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Re: Wölfe in Schweden
Verfasst: 1. Jan 2011, 18:17
von jurawolf
Wolfsheuler hat geschrieben:Na ja du hast selbst das Gutachten erwähnt, ohne einen Link dazu anzugeben.
das habe ich nicht abgestritten. das problem ist, dass ich nur medienverarbeitungen gefunden habe, wo das gutachten erwähnt wird, nicht aber das gutachten selbst. ich muss mal schauen, dass ich die entsprechenden medienartikel wieder finde, auch wenn das nicht viel bringen wird.
Wolfsheuler hat geschrieben:Vor allem deshalb, weil sie den anderen Teil der Abmachung (Wölfe zu importieren) nicht eingehalten haben.
wie gesagt, ob legal oder illegal ist nicht so eindeutig und recht kann (fast) immer verschieden interpretiert werden. dass schweden seine abmachung bezüglich wolfsimport nicht einhält, ist aber falsch. schweden hat nur festgelegt, innert 5 jahren bis zu 20 wölfe zu importieren, wenn die zuwanderung von finnisch-russischen wölfe nicht sichergestellt ist.
dazu muss folgendes gesagt werden:
1. schweden hat im prinzip noch 4 jahre zeit (nicht dass ich finde, dass sie so lange warten sollten... aber eben, die frist ist noch lange nicht abgelaufen).
2. die zuwanderung und das überleben von finnisch-russischen wölfen klappt seit ein zwei jahren massiv besser als in den letzten 20 jahren. inzwischen gibt es sowohl in schweden als auch in norwegen je ein rudel mit je einem finnisch-russischen wolf, welches sich erfolgreich fortpflanzt. teilweise konnten sich bereits jungtiere aus diesen rudeln ebenfalls fortpflanzen. zudem wurden auch mehrere jüngst neu zugewanderte finnisch-russische wölfe nachgewiesen, die zumindest im moment noch am leben sind.
3. trotz punkt 1 und 2 sind die planungen für den wolfsimport weit fortgeschritten und werden weiter vorangetrieben - trotz teilweise heftigstem wiederstand. seit ein paar wochen ist die provinz bekannt, in welcher die wölfe ausgesetzt werden sollen, ein tierärtzliches gutachten zur seuchengefahr liegt inzwischen ebenfalls vor (mit positivem resultat) und ein import scheint noch dieses jahr möglich - wenn er nicht politisch noch blockiert wird.
so, versuche jetzt noch den artikel zum EU-gutachten zu finden...
Re: Wölfe in Schweden
Verfasst: 1. Jan 2011, 19:09
von jurawolf
so, habe doch noch was gefunden...
meine erste info zum EU-gutachten, welches die wolfsjagd als zumindest nicht rechtswidrig einstuft, war dem folgenden artikel entnommen (leider nur in schwedisch):
http://www.jaktjournalen.se/?avd2=24&av ... 12&id=7468
inzwischen habe ich auch das ganze papier mit dem namen "Position statement from the Large Carnivore Initiative for Europe on the 2010 Swedish wolf hunt" gefunden (in englisch):
http://www.rovdjur.se/objfiles/1/Swedis ... 240756.doc
habs mir aber selbst noch nicht ganz zu gemüte geführt...
Re: Wölfe in Schweden
Verfasst: 6. Jan 2011, 17:09
von balin
Gesucht und gefunden: Der Statusbericht über die Wölfe in Schweden 08/09(steht im alten Forum)
http://de5stora.com/illustrationer/fil_ ... 142319.pdf
Wenn es jetzt wieder eine Jagd gibt, dann gibt es bestimmt auch eine neuere Ausgabe die da als Grundlage dient.
Da hier bestimmt nicht viele dieser Hyroglyphen mächtig sind wären ein paar Erklärungen zumindest zu den Karten sinnvoll.
Was wird denn mit der Jagd auf die Wölfe genau beabsichtigt?
Bei so wenig Wölfen müßte man ja doch recht gezielt vorgehen, wenn es irgendwelche Probleme gibt. Sind die Probleme benannt und haben sie schon Erfahrung mit den Lösungswegen?
Kann das ganze überhaupt kontrolliert werden?
Nur Wölfe schiessen ist eigentlich ein dümmlicher Ansatz. Hoffentlich haben sie sich was dabei gedacht.
