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Re: PROTEST gegen Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrec

Verfasst: 17. Feb 2011, 12:10
von Ash
@Sammy: Da muss ich Widukind aber mal etwas beipflichten - so, wie Du es geschrieben hast, klingt es schon auch ein wenig Anti-Jäger. Wenn die der Meinung sind, dass ihre Beobachtungen in den Lupus-Berichten nachher fehlen und nicht berücksichtigt wurden, kann man doch mal nachhaken, ob das so ist und wenn ja, warum. Aber wieso schließt du daraus gleich, dass "diese Jäger" sich für unfehlbar halten? Was hat das denn damit zu tun?
Anscheinend hakt die Kommunikation da. Entweder wird von Lupus nicht mitgeteilt, warum einige Beobachtungen/wasauchimmer nicht einfließen, oder aber die Jäger haben das evtl. falsch an Lupus übermittelt. Aber dieses "die haben aber", "die sind doof und glauben alle" (überzogen dargestellt!!) - das führt wirklich zu nix und hilft kein Bisschen. Zumal die verhärteten Fronten immer gleich das Schlimmste herauslesen. Deshalb vielleicht die Formulierungen lieber nochmal mit einem Schritt Abstand lesen, bevor man absendet ;) Du bist doch sonst auch immer sehr ausgeglichen und fair in dem, was Du sagst :) Und DAS ist vielleicht auch ein Teil der besseren Taktik der Jägerschaft - die gewisse Klientel vom Landlive mal ausgenommen *g* (sind aber auch da nicht alle so - nur sind einige halt lauter und andere leiser).

Re: PROTEST gegen Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrec

Verfasst: 17. Feb 2011, 12:19
von balin
Thomas hat schon recht. In der Öffentlichkeit machen das die Rehmäster inzwischen etwas besser. Die verunglückten bzw zur falschen Zeit am falschen Ort und mit fehlender Leine seienden Hunde werden zur Vorbereitung auf den Wolf als Rehschänder dargestellt und die Fütterung als unabdingbare Ausgleichsmaßnahme zugunsten des Wildes dargestellt und zwar wegen der Benachteiligung durch Wetter, Zivilisation und zum Schutze des Waldaufwuchses.
Jeder, der das vor Ort miterlebt, verflucht die Jäger als Landplage und sehnt sich solche wie die Wölfe herbei, damit wir unseren Waldumbau endlich in die Tat umsetzen können.
Da gib es keine Stimmung die am umkippen ist. Im Sinne einer zukunftssicheren Umweltpolitik gilt es einfach die Interessenlagen bloßzustellen. Mit den überhöhten Wildbeständen ist eine gezielte Anpassung der Waldbestände an die zukünftigen Bedingungen nicht möglich. Der Wolf hilft da und die Jäger sind mit ihrer augenblicklichen Politik eine Sünde an unserer Zukunft. Das sind Klimapolitisch wesentliche Aspekte. Ich würde den Wolf in diese Zusammenhänge mit einbeziehen.
Den Schwulst des überkommenen Jagdwesens kann man ins Museum stellen und die Pensionisten sollen ihren Geltungsdrang woanders ausleben. Ich persönlich glaube nicht, daß die Jäger bei ihrer Art der Selbstdarstellung ein realitätsnahes Wolfsmonitoring zustande bringen würden. Die Aussätzigen sind in unserer überzivilisierten Welt die Jäger in ihrer jetzigen Ausprägung. Der Wolf wäre eine Erholung dagegen.
Wir brauchen einen Jägermanagemenplan und müssen unfähige Exemplare dieses Species entnehmen, das ist doch der korrekte Ausdruck!
Richtig ist... wir haben eine Menge Arbeit vor uns!

Re: PROTEST gegen Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrec

Verfasst: 17. Feb 2011, 12:35
von Ash
@Balin: DAS ist nun tatsächlich schon fast das Niveau gewisser Landlive-Nutzer. Au Mann. Ich sag da einfach nichts mehr zu. Das Gleiche in grün, und leider nichtmal amüsant :( Die lesen hier übrigens auch fröhlich mit und zitieren auch gern... sehr förderlich für einen vernünftigen Konsens.

