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Re: Wölfe in Brandenburg

Verfasst: 7. Jul 2012, 19:09
von LarsD
Wolfsheuler hat geschrieben: Hm, das mit 2010 wurde aber nie bewiesen. Dann hätten letztes Jahr auch noch Jährlinge beim Rudel sein müssen. Auch das wurde meines Wissens nie nachgewiesen. [...] Dass ab und zu ein Wolf von einem anderen Rudel mal vorbeischaut, bedeutet nicht, dass der Truppenübungsplatz von mehreren Rudelns genutzt wird. Der Jäger und CDU Politiker berief sich aber darauf, dass 12 Wölfe fesdort leben würden. Die Wölfe vom Wurf 2010 (wenn es den denn gab) sind ziemlich sicher schon abgewandert.
Immer diese Buchhalter! :mrgreen: Am Ende weiß der alte Mann schon was über die Zahl der diesjährigen Welpen?! Lass es sieben Stück sein, dann hat er einen unterschlagen ... :-P Es ist doch unerheblich, ob in dem "Dreieck" zwischen A2, A10, A9 und der B 102 im Moment nun 7, 10 oder 12 Wölfe leben. Sie sind da, sie sind hier nicht selten und sie sorgen nicht nur mit Nutztierrissen für Stimmung. Mit seiner Meinung ist jener Bodo Puschner deshalb hier in der Gegend nicht allein.

Viele Grüße

Lars

Re: Wölfe in Brandenburg

Verfasst: 7. Jul 2012, 19:29
von balin
Die Finnen haben die Erklärung für die , die doppelt zählen. Nicht Wodka oder Alkohol sind es, nein, die zählen buchhalterisch korrekt die Spuren auf dem Hin- und auf dem Rückweg. Da kann man sich nicht beschweren. Es ist eben die doppelte Wahrheit.
:-D

Re: Wölfe in Brandenburg

Verfasst: 9. Jul 2012, 12:12
von Wolfsheuler
Kann ja sein, dass er die Welpen von diesem Jahr schon hinzugezählt. Ich warte damit aber lieber, bis offizielle Quellen das bestätigen. Davon abgesehen finde ich es abartig, dass einer die Wölfe vom Tüp Lehnin bejagen will, wo bereits der halbe Wurf von 2011 auf der Strassen ums Leben gekommen ist. Zudem stellt sich die Frage, ob nicht der eine oder andere Wolf absichtlich überfahren wurde. In Frankreich gab es mal eine Untersuchung, dass nicht wenige Autofahrer mal einen Schwenker machen, um eine Schlange am Standstreifen zu überfahren.

Re: Wölfe in Brandenburg

Verfasst: 9. Jul 2012, 12:58
von LarsD
Wolfsheuler hat geschrieben:Davon abgesehen finde ich es abartig, dass einer die Wölfe vom Tüp Lehnin bejagen will, wo bereits der halbe Wurf von 2011 auf der Strassen ums Leben gekommen ist.


Gibt es inzwischen eine entsprechende Zuordnung der überfahrenen Wölfe zu ihren Ursprungsrudeln? Mit der Forderung nach Bejagung/Regulierung steht der Mann nicht allein. Das ist aus der Ferne ganz sicher schwer bis nicht nachvollziehbar. Das liegt aber im Wesentlichen daran, dass es eine wachsende Kluft zwischen den "offiziellen Darstellungen" und den alltäglichen Wahrnehmungen vor Ort in Sachen Wolf gibt. Man kann sich über solche Forderungen nach Bejagung furchtbar aufregen, das bringt aber lediglich eine Verschärfung des Konflikts. Denn den Leuten hier geht es mehr und mehr auf den Geist, wenn vom so bedrohten und seltenen Wolf die Rede ist. Auch deshalb werden Forderungen nach Bejagung/Regulierung in den kommenden Wochen und Monaten eher noch lauter werden.
Zudem stellt sich die Frage, ob nicht der eine oder andere Wolf absichtlich überfahren wurde. In Frankreich gab es mal eine Untersuchung, dass nicht wenige Autofahrer mal einen Schwenker machen, um eine Schlange am Standstreifen zu überfahren.
Ganz im Vertrauen: es gibt Meldungen von Aktionskomitees besorgter Mütter, die bei Einbruch der Dunkelheit mit ihren Kleinwagen auf Wolfsjagd gehen. Zuvor üben sie auf Supermarktparkplätzen. Einkaufswagen fungierten dabei als Wolfsdummys. Bisher lief diese Regulierungsmethode zunehend effektiver und total unverdächtig. Leider kommst Du ihnen jetzt auf die Schliche. :mrgreen:

