Re: Wolf in Breloh
Verfasst: 5. Apr 2016, 20:17
Die Polizei ist aber wohl leider nicht dafür geschult und wohl auch nicht ausgerüstet. Warnschüsse hätten wohl eine Wirkung erzielt, aber sind im Siedlungsgebiet natürlich nicht anwendbar.
So solche Fälle gibt es die Polizeiliche Generalklausel.Lutra hat geschrieben:Es lässt sich ja auch anders Krach machen mit den blau-weißen Fahrzeugen. Das wäre dann aber vermutlich Mißbrauch des Martinshorns gewesen.
Abwarten erscheint mir jedenfalls sinnvoller als im Raum einer vielbefahrenen Bundesstraße in unmittelbarer Nähe eines gut besuchten, riesigen Möbelhauses und Elektromarktes in blindem Aktionismus Schüsse von Menschen abgeben zu lassen, die überhaupt keine Erfahrung mit Wölfen und in dieser Sachlage auch keine Befugnis haben. Möbelkraft liegt in einem dieser Gewerbegebiete im Grünen mit diversen Märkten in unmittelbarer Nähe einer viel befahrenen Verkehrsanbindung.jurawolf hat geschrieben:Also würdest du lieber abwarten, bis er amtlich bewilligt erschossen wird, ja?
Nur wenn bekannt ist, wie sich die Tiere verhalten, ist es auch möglich, der Bevölkerung "ihre Wölfe" zu erklären.
Selbst in einem so dünn besiedelten Gebiet wie der Oberlausitz, ist ein fast tägliches Zusammentreffen von Mensch und Wolf nahezu unvermeidbar. Wölfe werden gesehen, wenn sie Straßen oder Felder überqueren. Anfangs sind die Leute überrascht oder auch beunruhigt, wie nahe sich Wölfe an die Siedlungen "trauen". In der Dunkelheit laufen die Tiere häufig an den Dörfern entlang und kürzen den Weg auch schon mal durch nicht eingezäunte Gärten ab. Die Menschen brauchen einige Zeit, um das für sie zunächst ungewöhnlich wirkende Verhalten zu verstehen und in den richtigenKontext zu stellen.
https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/docume ... ipt201.pdf
Sichtungen von Wölfen sind also normal und auch in der Lausitz an der Tagesordnung, ohne dass die Menschen in eine künstliche Hysterie verfallen.Wölfe, die in Kulturlandschaften aufwachsen, meiden zwar den Menschen, aber nicht menschliche Strukturen. So zeigen sie auch Autos und Maschinen gegenüber kaum Furcht. [...] Aus der Lausitz wurden über 2000 Sichtungen protokolliert (2001–2015).
In den Fällen, in denen Beobachter angaben, einem Wolf auf eine Distanz von 100 m oder weniger begegnet zu sein, zog sich dieser in der
Regel zurück, wenn er den Menschen bemerkte. Dabei traten Wölfe häufig einen ruhigen „geordneten Rückzug“ an und flüchteten nicht panisch. In einzelnen Fällen reagierten Wölfe auch bei Nahbegegnungen sehr entspannt. Bei Anwesenheit eines Hundes können Wölfe,
statt sich zurück zu ziehen, stehen bleiben und beobachten bzw. sich dem Menschen sogar nähern.
http://www.bundestag.de/blob/393542/5e2 ... b-data.pdf (S. 64)
Ich wünsche mir einfach beim Wolf mehr Gelassenheit. Und selbstbewußte Gelassenheit ist auch der Schlüssel, wenn man einem Wolf (oder anderen Wildtier) begegnet.Nina hat geschrieben:Sichtungen von Wölfen sind also normal und auch in der Lausitz an der Tagesordnung, ohne dass die Menschen in eine künstliche Hysterie verfallen. Wenn einem Wolf bereits bei normalem Verhalten ein paar Polizeikugeln hintergejagt werden, was soll das dann in den Köpfen unsicherer oder besorgter Menschen auslösen? Richtig - das normale Verhalten ist unnormal und der Wolf damit gefährlich. Da dieses Verhalten aber von vielen Jungwölfen gezeigt wird, wird nach dem ersten Abschuss eines solchen Wolfes der Ruf nach weiteren aus jeder erdenklichen Ecke der Wolfsgegner kommen.