Habe ein bißchen gesucht...
http://skandulv.nina.no/LinkClick.aspx? ... tabid=2357
Die wissen eine Menge über ihre Wölfe. Als Nichtnorwegischversteher muß ich mich an die Bilder. Karten und Diagramme halten.
Da bleiben nicht viele Fragen offen. Jetzt fehlt nur noch ein Wörterbuch!

Re: Wölfe in Schweden
Verfasst: 10. Jan 2011, 12:45
von jurawolf
die neuere ausgabe des statusrepports (winter 2009/2010) findet sich hier:
http://www.naturvardsverket.se/upload/0 ... t-varg.pdf
die neuste ausgabe winter 2010/2011 ist noch nicht veröffentlicht, wird aber natürlich ende winter wieder erscheinen.
schweden will mit der wolfsjagd den bestand auf 200-210 tieren im land stabilisieren. dies für vorerst fünf jahre, der umweltminister hat gerade vor ein paar tagen betont, dass langfristig noch immer ein wachstum des bestandes angestrebt wird. mit der stabilisierung soll aber erreicht werden, dass die menschen mehr zeit erhalten, sich auf den wolf einzustellen (der bestand ist zuletzt ziemlich schnell gewachsen) und auch sehen, dass sie nicht ganz machtlos sind. ich persönlich zweifle zwar daran, dass dies wirklich etwas bringt, aber immerhin versuchen sie es...
für die stabilisierung des bestandes gibt es eben im januar 2010 erstmals die lizenzjagd mit der genauen abschussquote (damals 27), die sich aus dem bestand und der wachstumsrate abzüglich den bekannten abgängen (verkehr, wilderei, etc.) ergibt. diesen januar wird die zweite lizenzjagd mit der quote von 20 wölfen stattfinden.
die lizenzjagd hat nichts mit der jagd auf problemwölfe zu tun. dies wird durch die schutzjagd erledigt und zwar das ganze jahr über. bei der schutzjagd erlegte wölfe werden natürlich von der quote der lizenzjagd abgezogen.
das von mir am 1.1.11 verlinkte gutachten der LCIE (der europäischen raubtierspezialistengruppe) kam übrigens u.a. gerade deshalb zum schluss, dass die schwedische wolfsjagd grundsätzlich akzeptabel sei, weil erstens die stabilisierung des bestandes nur temporär ist, zweitens die genetisch schmale basis des bestandes künstlich und natürlich aufgefrischt werden soll (also die eigentlich gefährdungsursache angegangen wird) und drittens der skandinavische wolfsbestand zu den mit abstand am besten untersuchten der welt gehört (negative folgen des eingriffes würden schneller festgestellt als in den meisten anderen populationen).
Re: Wölfe in Schweden
Verfasst: 10. Jan 2011, 16:25
von balin
Danke für den Link und die zusätzlichen Informationen.
So in etwa habe ich das auch verstanden, das der Mob was zum Lynchen braucht, damit er Ruhe gibt. Es ist aber schon ein bißchen widersinnig. Ich bin zb mit meiner Rinderherde in durchaus vergleichbarer Situation. Die dürfen auch nicht mehr werden und ich muß ab und zu einen Bullen zukaufen. Ich lasse aber deswegen noch lange nicht meine Nachbarn darüber entscheiden, welche Tiere wegkommen um ihnen den Ärger über ab und zu streunende Rinder zu nehmen. Es soll ja besser werden und der einzige der da auswählen darf, bin ich, eben weil ich die ganzen Informationen zu den Tieren zur Verfügung habe. Wenn ich schon weiss, daß da eine enge Blutführung vorhanden ist, dann verkaufe ich die entsprechenden Tiere. Und so wähle ich auch nach anderen Kriterien aus. Die Anpassung an die Lebensumstände soll ja auch genetisch gelingen.
Wieso verschenken die Schweden den Informationsvorsprung, den sie im Bezug auf die Wölfe haben, indem sie unbedarfte Hobbyjäger an die Aufgabe der Selektion heranlassen. Bei den mexikanischen Wölfen hat man gesehen, was dabei herauskommt, wenn immer die wichtigen Tiere eliminiert werden. Das war auch als Befriedungsaktion gedacht, aber es hat die Wölfe bestandsmäßig nahe an den Ruin gebracht.
Wenn die schwedische Wolfsjagd wieder in eineinhalb Tagen zu Ende ist, dann frage ich mich, was da an Kontrolle möglich ist.
