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Re: Wolf in Breloh

Verfasst: 5. Apr 2016, 20:17
von jurawolf
Die Polizei ist aber wohl leider nicht dafür geschult und wohl auch nicht ausgerüstet. Warnschüsse hätten wohl eine Wirkung erzielt, aber sind im Siedlungsgebiet natürlich nicht anwendbar.

Re: Wolf in Breloh

Verfasst: 5. Apr 2016, 20:27
von Lutra
Es lässt sich ja auch anders Krach machen mit den blau-weißen Fahrzeugen. Das wäre dann aber vermutlich Mißbrauch des Martinshorns gewesen. :?

Re: Wolf in Breloh

Verfasst: 5. Apr 2016, 20:51
von Timber
Lutra hat geschrieben:Es lässt sich ja auch anders Krach machen mit den blau-weißen Fahrzeugen. Das wäre dann aber vermutlich Mißbrauch des Martinshorns gewesen. :?
So solche Fälle gibt es die Polizeiliche Generalklausel.


Gruß
Timber

Re: Wolf in Breloh

Verfasst: 5. Apr 2016, 21:18
von Nina
Und welche Gefahr soll bitteschön vorgelegen haben, die die Polizei zum Schusswaffengebrauch ermächtigt hätte, wenn ein Wolf unbekümmert durch eine Siedlung streift?

Der Wolf ist mitten auf einem Truppenübungsplatz aufgewachsen und sowohl mit Fahrzeugen diverser Art so wie mit Schussgeräuschen vertraut, die in ihrer Intensität und Lautstärke die der polizeilichen Waffen um ein weites übertreffen - wenn unsere Truppe in Munster loslegt, wackeln mitunter selbst in unserem Haus die Gläser im Schrank.

In der Pressemitteilung der Polizeiinspektion Harburg wird neben der Wolfsmeldung u. a. noch über einen schweren Motorradunfall mit Verletzungen, eine alkoholisierte Person, die vor einem Sturz auf die Bahngleise gerettet werden musste, einen hochgradigen Promillefahrer, der andere Verkehrsteilnehmer gefährdet hat und einem alkoholisierten Randalierer berichtet, der zwei Polizeibeamte verletzt hat.

http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/59458/3291482

Darüber regt sich niemand auf und das bereitet offenbar auch niemandem Angst oder Sorge. Aber bei einem Wolf, der "kurzzeitig das Buchholzer Stadtgebiet aufsuchte und dann weiterzog", soll ein polizeilicher Schusswaffeneinsatz zur "Gefahrenabwehr" gerechtfertigt sein?

Man man man - Leute! :roll: :roll: :roll:

Re: Wolf in Breloh

Verfasst: 5. Apr 2016, 21:33
von jurawolf
Also würdest du lieber abwarten, bis er amtlich bewilligt erschossen wird, ja?

Re: Wolf in Breloh

Verfasst: 5. Apr 2016, 23:00
von Nina
jurawolf hat geschrieben:Also würdest du lieber abwarten, bis er amtlich bewilligt erschossen wird, ja?
Abwarten erscheint mir jedenfalls sinnvoller als im Raum einer vielbefahrenen Bundesstraße in unmittelbarer Nähe eines gut besuchten, riesigen Möbelhauses und Elektromarktes in blindem Aktionismus Schüsse von Menschen abgeben zu lassen, die überhaupt keine Erfahrung mit Wölfen und in dieser Sachlage auch keine Befugnis haben. Möbelkraft liegt in einem dieser Gewerbegebiete im Grünen mit diversen Märkten in unmittelbarer Nähe einer viel befahrenen Verkehrsanbindung.

Teil des betreffenden Einkaufszentrums sind Hunderte von Parkplätzen mit entsprechend vielen Menschen auf engstem Raum.

Was passiert wohl, wenn viele Menschen dicht gedrängt z. B. im dritten Stock des Möbelhauses draußen Schüsse hören und die Situation nicht einordnen können?
Genau - Massenpanik, gerade in Zeiten erhöhter Terrorgefahr. Ganz davon abgesehen, dass auch ein in Panik flüchtender Wolf auf einer viel befahrenen Bundesstraße zu schwerwiegenden Verkehrsunfällen führen kann.

Und das alles, weil laut Polizeibericht der Polizeiinspektion Harburg die Buchholzer am Freitag "Besuch von einem Wolf" bekamen, "der kurzzeitig das Buchholzer Stadtgebiet aufsuchte und dann weiterzog". :roll:

Solche unverhältnismäßigen Vorschläge dienen dem Wolf in keinster Weise, und ich bin froh, dass die Polizei sich besonnen auf das Beobachten beschränkt und dem Wolf anschließend eine unaufgeregte und wohlwollende Pressemitteilung gegönnt hat.

Im Übrigen wird nicht nur dieser Wolf amtlich erschossen werden, sondern erst recht diverse Tiere nach ihm, wenn die Menschen sich nicht an eine Normalität des Anblicks von durchstreifenden Wölfen in ihrer Umgebung gewöhnen können.

