Miscanthus, nun atme doch mal wieder tief durch. Bei der Entnahme, die ja schon seit Wochen in Vorbereitung war, war ein ganzes Team zugegen. Ich finde den Versuch, auf dem Rücken von Kurtis Entnahme Jagd und Polizei gegen einander auszuspielen, einfach lächerlich. "Die Jäger" sind genauso wenig per se alle gute Schützen wie Polizisten angeblich alle nicht schießen können.
Bei der schwedischen Lizenzjagd 2015 wurde 44 Wölfe durch Jäger erlegt. Die Trefferquote der abgegebenen Schüsse lag insgesamt gerade einmal bei 66%, die Quote schnell tödlicher Treffer bei gerade einmal 32%.¹
Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz in Deutschland fühlte sich veranlasst, in einem Merkblatt² auf die tierschutzrelevanten Aspekte von Bewegungsjagden hinzuweisen:
Ist das Wild in Bewegung sind tödliche Treffer viel schwieriger als bei stehendem Wild anzubringen; insbesondere bei ungünstigen Schusswinkeln und auf engen Schneisen. So wurde bei Drückjagden auf Schwarzwild in Hessen nur etwa ein Drittel mit Blattschuss erlegt, der Rest der Strecke wies Waidwund-, Keulen- oder Laufschüsse auf. Rehwild wies bei ca. 30 % der männlichen und ca. 60% der weiblichen Tiere Bauchschüsse auf.
Das klingt jetzt auch nicht wirklich "tierschutzgerecht", wenn man mal ganz ehrlich mit dem Thema umgeht. Da Kurti ja nun tot ist und sich nicht schwer angeschossen durch die Gegend schleppt, muss die handwerkliche "Leistung" im Rahmen der Amsthilfe durch die Polizei immerhin "erfolgreich" gewesen sein, auch wenn ich mich dagegen sträube, hierbei das Wort Erfolg überhaupt in so einen Zusammenhang zu setzen.
Wie Widukind auch, bin ich maßlos enttäuscht von der Pressekonerenz, von einem offensichtlich erschöpften Umweltminister und zahn- und belanglosen Fragen der Journalisten. Aus Fähe FT10 wurde vorübergehend WT11, und auch sonst war das alles irgendwie wenig flüssig und schlüssig. All die wirklich brisanten Fragen um die Zweifel des Ministeriums an der Glaubwürdigkeit vorangegangener Geschichten, dem Grad der Verwundung des Hundes (sowohl Wardböhmen als auch Groß Hehlen) und dem nicht zu übersehenden Gerangel mit der Landesjägerschaft und deren Wolfsberatern, wurden gar nicht gestellt.
Immerhin zeigte sich Wenzel so realistisch, dass er nicht davon ausgeht, dass jetzt eine Art Ruhe in der Diskussion einkehrt.
Ich frage mich zudem immer wieder, warum immer nur der Wolf in Erscheinung trat, der einen Peilsender trägt. Kurti hatte ja 2014 immerhin mindestens 5 Wurfgeschwister, von denen Wanderwolf "Kurt" überfahren wurde. Neben FT10 muss es ja noch weitere Geschwister geben. Kann wirklich jeder Depp das Funksignal orten und Situationen möglicherweise bewusst herbeiführen?
¹
http://vargreviret.com/
²
Tierschutz und Bewegungsjagden: Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6)