Viele Grüße

Lars

Re: Wölfe in Brandenburg

Verfasst: 9. Jul 2012, 13:50
von Grauer Wolf
Wolfsheuler hat geschrieben:Zudem stellt sich die Frage, ob nicht der eine oder andere Wolf absichtlich überfahren wurde.
Davon kannst Du m.E. ausgehen.
Wolfsheuler hat geschrieben:In Frankreich gab es mal eine Untersuchung, dass nicht wenige Autofahrer mal einen Schwenker machen, um eine Schlange am Standstreifen zu überfahren.
Dafür brauchst nicht bis nach Frankreich zu gehen. Ich habe Igel, Frösche und Kröten gefunden, die m.E. absichtlich überrollt wurden, da man dafür die reguläre Fahrspur verlassen mußte, um sie unter den Reifen zu bekommen. Und es würde mich auch nicht wundern, wenn mancher Fuchs und manche Katze mit Absicht angefahren würden. Es gibt seelisch gestörte Menschen, die an so etwas Freude haben.
Unfälle lassen sich natürlich nicht ganz vermeiden, aber mit dem Rausnehmen von Tempo bei nächtlichen Fahrten auf unübersichlichen Strecken (nicht über 70... lieber weniger) und dem einen oder anderen geschickten Fahrmanöver (Wagen versetzen und hinter ein flüchtiges, querendes Tier zielen!) ließen sich viele Tierleben retten. Man muß nur wollen...
LarsD hat geschrieben:Man kann sich über solche Forderungen nach Bejagung furchtbar aufregen, das bringt aber lediglich eine Verschärfung des Konflikts. Denn den Leuten hier geht es mehr und mehr auf den Geist, wenn vom so bedrohten und seltenen Wolf die Rede ist. Auch deshalb werden Forderungen nach Bejagung/Regulierung in den kommenden Wochen und Monaten eher noch lauter werden.
Auch davon gehe ich aus, weil ich vom Menschen nichts anderes erwarte: Egoismus und Habgier gepaart mit irrationalen Ängsten und der Unfähigkeit, mit den wilden Tieren in Frieden zu leben... Ich kann nur sagen, ich hätte lieber einen Wolfsfamilienverband als Nachbarn als manche Leute... Mit den Wölfen kann man sich (bei richtigem Verhalten) gut arrangieren, mit Steithammeln und Prozeßhanseln am Maschendrahtzaun nicht...
Im übrigen steht der Wolf hierzulande immer noch auf "Rote Liste Deutschland Status I = Vom Aussterben bedroht". Von einer stabilen, robusten Population sind wir noch weit entfernt...
Und jetzt wieder "fröhliches Draufhauen"... :p

Gruß
Wolf

Re: Wölfe in Brandenburg

Verfasst: 9. Jul 2012, 15:28
von LarsD
Grauer Wolf hat geschrieben:Im übrigen steht der Wolf hierzulande immer noch auf "Rote Liste Deutschland Status I = Vom Aussterben bedroht". Von einer stabilen, robusten Population sind wir noch weit entfernt...


Wie schon geschrieben, gibt es da eine nicht unerhebliche Kluft zwischen den offiziellen Angaben und den Realitäten, wie sie die Menschen vor Ort erleben. Die letzte Aktualisierung dieser "Roten Liste" stammt aus dem Jahr 2009. Seither hat sich viel getan. ;-)

Die Schweden kamen mit ihrer PVA (Population Viability Analisis) jüngst zu dem Schluss, dass es 100 adulte und gesunde Wölfe brauchte, um unter den gegebenen Umständen von einer gesichtern Population zu sprechen. Selbst wenn man die westpolnisch-deutschen Wölfe eigenwillig als eigenständige Population betrachtet, ist die mit mindestens 38 Rudeln und zwischen 200 und 300 Tieren aus dem Status "vom Aussterben bedroht" entsprechend der Kriterien der IUCN zum Glück raus.
Und jetzt wieder "fröhliches Draufhauen"... :p


Ach was! Wenn man so weit weg vom Geschehen ist, dauert es bis zu Wahrnehmung der Realitäten manchmal halt etwas. Demnächst hast Du auch Wölfe in Deiner Ecke und dann kannst Du das Verhalten Deiner Mitmenschen dort hautnah miterleben. Auf Deine Berichte dazu bin ich schon jetzt gespannt ... ;-)