Aus dem BfN-Skript 201 (Kluth/Reinhardt 2006, S. 80):
Nur wenn bekannt ist, wie sich die Tiere verhalten, ist es auch möglich, der Bevölkerung "ihre Wölfe" zu erklären.
Selbst in einem so dünn besiedelten Gebiet wie der Oberlausitz, ist ein fast tägliches Zusammentreffen von Mensch und Wolf nahezu unvermeidbar. Wölfe werden gesehen, wenn sie Straßen oder Felder überqueren. Anfangs sind die Leute überrascht oder auch beunruhigt, wie nahe sich Wölfe an die Siedlungen "trauen". In der Dunkelheit laufen die Tiere häufig an den Dörfern entlang und kürzen den Weg auch schon mal durch nicht eingezäunte Gärten ab. Die Menschen brauchen einige Zeit, um das für sie zunächst ungewöhnlich wirkende Verhalten zu verstehen und in den richtigenKontext zu stellen.

https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/docume ... ipt201.pdf
Wölfe, die in Kulturlandschaften aufwachsen, meiden zwar den Menschen, aber nicht menschliche Strukturen. So zeigen sie auch Autos und Maschinen gegenüber kaum Furcht. [...] Aus der Lausitz wurden über 2000 Sichtungen protokolliert (2001–2015).

In den Fällen, in denen Beobachter angaben, einem Wolf auf eine Distanz von 100 m oder weniger begegnet zu sein, zog sich dieser in der
Regel zurück, wenn er den Menschen bemerkte. Dabei traten Wölfe häufig einen ruhigen „geordneten Rückzug“ an und flüchteten nicht panisch. In einzelnen Fällen reagierten Wölfe auch bei Nahbegegnungen sehr entspannt. Bei Anwesenheit eines Hundes können Wölfe,
statt sich zurück zu ziehen, stehen bleiben und beobachten bzw. sich dem Menschen sogar nähern.

http://www.bundestag.de/blob/393542/5e2 ... b-data.pdf (S. 64)
Sichtungen von Wölfen sind also normal und auch in der Lausitz an der Tagesordnung, ohne dass die Menschen in eine künstliche Hysterie verfallen.
Wenn einem Wolf bereits bei normalem Verhalten ein paar Polizeikugeln hintergejagt werden, was soll das dann in den Köpfen unsicherer oder besorgter Menschen auslösen? Richtig - das normale Verhalten ist unnormal und der Wolf damit gefährlich. Da dieses Verhalten aber von vielen Jungwölfen gezeigt wird, wird nach dem ersten Abschuss eines solchen Wolfes der Ruf nach weiteren aus jeder erdenklichen Ecke der Wolfsgegner kommen.

Ich hoffe, dass Kurti bald mal ein Territorium und eine Partnerin findet und dann mit Sicherheit seltener gesehen wird.

Re: Wolf in Breloh

Verfasst: 5. Apr 2016, 23:16
von Grauer Wolf
Nina hat geschrieben:Sichtungen von Wölfen sind also normal und auch in der Lausitz an der Tagesordnung, ohne dass die Menschen in eine künstliche Hysterie verfallen. Wenn einem Wolf bereits bei normalem Verhalten ein paar Polizeikugeln hintergejagt werden, was soll das dann in den Köpfen unsicherer oder besorgter Menschen auslösen? Richtig - das normale Verhalten ist unnormal und der Wolf damit gefährlich. Da dieses Verhalten aber von vielen Jungwölfen gezeigt wird, wird nach dem ersten Abschuss eines solchen Wolfes der Ruf nach weiteren aus jeder erdenklichen Ecke der Wolfsgegner kommen.
Ich wünsche mir einfach beim Wolf mehr Gelassenheit. Und selbstbewußte Gelassenheit ist auch der Schlüssel, wenn man einem Wolf (oder anderen Wildtier) begegnet.
Nina hat geschrieben:Ich hoffe, dass Kurti bald mal ein Territorium und eine Partnerin findet und dann mit Sicherheit seltener gesehen wird.
Sehe ich auch so. Nur ist die nächste Aufregung dann auch schon wieder vorprogrammiert: "Kurti" und seine zukünftige, bessere Hälfte werden Welpen haben, die kommen auch mal ins Schnöselalter, werden wanderlustig und vorwitzig... Muß ich weiterschreiben?
Wenn naturferne Menschen sich aufregen wollen, werden sie sich aufregen... :grumpy:

Gruß
Wolf

Re: Wolf in Breloh

Verfasst: 7. Apr 2016, 14:18
von Nina
Grauer Wolf hat geschrieben:Wenn naturferne Menschen sich aufregen wollen, werden sie sich aufregen... :grumpy:
Dafür sorgen nicht zuletzt auch die Medien, aktuell die Hamburger Morgenpost (MOPO) und, seufz, mal wieder, die Kreiszeitung:

Die MOPO titelte am 06.04.16 in einem Artikel über Kurti:
Expertin warnt: Der Wolf kann heute schon in Hamburg sein

http://www.mopo.de/hamburg/expertin-war ... mcid=sm_fb
Im Text erfährt der Leser dann, dass mit der vor dem Wolf warnender Expertin Frau Habbe von der Landesjägerschaft Niedersachsen gemeint ist. Allerdings ist von einer Warnung im Artikel selbst überhaupt nicht die Rede. Was für ein grottenschlechter Boulevardjournalismus. Ich würde mein Geld zurückfordern, wenn ich aufgrund solch einer Täuschung in der Schlagzeile auch nur einen Cent für dieses Blatt ausgegeben hätte.

