Alpenwolf hat geschrieben: Wenn in unregulierten Gewässern mit reinem Bachforellenbestand, die seit mindestens 70 Jahren als deklariertes Brutgewässer unbefischt sind und nachgewiesenermaßen ( noch) chytridiomykosefrei sind der Amphibienbestand mit dem Auftreten des Fischotters in Gewässernähe drastisch einbricht während er in Gewässerferne gleich bleibt, dann sollte man dem doch einige Relevanz zubilligen und sich nicht an irgendwelche Ausreden klammern.
Das dürfte alles eine Frage der Relationen sein. Otter, Bachforellen und die wenigen Amphibienarten, die mit ihnen den gleichen Lebensraum teilen, haben einige Jahre Co-Evolution hinter sich. Deshalb ist es eher unwahrscheinlich, dass ein "drastischer" Einbruch der Amphibienpopulationen deren Bestand gefährdet, soweit er allein auf die Anwesenheit des Otters zurück zu führen ist.
Alpenwolf hat geschrieben:Für die kleinräumige Teichwirtschaft ist der Fischotter im Prinzip kein Problem, da hier ein Otternzaun eine vollkommene und ich würde meinen meist auch eine finanziell tragbare Abhilfe schafft. Der Druck auf die ungeschützten Gewässer wird dann aber umso größer und in Beispielen, die ich kenne ist der Fischbestand de facto bereits ausgerottet und somit nicht mehr "gefährdet".
Du begibst Dich hier argumentativ auf sehr dünnes Eis! Wo in einer aus Spaß bzw. Idealismus betriebene Teichwirtschaft der Fischotter mittels Zäunen daran gehindert wird, ein Plus an "carrying capacity" zu ziehen, kann diese Form der Teichwirtschaft keinen Einfluss auf die natürliche "carrying capacity" der sie umgebenden Landschaft haben. Eng wird es nur dort, wo ein vom Menschen verschuldetes, saisonales Überangebot an verfügbarer Nahrung (Teichwirtschaft) die "carrying capacity" temporär vervielfacht und es zum Herbst hin wieder entzieht. Das passiert im Waldviertel, in der Lausitz und anderen Bereichen, in denen Menschen nach alter Väter Sitte noch Karpfenteichwirtschaft betreiben.
Das Ganze ist hier an sich wirklich "off topic", wenn man die Parallelen zur Weidehaltung von Schaf, Ziege, Rind und Pferd ignoriert. "Lutra" vernachlässigt bei seinem Kommentar den Umstand, dass in der sächsischen Lausitz die erwerbsmäßig betriebene Teichwirtschaft für Fischverluste durch den Fischotter entschädigt wird. Deshalb besteht dort gar keine Veranlassung, den Fischotter aus den Teichen und damit vom künstlich überhöhten Nahrungsangebot auszuschließen. Das wäre vergleichbar mit einer Entschädigung von Wolfsrissen in der Schafhaltung, völlig unabhängig von ergriffenen Präventionsmaßnahmen.
Es ist ja bei der ideologischen Naturschutzszene immer dasselbe Schema: Zuerst wird die Harmlosigkeit beschworen um die Bestände in möglichst kurzer Zeit hochzupushen, dann kommen die Schäden und man mutiert zum Präventionsspezialisten um auch noch mit der Prävention ein Geschäft zu machen und nachdem man zig andere Implikationen nicht bedacht hat und das Kind mit dem Bade ausgeschüttet hat zieht man sich zurück, will mit der Sache nichts mehr zu tun haben und widmet sich nach dem alten Schema wieder einer neuen Nische und das traurige Spiel beginnt von vorne.
Hast Du Dich mit der Problematik jemals wirklich beschäftigt? Es läuft nicht so, wie Du es hier darstellst. Alle Artenschutzkonflikte mit inzwischen politischer Dimension lassen sich auf die Gretchenfrage reduzieren, ob die "Natur" sich ohne menschliches Zutun reguliert oder wir Zweibeiner zu gegebener Zeit eingreifen sollten, um neben wirtschaftlichen Schäden auch ökologische Schäden zu minimieren bzw. zu verhindern. Nimm Dir das Theater um den Kormoran, den Zoff um diverse Wildgansarten, den Biber, den Fischotter oder aktuell den Wolf. Es ist immer das gleiche Strickmuster. Und jetzt nenne mir bitte ein Beispiel dafür, dass sich der "Naturschutz" aus einem der Konflikte zurückgezogen hat, um eine neue Baustelle zu eröffnen. Vielmehr ist der Erfolg des europäischen Artenschutzrechts die Ursache dafür, dass sich die ideologisch ausgerichteten Artenschützer in idiotische Auseinandersetzungen verrennen, mit denen sie die Akzeptanz des gerechtfertigten Artenschutzes in den Dreck ziehen. Begleitet werden sie dabei von jenen Zeitgenossen auf der Seite der Land-/Naturnutzer, die genau diese unsinnigen Konflikte zur eigenen Profilierung nutzen.
Damit sind die Parellelen auch zu unserem Wolf unübersehbar.
Jetzt reiße ich zwar das letzte Zitat aus dem Kontext, bin aber damit augenblicklich wieder absolut "on topic" ...