@ Alexander:
Gut gesagt!
Das Problem ist die Bigotterie unserer Gesellschaft. Ich weiß nicht, was da in manchen Köpfen vor sich geht. Wölfen vorzuwerfen, daß sie sich vom "armen, süßen Bambi" ernähren, ist nachgerade lächerlich. Sollen Beutegreifer, egal ob groß oder klein, vielleicht im Supermarkt einkaufen? Fleisch kennen die meisten doch nur noch fein verpackt aus der Kühltheke und der Bezug zum geschlachteten Tier ist völlig verlorengegangen. Werden dann Bilder von der Jagd großer Raubtiere gezeigt oder gar selbst erlebt, geht's auf die Tränendrüsen. Ich kann mich an einen kurzen Reisebericht in einem Foto-Forum über eine Foto-Safari in Afrika erinnern:
Eine Leopardin hatte ihrem Jungen eine noch lebendige, kleine Antilope mitgebracht, damit Klein-Leo an einem ungefährlichen Beuteobjekt lernen kann, wie man Beute packt und fachgerecht tötet. Prompt fielen ob des "Schauspiels" die meisten der Mitreisen, insbesondere die Frauen, halb in Ohnmacht, brachen in Tränen aus und nötigten den Fahrer, weiterzufahren, weil sie das Geschehene nicht verkrafteten.
Der Witz ist dann, daß man sich, wieder erholt, im abendlichen Hotel an Springbock-Steaks delektiert. Mir fehlen dazu dann nur noch die Worte...
Besagte Leopardin kann man dann je nach Landschaft beliebig durch Tiger, Bären, Jaguare oder eben auch Wölfe ersetzen. Nicht zuletzt wird eine solche Einstellung auch durch manche Tierfilme geschürt. Ich erinnere nur an die Tierfilme von Disney, die an Kitsch und Gefühlsduselei kaum zu überbieten waren: Die lustige Welt der Tiere, na Klasse...
Vielleicht sollte sich die Gesellschaft mal wieder dran erinnern, daß zum Steak auf dem Teller eine Kuh auf der Weide gehörte und zum Wolf folgerichtig eine
komplette Jagdsequenz bis hin zum Verzehr des "süßen" Bambis. Der "Beifall", der aufkommt, wenn das Beutetier den Wölfen entkommt, hat für mich jedenfalls einen üblen Beigeschmack:
Entkommene Beute heißt nämlich nichts anderes als leere Mägen, Hunger und, wenn's öfter geschieht, vielleicht sogar der Tod der Welpen.
Wir sollten nicht vergessen, daß sich Mensch und Wolf zwar biologisch kaum ähneln (nicht mal gleiche Ordnung), ethologisch dagegen sehr. Der Wolf führt uns in vieler Hinsicht unser eigenes Verhalten resp. Fehlverhalten drastisch vor Augen und
das mag manch einem nicht schmecken...
I suspect that atavistic reaction is one reason many hunters tend to hate wolves. Deep down we think they're not just competition for a food source: They want to make us food.
Wie sagt man im Norden? Dumm Tüch! Der Mensch hat ja wohl nach allem, was wir so wissen, nie auf der "Einlaufsliste" der Wölfe gestanden... Ja, der Gesang der Wölfe löst auch bei mir was aus, aber es ist keine atavistische Angst, sondern eine tiefe Sehnsucht nach draußen, nach den Wäldern und Bergen des hohen Nordens.
Der Gesang der Wölfe ist tatsächlich der Ruf der Wildnis, der uns gemahnt, daß es allmählich
genug ist und daß wir uns besinnen sollten, auch der Natur im allgemeinen und den Wölfen (stellvertretend für alle Beutegreifer) im besonderen ihren Platz im Gefüge der Schöpfung nicht streitig zu machen und diesem verfluchten "Wachset und mehret euch und macht euch die Erde untertan." einen Riegel vorzuschieben!