Hänsel hat geschrieben:Meinen Standpunkt zum Thema hier habe ich, denke ich, hinreichend klargemacht: Ohne die wachsenden Ängste in immer weiteren Teilen der Bevölkerung ernst zu nehmen, ohne auf sie inhaltlich argumentativ einzugehen, ohne ihnen die Gewissheit zu geben, auch die Wolfspopulation hierzulande nicht ins Unermessliche steigen zu lassen, wird die neutrale bis positive Stimmung für die Wiederansiedlung der Wölfe in Zentral-Europa nach meiner festen Überzeugung recht bald kippen.
Damit hast du sicherlich recht. Deshalb wird von vielen Seiten aus Aufklärung betrieben, es gibt ein reichliches Onlineangebot, Informationsveranstaltungen, spezielle Wolfstage in Wildparks (auch im Wildpark Schorfheide), Artikel in Zeitungen (zugegeben meistens nicht wirklich aufklärend) und Wolfsberater, die man (insbesondere aus beruflichen Gründen) gerne ansprechen und fragen kann.
Du kannst beruhigt sein, die Wolfspopulation wird nicht "ins Unermessliche" steigen – das hatten wir dir hier auch bereits ausführlich beantwortet. Begrenzender Faktor ist hauptsächlich Nahrung und Umwelt, wodurch sich eine bestimmte Territoriengröße einpendelt. Ein Territorium muss einem Rudel (Elterntiere plus Welpen und ggf. Jährlinge) ausreichend Nahrung und Schutz (insbesondere zur Aufzucht) bieten. Wird die Wilddichte also geringer (momentan fällt der Wolf aber kaum ins Gewicht), wird sich die Territoriumsgröße vergrößern, entsprechend die Wolfsdichte sinken. Andersrum wird die Wolfsdichte nicht steigen, nur weil sie sich stärker vermehren. In der Lausitz konnte man in den vergangenen Jahren gut sehen, wie in angrenzenden Bereichen immer neue Wolfsrudel entstanden sind, die sind aus den abgewanderten (und zugewanderten) Wölfen entstanden, die Dichte steigt nicht.
Hänsel hat geschrieben:Die Mehrheit der Menschen in Zentral-Europa beginnt ja erst zögerlich sich näher mit dem Für und Wider zu beschäftigen und nimmt sehr wohl die gefühlt explosionsartige steigende Zahlen von Wolfsrissen und damit das Näherrücken der Wölfe an menschliche Behausungen war.
Das sind zwei Phänomene, die auf viele erst einmal abschreckend wirken. Die Zahl von Wolfsrissen ist in Gebieten, wo der Wolf neu ist, nicht nur gefühlt explosionsartig. Das liegt einfach daran, dass sich der Mensch auf die Anwesenheit des Wolfs einstellen muss, nachdem er in den letzten 150 Jahren als einzigen "Feind" die Bürokratie hatte. Schau dir die Gebiete in Deutschland an, wo es schon länger wieder Wölfe gibt - dort sinkt die Zahl der Risse deutlich, weil nun in Herdenschutzmaßnahmen investiert wurde.
Das "Näherrücken an menschliche Behausungen" ist ein Missverständnis des Verhaltens von Wölfen. Wölfe meiden den Menschen, nicht aber seine Infrastruktur. Gerade nachts ist es ganz normal, wenn der Wolf zwischen Häusern entlang läuft (machen andere Wildtiere genauso). In bewohnten Gebieten ist es wärmer, es gibt Abfälle und ja, auch Vieh – und der Wolf wird schauen, ob es leichte Beute ist oder ob sie ihm doch nicht schmeckt (weshalb Elektrozäune so wichtig sind). Aber auch tagsüber, wenn alle auf der Arbeit sind, kann es in den Dörfern ganz schön ruhig werden – dann wagt sich auch dann ab und zu ein Wolf dorthin.
Das ist aber nichts gefährliches, denn wenn sich ein Mensch blicken lässt, wird der Wolf einen anderen Weg einschlagen und verschwinden. Nicht unbedingt panisch (warum auch, solange er nicht bedroht wird), aber er wird den Abstand vom Menschen vergrößern. Sogar bei Rehen ist das so. Wenn ich mit meinen Hunden (an der Leine

) an einem Feld vorbei gehe, wo Rehe stehen, dann gehen sie erstmal langsam im Schritt weg. Wenn ich ihnen aber näher komme, dann treten sie die Flucht mit großen Sprüngen an.
Hänsel hat geschrieben:Und welche Antworten darauf sind in diesem Forum zu lesen? Faktenleugnung, naive bis üble Beschimpfungen der Fragesteller anstelle von Versuchen mit Gegenargument zu überzeugen, (auch teilweise für Wölfe) lachhafte Sicherheitsmaßnahmen (Flatterbändchen, 90 cm Knotennetze bis hin zu Weidezäunen aus Baustahlmatten!!!!!!))
Fakten wurden hier nicht geleugnet, sondern in den richtigen Kontext eingebettet. Beschimpfungen musst du dir zum Teil auch selbst zuschreiben, da du sehr auf deinem falschen Standpunkt fixiert bist und unsere Erklärungsversuche ignorierst. 90 cm Euronetz ist der übliche Minimalschutz, den man immer haben sollte. Von Baustahlmatten habe ich noch nie etwas im Zusammenhang mit Wölfen gehört, woher hast du das?
Hänsel hat geschrieben:Viel Menschen, vor allem auf dem Lande, fragen sich, welche Vorteile die Wiederansiedlung (ob ausgesetzt oder zugewandert ist nur ein semantischer Unterschied) eigentlich hat???
Die Frage stellt sich eigentlich gar nicht, da ich keinen Grund finden kann, woher wir Menschen ein Recht haben sollten, andere Arten auszurotten, weil sie uns nicht gefallen. Wir sollten immer daran denken, dass wir Menschen nicht die einzige Lebensform auf diesem Planeten sind.
Hänsel hat geschrieben:Und zweitens, warum „diskutieren“ in diesem Forum offensichtlich nur Befürworter, die eine kritische Hinterfragung schon für verdammenswert halten?
Der Betreiber des Forums möge sich bitte äußern, ob dies ein Diskussionsforum sein soll, oder ein Treffplatz für eine sehr überschaubare Anzahl Gleichgesinnter???
Selbstverständlich darf hier im Forum jeder seine Meinung äußern. Eine Diskussion besteht aber nicht nur aus dem Vortragen der jeweiligen Standpunkte, sondern auch in der Untersuchung der Gegenargumente und ggf. der Einsicht, dass ein Standpunkt diesen Argumenten nicht standhalten kann. In diesem Fall konnten wir viele deiner Befürchtungen widerlegen. Wenn du die Argumente nicht einsiehst, können wir aber auch nichts dran ändern.
Im Forum sind übrigens nicht nur Leute, die Pro-Wolf-extrem sind. Schau dich hier mal ein bisschen um, viele stehen dem Wolf sehr neutral oder auch kritisch gegenüber. Gegen den Wolf sind hier natürlich nicht viele, schließlich werden sie entweder durch Aufklärung beruhigt oder wissen bereits vorher, dass ihre Argumente keiner Diskussion standhalten.