Die Kreiszeitung schreibt am 06.04.16 über Kurti:
Problemwolf „Kurti“ in Dreeßel unterwegs?
[...]Erfahrene Kriminalbeamte betonen, dass ein Täter immer wieder an den Ort seiner Tat zurückkehrt. Ob das bei Wölfen auch der Fall ist, wurde bisher nicht bestätigt. [...] Und genau solch ein Exemplar soll sich in den vergangenen Tagen wieder in Dreeßel herumgetrieben haben.

https://www.kreiszeitung.de/lokales/rot ... 85680.html
Der Vergleich eines Wildtieres mit einem menschlichen Verbrecher, der sich "herumtreibt", entlarvt die Einstellung des Autors zum Thema Wolf gleich im ersten Satz. Einem Jeddinger bescheinigt der Autor, "ein kleiner Wolfsexperte" zu sein, weil er aus dem Fahrzeug heraus einen Wolf über eine Straße laufen sah. Wie üblich gehört das vorhersehbare Statement des Ortvorstehers, dass die Kinder nur unter Aufsicht draußen spielen dürften und man über "weitere Schritte" nachdenke, sobald das DNA-Ergebnis eines Schafrisses von Anfang März vorliege, zu den unverzichtbaren Bestandteilen einer jeden guten Wolfsstory.

Zudem fällt auf, dass der Wolf auf dem Foto offenbar wenig Scheu zeigt, dem Fotografen in nächster Nähe unmittelbar gegenübersteht und diesen unbeeindruckt anschaut.

Das Bild stammt allerdings ganz offensichtlich aus einer Videosequenz und zeigt nur einen stark herangezoomten, vergrößerten Ausschnitt. Auf dem Video kommt der Wolf vom Feld auf den kleinen, unbefestigten Weg, sieht den/die Menschen und bleibt ganz kurz verdutzt stehen. Eine heitere Frauenstimme ruft "Ja, hau ab - los! Ab!" Und der Wolf dreht sich auf der Stelle um und läuft wieder zum Feld. Es folgt ein herzhaftes Lachen der Dame, offenbar, weil der Wolf ihrer munteren Aufforderung sofort wie selbstverständlich nachgekommen ist:

https://www.facebook.com/15294790973299 ... =2&theater

Das sind mal wieder zwei Fälle aus der Rubrik: Sensationelle Zeitungsgeschichten und die unspektakuläre Realität dahinter :roll:

Re: Wolf in Breloh

Verfasst: 7. Apr 2016, 14:39
von Grauer Wolf
Nina hat geschrieben:Einem Jeddinger bescheinigt der Autor, "ein kleiner Wolfsexperte" zu sein, weil er aus dem Fahrzeug heraus einen Wolf über eine Straße laufen sah.
:lol: :lol: :lol:
Jau, und ich bin hochqualifizierter IT-Spezialist, weil ich gerade einen Forenbeitrag schreibe...
Mannomann, wie schräg ist denn das? :shocked:
Nina hat geschrieben:Wie üblich gehört das vorhersehbare Statement des Ortvorstehers, dass die Kinder nur unter Aufsicht draußen spielen dürften
Der soll sich eine rote Kappe kaufen. Das ganze ist wirklich nur noch mit Galgenhumor zu ertragen, denn tatsächlich ist das nur noch zum Heulen...

Gruß
Wolf

Re: Wolf in Breloh

Verfasst: 15. Apr 2016, 20:31
von Nina
jurawolf hat geschrieben:Also würdest du lieber abwarten, bis er amtlich bewilligt erschossen wird, ja?
Wir brauchen jetzt nicht mehr abwarten. Laut Niedersächsichem Umweltministerium vom 15.04.2016 praktizieren wir Einwohner der betroffenen Gebiete demnächst "Wölfe vergrämen für Anfänger" oder "Wölfe vergrämen - selbst gemacht" :mrgreen:
Es ist zudem geplant, eine Aufklärungskampagne in den betreffenden Gebieten durchzuführen, mithilfe derer der örtlichen Bevölkerung vermittelt werden soll, wie und in welchen Situationen sie selber vergrämend tätig werden kann.

http://www.umwelt.niedersachsen.de/port ... _psmand=10
Klingt erstmal ein bisschen nach Hobbythek... :shocked: Das wird ja mal spannend!