Re: PROTEST gegen Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrec

Verfasst: 17. Feb 2011, 12:53
von SammysHP
Einmal eine kleine Definition zu meiner Wortwahl:

"Die Jäger": Vermeintliche Jäger, die ihre Meinung in Zeitungen/Internet kund tun. Oftmals contra-Wolf und mit nicht haltbaren Argumenten, in letzter Zeit aber - wie Thomas sagte - mit überzeugend klingenden Argumentationen. Ich habe Kontakt zu vielen Jägern und die sind meistens genau das Gegenteil. Nur leider hört man von denen kaum etwas in der Öffentlichkeit. So entsteht dieses Image "des Jägers".
Ash hat geschrieben:Die lesen hier übrigens auch fröhlich mit und zitieren auch gern
Können sie ja auch. Jeder ist für das, was er schreibt, selbst verantwortlich. Ich stelle meine Sicht der Dinge dar und stehe i.d.R. auch dazu.

Versteht mich nicht falsch. Ich würde es nur zu gerne sehen, wenn alle Parteien vernünftig zusammenarbeiten. Dazu muss aber jede erstmal in den eigenen Reihen für Ordnung sorgen - das gilt nicht nur für Jäger, sondern auch für Bauern, Politiker, Wolfsschützer (da sieht's auch nicht rosig aus).

Aber mal ein positives Beispiel: Fast alle Wolfsberater (zumindest in NDS) sind Jäger. Viele, die im Umweltschutz beruflich tätig sind, sind Jäger, ehrenamtliche genauso. Die Jägerschaft ist also sehr wohl eingebunden.
Ash hat geschrieben:Wenn die der Meinung sind, dass ihre Beobachtungen in den Lupus-Berichten nachher fehlen und nicht berücksichtigt wurden, kann man doch mal nachhaken, ob das so ist und wenn ja, warum.
Wenn ich eine Beobachtung an LUPUS schicke, erwarte ich auch keine detaillierte Antwort. Und inwiefern meine Meldung Einfluss im Monitoring hat, kann ich auch nicht beurteilen.

Re: PROTEST gegen Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrec

Verfasst: 17. Feb 2011, 13:07
von Ash
SammysHP hat geschrieben:Einmal eine kleine Definition zu meiner Wortwahl:

"Die Jäger": Vermeintliche Jäger, die ihre Meinung in Zeitungen/Internet kund tun. Oftmals contra-Wolf und mit nicht haltbaren Argumenten, in letzter Zeit aber - wie Thomas sagte - mit überzeugend klingenden Argumentationen. Ich habe Kontakt zu vielen Jägern und die sind meistens genau das Gegenteil. Nur leider hört man von denen kaum etwas in der Öffentlichkeit. So entsteht dieses Image "des Jägers".
Da hast Du def. Recht. Man könnte manchmal geradezu denken, dass im Gros (es gibt Ausnahmen!) die, die am meisten schreiben, am wenigstens Sinnvolles zu sagen haben. Ob da Vernunft und Schreibwut proportional... na, lieber nicht spekulieren *g*
Sammys HP hat geschrieben:
Versteht mich nicht falsch. Ich würde es nur zu gerne sehen, wenn alle Parteien vernünftig zusammenarbeiten. Dazu muss aber jede erstmal in den eigenen Reihen für Ordnung sorgen - das gilt nicht nur für Jäger, sondern auch für Bauern, Politiker, Wolfsschützer (da sieht's auch nicht rosig aus).


Das unterschreibe ich. Auch da fasse ich mir gern und oft an den Kopf und frage mich, ob die nicht merken, wie sehr sie der Sache in der Öffentlichkeit doch schaden... aber das mit der Ordnung ist schwer. Die Doofen sind irgendwie immer lauter - s.o. :mrgreen:
Sammys HP hat geschrieben:
Aber mal ein positives Beispiel: Fast alle Wolfsberater (zumindest in NDS) sind Jäger. Viele, die im Umweltschutz beruflich tätig sind, sind Jäger, ehrenamtliche genauso. Die Jägerschaft ist also sehr wohl eingebunden.
Fast... ich kenne da auch noch einen Hobbyschäfer ;)
Sammys HP hat geschrieben: Wenn ich eine Beobachtung an LUPUS schicke, erwarte ich auch keine detaillierte Antwort. Und inwiefern meine Meldung Einfluss im Monitoring hat, kann ich auch nicht beurteilen.
Ich kenne mich mit dem Prozedere leider kein bisschen aus (vielleicht beobachte ich ja mal was - aber der streunende Riesenköter, der schon mehrfach nachts bei uns hinten im Garten war und dort fröhlich irgendwas karbonniert hat, zählt leider nicht). Trotzdem würde ich die Beschwerde einfach ernsthaft hinterfragen - warum entsteht der Eindruck, worauf begründet er sich etc. - nicht einfach sagen, dass die Behauptung falsch ist ;)

