildnis vor Ort ... ;)

Re: Hessen

Verfasst: 24. Jan 2011, 23:11
von guest001
SammysHP hat geschrieben:... Ich sag's mal so: Die Natur (bzw. die Tiere) haben schon tausende von Jahren ohne Medizin überlebt. Bei Verletzungen sind sie ihnen entweder erlegen oder sie sind geheilt. Ob wir dem Wolf nun helfen sollen oder nicht, ist eher ein moralischer Punkt. Sollte sich die Gelegenheit bieten, dass er keine Fluchtmöglichkeit hat, dann sollte man ihn genauer untersuchen. Aber wochenlang den Wald zu durchkämmen würde ich momentan wohl nicht.
... da würde ich jetzt mal völlig zustimmen ... so ist das Leben !

Re: Hessen

Verfasst: 25. Jan 2011, 09:53
von joswolf
Widukind hat geschrieben:
SammysHP hat geschrieben:... Ich sag's mal so: Die Natur (bzw. die Tiere) haben schon tausende von Jahren ohne Medizin überlebt. Bei Verletzungen sind sie ihnen entweder erlegen oder sie sind geheilt. Ob wir dem Wolf nun helfen sollen oder nicht, ist eher ein moralischer Punkt. Sollte sich die Gelegenheit bieten, dass er keine Fluchtmöglichkeit hat, dann sollte man ihn genauer untersuchen. Aber wochenlang den Wald zu durchkämmen würde ich momentan wohl nicht.
... da würde ich jetzt mal völlig zustimmen ... so ist das Leben !
In diesen tausenden Jahren gab es aber keine Autobahnen. Ich bin auch nur der meinung man soll den Wolf einfangen wenn er so schwach auftaucht das man ihm einfach fangen kann. So lange er weglaufen oder rennen kan lass ihm. Aber ich habe schon offter Woelfe eingefangen und Narkose muss man nur gut mit umgehen bei Wilde tieren. Wenn man da Erfahrung hat braucht das kein groses Risiko zu sein. Ich habe schon viel Tieren eingefangen aber wenn Wolf oder auch ein anderes Tier in Panik fluchtet oder mit viel adrenaline oder Kortisol im Koerper rum rent dan soll man es nicht machen. Denn dan wird eine normale Doses nichts tun und dan ist die gefahr das man meint noch mehr zu geben. Man soll es dan lassen. Aber dieses Tier brauchte nur ein wenig aus diesem besiedeltes Gebiet zu gehen und er hatte mehr Ruhe um sich zu erhohlen.
Und Christian ich habe nie was angeboten denn ich kan kein Wolf aufnehmen. Ich kenne auch keinen Wolfsgehege das Frei ist. Wie zahm ein Wolf gemacht werden kan ist hier auch kein Thema und soll es auch nicht werden denn wir wollen das es ein Wilder Wolf bleibt.
Jos

Re: Hessen

Verfasst: 25. Jan 2011, 11:51
von nuno22
Jos, Konnte ich mir auch nicht vorstellen, aber du wirst doch, wenn ich es recht erinnere, von dem Jäger in dem Zeitungsartikel so zitiert, dass du ihn auch aufnehmen würdest. Du hast ja hier klar gesagt, und nochmal bestätigt, wie du es siehst. So sehe ich das auch. Es mag in den weiten Finnlands und Russlands usw. leicht möglich sein, Wölfe mit dem Hubschrauber zu lokalisieren und von oben zu betäuben oder mit den Schneescootern zu verfolgen und dann zu betäuben, aber in Deutschland ist es schon sehr schwer, Wölfe zu fangen. Wobei es gibt Spezialisten, die das können. In der Lausitz forscht jemand an Hirschen und der hat in kurzer Zeit, wenigen Wochen, 22 Hirsche besendert. Und ich denke mal, der Unterschied einen Hirsch zu betäuben und zu besendern ist nicht so groß. Und in Frankreich hat man auch einen erkläglichen Teil fangen können. Aber nichts desto trotz, es ist nicht einfach. Ich habe selbst Rehe mit Netzen gefangen in großen Gehegen, um sie wieder auszuwildern, dass ist nicht ganz einfach.

Es geht nicht darum, Jos, Wölfe zahm zu machen, sondern es ging darum, was Esther gefragt hatte, wie hoch die Möglichkeit ist, dass ein Wolf zu schnell zahm wird und deshalb nicht wieder ausgewildert werden kann. Es gibt Behördenmitarbeiter in Deutschland, Biologen, zuständig für deutsche Wölfe, die allen Ernstes behaupten, man könne keine Wölfe auswildern.... Es gibt ein paar Bücher und Menschen, die man in der Wolfswelt kennen sollte, wenn man beruflich damit zu tun hat. Es gruselt mich, wenn solche Menschen auch noch Geld dafür bekommen, nichts zu wissen.

