Kürzlich wurde einer meiner Beiträge aus diesem Forum auf der Webseite eines Wolfsgegners zitiert und dort kommentiert, anstatt sich hier im Forum an der Diskussion zu beteiligen. Ich möchte nun in diesem Thread auf den Kommentar des Wolfsgegners antworten. Da Herr Trockenmaurer sich mittlerweile in diesem Forum angemeldet hat, wird er hoffentlich seine zukünftigen Kommentare auch hier schreiben, anstatt auf seiner Webseite.
Was mag wohl mancher "Stadtpflanze" im fernen Berlin oder sonstwo durch den Kopf gehen, ob wir hier "an der Basis" rückständig und ungebildet wären, daß wir ihre Ideale (oder wohl eher romantischen Spinnereien) nicht verstehen oder teilen? Und sich zudem aufschwingt, uns aus der Ferne Belehrungen und Ratschläge zu erteilen, wie wir mit unseren Belangen umgehen sollen?
Ich habe mit keinem Wort unterstellt, dass Sie rückständig und ungebildet wären.
Es gehört schon ein gerüttelt Maß Frechheit, Unverfrorenheit und Überheblichkeit dazu, den Bewohnern in der Sächsischen Schweiz von anderen Bundesländern aus vorschreiben zu wollen, wie sie ihre Angelegenheiten handhaben sollen.
Da muss ein Missverständnis vorliegen, ich habe Ihnen keinerlei Vorschriften gemacht.
Wie kommt ein Berliner darauf, daß der Wolf "absolut nicht bejagt" werden dürfen sollte? Ist der eine bedrohte Tierart? Wohl eher nicht!
Ja, der Wolf ist nach wie vor eine bedrohte Tierart. Auch wenn sich die Wolfspopulation derzeit regional gut entwickelt ist ein "stabiler Erhaltungszustand" noch nicht erreicht und eine Bejagung gemäß Berner Konvention unzulässig (sorry, falls das belehrend klingt).
Berliner, hast Du keine anderen Probleme? Was willst Du uns hier von der Hauptstadt aus "in die Suppe spucken"? Warum ziehst Du nicht selber nach Rietzschen, wen Dir das so nahe geht?
Von Rietzschen aus wäre es leider ein bischen weit bis zu meiner Arbeitsstelle. Ich will Ihnen nicht "in die Suppe spucken", ich habe allerdings etwas gegen Anti-Wolfs-Polemik und dazu sollte ich auch als Berliner eine Meinung haben dürfen.
Abgesehen davon, daß die Unterschriften-Initiative zunächst rein privat von zwei Schäfermeistern "aufgezogen" wurde, ohne Verein oder dergleichen im Rücken, wie behauptet. Natürlich sind uns solche Gleichgesinnte in diesem ungleichen Kampf jetzt erst recht gern willkommen, wo die die Bekanntheit der Initiative die Meinungen so polarisiert. Trotzdem rate ich den Kritikern: Erst mal richtig lesen, was die Schäfer wirklich erreichen wollen, und nicht irgendwelche Mutmaßungen in die Welt setzen. Zwischen wahllosem "Abknallen" und verantwortungsbewußter Regulierung des Wildbestandes ist ja wohl ein meilenweiter Unterschied.
Und von wegen "Drückerkolonnen": Über 600 Zugriffe auf den Download der Liste sind wohl durch "physischen Zwang" zustande gekommen? Jungs, wir leben hier vielleicht hinter dem Wald, aber nicht mehr unter Stalin...
Es würde mich in der Tat interressieren, was die Schäfer wirklich erreichen wollen, leider war in den Medienberichten immer nur die Rede davon, Wölfe bejagen zu wollen. Und das Transparent "Wir brauchen KEINE Wölfe" impliziert leider, dass eine erneute Ausrottung der Wölfe gewünscht wird, keine "verantwortungsbewusste Regulierung". Zu einer erneuten Ausrottung wird es aber vorraussichtlich nicht kommen, die Wölfe sind da und wir müssen lernen, uns mit ihnen zu arrangieren, so oder so. Ob Wölfe nun bejagt werden oder nicht, Herdenschutz wird in Zukunft immer ein wichtiges Thema sein.