Wie man hört, klappt das ja schon bei einer normalen Treibjagd nur zur Not. Wenn zur gleichen Zeit fünf Jäger einen Wolf schiessen, in einer Zone, wo nur zwei vorgesehen sind, dann verliert der Oberaufseher schon rein kommunikationstechnisch
das Gesetz des Handelns.
Ich sehe eine öffentliche Wolfsjagd als eher kontraproduktiv an. Da wird mehr kaputt gemacht als das ganze nützt. Eine gezielte Jagd, die dann sachlich auch begründet werden kann, wäre, wenn schon,dann sinnvoller!
Re: Wölfe in Schweden
Verfasst: 11. Jan 2011, 15:16
von Wolfsheuler
Re: Wölfe in Schweden
Verfasst: 13. Jan 2011, 14:21
von goteborgcity
Es stimmt zwar, dass Wilderei in Zukunft strenger verfolgt und bestraft werden soll, aber das ist eine Aussage ohne jeden Wert, denn wie Uppdrag Granskning bewiesen hat wurde bis jetzt nicht ein einziger Jäger, der in Schweden illegal einen Wolf tötete (es handelt sich jedoch um eine Menge zwischen 30 und 50 Wölfen!) zur Rechenschaft gezogen. Es sind jedoch selbst Polizeiprotokolle wie durch ein Wunder spurlos verschwunden.
Man muss die Sache mit der schwedischen Wolfsjagd sehen wie sie tatsächlich stattfindet. Dieses Jahr beteiligen sich über 6500 Jäger, die Wölfe teilweise vom Hubschrauber aus ausfindig machen. Die Jagdfläche ist so gross, dass eine Überwachung der Jagd vollkommen unmöglich ist, was sich bereits voriges Jahr zeigte, da die zugelassene Quote sogar offiziell überschritten wurde und bis heute niemand weiss wieviele Wölfe angeschossen wurden und nachträglich starben.
Die Anzahl der freien Wölfe in Schweden ist zur Zeit nicht bekannt und nicht veröffentlicht, aber liegt vermutlich zwischen 200 und 250 Wölfen, wobei Grenzgänger in der Zahl enthalten sind. In der gegenwärtigen Lage dürfte die Wolfsjagd selbst nach schwedischen Bedingungen noch nicht statt finden, da der Bestand von mindestens 200 Wölfen garantiert sein muss.
Re: Wölfe in Schweden
Verfasst: 14. Jan 2011, 13:30
von Grauer Wolf
Und wieder einmal machen Schwedens Behörden Kotau vor der Jagdlobby, wieder wird diese mörderische Clique auf die wenigen Wölfe Schwedens losgelassen... Wieder werden Wölfe sterben, die so dringend für den Bestand gebraucht werden, weil etliche Leute Elche und Co. als ihr Privateigentum betrachten, Lügen in die Welt setzen und/oder SPASS am Morden haben, und das ungeachtet der Tatsache, ob's Elterntiere sind, ob Familienverbände zerstört werden, alles egal...
Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich k***** möchte...
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2011-0 ... e-schweden
EU-Naturschutzrecht ist wohl völlig uninteressant, da steht man drüber...
Es stimmt zwar, dass Wilderei in Zukunft strenger verfolgt und bestraft werden soll, aber das ist eine Aussage ohne jeden Wert, denn wie Uppdrag Granskning bewiesen hat wurde bis jetzt nicht ein einziger Jäger, der in Schweden illegal einen Wolf tötete (es handelt sich jedoch um eine Menge zwischen 30 und 50 Wölfen!) zur Rechenschaft gezogen. Es sind jedoch selbst Polizeiprotokolle wie durch ein Wunder spurlos verschwunden.
Ich kenne einen, der einen kennt, der noch'n Gefallen schuldig ist oder anders ausgedrückt: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus... Gerade der Filz der begüterten Jagdlobby reicht bis tief hinein in die "hohen" Gesellschaftsschichten inkl. Jurisdiktion... Paßt scho'...

Ich habe da jegliche Illusionen schon vor Jahrzehnten verloren...
