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Re: Werden Elche zum Problem?

Verfasst: 27. Feb 2013, 07:15
von Naturfuehrer
Das ist - zumindest hier in der Gegend - ja leider trotzdem nicht der Fall. Bei mir im Revier sind zum Beispiel "24/7" Mountainbiker unterwegs, die sich auch gern mal selbst einen Weg machen, wo keiner ist. Die Forstwirtschaft fällt inzwischen extra Bäume, um sie über erosionsgefährdete Biker-Routen zu legen. Reiter begnügen sich zu fast 100 % nicht mit den ausgewiesenen Reitwegen. Und im März gibt es einen (genehmigten) internationalen Crosslauf von Leuten mit Empfängern, die einen Peilsender suchen (keine Ahnung, wie sich das offiziell nennt).

Das sind alles "outdoor"-Aktivitäten, die Unruhe in den Wald bringen. Alle nutzen sie aber unsere Umwelt lediglich als reine Kulisse.

Eine Ausnahme fällt mir ein: Leute, die "Caches" suchen (ich hab' wohl 1 irgendwo im Revier), das geht sicher mit einigem Naturerleben einher. Wenn das dann noch mit Verstand geschieht - super! Es ist also doch nicht alles verloren... :-D

NF

Re: Werden Elche zum Problem?

Verfasst: 27. Feb 2013, 08:38
von Widukind
Naturfuehrer hat geschrieben:Eine Ausnahme fällt mir ein: Leute, die "Caches" suchen (ich hab' wohl 1 irgendwo im Revier), das geht sicher mit einigem Naturerleben einher. Wenn das dann noch mit Verstand geschieht ...
... stimmt. Die, die ich bisher "draußen" getroffen habe waren meist recht ruhige Zeitgenossen u. Einzelgänger. Das halte ich gerade noch aus ... :roll: :mrgreen:

Re: Werden Elche zum Problem?

Verfasst: 27. Feb 2013, 09:05
von jurawolf
Naturfuehrer hat geschrieben:Eine Ausnahme fällt mir ein: Leute, die "Caches" suchen (ich hab' wohl 1 irgendwo im Revier), das geht sicher mit einigem Naturerleben einher. Wenn das dann noch mit Verstand geschieht - super! Es ist also doch nicht alles verloren... :-D
nur eins? bei uns liegen gegen 30... :roll:

ein grossteil davon ist ja nicht problematisch, aber es gibt immer wieder solche, die mitten in naturschutzflächen mit betretungsverbot liegen oder mitten in den besten einstandsgebieten.

mit den geo-cachern ist es wie mit allen anderen naturnutzern auch: konzentrieren sie sich auf wenige orte, bevorzugen fixe wege, ist das kaum ein problem. gehts überall querfeldein ohne rücksicht auf natur und tierwelt, wird es schnell zum problem.

Re: Werden Elche zum Problem?

Verfasst: 27. Feb 2013, 10:46
von SammysHP
Mit über 2.000 gefundenen Caches habe ich da einige Erfahrung. Damals, vor 2009, war das ein ziemlich entspanntes, abwechslungsreiches und interessantes Hobby. Mittlerweile treiben sich da Leute rum... Liegt an den Smartphones. Seitdem spielt sich leider auch viel unschönes in den Wäldern ab.

Re: Werden Elche zum Problem?

