SammysHP hat geschrieben:Grauer Wolf hat geschrieben:Märkische Allgemeine hat geschrieben:Die „Blendlinge“ daraus seien noch viel gefährlicher als Wölfe, weil sie weniger natürliche Scheu vorm Menschen hätten. Es gäbe schon genug Beispiele von Hunden, die Menschen angefallen hätten – durch falsche Erziehung oder aber, weil die Betroffenen falsch reagiert hätten. „Welche Gefahr besteht dann erst, wenn ich einem Wolf begegne?
Noch mehr Schwachsinn, der nicht wahrer wird, wenn man ihn andauernd wiederholt. Wie die Forschungen von Bloch et al. in der Toskana zeigten, sind selbst verwilderte Hunde recht scheu und man braucht lange, ihr Vertrauen zu gewinnen...
Das sollte man aber wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen, eine der wenigen Aussagen, die man beachten sollte. (Reine) verwilderte Hunde sorgen gelegentlich für Probleme. Da gehen ganze Rudel auf Menschen los. Mit den "Blendlingen" (was sogar endlich mal der richtige Begriff wäre) dürfte es nicht ganz so schlimm sein. Fakt ist aber (die Studien hast du selbst schonmal angeführt, meine ich mich zu erinnern), dass sich das Verhalten, unter anderem die Zutraulichkeit zu Menschen, zu einem gewissen Teil vererbt. Es ist also durchaus als realistisch einzustufen, dass Mischungen mit Haushunden mit weniger Scheu an den Menschen herangehen.
Die Toskana Rudel zeigen, wenn ich das Buch jetzt noch richtig im Kopf habe (muß ich mal wieder lesen), von sich aus keinerlei Aggression. Warum denn auch. Weder ein Hund, noch ein Hybride und erst recht kein reinrassiger Wolf baut doch ohne Grund ein Feindbild auf und ist a priori aggressiv... Wo solche Rudel Probleme machen, da liegt doch ohnehin etliches im Argen. Ansonsten werden Welpen durch die Alten unterrichtet. Gefahren und "Feinde" werden den Kleinen beigebracht, soweit es in die Welt eines Caniden paßt und zwar egal, ob das Wölfe sind, Hunde oder was dazwischen.
Das ewige Argument "Wolfshybriden sind aggressiv und gefährlich" enthält meiner Auffassung nach so viel Wahrheit wie die Weisheit "Von rohem Fleisch werden Hunde scharf", ein Schwachsinn, der immer noch allen Ernstes von vielen geglaubt wird. Wenn's dem nach ginge, müßten meine Hunde Bestien sein, denn die kriegen ab und zu eine Kelle Blut unter's Futter gemischt (viele wertvolle Inhaltsstoffe inkl. Eisen)...
Ob und wie z.B. Hunde gefährlich werden können, liegt imho auch am Verhalten des Menschen. Wer einen fremden Hund oder High Content Wolfhund einfach am Halsband packt (da war doch kürzlich was), muß sich nicht wundern, wenn er getackert wird, was nichts anderes als eine Zurechtweisung ist (ein richtiger Biß sieht
ganz anders aus). Wer fremden,
geistig gesunden Hunden freundlich entgegen kommt, wird nach meiner Erfahrung auch freundlich behandelt. Wie oft wurde ich schon gewarnt "der beißt!", wenn ein fremder Hund zu mir kam? Nicht's ist... Mich beißt kein Hund...
Natürlich wird Zutraulichkeit
zu einem gewissen Maß vererbt, wie der Präferenztest zeigt. Aber auch Hunde müssen nach wie vor auf den Menschen sozialisiert werden, wie jeder Hundezüchter weiß. Hybriden, die ohne Menschenkontakt nur von einer Wolfsmutter großgezogen werden und nie was anderes in der Prägephase gesehen haben, verhalten sich m.E. wie ganz normale Wölfe mit den üblichen individuellen Verhaltensbreiten. Ich erinnere mich jedenfalls gut an die Jagdszenen, als die Naturschützer seinerzeit die paar Hybriden einfangen wollten. Zutraulich oder gar gefährlich ist anders. Die Armen hatten nur erbärmliche Angst...
Der Satz "Die „Blendlinge“ daraus seien noch viel gefährlicher als Wölfe, weil sie weniger natürliche Scheu vorm Menschen hätten." ist schon deshalb ärgerlicher Mumpitz, weil der Komparativ suggeriert, daß Wölfe für Menschen eine Gefahr darstellen, und wie hinreichend bekannt ist, sind gesunde, nichthabituierte, nichtangefütterte Wölfe ohne "Sprung in der Schüssel" für den Menschen nicht gefährlich.
Ich wehre mich einfach gegen diese so harmlos-beiläufig in Sätze eingebauten Märchen über die Gefährlichkeit der Wölfe, die zu nichts anderem dienen als zur Schürung von Vorbehalten und Angst und zwar m.E. mit Absicht und gezielt...
Wie auch immer, ich lasse mich von solchen Märchenstunden nicht anstecken und werde weiterhin jedem Caniden freundlich und selbstbewußt entgegentreten. Das mache ich bei Hunden so und sollte ich jemals das unglaubliche Glück haben, einem Wolf zu begegnen, dann bei dem genauso.
Darin liegt das Geheimnis, das eigentlich gar keines ist: Ich bin ein Beutegreifer wie du und wir beide (Mensch und Wolf/Hund) sind ethologisch/soziologisch kompatibel und verstehen einander...
Gruß
Wolf