Re: PROTEST gegen Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrec

Verfasst: 17. Feb 2011, 13:24
von balin
@Ash
Muß zugeben, daß ich ein absolut verträglicher Mensch bin und mir dreimal selber Vorwürfe mache, bevor ich jemanden anders ins Visier nehme. Nein, hier leben manche durch ein Klima der Angst, daß sie selber erzeugen und die Früchte dürfen sie dann selber auch genießen. Für meinen Bereich bin ich der Spiegel solcher Bestrebungen. Umerziehungsmaßnahmen haben bei solchen Kalibern nur einen Sinn, wenn sie ans Selbstverständnis gehen oder an den Ruf.Da habe ich schon eine Menge gelernt
Nein, nein Ash, ich verteidige die Wölfe aus vielfältigen Gründen und ich weiß, daß man solche Menschen - die mit dem Jägermanagementplan - in Grenzfällen nur durch Angst stoppen kann.
Man muß registrieren, daß sie mit ihrem Abdrucksmodus anders konstruiert sind wie wir. Wir halten ihnen nur den Reflektor
entgegen. Mit dem was zurückkommt müssen sie dann als verantwortliche Menschen selber zurecht kommen .
PS habe kein Smilie dazu gefunden, ist nicht lustig.

Re: PROTEST gegen Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrec

Verfasst: 17. Feb 2011, 13:54
von Ash
Nein,das ist es wirklich nicht... aber ist OK und danke für Deine Antwort, balin! :)

Re: PROTEST gegen Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrec

Verfasst: 18. Feb 2011, 00:59
von CleanerWolf
Ich bin halt auch langsam am resignieren, hab keine Ideen mehr, was man noch machen könnte. Egal was man sagt, wie gut die Argumente auch sein mögen, am Ende geht es doch wieder nur um Geld und Macht. In dem einen verlinkten Artikel ist ja dieses Foto mit Frank Kupfer genau in der Mitte zwischen Oberjäger Detlef Borchers und diesem Lodenwaldschrat, der jetzt in Sachsen den Jägerpräsident raushängen lassen darf. Da ist doch alles klar. Die Jägerlobby macht zusammen mit dem Umweltministerium in irgendwelchen Hinterzimmern das neue Landesjagdgesetz, während man als Wolfsschützer mit Standardantworten abgeschmettert wird. Die interressieren sich überhaupt nicht für unsere Argumente, es spielt keine Rolle. Der Wolf ist mittlerweile zum Spielball politischer Schachzüge geworden, echtes Interresse an Natur- und Artenschutz darf man von Schwarz-Gelb eh nicht erwarten.

Der beste Weg wäre, eine Gegenlobby zu bilden, was aber nur klappen würde, wenn genügend Natur-/Wolfsschützer an einem Strang ziehen würden. Genau das passiert aber leider nicht. Nur einer von den 3 deutschen Wolfsvereinen hat sich klar gegen eine Aufnahme ins Jagdrecht positioniert und ausgerechnet der größte Verein sagt "Jo, is doch toll, macht mal.".

