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Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 13. Jan 2012, 00:35
von LarsD
SammysHP hat geschrieben:Was willst du damit ausdrücken? Willst du etwa "regulieren"? Wann verstehen die Leute endlich, dass so etwas unnötig ist.
Ich will damit ausdrücken, was ich geschrieben habe. Regulierung spielt da noch gar keine Rolle. Davon abgesehen glaube ich aber aus gutem Grund nicht daran, dass es ausgerechnet in Deutschland ohne regulierende Eingriffe in die Wolfspopulation funktionieren wird. Wir haben mit der Tollwut zum Glück einen der wichtigsten Regulationsfaktoren für die Canidenfraktion aus der Landschaft geimpft. Gut so, denn tollwütige Wölfe wären ganz sicher der Gau für den Wolfsschutz. Die Tollwut fehlt somit und gleichzeitig haben wir die Landschaft umgekrempelt und dadurch das Nahrungsangebot für den Wolf dramatisch verbessert. Warum zum Geier sollte in Deutschland ausgerechnet Hunger die Dynamik der Wolfspopulation beeinflussen? Wer bitte sollte die Wölfe davon abhalten, sich einfach zu bedienen, falls sie die Wildbestände tatsächlich mal in die Knie zwingen? Wer sollte die Wölfe zuvor davon abhalten, sich in Dörfern und den Vororten der Städte Nahrung zu suchen, falls es im Rest der Landschaft einfach nur anstrengender wird? Wie sollen Hunger und/oder Krankheit die Wolfspopulation regulieren, ohne dass es zuvor zu ganz heftigen Konflikten zwischen Mensch und Wolf kommt? Kennst Du einen Landstrich auf der Erde, in dem bei vergleichbarer (menschlicher) Besiedlungsdichte Wolf und Mensch friedlich miteinander leben und der Mensch keine Wölfe tötet? Nimm Dir die Zuwachsraten nur bei der Anzahl der Rudel in Deutschland in den letzten Jahren und rechne gerne auch konservativ die Wachstumskurve durch. Lange bevor die sich wegen der Lebensraumkapazität auch nur abflacht, hast Du die "soziale Kapazität" in diesem Land längst überschritten.

Viele Grüße

Lars

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 13. Jan 2012, 00:43
von CleanerWolf
LarsD hat geschrieben:
polarwolf hat geschrieben:33 welpen ! ist doch nicht schlecht oder ? :-D
Nein, die Alten waren definitv fleißig! :mrgreen: In der Summe dürften es dann für ganz Deutschland knapp 50 Welpen gewesen sein.
Und worauf basiert diese Schätzung?
"Vom Aussterben bedroht" ist jedenfalls inzwischen zum Glück Geschichte, auch wenn das manche Leute noch nicht wahrhaben wollen. ;-)
So wie ich das gelernt habe definiert sich der Gefährdungsstatus nicht nur über die reine Anzahl vorhandener Individuen, sondern auch über den Genaustausch zwischen den einzelnen Populationen. Wie in dem von Ihnen selbst verlinkten Artikel erwähnt wird, ist aber genau das momentan ein Problem.
Wir warten sehnsüchtig drauf, dass es endlich mal mindestens ein Wolf aus dem Süden nach Sachsen schafft, leider sind aber bis jetzt alle in Bayern aufgetauchten Wölfe immer nach kurzer Zeit "verschwunden".

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 13. Jan 2012, 09:00
von LarsD
CleanerWolf hat geschrieben: Und worauf basiert diese Schätzung?


Auf den Welpenzahlen der "anerkannten" Rudel und der Basis dieser Zahlen:

33 Welpen in der Lausitz
3 Welpen in Jüterbog
5 Welpen in Lehnin
5 Welpen in Altengrabow

Macht in der Summe 46 sicher nachgewiesene Welpen. Weil die Nachweise oft nur per Fotofalle erfolgt sind, sind das die Mindestangaben und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich nicht überall alle Welpen zum Familienfoto vor der Kamera versammelt haben.
So wie ich das gelernt habe definiert sich der Gefährdungsstatus nicht nur über die reine Anzahl vorhandener Individuen, sondern auch über den Genaustausch zwischen den einzelnen Populationen. Wie in dem von Ihnen selbst verlinkten Artikel erwähnt wird, ist aber genau das momentan ein Problem.
Gibt es irgendwo eine Publikation, aus der sich auf der Basis der seit vielen Jahren durchgeführten genetischen Untersuchungen Aussagen zum Inzuchtkoeffizienten innerhalb unserer Wolfspopulation ableiten lassen? Davon abgesehen gibt es sehr konkrete Definitionen für die Gefährdungskategorien in der Roten Liste. Welches der von der IUCN definierten Kriterien für "vom Aussterben bedroht" = "critically endangered" trifft auf unsere Wölfe noch zu? ( http://www.iucnredlist.org/documents/re ... rit_en.pdf ) ;-)

Viele Grüße

Lars

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 13. Jan 2012, 10:02
von jurawolf
CleanerWolf hat geschrieben:So wie ich das gelernt habe definiert sich der Gefährdungsstatus nicht nur über die reine Anzahl vorhandener Individuen, sondern auch über den Genaustausch zwischen den einzelnen Populationen. Wie in dem von Ihnen selbst verlinkten Artikel erwähnt wird, ist aber genau das momentan ein Problem.
Wir warten sehnsüchtig drauf, dass es endlich mal mindestens ein Wolf aus dem Süden nach Sachsen schafft, leider sind aber bis jetzt alle in Bayern aufgetauchten Wölfe immer nach kurzer Zeit "verschwunden".
populationen, die sich selbst bilden, haben naturgemäss kaum probleme mit der genetischen vielfalt. denn sie können sich ja überhaupt nur bilden, weil die wanderrouten noch vorhanden sind. wobei ausnahmen auch hier die regel bestätigen, siehe etwa schweden. dort ist die situation aber insofern speziell, als dass das wanderkorridor für die wölfe viele jahre künstlich (sprich mit dem gewehr) wolfsfrei gehalten wurde. der mensch hat da also gezielt bei der inzucht nachgeholfen, selbst wenn das nicht das ziel war.

in deutschland-polen ist die situation aber ziemlich anders. die wanderung durch polen scheint gut zu funktionieren, was nicht zuletzt durch "alan" bewiesen wurde. zudem gibts in ganz polen verstreut rudel und einzeltiere, es besteht also nicht eine grosse räumliche lücke.