Re: Hessen

Verfasst: 25. Jan 2011, 12:45
von Joerg
Der Lauterbacher Anzeiger hat Experten Jos de Bruin zur Thematik interviewt.

Link zum Interview:
http://www.lauterbacher-anzeiger.de/lok ... 149765.htm

Re: Hessen

Verfasst: 25. Jan 2011, 18:55
von CanisLupus
Lieber Christian,

danke für deine freundliche, ausführliche Antwort. Es ist schön zu wissen, wenn das mit dem "Auswildern" eine Sache ist, die keine Probleme bereitet.

Ich gebe dir Recht, dass es ein Problem ist, dass es in Deutschland keine Auffangstation für Wölfe gibt, aber das ist genau das gleiche wie bei allen Wildtieren. Hier gibt es immer wieder Landwirte (die auch Jäger sind), die Rehe oder Füchse aufnehmen, deren Mutter überfahren wurde, aber von einer artgerechten Unterbringung sind diese weit entfernt, leider. Die Leiterin im hiesigen Tierheim zieht seit einigen Jahren verwaiste und schwache Igelbabys auf und ohne die Spenden wäre das nicht machbar, denn auch wenn ein Igel sehr klein ist, so braucht es doch Platz, Futter und Pflege. Bei Wölfen ist das Platzproblem dann gleich eine ganz andere Dimension. Du sprichst von einem geeigneten Platz, was kann man dafür tun, wer leitet ein solches Projekt in die Wege, bzw. ist befugt darüber zu entscheiden? Besteht in diesem Gebiet auch die Möglichkeit die Erlaubniss dafür zu erhalten, oder wäre das eher unrealistisch?

In Butzbach gibt es auch einen stillgelegten Truppenübungsplatz, auf dem der NABU Butzbach dafür sorgt, dass die dort wieder zahlreich vorkommenden wilden Orchideen geschützt werden. Der Platz gehört nun nach Übreignung durch die BIMA (Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten) der Stadt Butzbach. Ich bin gespannt, was aus dem ehemaligen Gelände gemacht wird...

Ich kenne die Problematik mit der Narkotisierung sehr gut, allerdings nur bei unseren Haustieren und sie ist nicht zu unterschätzen. Bei einem sehr schwachen Tier wird sie dann ganz schnell zum Problem. Trotz allem denke ich, dass Wolfserfahrene Menschen wie Jos wissen was sie tun, wenn ein Wildtier narkotisiert wird. Es ist auch schön und gut, dass verletzte Wölfe es durchaus schaffen mit ihrer Verletzung alt zu werden, aber beim Wolf hier glaube ich nicht mehr daran und ich denke dass es schon zu spät ist, dem Tier noch helfen zu können, da er sich nicht so einfach mir nichts dir nicht einfangen lassen wird. Er tut mir nur sehr leid, denn seine Verletzung hat er nicht durch eine natürliche Auseinandersetzung mit einem Artgenossen erhalten sondern durch das Blech am Auto, leider...

Wenn man dann liest, dass einige der Wölfe durch Autounfälle so schwer verletzt wurden, dass sie n ihren Verletzungen erlegen sind, oder "erschossen" werden mussten, dann stellt sich immer wieder die Frage wie schön die Freiheit für Wölfe wohl ist, wenn sie letzten Endes einem Autounfall zum Opfer fallen. Vielleicht denke ich da auch viel zu pessimistisch, aber die Realität zeigt ja, wie schnell ein Rudel eines seiner Tiere verlieren kann. Die Gefahr durch unsere Blechkisten ist doch viel größer wie man denkt. Aber bitte nicht denken, dass ich deswegen zu denen gehöre die Wölfen nicht ihre Freiheit gönnen, ein Wolf in Freiheit führt sicherlich ein besseres Leben wie einer der in Gefangenschaft auf kleiner Fläche gehalten wird, aber diese sind auch nicht der Gefahr ausgesetzt, dass sie durch einen Autounfall ums Leben kommen. Hier kann man nur darauf hoffen, dass die Wölfe wieder ein neues Rudel gründen können um weiterhin überlebensfähig zu bleiben.

Es wäre schön, wenn man mehr für die Wölfe tun könnte und es ist sicherlich sehr wichtig einen Plan für den jeweiligen Bund zu erstellen, aber ganz wichtig wäre auch eine Auffangstation für verletzte Wölfe...

Liebe Grüße

Esther

Re: Hessen

Verfasst: 28. Jan 2011, 21:17
von CanisLupus
Hallo,

hab was neues zum Wolf bei uns gefunden... Hoffe es funktioniert mit dem Link setzen...

http://www.deutscherss.de/artikel/2011/ ... tod/273054


Hoffe er setzt sich wirklich in Richtung Taunus ab, und kommt mit seiner Verletzung klar, dort hat er sicherlich mehr Ruhe... Ich drücke ihm ganz feste die Daumen... Merkwürdig, dass die einen behaupten er liefe gut und andere, dass er schlecht laufen würde :?:

Esther...