wolf-forum.de

Ich habe mir gestern Nacht die Pressekonferenz von Herrn Wenzel komplett angesehen. Daran hat mich nicht nur nichts überzeugt, sondern in mir das Bedürfnis geweckt, die Angelegenheit juristisch klären zu lassen. Nicht zuletzt, um weitere
Vorfälle dieser Art durch öffentliche Aufklärung über die Hintergründe dieser Tat zumindest zu erschweren. Es gilt m.E. jetzt zunächst den Goldenstedter Wolf vor einem ähnlichen Schicksal zu schützen. Die Patrone für die Wölfin ist mit Sicherheit schon im Lauf eines Gewehres. Eine Petition reicht m.E. nicht aus, so ehrenhaft sie ist.
Weiß jemand, ob bereits eine Anzeige wegen der Tötung des Wolfes läuft, oder ob ein Mitglied des Forums eine Anzeige plant?
Ich würde mich an entstehenden Kosten beteiligen, sowie ggfs. offensiv auftreten. Leider bin ich aus beruflich-familiär zeitlich sehr angespannter Situation momentan nicht in der Lage, selbst die Staatsanwaltschaft einzuschalten.

charlie hat geschrieben:Ja auch auffällige Wölfe wird es geben, und ja, man wird Management Pläne umsetzen und Wölfe "entnehmen" (erschießen). Man muss auch als leidenschaftlicher Wolfsfreund Realitäten zur Kenntnis nehmen.

Der Punkt ist, daß "Kurti", mit den Augen eines Ethologen betrachtet, keineswegs verhaltensauffällig war. Der war einfach ein junger Rüde auf Wanderschaft und Partnersuche, wahrscheinlich einsam und obendrein, wie's junge Wölfe nun mal sind, ausgesprochen neugierig. Leider fehlte im die Phantasie, sich vorzustellen, wie Menschen ticken. Hätte er inzwischen eine Partnerin gefunden, wäre sein (wenn überhaupt vorhandenes Interesse) an den komischen Zweibeinern ganz schnell erloschen gewesen.
Ich habe all die Fälle verfolgt, da spielten ganz gewaltig diffuse Ängste eine Rolle plus massive wirtschaftlich und jagdliche Interessen. Wie gesagt, mit der unbedachten Bemerkung über die preisgekrönten Hirsche hat sich die Jägerschaft ungewollt demaskiert (ja, ja... die Eitelkeit!). Und "Angriffe" auf Menschen? Ja, welche denn? Es gibt nicht einen harten Beweis und der Jogger machte einen Rückzieher: Der hatte sich wohl ganz simpel an einem Ast gekratzt. Und im übrigen wurde Kurti von den verfluchten Handy-Filmern und Möchtegern-Leserreportern systematisch verfolgt, etwas, daß man übrigens vor Gericht bringen könnte. Hab ich was vergessen? Ach ja, die angebliche Distanzlosigkeit, mit der Kurti sich Fahrzeugen näherte. Sorry, aber Autos sind in der Welt von Wildtieren nicht vorgesehen, das sind einfach stinkende, laute Kisten, die keinerlei Relevanz für einen Wolf haben. Nicht umsonst kann man als Naturphotograph ein Fahrzeug als Ansitz nehmen.
Das führt übrigens auch den Spruch von dem Angstbauern in seinem Trecker "So jagen Wölfe" ad absurdum (Ich habe diesen Videoclip rauf und wieder runter angeschaut). Der Mann war ein Angsthase und Schwätzer, dem die Phantasie durchging, der von Wölfen keinerlei Ahnung hatte und obendrein unfähig war, zu beobachten.
Und auf der Basis solcher, mit Verlaub unglaubwürdiger bis lächerlicher Aussagen wird also ein streng geschütztes Tier abgeknallt? Geht's noch?

Wenn massive Interessenslagen plus Rotkäppchen-Syndrom plus Ahnungslosigkeit aufeinandertreffen, dann ergibt das eine unseelige, gefährliche Melange, deren Ergebnis man jetzt sieht: Ein Wolf wurde m.E. völlig unnötig abgeschossen ohne daß echte Experten vom Kaliber eines G. Bloch dazu zurate gefragt und die "Zeugen" mal richtig in die Mangel genommen wurden. Von der Analyse des Filmmaterials ganz zu schweigen (so was kostet ja Zeit).
Und ebenfalls habe ich schon erwähnt, daß die Meßlatte für einen Abschuß jetzt auf Limbo-Niveau liegt. Jeder, der im Wald vor dem eigenen Schatten erschrickt, wird sich "bedroht" fühlen, wenn ihn ein Wolf auch nur aus zig Meter Entfernung ansieht (wie war das noch mit der hysterischen Kintergärtnerin, die spät abens einem Wolf begegnete? "Ich konnte seinen Blick nicht ertragen." Hallo? Geht's noch?).

Ich bin oft Deiner Meinung, aber diesmal definitiv nicht.

Gruß
Wolf

Da sich mein letzter Beitrag nicht mehr editieren läßt, hier eine Korrektur.
Ich meinte "öffentlich und offensiv" .