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 13. Jan 2012, 11:28
von aka
in deutschland-polen ist die situation aber ziemlich anders. die wanderung durch polen scheint gut zu funktionieren, was nicht zuletzt durch "alan" bewiesen wurde. zudem gibts in ganz polen verstreut rudel und einzeltiere, es besteht also nicht eine grosse räumliche lücke.
diese "räumliche lücke" existiert in PL überhaupt nicht. Eine "separate" Population der Wölfe in der Lausitz - Wespolen ist eher Resultat des
mangelhaften Monitorings in Polen. Vielleicht auch eine bewußte Irreführung der Öffentlichkeit um diese Population mit Sonderstatus zu versehen - ?.

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 13. Jan 2012, 11:56
von SammysHP
Dennoch ist es erstrebenswert, wenn es Kontakt mit der Population aus Süden (Richtung Italien) gibt.

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 13. Jan 2012, 14:39
von Miscanthus
Markus Bathen und Lars Dettmann vom Landesfischerei-Verband im Streitgespräch.
http://www.lr-online.de/regionen/spremb ... 50,3640296

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 13. Jan 2012, 16:11
von Martin
Ich meinerseits hoffe nicht auf einen genetischen Austausch mit der italienischen Population. Jedenfalls noch nicht.
Die Population in Italien wird einer eigenen Unterart zugeordnet (Italienischer Wolf). Resultat eines Austauschs wäre
doch, daß die Wolfspopulation in Deutschland dann nicht mehr eindeutig als Eurasischer Wolf zugeordnet werden könnte.
Was wäre das denn dann? Eine neue Unterart? Oder eine Mischung bekannter Unterarten? Es würde doch zumindest die
schwächere Unterart gefährden. Nun ist das natürlich der Lauf der Dinge und schon immer so gewesen in der Bildung
von Unterarten. Ich bin allerdings auf dem Gebiet Laie. Aber ein späteres Zusammentreffen der Populationen würde
eine "Unterartengrenze" meinetwegen an den Alpen bedeuten. Ein reger Austausch jetzt schon eine Art Mischwolf in ganz
Deutschland. Vielleicht würde aber auch eine Unterart dominieren und sich durchsetzen. Vielleicht hat ja jemand Ahnung davon?
Kann dann meinetwegen auch in einem anderen Thread weiterdiskutiert werden.

Grüße
Martin

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 13. Jan 2012, 16:28
von SammysHP
Oder eine Mischung bekannter Unterarten?
Vermischungen sind normal, ist eben Evolution. Das ist aber die ewige Diskussion und Definition: Was ist "Wolf"?

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 13. Jan 2012, 16:32
von jurawolf
Miscanthus hat geschrieben:Markus Bathen und Lars Dettmann vom Landesfischerei-Verband im Streitgespräch.
http://www.lr-online.de/regionen/spremb ... 50,3640296
hää, was hat denn der fischereiverband zum wolf zu sagen???

Martin hat geschrieben:Ich meinerseits hoffe nicht auf einen genetischen Austausch mit der italienischen Population. Jedenfalls noch nicht.
Die Population in Italien wird einer eigenen Unterart zugeordnet (Italienischer Wolf). Resultat eines Austauschs wäre
doch, daß die Wolfspopulation in Deutschland dann nicht mehr eindeutig als Eurasischer Wolf zugeordnet werden könnte.
Was wäre das denn dann? Eine neue Unterart? Oder eine Mischung bekannter Unterarten? Es würde doch zumindest die
schwächere Unterart gefährden. Nun ist das natürlich der Lauf der Dinge und schon immer so gewesen in der Bildung
von Unterarten. Ich bin allerdings auf dem Gebiet Laie. Aber ein späteres Zusammentreffen der Populationen würde
eine "Unterartengrenze" meinetwegen an den Alpen bedeuten. Ein reger Austausch jetzt schon eine Art Mischwolf in ganz
Deutschland. Vielleicht würde aber auch eine Unterart dominieren und sich durchsetzen. Vielleicht hat ja jemand Ahnung davon?
Kann dann meinetwegen auch in einem anderen Thread weiterdiskutiert werden.
die "unterart" italienischer wolf ist erstens als solche nicht unumstritten, möglicherweise erfüllt sie die definition einer unterart gar nicht. undzweitens ist die unterart - wenn es denn eine ist - nur durch die isolation entstanden, die der mensch verursacht hat. in ganz eurasien gab es früher eine kontinuierliche wolfspopulation, ohne dass die italiener isoliert gewesen wäre. beim aussehen gab es logischerweise einen natürlichen gradienten, sprich trotz vernetzter population haben die skandinavier immer etwas ander ausgesehen als etwa die italiener oder spanier. die einteilung in unterarten und weitere tiergruppen ist immer nur ein künstliches menschliches schema, das nur auf dem papier existiert. eine vernetzung der wolfspopulationen darf deswegen sicher nicht verhindert werden.