maja hat geschrieben:Ich habe den Beitrag von HaBe inzwischen mehrfach gelesen und lasse ihn derzeit noch auf mich wirken. Tatsächlich ist er so ausführlich, dass ich mir das geschriebene in Ruhe durch den Kopf gehen lassen möchte. Ich werde darauf sicher noch eingehen.
Dabei habe ich nur grob ein paar Punkte angesprochen. Angriffe von Wildtieren auf Menschen sind wie gesagt ein umfangreiches und spannendes Thema. Ich hab gerade mal ins Regal geschaut, allein ueber Angriffe von Grizzlybaeren auf Menschen hab ich acht Buecher (und mir fehlen noch aeltere, vergriffene, die Liste ist lang). Keins davon wurde geschrieben um irgendwelchen Menschen eine andere Einstellung zum Thema Grizzly zu verpassen (der hier ebenso wie der Wolf heftig und kontrovers diskutiert wird, aber weniger zum Thema Gefahr fuer Menschen) oder die Tiere zu verharmlosen, es handelt sich um reine Ursachenforschung. Um das Verhalten der Baeren noch besser zu verstehen, mit bisherigen Annahmen zu vergleichen und um aus diesen Faellen, sofern moeglich, zu lernen. Zur zukuenftigen Konfliktvermeidung und besserem Verstaendnis von Verhalten.
Wenn es rein nach Statistiken und belegten, dokumentierten Angriffen gehen wuerde, ist die Gefahr bei uns in Nordamerika bei einem defensiven Angriff eines Pflanzenfressers verletzt oder getoetet zu werden ungleich hoeher als bei Fleischfressern, seit Jahren. Trotzdem werden Hirsche & Co in erster Linie geschossen, weil sie nun mal schmecken und nicht weil im letzten Jahr X Leute von Hirschen oder Elchen plattgetrampelt wurden.
Selbst wenn sie eine Statistik finden, die ihnen sagt, dass im gleichen Zeitraum seit Rueckkehr der Woelfe in Deutschland (angenommen) 25 Menschen durch Wildschweine verletzt wurden und vielleicht sogar 5 getoetet (reine Angriffe, exklusive Wildunfaelle mit PKW oder Motorrad), was sagt die aus? In der gleichen Zeit hat der Wolf in Deutschland niemanden verletzt oder getoetet. Sagt das etwas ueber eine potentielle Gefahr von Woelfen in Deutschland aus und liefert belegbare Aussegen zur Gefahr? Auf keinen Fall.
Kann man reale Gefahren einschaetzen (an Hand von Verhalten und nicht von Statistiken) und verringern? Absolut. Jeder bei sich selbst angefangen.
Unter gewissen Umstaenden kann die Statistik auf Wolfseite wachsen. Gemessen an Opfern wuerden Wildschweine wahrscheinlich noch laenger Vorsprung haben.
Statistiken sind gute Argumentationshilfen. Aber Sie rechnen doch auch nicht aus, wann sie rein statistisch im Jahr einen Unfall haben koennten und bleiben dann zu Hause. Wenn Sie davon ausgehen, dass Sie sich natuerlich verhalten (sich dem Tier nicht naehern, es nicht verfolgen, es erschrecken usw.) und einem natuerlichen Tier gegenueberstehen (nicht erkrankt, nicht futterkonditioniert, keine bisherigen Konditionierungsmassnahmen, offene Fluchtwege etc), ist statistisch die Gefahr, dass Sie angegriffen haben unheimlich gering.
Egal ob Wolf oder nicht, Sie persoenlich koennen durch Informationsgewinn ueber Wildtiere und ihr Verhalten in Ihrer Region Gefahren fuer sich vermeiden. Sind Wildschweine in Ihrer Region und Sie haben Angst? Fragen Sie einen Jaeger, wo die Chancen ihnen zu begegnen am Geringsten sind.
Wenn Sie sich dann dort aufhalten, machen Sie auf sich aufmerksam, so dass die Tiere sie frueh bemerken und sie nicht ueberrascht werden. In der Regel gehen sie Ihnen aus dem Weg.
Genauso koennen Sie sich ueber Hirsch informieren, Hirschmuetter mit jungen Kaelbern koennen unheimlich aggressiv sein. Waehrend der Brunft koennen Bullen im Hormonstress auf alles losgehen, was Sie stoert. Hirsche, Autos, Menschen. Man kann Brunftgegenden aber eben temporaer oder lokal meiden.
Das Ihnen was passiert, ist aber eben statistisch trotzdem noch moeglich, eben ein Unfall. Nicht anders verhaelt es sich mit Woelfen.