Der NDR ist beim Wolfs- und Grünen-Bashing mal wieder ganz weit vorn:

"Es ist das erste Mal seit der Rückkehr der Tiere, dass ein Wolf in Deutschland auf Anordnung der Behörden gezielt getötet wurde."

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f2460.html

Der NDR recherchiert vielleicht nicht gern selbst; entweder sind die Zwangsgebühren zu niedrig oder man verlässt sich auf andere Quellen?

Aus dem Bericht des Bundesumweltministeriums vom 28.10.2015:

Im September 2008 wurde in der Lausitz ein Wolf innerhalb eines Ortes gemeldet, der keine Angst vor Menschen zu haben schien. Beim Eintreffen der Wolfsbiologen fanden diese einen 4,5 Monate alten Welpen in einem Garten vor, der einen desorientierten, aber keinen ängstlichen Eindruck machte. Die anwesenden Beobachter fühlten sich von dem Tier nicht bedroht, sondern hatten es gefüttert. Das Tier wurde eingefangen und später als blind diagnostiziert. Es wurde auf Anweisung des SMUL eingeschläfert.

http://www.bundestag.de/blob/393542/5e2 ... b-data.pdf

SMUL = Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft

Der sächsischen Minister für Umwelt und Landwirtschaft waren 2008 Roland Wöller und Frank Kupfer von der CDU.

Was vorher keine Beachtung fand, wird nun gezielt ausgeschlachtet: Man lässt einen grünen Umweltminister in Niedersachsen den ersten auffälligen Wolf töten! Die Wahrheit ist wie so oft dabei nebensächlich; Lobbyarbeit und Politik sind und bleiben ein schmutziges Geschäft.

Schade, dass die Erkenntnis der "Lügenpresse" von der undemokratischten aller Seiten zuerst für die eigenen Zwecke entdeckt und politisch instrumentalisiert wurde. Jedem, der aus ganz anderen politischen Lagern dieselben Missstände aufdeckt, muss sich ein neues Wort für gezielte Desinformation einfallen lassen.

Schätze mal, da wurde wirklich ein Exempel statuiert, damit die Jäger, Bauern, Besorgtbürger, Hysteriker, Angsthasen, Rotkäppchen-Paniker u.s.w. ruhig sind. "Schaut, wir TUN was - ihr müsst keine Angst haben".
Weder schön noch gut noch ein sinnvoller Beitrag zur Situation des Wolfs bei uns. Noch zur Definition "Normales Verhalten".
Ist deprimierend. Warum wird weiter so viel Käse verbreitet?
"Die Rehe schädigen den Wald", "Die Mufflons schädigen den Wald" u.s.w. Alles eine Kiste.

FrauFuchs hat geschrieben:Ihr habt wohl nicht verstanden, wie ich das meine...

Das war nicht auf dich bezogen.


Ein Teil des aktuellen Artikels aus dem Kreisblatt,gibt noch keinen Link.Ist wohl zum Teil aus der Pressekonferenz,die ich mir noch nicht angetan habe.

Die Landesjägerschaft begrüßt des Schritt.Aus ihrer Sicht hätte das Umweltminesterium richtig gehandelt.

Auch Frank Faß zeigte Verständnis für den Schritt.Als höchst bedenklich bezeichnete er aber die zunehmende Anfeindungen durch"Extremtierschützer".die die es nötig machten,die Namen der an der Tötung beteiligten Personen geheim zu halten.Dabei wies der"Wolfsexperte"in der Pressemitteilung ausdrücklich auf die sozialen Netzwerke im Internet hin.

Was ist den jetzt mit Beweisen?Laut Artikel hat sich der Zwischenfall in Breloh auch so zugetragen haben.

Eine Entnahme der Goldenstedter Wölfin sei laut Wenzel nicht vorgesehen,es sei nicht mit dem verhalten von Kurti zu vergleichen.
Es gebe in Niedersachen momentan keine andere Tiere,die eine Gefahr für die Sicherheit der Menschen darstellen.

zaino hat geschrieben:Ist deprimierend. Warum wird weiter so viel Käse verbreitet?
"Die Rehe schädigen den Wald", "Die Mufflons schädigen den Wald" u.s.w. Alles eine Kiste.

Was machen Rehe deiner Meinung nach in Wirklichkeit? Ernstgemeinte Frage.

Nina hat geschrieben:Was vorher keine Beachtung fand, wird nun gezielt ausgeschlachtet: Man lässt einen grünen Umweltminister in Niedersachsen den ersten auffälligen Wolf töten! Die Wahrheit ist wie so oft dabei nebensächlich; Lobbyarbeit und Politik sind und bleiben ein schmutziges Geschäft.

Der Unterschied in der Aufmerksamkeit ergibt sich m.M.n. daraus, dass es ein krankes/blindes Tier war. Ein gesunder, ausgewachsener Wolf der dem Menschen gegenüber eine unangenehme Distanzlosigkeit zeigt (bis zu dem Punkt sind sich ja alle Seiten einig), erzeugt eben deutlich mehr Interesse.

charlie hat geschrieben:Der Wolfsbestand wird zunehmen, damit verbunden wird es leider mehr Zwischenfälle wie Verkehrsunfälle und andere Probleme geben, genau wie mit Hirsch, Reh, Schwarzwild, ....