Viele Grüße

Lars

Re: Wölfe in Brandenburg

Verfasst: 9. Jul 2012, 15:51
von Grauer Wolf
LarsD hat geschrieben:Ach was! Wenn man so weit weg vom Geschehen ist, dauert es bis zu Wahrnehmung der Realitäten manchmal halt etwas. Demnächst hast Du auch Wölfe in Deiner Ecke und dann kannst Du das Verhalten Deiner Mitmenschen dort hautnah miterleben. Auf Deine Berichte dazu bin ich schon jetzt gespannt ... ;-)
Na ja, direkt als Nachbarn werde ich die Grauen nicht haben, da ich (absolut nicht freiwillig :!: ) am Rand einer Millionenstadt lebe. Aber schon in der Eifel (gute eineinhalb Stunden Fahrt), wo für einige Familien Platz genug wäre, wären sie zumindest in erträglicher Reichweite.
Ich jedenfalls freu mich drauf und für mich ginge ein Traum in Erfüllung, einmal (oder gar regelmäßig... aber ich will nicht unbescheiden sein... ;) ) freilebende Wölfe beobachten und ihrem Abendgesang lauschen zu dürfen... :pleased:
Was die Reaktion anderer Menschen angeht: Ich finde es sehr traurig, daß nur wenige bereit sind, unseren Brüdern und Schwestern im Pelz (wer jetzt lachen will, soll's tun: So what...) sinnbildlich die Pfote zu reichen. Mit etwas gutem Willen und Anpassungsbereitschaft der Menschen wäre das m.M.n. gut machbar... Eigentlich geschieht hier etwas Wunderbares: Ein Tier, daß unsere Altvorderen systematisch ohne Sinn und Verstand vernichtet haben, kehrt in seine angestammte Heimat zurück.
Wer allerdings auf dem status quo ante lupum beharrt, der wird sich nicht nur selber schwertun, der wird auch dem Wolf das Lebensrecht in seiner Heimat (sic!) absprechen...

Gruß
Wolf

PS.: Von einer gesicherten Population gehe ich eigentlich erst ab mindestens 500 Individuen aus, die sich untereinander austauschen können...

Re: Wölfe in Brandenburg

Verfasst: 9. Jul 2012, 16:42
von Lutra
LarsD hat geschrieben:
Mit der Forderung nach Bejagung/Regulierung steht der Mann nicht allein. Das ist aus der Ferne ganz sicher schwer bis nicht nachvollziehbar. Das liegt aber im Wesentlichen daran, dass es eine wachsende Kluft zwischen den "offiziellen Darstellungen" und den alltäglichen Wahrnehmungen vor Ort in Sachen Wolf gibt. Man kann sich über solche Forderungen nach Bejagung furchtbar aufregen, das bringt aber lediglich eine Verschärfung des Konflikts. Denn den Leuten hier geht es mehr und mehr auf den Geist, wenn vom so bedrohten und seltenen Wolf die Rede ist. Auch deshalb werden Forderungen nach Bejagung/Regulierung in den kommenden Wochen und Monaten eher noch lauter werden.
Ich brauch das Wolfsproblem nicht so aus der Ferne beurteilen, bei mir war er schon im Dorf. Da kommen natürlich Forderungen nach Abschuß, wenn man nach alter Gewohnheit das Schaf nicht mehr über Nacht draußen angepflockt lassen kann. Das wird dann noch gestärkt durch die "fachkundigen" Darlegungen der Grün-Abiturienten in der Presse: "Das werden immer mehr, die Rudel werden größer, "offiziell" wird die Zahl heruntergespielt." Da kann man sich dann die Gusche fusslig reden über Rudelterritorien und das die Dichte der Wölfe auf der Fläche eben nicht steigt, dass die Wölfe aber viele Kilometer bestreifen und so in einem weiten Umkreis auftauchen können. Viele Leute wissen das hier mittlerweile, auch durch die Vortragstätigkeit des Kontaktbüros und können die Pressefachbeiträge beurteilen (Ausspruch meines Nachbarn:"Die haben nur Angst um ihre Rehe") Sie wissen auch, dass der Abschuss oder die berühmte "Regulierung" letztlich nicht den Schutz ihrer Haustiere erübrigt und kümmern sich daher lieber um Zaunmaterial als herumzuzetern.