Sehe ich auch so. Nur ist die nächste Aufregung dann auch schon wieder vorprogrammiert: "Kurti" und seine zukünftige, bessere Hälfte werden Welpen haben, die kommen auch mal ins Schnöselalter, werden wanderlustig und vorwitzig... Muß ich weiterschreiben?Nina hat geschrieben:Ich hoffe, dass Kurti bald mal ein Territorium und eine Partnerin findet und dann mit Sicherheit seltener gesehen wird.
Dafür sorgen nicht zuletzt auch die Medien, aktuell die Hamburger Morgenpost (MOPO) und, seufz, mal wieder, die Kreiszeitung:Grauer Wolf hat geschrieben:Wenn naturferne Menschen sich aufregen wollen, werden sie sich aufregen...![]()
Im Text erfährt der Leser dann, dass mit der vor dem Wolf warnender Expertin Frau Habbe von der Landesjägerschaft Niedersachsen gemeint ist. Allerdings ist von einer Warnung im Artikel selbst überhaupt nicht die Rede. Was für ein grottenschlechter Boulevardjournalismus. Ich würde mein Geld zurückfordern, wenn ich aufgrund solch einer Täuschung in der Schlagzeile auch nur einen Cent für dieses Blatt ausgegeben hätte.Expertin warnt: Der Wolf kann heute schon in Hamburg sein
http://www.mopo.de/hamburg/expertin-war ... mcid=sm_fb
Der Vergleich eines Wildtieres mit einem menschlichen Verbrecher, der sich "herumtreibt", entlarvt die Einstellung des Autors zum Thema Wolf gleich im ersten Satz. Einem Jeddinger bescheinigt der Autor, "ein kleiner Wolfsexperte" zu sein, weil er aus dem Fahrzeug heraus einen Wolf über eine Straße laufen sah. Wie üblich gehört das vorhersehbare Statement des Ortvorstehers, dass die Kinder nur unter Aufsicht draußen spielen dürften und man über "weitere Schritte" nachdenke, sobald das DNA-Ergebnis eines Schafrisses von Anfang März vorliege, zu den unverzichtbaren Bestandteilen einer jeden guten Wolfsstory.Problemwolf „Kurti“ in Dreeßel unterwegs?
[...]Erfahrene Kriminalbeamte betonen, dass ein Täter immer wieder an den Ort seiner Tat zurückkehrt. Ob das bei Wölfen auch der Fall ist, wurde bisher nicht bestätigt. [...] Und genau solch ein Exemplar soll sich in den vergangenen Tagen wieder in Dreeßel herumgetrieben haben.
https://www.kreiszeitung.de/lokales/rot ... 85680.html
Nina hat geschrieben:Einem Jeddinger bescheinigt der Autor, "ein kleiner Wolfsexperte" zu sein, weil er aus dem Fahrzeug heraus einen Wolf über eine Straße laufen sah.
Der soll sich eine rote Kappe kaufen. Das ganze ist wirklich nur noch mit Galgenhumor zu ertragen, denn tatsächlich ist das nur noch zum Heulen...Nina hat geschrieben:Wie üblich gehört das vorhersehbare Statement des Ortvorstehers, dass die Kinder nur unter Aufsicht draußen spielen dürften
Wir brauchen jetzt nicht mehr abwarten. Laut Niedersächsichem Umweltministerium vom 15.04.2016 praktizieren wir Einwohner der betroffenen Gebiete demnächst "Wölfe vergrämen für Anfänger" oder "Wölfe vergrämen - selbst gemacht"jurawolf hat geschrieben:Also würdest du lieber abwarten, bis er amtlich bewilligt erschossen wird, ja?
Klingt erstmal ein bisschen nach Hobbythek...Es ist zudem geplant, eine Aufklärungskampagne in den betreffenden Gebieten durchzuführen, mithilfe derer der örtlichen Bevölkerung vermittelt werden soll, wie und in welchen Situationen sie selber vergrämend tätig werden kann.
http://www.umwelt.niedersachsen.de/port ... _psmand=10