Einige der Abläufe im Management betrachte ich sehr kritisch, die PK gestern war auch wenig hilfreich, SammysHP hat das gut zusammengefasst. Dennoch, auch wenn die meisten hier inzwischen Schwarz sehen, bleibe ich, allen tatsächlichen und vermeintlichen Problemen zum Trotz, bezüglich der Ausbreitung des Wolfs in Deutschland weiter optimistisch.


Gruß
Timber

Timber hat geschrieben:Der Unterschied in der Aufmerksamkeit ergibt sich m.M.n. daraus, dass es ein krankes/blindes Tier war. Ein gesunder, ausgewachsener Wolf der dem Menschen gegenüber eine unangenehme Distanzlosigkeit zeigt (bis zu dem Punkt sind sich ja alle Seiten einig), erzeugt eben deutlich mehr Interesse.

Ob der Wolf gesund oder krank ist, kann man doch erst nach einer Untersuchung beurteilen. In Sachsen wurde das Tier zunächst betäubt, untersucht und dann eingeschläfert. Hätte man in Niedersachsen auch machen und mit dem gleichen letalen Ergebnis beenden können. War ja ursprünglich auch so geplant.

Die eindeutige Aussage des zwangsgebührenfinanzierten NDR "Es ist das erste Mal seit der Rückkehr der Tiere, dass ein Wolf in Deutschland auf Anordnung der Behörden gezielt getötet wurde." bleibt damit sachlich schlichtweg falsch. Was spielt das "Interesse" (wessen eigentlich?) daran für eine Rolle? Deine deutliche Werbung für die Jagdinteressen in allen Ehren, aber das Faktum "das erste Mal, dass ein Wolf auf Anordnung der Behörden gezielt getötet wurde" erfolgte nun einmal nicht in Niedersachsen, sondern in Sachsen im Jahre 2008 unter der CDU-Führung.

Verkaufe die normalen Leute doch bitte nicht für völlig blöd.

Die NWZ und Kenny der Kenner sind augenscheinlich bestens informiert:
http://www.nwzonline.de/politik/nieders ... 42873.html

Nina hat geschrieben:Ob der Wolf gesund oder krank ist, kann man doch erst nach einer Untersuchung beurteilen. In Sachsen wurde das Tier zunächst betäubt, untersucht und dann eingeschläfert. Hätte man in Niedersachsen auch machen und mit dem gleichen letalen Ergebnis beenden können. War ja ursprünglich auch so geplant.

Natürlich hätte man so verfahren können, ich weiß zu den Hintergründen weshalb dies nicht erfolgte auch nur das, was Minister Wenzel in der PK diesbezüglich sagte. Wobei sich dann aber die Frage stellt, welche Art von Untersuchung man bei MT6 hätte machen sollen.

Nina hat geschrieben:Die eindeutige Aussage des zwangsgebührenfinanzierten NDR "Es ist das erste Mal seit der Rückkehr der Tiere, dass ein Wolf in Deutschland auf Anordnung der Behörden gezielt getötet wurde." bleibt damit sachlich schlichtweg falsch. Was spielt das "Interesse" (wessen eigentlich?) daran für eine Rolle? Deine deutliche Werbung für die Jagdinteressen in allen Ehren, aber das Faktum "das erste Mal, dass ein Wolf auf Anordnung der Behörden gezielt getötet wurde" erfolgte nun einmal nicht in Niedersachsen, sondern in Sachsen im Jahre 2008 unter der CDU-Führung.

Verkaufe die normalen Leute doch bitte nicht für völlig blöd.

Wo habe ich bestritten, dass der NDR seine Aussage besser hätte recherchieren müssen (oder anders formulieren)?
Wo habe ich in dem Beitrag "deutliche Werbung für die Jagdinteressen" gemacht? War die Nachfrage zu Bambis Ernährungsgwohnheiten gemeint?
Wo habe ich die "normalen Leute" für "für völlig blöd" verkauft?

Nochmal das Zitat:

Timber hat geschrieben:Der Unterschied in der Aufmerksamkeit ergibt sich m.M.n. daraus, dass es ein krankes/blindes Tier war. Ein gesunder, ausgewachsener Wolf der dem Menschen gegenüber eine unangenehme Distanzlosigkeit zeigt (bis zu dem Punkt sind sich ja alle Seiten einig), erzeugt eben deutlich mehr Interesse.

Ich habe verdeutlicht wieso MT6 und der Umgang mit ihm m.E. mehr Interesse in der breiten Öffentlichkeit erregt hat, als der Fall in Sachsen seinerzeit. Nicht mehr und nicht weniger.

Es ist ja berechtigt ungenaue Aussagen des NDR zu benennen, aber man sollte an die eigenen Aussagen denselben Maßstab anlegen.


Gruß
Timber