Hänsel hat geschrieben:
Was nun liebe Befürworter? Wie soll das Projekt doch noch gerettet werden? Ist es endlich Zeit kompromissbereit zu werden?
Können wir jetzt eine sachliche Diskussion führen, oder bleibt es bei Beschimpfungen?
Ernstgemeinte, sachliche Fragen:
Was meinen Sie mit kompromissbereit? Zustimmung zu einer 'Populationskontrolle' durch Abschuss?
Wie soll die aussehen und wer soll diese auf Grund welcher Daten durchfuehren?
Einfach eine Quote mit Lossystem fuer Erlaubnisscheine, um jedes Jahr X Woelfe zu toeten, die dann nach dem Trophaenprinzip (je groesser, je besser) aus der Population geschossen werden?
Die Folgen der Bejagung von Woelfen, was ihr Verhalten und die Auswirkungen die dazu noch der zu erwartende Zusammenbruch der Familie angeht, sind bereits untersucht worden. Wie sollen dann daraus resultierende Probleme angegangen werden, wenn sich Nutztierrisse dadurch potentizeren? Noch mehr Tiere abschiessen? Waehrend man aktuell noch am Anfang der Aufklaerung und der Praevention steht, von der Erforschung der Woelfe in Deutschland ganz zu schweigen, gibt es dann wieder eine Schonzeit, und zu bestehenden, aktuellen Problemen hat man dann noch die zusaetzlichen, neuen Baustellen anzuegehen?
Als Beispiel, eine Wolfsfamilie hat bisher hauptsaechlich Wild gerissen, eins oder mehr Elterntiere werden auf Grund einer Quote geschossen, und nicht auf Grund bisherigen Verhaltens der Familie, die Familie loest sich auf. Statt als Familie weiterhin gemeinsam das zu reissen, auf was man sich spezialisiert hat, laufen ploetzlich mehrere Einzelgaenger durch die Gegend, die sich leichtere Beute suchen, Schafe zum Beispiel. Da wird dann die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der Methoden laut werden und wer die Verantwortung dafuer uebernimmt.
Die Fragen stelle ich Ihnen nicht, um Ihnen meine oder irgendeine andere Meinung aufzudraengen oder Ihre Einstellung zum Wolf zu aendern. Aber zu denken, einfach eine Summe X jedes Jahr wahllos zu schiessen wuerde die Population 'kontrollieren' (wobei sie wahrscheinlich durch den Beschuss eher erstmal steigen duerfte) oder Konflikte verhindern oder verringern, ist ebenso an der Realitaet vorbei, wie jahrelange Rotkaeppchenkampagne des NABU um Einnahmen zu machen.
Was Ihre eigenen Pferde angeht, wovor haben Sie genau Angst? Im Vergleich zu anderem Nutzvieh wie Rindern, Schafen oder Schweinen werden Pferde von Woelfen auesserst selten getoetet. Bei uns in Alberta 'muessen' wilde Pferde zu Hunderten gefangen werden (um dann geschlachtet zu werden, Kanada ist grosser Pferdefleischexporteur) oder werden direkt geschossen, da Puma, Wolf und Baeren zusammen die Zahlen nicht 'kontrollieren' koennen.
Hier mal ein paar Daten direkt aus unserer Region von Behoerden, keinen Wolfskuschlern:
http://esrd.alberta.ca/lands-forests/la ... -faqs.aspx
Dort wird unter anderem der Punkt angesprochen, warum die Behoerde eingreift und man die Populationskontrolle nicht den natuerlichen Beutegreifern ueberlaesst (Why can’t their natural predators regulate the numbers?). Untersuchungen haben ergeben, dass die Pferde keine natuerlichen Feinde haben und nur gelegentlich von Woelfen gefressen werden. Zahlen dazu gibt es offiziell gar keine, untersucht, ob die Woelfe das Tier getoetet haben oder ein Pferd natuerlich verstorben ist und dann gefressen wurde, wird auch nicht. Da auch hier Pferde nicht ersetzt werden.
Die Populationsentwicklung der Pferde in der Region kann man hier sehen:
http://esrd.alberta.ca/lands-forests/la ... -2014A.pdf
Grizzlybaeren in der Region wurden schon im Fruehling mit bis zu 850lbs Gewicht gefangen, vor einigen Jahren gab es das Geruecht, dass dort ein 230lbs Wolf geschossen wurde. Das Gewicht wurde nie offiziell bestaetigt, der Jaeger ist weder kleinwuechsig, noch handelt es sich um eine Fotomontage. Dieser Wolf wurde geschossen, als er einen Schwarzbaeren angriff, den der Jaeger urspruenglich schiessen wollte.
https://thegreatwhitehunter.wordpress.c ... d-smasher/
Trotz all dieser Beutegreifer vermehrten sich die Pferde munter weiter, uneingezaeunt, unbewacht, eben 'wild'. Zugang zu der Region haben Woelfe auf Grund menschlicher Infrastruktur sehr guten, nutzen ihn aber eben um hauptsaechlich Hirscharten zu reissen.
In unserer Provinz leben zwischen 6,000-7,000 Woelfen, die letzte offizielle Zahl die ich finden konnte waren 155,000 Pferde. Trotz allem gibt es weder grossartige Kampagnen, noch Sorgen ueber Wolfsangriffe auf Pferde, auch Zahlen ueber Angriffe konnte ich keine finden. Ein von Woelfen gefressenes Pferd konnte ich trotzdem schon mit eigenen Augen sehen. 32 Jahre altes Tier, das entweder zu schwach war sich zu wehren, oder gestorben ist und dann gefressen wurde. Sorgen machte sich der Halter keine, da er seit 20 Jahren dort Pferde haelt und es bisher keinen Vorfall gab.
Sie koennen (und sollten) die Frage "Greift ein Wolf einen Menschen an oder nicht" komplett trennen von den Sorgen um Ihre Pferde. Die verletzen oder toeten Woelfe mit ihren Tritten im Notfall genauso wie ein Bison, Hirsch oder Elch, dem Risiko dabei ist sich ein Wolf, gerade als Einzeltier, immer bewusst. Man kann sich auch informieren, ohne zu kuscheln
