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Re: Wölfe in Bayern

Verfasst: 16. Mär 2016, 12:43
von Richard M
Kaum taucht irgendwo in Bayern ein Wolf auf, geht´s wieder los...
Bauern aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen fürchten den Wolf:
http://www.merkur.de/lokales/garmisch-p ... 13708.html
Über den Schutz der Nutztiere heißte es vom Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands:
Viele Möglichkeiten gebe es da nicht, räumt Nikolaus Onnich, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands ein. Zäune sind für die Wölfe nur bedingt ein Problem, und ob speziell ausgebildete Schutzhunde die Lösung sind, sei fraglich. „Wir haben Angst“, betont der Bad Kohlgruber.
Der Herr ist scheinbar schon mit seinem Latein am Ende, bevor die Wölfe sich überhaupt wieder richtig in Bayern angesiedelt haben. Für mein Land wieder ein Armutszeugnis.
Almbauern sehen Wolf als "Naturkatastrophe":
http://www.merkur.de/lokales/region-mie ... 13342.html
Die Almbauern kommen sich, wie immer, oberwichtig vor, prahlen sonst immer mit ihrem harten und entbehrungsreichen Leben. Jetzt kommt vielleicht irgendwann mal ein Wolf zurück in seinen Lebensraum und schon sind diese prachtvollen Naturburschen überfordert.
Für Jäger, Almbauern und besorgte Bürger gilt der Wolf als Ärgernis.
Ja, ja... Jäger.
Auch Zwirglmaier kennt die Folgen der gesetzlichen Bestimmungen. „Ich habe viele Kollegen, die den Wolf sehr positiv sehen“, berichtete er. Seine Meinung ist allerdings eine andere. Der Spruch „Wo der Wolf jagt, da stimmt die Jagd“ treffe nicht zu. „Die Wildschäden nehmen zu.“ Der Wolf mache das Rotwild scheu, darum meide dieses Fütterungen und beiße stattdessen im Wald herum.
Ist der Spruch so richtig? Ich dachte, es heißt: Wo der Wolf heult wächst der Wald. Wenn die Wildschäden wirklich zunehmen würden, dann müssen die Wälder in Sachsen, Brandenburg, Westpolen usw. ziemlich am Ende sein.

Re: Wölfe in Bayern

Verfasst: 16. Mär 2016, 18:58
von Grauer Wolf
Richard M hat geschrieben:Die Almbauern kommen sich, wie immer, oberwichtig vor, prahlen sonst immer mit ihrem harten und entbehrungsreichen Leben. Jetzt kommt vielleicht irgendwann mal ein Wolf zurück in seinen Lebensraum und schon sind diese prachtvollen Naturburschen überfordert.
So sieht's aus! Im übrigen, was ist an einer Alm natürlich? Nichts. Unter normalen Bedingungen ständen dort Bergwälder...
Richard M hat geschrieben:Ist der Spruch so richtig? Ich dachte, es heißt: Wo der Wolf heult wächst der Wald. Wenn die Wildschäden wirklich zunehmen würden, dann müssen die Wälder in Sachsen, Brandenburg, Westpolen usw. ziemlich am Ende sein.
Der Originalspruch (wohl aus Russland) heißt "Wo der Wolf läuft, wächst der Wald".
Diese Herrschaften machen sich ihre Weisheiten, wie es ihnen gerade in den Kram paßt, und vom Wolf und seinen Auswirkungen auf die Rotwildbestände resp. die Umwelt haben sie keine Ahnung. Ich hab dieses Dauergejammer einfach nur noch satt.

Gruß
Wolf

Re: Wölfe in Bayern

Verfasst: 16. Mär 2016, 19:59
von Redux
Grauer Wolf hat geschrieben: So sieht's aus! Im übrigen, was ist an einer Alm natürlich? Nichts. Unter normalen Bedingungen ständen dort Bergwälder..
Habe irgendwo gehört, daß die Flächen sich großteils ohne Beweidung keineswegs bewalden sondern verkarsten würden, da durch die beginnende Verbuschung im Winter der Humus fortgerissen würde. Sagte natürlich ein Almbauer. Übrigens zum Thema Verbuschung durch Isegrim der die Beweidung unmöglich macht. Obwohl das mit unmöglichen Beweidung so nicht stimmen mag (lohnt sich wahrscheinlich aus anderen Gründen nicht) Kann nicht wenigstens das mit der Verbuschung stimmen ?

Re: Wölfe in Bayern

Verfasst: 16. Mär 2016, 21:52
von Grauer Wolf
Redux hat geschrieben:Habe irgendwo gehört, daß die Flächen sich großteils ohne Beweidung keineswegs bewalden sondern verkarsten würden, da durch die beginnende Verbuschung im Winter der Humus fortgerissen würde. Sagte natürlich ein Almbauer.
...und redete damit dummes Zeug. Almbauer zu sein heißt noch lange nicht, über natürliche Habitate bescheid zu wissen. LÄßt man Almflächen in Ruhe, wird sich auf lange Sicht (wegen der niedrigen Wachstumsraten in diesen Zonen, das dauert viele Jahrzehnte bis Jahrhunderte) wieder wilder Berg-Wald einstellen.
Redux hat geschrieben:Übrigens zum Thema Verbuschung durch Isegrim der die Beweidung unmöglich macht.

Die Beweidung wird allenfalls unmöglich, weil die Herden nicht behirtet resp. adäquat geschützt werden. Rund 10.000 Schafe gehen in der Schweiz jährlich durch Witterung, Versteigen, Absturz, Murenabgänge, Krankheiten, schiere Vernachläßigung zugrunde (ca. 3...5% der gesömmerten Schafe). Und die paar, die sich der Wolf holt, sollen dann die Almbeweidung unmöglich machen?
Unglaubwürdig bis lächerlich!