Ich habe nirgendwo behauptet oder angedeutet, dass die Unterschriften durch "physischen Zwang" zustande gekommen sind. Wenn man mir etwas vorwerfen kann dann höchstens, dass meine Art der Fragestellung etwas flapsig und provokativ war, dass Jemand sich so dermaßen darüber aufregen würde, habe ich mir aber nicht träumen lassen.
Konträre Meinungen, bitte gern, auf Augenhöhe, aber keine solchen unwahren Behauptungen. Diese zeigen einmal mehr, daß "selbsternannte Wolfsspezialisten" von der Realität und dem Meinungsbild in der Bevölkerung vor Ort manchmal wirklich keinen Schimmer haben - oder egoistisch genug sind, die Befindlichkeiten der Mitmenschen einfach zu ignorieren.
Sie werfen mir "unwahre Behauptungen" vor, machen aber selbst den Fehler, mir Dinge zu unterstellen, die ich garnicht gesagt und auch nicht so gemeint habe.
Ich habe in meinem zitierten Beitrag ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich es wichtig finde,
begründete Nöte und Sorgen der Schafhalter ernst zu nehmen, was Sie allerdings offenbar überlesen haben. In der Tat habe ich keinen Schimmer vom Meinungsbild der Bevölkerung vor Ort, mich würde aber ernshaft bei jedem/jeder der knapp 9000 UnterzeichnerInnen die Beweggründe interressieren, um mir ein Bild davon machen zu können, ob hier "echte" Probleme oder doch nur irrationale Ängste und Vorurteile ausschlaggebend waren.
Es mag Sie verwundern, dass ich das schreibe, aber wir Wolfsschützer sind keineswegs Gegner der Schafhalter, ganz im Gegenteil stehen beide Wolfsvereine Schäfern tatkräftig mit Rat und Tat zur Seite, beraten und helfen aktiv beim Aufbau der E-Zäune, Anschaffung von Herdenschutzhunden, sind teilweise sogar schon mit finanzieller Hilfe eingesprungen. Leider sind unsere Resourcen begrenzt, wir können nicht überall sein.
Bei allen Forderungen an die Politik, die nichts mit dem töten von Wölfen zu tun haben, stehen wir Seite an Seite mit Ihnen und ziehen am gleichen Strang. Sobald Sie allerdings fordern, Wölfe bejagen zu wollen, stehen wir uns leider als Gegner gegenüber. So sehr wir uns um Aufklärung bemühen und versuchen, Nutztierhaltern unter die Arme zu greifen, mussten wir halt auch Einige in die Kategorie "unbelehrbare Sturköpfe" einsortieren.
Sie mögen stolz auf Ihre "Leistung" sein, in 3 Monaten knapp 9000 "Anti-Wolfs-Unterschriften" gesammelt zu haben, aus meiner Sicht ist es allerdings eher ein Armutszeugnis und sehr kontraproduktiv, denn Sie haben damit viele Wolfsschützer, Ihre potentiellen Verbündeten, vor den Kopf gestoßen. Ihrer Forderung nach einer Bejagung der Wölfe wird in absehbarer Zeit ohnehin nicht nachgekommen, da dies nach EU-Artenschutzrecht derzeit unzulässig wäre.
Auf der Demo in Berlin bin ich bei frostigen Temperaturen Seite an Seite mit Ihresgleichen auf die Straße gegangen, um für eine faire und "gesunde" Agrarpolitik zu demonstrieren, bei der auch Kleinbetriebe weiterhin eine Chance haben sollten. Meine Lebensmittel kaufe ich trotz der höheren Preise überwiegend im Bioladen, unter anderem um die regionale Landwirtschaft zu unterstützen. Sie sehen also, der Idealismus einiger "Stadtpflanzen" kann sich auch für Sie durchaus positiv auswirken.
Ihrer Forderung nach einer 100%igen Erstattung sämtlicher Herdenschutzmaßnahmen auch für private Schafhalter würde ich mich gerne anschließen, leider kollidiert das allerdings mit der Forderung einiger Ihrer Wolfsgegnerkollegen, die überhaupt keine Steuergelder für Wolfsprojekte "verschwendet" haben möchten. Watt denn nu?
Ich teile Ihre Meinung, dass die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland keine Existenzbedrohung entstehen lassen darf, bin aber nach wie vor davon überzeugt, dass es möglich ist in einem sachlichen Dialog Lösungen zu finden, die eine Bejagung der Wölfe ausschließen.