Re: Wölfe in Schweden
Verfasst: 14. Jan 2011, 18:17
von Alexander
Hallo zusammen,
was einen sehr faden Beigeschmack hinterlässt ist die Argumentationsweise der zuständigen Umweltbehörde, geführt von Minister Carlgren, der Abschuss der 20 Wölfe ginge mit einer Neuansiedlung von ca. 20 neuen Wölfen einher, um die genetische Vielfalt im schwedischen Wolfsbestand zu verbessern. Zugleich wird mit der Begründung aufgefahren, die Wolfsjagd würde die Akzeptanz unter der Bevölkerung verbessern. Letzteres ist ja ein Widerspruch in sich: Der verbissene Kreis aus Wolfsgegnern, der weiß Gott nicht die Mehrheit der schwedischen Bevölkerung stellt, will nur eines und fordert dies auch lautstark: Die Ausrottung freilebender Wölfe in Schweden. Der Wolf ist für sie ein Konkurrent auf der Jagd um Elche, weil so mancher in seinem Größenwahn glaubt Wildtiere seien nur da um in der Bratpfanne zu landen.
In meinen Augen wird mit dieser widersprüchlichen Gangart den Gegnern nur neue Munition geliefert im Protest gegen die 'angesiedelten' Wölfe.
Ich würde auch nur all zu gerne erfahren, wie man in den Folgejahren gedenkt einerseits den Wolfsbestand auf ca. 200 Tiere zu halten, weitere "legale" Wolfsjagdten zu veranstalten und neben den illegalen Abschüssen, Krankheiten und Verkehrsunfällen zugleich noch sicherstellen will, dass ausgerechnet die neu in den Genpool geworfenen Wölfe in solcher Stückzahl überleben, dass sie maßgeblich zur Gesundung des Bestands beitragen.
So werden auch morgen und die nächsten Tage wieder, wie Grauer Wolf schon korrekt anmerkte, Sozialstrukturen kaputtgeschossen und Leid und Tod der Tiere mit staatlicher Genehmigung abgenickt. Die hohe Anzahl der Leute, die sich auch dieses Jahr eine Lizenz beschafft haben, zeigt in meinen Augen nur wie weit selbst an sich so fortschrittliche Länder wie Schweden davon entfernt sind weise und maßvoll mit der Natur und den Mitgeschöpfen umzugehen. Was spräche dagegen, würde es den zuständigen Behörden wirklich in erster Linie um die Gesundung des Wolfbestands durch Auffrischung der Blutlinien gehen, 20 Tiere lebend einzufangen und in einem weitläufigeren Wildgehege unterzubringen? Die Lizenz für einen Wolfsabschuss bringt wohl einfach mehr Geld in die Kasse.
Und wo bleibt die EU? Gab es letztes Jahr seitens der EU eine Klage und Strafe gegen Schweden? Warum bekommt man es hin, dass überall in der EU Toilettensitze gleich groß sein müssen und Gurken einen gewissen Winkelgrad nicht überschreiten dürfen, aber im Tierschutz offenbar jedes Land die bestehenden Regeln auslegen darf wie er will.
Es ist schon sehr traurig: Deutsche Wolfsgegner argumentieren: "Der Wolf hat hier keinen Platz, soll er doch in Ländern wie Schweden mit seiner weiten Natur überleben". In Schweden sagen sie "Der Wolf hat hier keinen Platz, soll er doch in Ländern wie Alaska mit dessen weiter Natur überleben". Tja und in Alaska.... ich sage nur Palin.
Re: Wölfe in Schweden
Verfasst: 15. Jan 2011, 11:58
von jurawolf
so, seit heute wird in schweden gejagt. bisherige bilanz:
Dalarna: 6 wölfe tot (von 6 freigegebenen) -> jagd abgeschlossen
Värmland: 3 (von 6)
Gävleborg: 3 wölfe tot (von 3) -> jagd abgeschlossen
Örebro: 1 (von 2)
Västra Götaland: 1 (von 2)
Västmanlands län: 0 (von 1)
da die jagdverbände ja zum boykott der wolfsjagd aufgerufen haben, sind nur ein viertel so viele jäger auf der pirsch wie vergangenes jahr. deshalb dauert es heuer wohl etwas länger, bis die quote erfüllt ist. dass aber überhaupt jäger auf der wolfsjagd sind, ist ein schuss ins bein der jagdlobby, die ja am liebsten gar keine wölfe jagen wollte, um so die wolfspolitik zu sabotieren. schon alleine dass dies in die hose gegangen ist, ist ein gutes zeichen.
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