Verfasst: 27. Feb 2013, 13:09
von Grauer Wolf
Widukind hat geschrieben:... aber jetzt mal ganz im Ernst. Ist das nicht teilweise auch gut so. Stellt euch vor, diese ganzen jungen, coolen Stadtmenschen mit ihren Paardiiee-Genen würden auf einmal die Natur als neue "Spielwiese" für sich entdecken ... :roll: ... ehrlich gesagt bin ich froh, daß ich da draußen meine Ruhe habe ... :pleased:
Da hast Du natürlich recht!
Naturfuehrer hat geschrieben:...Die Forstwirtschaft fällt inzwischen extra Bäume, um sie über erosionsgefährdete Biker-Routen zu legen. Reiter begnügen sich zu fast 100 % nicht mit den ausgewiesenen Reitwegen. Und im März gibt es einen (genehmigten) internationalen Crosslauf von Leuten mit Empfängern, die einen Peilsender suchen (keine Ahnung, wie sich das offiziell nennt).
Das nützt nichts, überhaupt nichts. Die Arbeit können sich die Waldarbeiter nach meinen Erfahrungen sparen. Leg denen einen Baum auf die Strecke und der wird entweder als Herausforderung genommen und in den Parcours eingebaut oder es wird einfach eine neue Fahrspur gelegt. Ich bin mitsamt meinen Hunden von diesen *-Typen schon beinahe über den Haufen geradelt worden. Und ob da die Sukzession plattgewalzt wird oder der Boden erodiert, das interessiert die nicht. Hauptsache, alles ist "geil und fun"... :x Die Reiter sind keinen Deut besser, das kenne ich sehr gut von hier.
Den Crosslauf nach Funkpeilung nennt man m.W. "Fuchsjagd".
Naturfuehrer hat geschrieben:Das sind alles "outdoor"-Aktivitäten, die Unruhe in den Wald bringen. Alle nutzen sie aber unsere Umwelt lediglich als reine Kulisse.
Unruhe kannst Du wörtlich nehmen. Warum müssen sich Wanderergruppen so laut unterhalten, daß ich sie über 500 m höre? Die empfindlichen Ohren von Wildtieren reichen noch mal einiges weiter als meine...
Warum müssen Gymnastikgruppen den Kassettenrekorder aufdrehen, daß die Eichkatzerln bald vor Schreck aus der Fichte plumpsen?
Warum muß man zugesch*** Kinderwindeln in wasserführende, ausgefaulte Astlöcher stopfen :x , die unzähligen kleineren Tieren im Sommer als Tränke dienen? Ich weiß nicht, wie oft ich diese Wasserlöcher schon saubergemacht habe. Einmal ist mir der Kragen geplatzt, als ich solche Leute in flagranti erwischte, und es gab eine Standpauke. Nützt nichts, nützt gar nichts, man wird nur als Asozialer und Kinderfeind beschimpft. Diese Leute verschwenden nicht den kleinsten Gedanken daran, daß vom Eichkatzerl bis zum Fuchs in Gebieten ohne offenes Wasser viele Tiere auf diese Wasserquellen angewiesen sind.
Wie Du sagst, der Wald ist nur noch Kulisse für Freizeitspaß aller Art. Um seiner selbst willen geht da kaum noch einer hin... :(
Naturfuehrer hat geschrieben:Eine Ausnahme fällt mir ein: Leute, die "Caches" suchen (ich hab' wohl 1 irgendwo im Revier), das geht sicher mit einigem Naturerleben einher. Wenn das dann noch mit Verstand geschieht - super! Es ist also doch nicht alles verloren... :-D
Tja, mit dem Verstand ist das so eine Sache... Ich habe mich mal mit dem jungen Jagdpächter hier unterhalten, mit dem ich es ganz gut kann. Der war auf die Geocacher überhaupt nicht gut zu sprechen. Breite Trampelpfade ("Autobahnen") überall und einmal hat er einen Schwung Leute nachts erwischt, wie sie mit Taschenlampen wie eine Horde besoffener Wildschweine durch's Dickicht stolperten und krachten... Sein Kommentar fiel entsprechend aus... :mrgreen:
Versteckt sind die Caches ohnehin lausig. Ich stolpere immer wieder drüber. Plastik-Efeulaub ist halt eine lausige Tarnung... :lol:

Es gibt einen alten Spruch, der sich an Leute richtet, die durch den Wald laufen: "Hinterlasse nichts als deine Spuren!" (und nimm deinen Müll gefälligst mit!)
Ich gehe noch einen Schritt weiter: Hinterlasse nicht einmal deine Spuren!" Wenn die Tiere des Waldes ruhig stehenbleiben oder allenfalls ein paar gemütliche Schritte beiseite machen, wenn der Eichelhäher gerade mal neugierig schaut und die Füchslein unter der Aufsicht ihrer Mutter ungerührt weiterspielen, wenn das ungeübte Auge nicht mal sieht, das dort einer langgegangen ist, wenn man sich wie ein Tier unter Tieren durch die Natur bewegt, dann ist man auf dem richtigen Pfad... :pleased:

Oder um den Zirkelschluß auf diesen Thread zu ziehen: Es gibt keine Problem-Tiere, es gibt nur Problem-Menschen, die ihre Probleme mit den Wildtieren haben...