Re: Wölfe in Brandenburg

Verfasst: 9. Jul 2012, 17:34
von LarsD
Grauer Wolf hat geschrieben: Was die Reaktion anderer Menschen angeht: Ich finde es sehr traurig, daß nur wenige bereit sind, unseren Brüdern und Schwestern im Pelz (wer jetzt lachen will, soll's tun: So what...) sinnbildlich die Pfote zu reichen. Mit etwas gutem Willen und Anpassungsbereitschaft der Menschen wäre das m.M.n. gut machbar... Eigentlich geschieht hier etwas Wunderbares: Ein Tier, daß unsere Altvorderen systematisch ohne Sinn und Verstand vernichtet haben, kehrt in seine angestammte Heimat zurück. Wer allerdings auf dem status quo ante lupum beharrt, der wird sich nicht nur selber schwertun, der wird auch dem Wolf das Lebensrecht in seiner Heimat (sic!) absprechen...


Im Moment läuft hier in Brandenburg eine (nicht wirklich überraschende) Polarisation in Sachen Wolf. Die bislang bei dem Thema eher indifferente Mehrheit äußert zunehmend Kritik am Getue rund um die Wölfe. Die verkrampften Versuche, den Wolf als selten und furchtbar gefährdet darzustellen, geht vielen Menschen hier inzwischen gewaltig auf die Ketten. Diese Leute wollen gar keine Bejagung der Wölfe. Sie wollen nur nicht verar***t werden. Weil Letzteres aber weiterhin passiert, kippt hier die Stimmung. Die Sorge gilt dabei nicht so sehr dem Wild und den paar Jägern. Im Fokus stehen das Vieh und diverse Haustiere. Angesichts der raschen Vermehrung/Ausbreitung fragen sich die Leute natürlich, wie das in Zukunft hier laufen soll. An den Schmus der Selbstregulation glaubt hier niemand mehr. Diese "Argumentation" hat man zuvor bei Kormoran und Biber verschlissen.
Nötig und überfällig wären jetzt klare Signale der zuständigen Behörden, dass es mit dem Wolf überraschend gut läuft und man zumindest überlegt, welche Handlungsoptionen es denn in Zukunft gibt, wenn die Wölfe tatsächlich Probleme machen sollten. Allein das würde sehr viel helfen und die Sache entspannen. Irgendwelche dumpfbackigen Sprüche vom "herrenlosen Wild" sind dagegen ebenso kontraproduktiv, wie dieses "Selbst-Schuld-Geplapper" im Zusammenhang mit Nutzviehrissen. Mit denen wird dem Wolf hier gegenwärtig das (Über-)Leben schwer gemacht. Denn sie schaffen bei vielen Menschen das Gefühl, sich selbst helfen zu müssen.
PS.: Von einer gesicherten Population gehe ich eigentlich erst ab mindestens 500 Individuen aus, die sich untereinander austauschen können...
Wenn Du nicht zu denen gehörst, für die das Flüsschen Weichsel ein für Wölfe angeblich unüberwindbares Hindernis darstellt, dann siehst Du in dem Bereich zwischen dem Nordosten Polens und dem Norden Deutschlands jene gesicherte Population. Und die wird mit jedem Jahr sicherer ... ;-)

Viele Grüße

Lars

Re: Wölfe in Brandenburg

Verfasst: 9. Jul 2012, 19:05
von Grauer Wolf
LarsD hat geschrieben:Wenn Du nicht zu denen gehörst, für die das Flüsschen Weichsel ein für Wölfe angeblich unüberwindbares Hindernis darstellt, dann siehst Du in dem Bereich zwischen dem Nordosten Polens und dem Norden Deutschlands jene gesicherte Population. Und die wird mit jedem Jahr sicherer ... ;-)
Kaum... ;)
Hmmm, für einen ständigen, flüssigen Austausch ist's vom Nordosten Polens (mit ggf. Anschluß ans Baltikum) bis Norddeutschland mit gut 500...600 km Luftlinie doch etwas weit (für einzelne Wanderwölfe kein Problem).
http://www.wolfsregion-lausitz.de/verbr ... -in-europa
Im Norden und Nordwesten Polens sind Wölfe eher selten, was einem genetischen Austausch, der für die Stabilität nötig ist, abträglich ist...
Flüsse und Kanäle sind, sofern sie keine Verbauung aufweisen (Spundwände sind wahre Todesfallen :!: ), sondern halbwegs natürliche Ufer haben, natürlich kein Hindernis, nicht mal große Ströme wie die Elbe sind das. Die Küstenwölfe in B.C. schwimmen auch mal 12 km über die offene See...

Gruß
Wolf