Na denn... werft halt unsere paar Wölfe den Jägern zum Fraß vor und in weiteren 100 Jahren versuchen wir's dann nochmal mit der Wiederansiedelung :roll: :dead:

Re: PROTEST gegen Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrec

Verfasst: 18. Feb 2011, 08:02
von balin
@ Cleaner Wolf
Möchte eigentlich schon ein bißchen Mut machen. Der Wolf hat viele Verbündete, auch wenn das nicht so offensichtlich ist.
Hier in der Zeitung verfolge ich die Diskussion zwischen Jägern und den Staatsforsten über die Wildfütterung. Wald und Jäger passen nur sehr bedingt zusammen. Wir haben aber die Landesjagdschule hier und auf der anderen Seite sehr engagierte Mitarbeiter in der Forstverwaltung. Würde der Wolf hier auftauchen, würde es sicherlich auch eine fundierte Diskussion geben und nach dem bisherigen kann ich mir die Fronten sehr gut vorstellen.
Das andere sind die Hundehalter. Soviel ich weiss, gibt es davon sechs Millionen in Deutschland oder zumindest soviele Hunde.
Da gibt es viele Berührungspunkte mit dem Wolf und die Bedrohung unserer Vierbeiner durch die Jäger haben sicherlich die meißten von uns verinnerlicht. Wenn man bedenkt, welchen gewaltigen Beitrag die Hunde zur körperlichen und seelischen Gesundheit hier in Deutschland leisten, dann wären ein paar Änderungen im Jagdgesetz wahrhaftig angebracht.
Und dann finde ich zb die Öffentlichkeitsarbeit vom Nabu wirklich gut. Aus der Sicht der Jäger sind Wölfe und Hunde Störenfriede, der Wald ihr Freizeitobjekt und Passanten und Grundstückseigentümer haben sich ihren Wünschen zu beugen und das mit dem Argument, daß Jagd ja schließlich im Dienste der Natur stünde.
Ist doch mal schön, wenn man dann in lockerer und unaufdringlicher Weise erklärt bekommt, daß Natur eigentlich ohne Menschen funktioniert und wir uns nur vielleicht mit unserer Einmischung da etwas zurückhalten sollten. Das ist doch ein positiver Ansatz, den viele nachvollziehen können. Auf den dunklen Schatten des hiesigen Jagdwesens kann man bei solchen
Ausblicken wahrscheinlich gerne verzichten.
Das Burn Out Syndrom kann man sich sparen, wenn man immer wieder bei den kleinen Dingen anfängt. Natürlich macht man vieles ohne ein Erfolgserlebnis dabei zurückzubekommen, aber wenn keiner einen Leserbrief schreibt, bleibt Jägers Märchenstunde unbeantwortet.
Soviel ich im Gedächtnis habe, hatte einer hier mal einen Anhang, so ungefähr...
Wir können nichts dafür wie es ist, aber wir sind schuld, wenn es so bleibt wie es ist. :-D

Re: PROTEST gegen Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrec

Verfasst: 18. Feb 2011, 10:35
von timber-der-wolf
Widukind hat geschrieben:Tut mir leid, aber das sehe ich mittlerweile anders. Druck erzeugt bekanntlich nur Gegendruck. Es wäre besser, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen würden. Es gibt sehr viele Jäger, die durchaus auch Wolfsfreunde sind.
Damit hast Du meine ungeteilte Zustimmung!
Widukind hat geschrieben:Die obere Schaumschicht bei Landlive.de ist doch nicht maßgebend.
Traust Du Dir das auch so offen (und ehrlich?) im Forum von landlive zu schreiben?
Da bin ich aber gespannt auf entsprechende Reaktionen :roll:

Ich sehe die ganzen Jagdforen, nicht nur landlive, sondern auch WuH, ... inzwischen sehr, sehr kritisch, denn nur die dort geäußerten Ansichten und Meinungen der Jäger werden in der Öffentlichkeit verstärkt per I-Net wahrgenommen, und ich bin überzeugt, dass das auch nur die berüchtigte "Spitze des Eisberges" ist. Und die gibt nicht gerade das beste Bild der Jägerschaft ab.
Richtig ist, dass es auch dort in allen Foren sehr fachlich fundierte und sachlich diskutierende Jäger gibt. Nur werden die kaum gehört und i.d.R. meist sofort "draufgehaun".
Und ein Großteil der Jäger äußert sich öffentlich in Foren gar nicht - aus beiden Lagern!

Es ist leider ein Problem der Neuzeit, dass im Natur- und Tierschutz in seiner ganzen Breite der Themen jeder Verein, Expert, ... "nur seine Suppe kochen" möchte und jede Seite meint, nur sie hätte Recht und die Weisheit gepachtet. Und deshalb wird die berechtigte Forderung "Es wäre besser, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen würden..." noch lange ein Wunschtraum bleiben, leider.