Gruß
Wolf

Re: Wölfe in Bayern

Verfasst: 17. Mär 2016, 09:27
von zaino
Was für ein Käse - aufgelassene Almen wachsen freilich wieder zu. Eine Alm, die der Wald sich zurückholt, hat sogar einen besonderen geheimnisvollen Charme. Und alles, was da anwurzelt, hält den Humus FEST und stabilisiert den Boden. Die Übergangsphase zwischen Beweidung (und Fest-Treten der Wiesen durchs Vieh) und Rückeroberung durch die Pflanzen ist ein bisschen kritisch, da kanns mal Muren geben. Normalerweise hält schon das überständige Gras den Boden fest.

Dass sehr viel Vieh einfach durch mangelnden Schutz und Pech verschütt gehen, wusste ich - aber diese Zahlen von eben sprechen eine sehr deutliche Sprache. So sehr "extensive" Haltung kann man schon praktizieren, dann darf man aber nicht rumheulen, wenn man Verluste wie beschrieben hat, und teilweise wirds echt tierschutzrelevant (wie auch dieser Typ in dem Schweizer Wolfs-Doku-Film sagte).

Ich hab in den bayerischen Alpen schon Rindviecher erlebt, die sind abgestiegen, 12 h bevor das Wetter umschlug. Standen dann unten vor dem Stall einer Brotzeit-Hütte und wollten rein. Der Wirt meinte brummig: Des sand net unsere. Prompt in der Nacht gings los mit Gewitter, Starkregen, Temperatursturz. Am Morgen lag weit oben Schnee. Ich geh mal davon aus, dass fürs Jungvieh kein Almer mehr mit hochgeht, der die Tiere eintreibt, kein fester Stall für solche Fälle, nixx. Kein gut gemischter Herdenverband mehr, wo die erfahrenen Tiere die jüngeren führen. Wenn der Instinkt nicht ausreicht, greift halt die "natürliche Auslese".

Re: Wölfe in Bayern

Verfasst: 17. Mär 2016, 16:13
von jurawolf
Entschuldigung, dass ich hier einige enttäuschen muss. Aber aufgegebene Alpweiden verwalden eben längst nicht immer, sondern können auch verbuschen und in diesem Stadium bleiben.

http://www.plantsciences.uzh.ch/dam/jcr ... 2013_D.pdf

http://www.nzz.ch/schweiz/die-gruenerle ... 1.18130369

Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahin gestellt. Aber es ist eine Realität.

Re: Wölfe in Bayern

Verfasst: 17. Mär 2016, 16:21
von Grauer Wolf
jurawolf hat geschrieben:Entschuldigung, dass ich hier einige enttäuschen muss. Aber aufgegebene Alpweiden verwalden eben längst nicht immer, sondern können auch verbuschen und in diesem Stadium bleiben.
Enttäuscht mich keineswegs... Hängt von den Randbedingungen ab, wie der endgültige Verlauf ausschaut...

Gruß
Wolf

Re: Wölfe in Bayern

Verfasst: 17. Mär 2016, 16:24
von jurawolf
Genau, aber die Randbedingungen sind im Alpenraum meistens nun mal so, dass die Grünerle sich die Flächen als erstes zurückholt.

Re: Wölfe in Bayern

Verfasst: 17. Mär 2016, 18:23
von Redux
Danke für die Info. Habe mir das eigentlich auch gedacht !

Re: Wölfe in Bayern

Verfasst: 17. Mär 2016, 20:21
von gelöscht_1
Hey

Also, mein, einer meiner liebgewonnenen Wölfe....Grauer Wolf!
Immer wieder toll, dir zuzulesen/hören!
Du und dein ähnlich klingender Forumskamerad, ihr habt immer null Probleme. Alles flutscht, in 10 Jahren tappst dort und ja auch generell in Deutschland, der Bär.

Die Bayern sich an Recht und Gesetz halten....ich lach mich tot!
Ja, die Bayern tun schon was, in Sachen Naturschutz, definitiv! Aber! Die Menschen dort sind sehr frei und radikal und ihre Regierung fördert und bestätigt das auch.
Aus Bürgersicht, finde ich das schon toll dort. Aus Sicht der Natur wäre ich da vorsichtig!

Mit der Streiterei, Wolf auf den Bergen oder nicht......Hm, sehe ich differenziert.
Ich glaube, lange große Täler und Bergrücken bis 2.000m, sollte kein No Go sein. Die unendliche Ruhe des Bayrischen Waldes ist o.k. und letztendlich ist ein gesunder Rehbestand ist ausschlaggebend. Die allgegenwärtigen Wildschweine und gesunder Rotwildbestand.....weiß nicht, ob es reicht. Rehe sind eine perfekte Jagdgrundlage und evident für den Wolf.
In Westpolen gibts ja wenig Reh, viel Rotwild, da wird eben mehr das gefressen. Dort scheinen mir die Territorien größer....deswegen? Habe ich zu wenig Fachwissen, um so eine definitive Aussage zu treffen....mir kommt es jedenfalls genau so vor.
Der Erfolg in Sachsen, Brandenburg usw. scheint auch mit unseren Offenlandschaften zu korrelieren, definitiv!
Das erklärt die Rudeldichte und geringe Größe der Territorien.
In Bayern ist vieles anders. Besonders der Feind Nr.1 ...... der Mensch ist dort besonders hartnäckig!
Es wird schwer.....was man in der Presse dann auch sieht/liest!

Gruß Rudi