Widukind hat geschrieben:Nina hat geschrieben:
Selbst der engstirnigste Amphibienschützer käme wohl nicht auf die Idee, zum Schutz von Frosch und Molch die Bejagung ihrer Freßfeinde, wie etwa des Weißstorchs oder der Ringelnatter, zu fordern.*
So ein Quatsch. Storch und Ringelnatter sind doch keine Neozoen. Sie gehören zum natürlichen Gleichgewicht. Also wirklich ...
Rabenkrähen, um die es in diesem Thread geht, sind keine Neozoen.
Der von Widukind gesetzte Link führt zu einem Artikel der Süddeutschen vom 30.12.2015. Und jetzt dürft Ihr 3x raten, aus welchem Kreis die Quelle für die vernichtende Einschätzung über den Marderhund stammt:
Dem Namen entsprechend wäre eine Mischung aus Marder und Hund zu vermuten, für Hendrik Löffler von der Kreisjägerschaft Stormarn in Schleswig-Holstein ist das Phänomen optisch eher "irgendwo zwischen Fuchs und Waschbär angesiedelt".[...] Aber der Marderhund, weiß der mehrfache Augenzeuge Löffler, sei "schon deutlich länger bei uns präsent als der Wolf". Fachleute halten seine Präsenz inzwischen für ein Problem, denn die Tiere sind nicht nur fremd, listig und gefräßig. Diese zugewanderten Tiere vermehren sich dermaßen schnell, dass die Verbände Alarm schlagen.
Süddeutsche Zeitung: Invasion der Marderhunde http://www.sueddeutsche.de/panorama/ein ... -1.2798212
"Die Verbände", die Alarm schlagen, sind dann wohl die, denen der Interviewpartner entstammt, denn die Zahlen über die "Invasion" liefern die Jäger:
Der Marderhund breitet sich nahezu im gesamten Bundesgebiet aus, vor allem im Norden. 511 dieser Allesfresser wurden binnen einem Jagdjahr allein im Bereich Stormarn nordöstlich von Hamburg geschossen, in ganz Niedersachsen waren es laut dem kürzlich veröffentlichten Landesjagdbericht 2353 Tiere; 41 Prozent mehr als in der Vorsaison.
Süddeutsche Zeitung: Invasion der Marderhunde http://www.sueddeutsche.de/panorama/ein ... -1.2798212
Bodenbrüter und vor allem Hasen und Fasane sind erwartungsgemäß mal wieder besonders in Gefahr:
Im Prinzip könnte der Artikel auch aus einer Jagdzeitung entstammt sein, wenn am Ende nicht ein kurzer Hinweis darauf käme, dass Ökologen die rigorose Bejagung mit gemischten Gefühlen betrachteten und ein Vertreter der Naturschutzvereinigung BUND die vereinfacht-einseitige Fokussierung auf den Marderhund nicht teilen kann, da ein ganzes Bündel an Faktoren für den Rückgang von Arten ursächlich sei.
Worauf man also immer wieder stößt, ist die Aussage von Vertretern der Jagd, dass sämtliches "Raubzeug" schädlich, eine Plage und eine Bedrohung sei und rigoros bekämpft werden müsse.
Was dann mit dem Naturschutz, den sich die Jagdverbände ja immer so gern auf die Fahnen schreiben, überhaupt nicht vereinbar ist, ist dem Töten den Vorzug vor der Wissenserlangung zu geben.
Weder kennt man die genauen Zahlen über das Vorkommen von Marderhunden noch ob und für welche Schäden sie überhaupt verantwortlich sind.
Weil Widukind als einzelner Person aufgefallen ist, dass er Vogel X oder Y längere Zeit an einem lokal begrenzten Ort nicht gehört hat, lässt das keine Aussage über das tatsächliche Vorkommen dieser Arten zu. Noch schlimmer ist es, die daraus subjektiv abgeleitete Abnahme der einen Art mit der angeblichen Zunahme einer anderen Art monokausal zu verknüpfen, ohne dafür auch nur einen Hauch an belastbarem Zahlenmaterial zu haben:
Widukind hat geschrieben:Wenn dann solche Tiere, wie die Rohrdommel verschwinden und daran der Enok nicht ganz unschuldig sein könnte, finde ich es zu billig, einfach das "Nixtun" zum Nonplusultra zu erklären. Nö, da handelt der Jäger in meinem Sinne, wenn er dem Marderhund, dem Mink und dem Waschbären nachstellt.
"Nicht ganz unschuldig sein
könnte": Genau das meine ich. Erstmal töten, ohne die tatsächlichen Zusammenhänge überhaupt zu kennen. Das hat mit Naturschutz und Wildtierökologie leider überhaupt nichts zu tun.
* Das Zitat stammt entgegen der von Widukind verfälschten Wiedergabe nicht von mir, sondern von Wilhelm Bode und Elisabeth Emmert aus dem Buch Jagdwende, Verlag C.H.Beck, 2000, S. 252.
Die beiden sind selbst Jäger und Vertreter des Ökologischen Jagdverbandes ÖJV.