Wolfsqualle hat geschrieben:mein Schwager hat hier in den letzten 10 Tagen 5 x den Wolf gesehen [...]ansonsten hätt er den Wolf angegriffen [...] .. die Kuhherde hat auch mal Nachts riesige Randale gemacht, anscheinend war der Wolf auf der Wiese ..
Menschen, die Wölfe ablehnen, stolpern ganz offensichtlich unweigerlich nahezu täglich über sie
Ansonsten lese ich in dem Beitrag lediglich die überlicherweise von Wolfsgegnern stets genutzten Konjunktive und Mutmaßungen.
Weil die Wölfe für reale Horrormeldungen wenig taugen, bleibt dem gewöhnlichen Wolfsgegner offensichtlich wenig anderes übrig, als sich auf den Konjunktiv zu beschränken oder mit alternativen Fakten aufzuwarten.
Ansonsten haben die Wolfsbejagungsbefürworter ja nun eine Landwirtschaftsministerin, die sich offensichtlich auch nicht von Fakten leiten lässt, sondern sich offenbar lieber in der Bewunderung der von ihr geförderten Jägerklientel sonnt:
Soso, der Wolf rottet also Muffel-, Dam- und Rehwild aus, interessant.
Blöd nur, dass die Streckenzahlen des Muffelwilds im Landkreis Celle seit ihrer Auflistung nach Landkreisen (vor der Rückkehr der Wölfe) immer schon
0 (in Worten =
null) betrugen.¹
Im benachbarten Landkreis Uelzen, in dem dieselben Interessengruppen auch ständig über die Anwesenheit der Wölfe klagen, sieht die Entwicklung der
Muffelwildstrecke wie folgt aus¹:
2016/17: 8
2015/16: 8
2014/15: 6
2013/14: 11
2012/13: 4
2011/12: 5
2010/11: 3
Und die
Damwildstrecken, die im Landkreis Celle rückläufig sind, haben sich dagegen im Nachbarlandkreis Uelzen im Jagdjahr 2016/17 gegenüber 2007 beispielsweise
vervierfacht: Von ehemals 15 in 2007 auf 60 Tiere innerhalb von 10 Jahren.¹
2016/17: 60
2015/16: 49
2014/15: 32
2013/14: 36
2012/13: 36
2011/12: 20
2010/11: 32
2009: 31
2008: 25
2007: 15
Die monokausale Erklärung "Wolf" als einzige Ursache für einen Streckenrückgang im Landkreis Celle greift damit nicht und erscheint so lächerlich wie die Behauptung von Otte-Kinast, dass es zu verhindern gelte, dass der Wolf das Rehwild ausrottet:
Jagdstrecke Rehwild:
Landkreis Celle
2016/17: 4297
2015/16: 3865
2014/15: 3471
2013/14: 4238
2012/13: 4560
2011/12: 4201
2010/11: 4107
Nachbarlandkreis Uelzen:
2016/17: 4783
2015/16: 4256
2014/15: 4142
2013/14: 4694
2012/13: 4824
2011/12: 4587
2010/11: 4787
Nachbarlandkreis Heidekreis:
2016/17: 6637
2015/16: 5991
2014/15: 5787
2013/14: 6339
2012/13: 6967
2011/12: 6645
2010/11: 6809
Die Zahlen muss man jetzt noch in Verbindung zu der Entwicklung der nachgewiesenen Rudel in den drei Landkreisen bringen:
- seit 2012 Rudel Munster (Landkreis Heidekreis)
- seit 2013 Rudel Bergen (Landkreis Celle)
- seit 2014 Rudel Unterlüß (Landkreis Celle)
- seit 2014 Rudel Eschede (Landkreis Celle)
- seit 2015 Rudel Wietzendorf (Landkreis Heidekreis)
- seit 2016 Rudel Schneverdingen (Landkreis Heidekreis)
- seit 2016 Rudel Ostenholz (Landkreis Heidekreis)
- seit 2017 Rudel Bispingen (Landkreis Heidekreis)
Während sich also seit 2012 zunehmend Rudel in der Region etablieren konnten, haben sich die Streckenzahlen beim Rehwild überhaupt nicht verändert.
Mit der Faktensicherheit ist es bei der neuen Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast also offenbar nicht weit her.
Übrigens hat sie den eigentlich vom Wolf betroffenen Weidetierhaltern erst mal einen vor'n Bug gehauen und die vom grünen Vorgänger Christian Meyer geplante Weideprämie gleich wieder abgeschafft und damit deutlich gemacht, welchen Stellenwert die artgerechte Weidehaltung bei ihr genießt.² Stattdessen fördert sie jetzt mit Millionen Geldern aus dem Landeshaushalt den Bau von mehr Güllebecken.³
¹
https://www.ml.niedersachsen.de/startse ... -5138.html
²
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... ie100.html
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... ie102.html
³
https://www.agrarheute.com/politik/nied ... ger-542827