In diesem Sinne
Gruß
Wolf

Re: Werden Elche zum Problem?

Verfasst: 27. Feb 2013, 17:48
von Lutra
Wenn ich hier so einige Beiträge lese, muß ich doch in einer recht ruhigen Gegend wohnen oder ich bin da recht unempfindlich. Klar gibts Tage, da wackelt die Landschaft. Ist aber sehr wetter- oder tageszeitabhängig. Ich bin meistens früh und vormittags unterwegs, wenn die meisten noch Matratze horchen.

Re: Werden Elche zum Problem?

Verfasst: 27. Feb 2013, 18:03
von Grauer Wolf
Lutra hat geschrieben:Wenn ich hier so einige Beiträge lese, muß ich doch in einer recht ruhigen Gegend wohnen oder ich bin da recht unempfindlich. Klar gibts Tage, da wackelt die Landschaft. Ist aber sehr wetter- oder tageszeitabhängig. Ich bin meistens früh und vormittags unterwegs, wenn die meisten noch Matratze horchen.
Freu Dich über die Ruhe! ;)
Der Rhein-Ruhr-Metroplex hat ungefähr 10 Millionen Einwohner und Du kannst Dir wahrscheinlich vorstellen, was an sonnigen, schönen Wochenenden in den Anrainer-Waldgebieten los ist. Da flitzt Meister Reinecke in seinen Bau, schmeißt die Tür zu und schließt ab... :shocked:
Spaß beiseite... Ich weiß schon, warum ich am liebsten bei Sauwetter oder früh morgens unterwegs bin. Es herrscht (noch) Ruhe und ich habe oft sehr schönes Licht, für mich ja nicht ganz uninteressant...

Gruß
Wolf

Re: Werden Elche zum Problem?

Verfasst: 27. Feb 2013, 19:11
von Widukind
@ Lutra und Grauer Wolf

... also bei uns ist es eigentlich auch schön ruhig. Wenn man nicht gerade zur Heideblütenzeit durch die ausgewiesenen Heideflächen tapert. Radfahrergruppen halten sich in überschaubaren Grenzen. Für meinen Geschmack sind etwas zuviel Kanuten auf der Aller und der Örtze unterwegs
(stört den Fischotter und die Schwarzstörche). Aber in den weiten Wäldern und den versteckten Mooren kann man schon stundenlang unterwegs sein,
ohne eine Menschenseele zu treffen ...

Naturpark Südheide

Re: Werden Elche zum Problem?

Verfasst: 27. Feb 2013, 23:27
von Waldschrat
um mal wieder aufs thema zu kommen....
Naturfuehrer hat geschrieben:Dass Elche einwandern, ist im Grunde nichts wirklich Neues. Ob sich da tatsächlich ein nachhaltiger Trend abzeichnet, bleibt abzuwarten.
Interessant ist, dass deutsche Naturschutzverbände zum Thema Elch offenbar eher wenig zu sagen haben - im Vergleich beispielsweise zum Thema Wolf. Ein Projekt "Willkommen Elch" wird es wohl schon deshalb nicht geben, weil die Spezies nicht so "sexy" ist - sprich: Geld einspielt.
Ich meine außerdem, neulich irgendwo gelesen zu haben, dass der Landesjagdverband Brandenburg den Totalabschuss einwandernder Elche fordert. Na, und der ÖJV vermutlich sowieso - und von Waldbauernverbänden etc. will ich mal gar nicht reden... ;-)

Unter'm Strich: Der Elch scheint recht wenig Freunde zu finden bei uns. Schade.
also der nabu hat anscheinend was für elche übrig:

http://www.nabu.de/nabu/nh/2013/1/15561.html

http://www.nabu.de/nabu/nh/2013/1/15561.html

grüße vom waldschrat

Re: Werden Elche zum Problem?

Verfasst: 28. Feb 2013, 07:35
von Naturfuehrer
Na ja... ein Bericht auf der Homepage, inklusive einer ausführlichen Beschreibung der Risiken für den Verkehr. Am Ende ein Statement eines Experten der Deutschen Wildtierstiftung in der Art von "Warum eigentlich nicht?" Also nicht mal irgendwer vom NABU selbst erklärt sich für irgendwie kompetent oder interessiert...