LarsD hat geschrieben:
Der Erhalt dieses "seltenen" Tieres steht nicht mehr ernsthaft zur Debatte. Der Wolf ist in Deutschland und er macht sich hier schneller breit, als wir glauben können oder wollen. Der einfachste Schutz für den Wolf besteht im Moment darin, gar nichts zu tun. Dass dieses Nichtstun eher früher als später zu handfesten Konflikten führen wird, wird jedem einleuchten, der nur etwas im Thema steckt. Jetzt so zu tun, als könnten wir auf die von Dir aufgelisteten Dinge verzichten, ist blauäugig und schadet den Wölfen am Ende sehr wahrscheinlich massiv.
Wie smirre weiter oben schon ganz richtig gesagt hat, sollten die Bemühungen vor allem darauf konzentriert werden, Angriffe auf Nutztiere so gut es geht zu verhindern, also Nutztierhalter zu informieren, zu beraten, finanziell zu unterstützen und sogar beim Aufbau von E-Zäunen mit anzupacken. Dies alles wurde in den letzten Jahren bereits gemacht und zwar von Seiten der "Wolfskuschler", die sich davon keinerlei Profit erhoffen, sondern einfach aus Überzeugung und Idealismus handeln. Von "nichts tun" kann da keine Rede sein. Aber mit fortschreitender Ausbreitung der Wölfe werden deutlich mehr personelle und finanzielle Resourcen benötigt. Was wir brauchen, sind positiv denkende Leute, die sich auf konstruktive Weise beim Wolfsmanagement einbringen. Was wir dagegen überhaupt garnicht gebrauchen können, sind Besserwisser, die glauben, durch alle Wolfsforen hinweg den naiven Wolfsstreichlern erklären zu müssen "was Sache ist" und unaufhörlich davon schwadronieren, dass nur eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht mit anschliessender, möglichst zeitnaher Bejagung dieses Land vor dem drohenden Untergang bewahren kann.
Man kann Konflikte nämlich auch herbeireden und wer ständig drauf herumreitet, dass Dinge falsch laufen, der ist herzlich aufgefordert, zu beweisen, dass es besser geht, indem er/sie es vormacht.
Ich stimme Dir zu, dass es beim Thema Wolf inzwischen längst um einen Machtkampf geht. Im Mittelpunkt stehen dabei die Deutungshoheit bezüglich der Monitoringergebnisse
Ich denke, es herrscht weitgehender Konsens darüber, dass die Federführung des Wolfsmonitorings in den Händen von Leuten liegen sollte, die sowohl die nötige fachliche Qualifikation, als auch Erfahrung mitbringen, weshalb derzeit auch das wildbiologische Büro LUPUS damit betraut ist.
Leider gibt es derzeit keinerlei Anzeichen dafür, dass der LJV Sachsen bereit ist, beim Wolfsmonitoring mit LUPUS zusammenzuarbeiten, stattdessen scheint man ein konkurrierendes System etablieren zu wollen und hat dabei offenbar die naive Vorstellung, dass Wolfsmonitoring darin besteht, Handyfotos von Kackhaufen und Pfotenabdrücken ins Internet hochzuladen.
und der damit zusammenhängende Versuch, den Wolf als Speerspitze für eine Ausheblung des Jagdrechts zu benutzen. Dabei sind Ehrlichkeit und Sachlichkeit längst auf der Strecke geblieben. Es wird Stimmung für die Wölfe und gegen die Jäger, gegen die ignoranten Viehhalter und die Leute mit dem "Rotkäppchen-Syndrom" gemacht.
Ich kann nicht für alle Jagdgegner sprechen, bei mir ist die Motivation jedenfalls eher andersherum - das Jagdrecht muss "ausgehebelt" werden, weil die Jagd (neben dem Straßenverkehr) derzeit die größte Bedrohung für Wölfe darstellt. Simpel ausgedrückt - je lauter Jäger die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht fordern, desto lauter fordere ich die Abschaffung der Hobbyjagd.
Ironischerweise hat sich die Jägerschaft selbst über Jahrzehnte hinweg eine Argumentationsfalle aufgebaut und sich damit einen wichtigen Rechtfertigungspfeiler für ihr Tun "ausgehebelt", nämlich indem sie den Leuten gebetsmühlenartig eingeimpft haben, die ausgerotteten Beutegreifer Wolf, Bär und Luchs ersetzen zu müssen. Nun, da sich diese Tierarten ihre angestammten ökologischen Nischen langsam zurückerobern, schwindet auch diese Legitimation und daher verwundert es auch nicht, dass so mancher Jäger den Wolf selbst als neue Daseinsberechtigung auserkoren hat und sich selbst plötzlich als Partner der Nutztierhalter im Kampf gegen den vierbeinigen Schädling anbiedert.
Möglicherweise werden in Zukunft zunehmende Konflikte zu einer schwindenden Akzeptanz des Wolfes führen, demgegenüber ist aber auch die Tatsache zu beachten, dass die Jagd selbst mit einem zunehmenden Akzeptanzproblem zu kämpfen hat. Und dieses Akzeptanzproblem würde durch eine Bejagung des Wolfes wohl eher noch verschärft, denn der Wolf ist mehr als nur ein Wildtier, er ist ein Symbol und ein Symbol ballert man nicht ohne Imageverlust über den Haufen.
Die aktuelle Entwicklung in Schweden zeigt, wohin das auch hier führen wird.
Schweden ist in der Tat ein tragisches Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte und der Beweis dafür, dass Wölfe auch in Zukunft vor jagdlichen Begehrlichkeiten geschützt werden sollten.
Es sollte eigentlich unser aller Interesse sein, genau das zu verhindern. Dazu muss aber die rosarote Brille von der Nase! Die Handlungskaskade beim Umgang mit Problemwölfen darf nicht aus Zuschauen, Wegschauen und Umlegen bestehen. Dazwischen ist Platz für verschiedene Möglichkeiten.
Na denn - wann beginnt Ihre Weiterbildung zum Herdenschutzberater?
