Re: Wölfe in Brandenburg
Verfasst: 9. Jan 2012, 01:47
Und wie sorgen wir Ihrer Meinung nach am besten dafür?LarsD hat geschrieben:Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass sie eben nicht wollen.
Und wie sorgen wir Ihrer Meinung nach am besten dafür?LarsD hat geschrieben:Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass sie eben nicht wollen.
Meiner Meinung nach sollten wir uns einfach an Empfehlungen halten, die Fachleute mit entsprechender Erfahrung diesbezüglich formuliert haben. Die Autoren der NINA-Studie leiten aus ihren Ergebnissen drei wesentliche Punkte ab:CleanerWolf hat geschrieben:Und wie sorgen wir Ihrer Meinung nach am besten dafür?LarsD hat geschrieben:Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass sie eben nicht wollen.
Stimme ich bei der Vergrämung und der nötigen Aufklärungsarbeit zu, stelle ich mir jedoch wie der ein oder andere hier ebenfalls die Frage, welchen Einfluss eine aktive Bejagung des Wolfs wirklich haben soll, bzw. was noch wichtiger ist: Ab wann dies denn angeblich notwendig/sinnvoll sein sollte? Und wem will man dies letztlich überlassen?LarsD schrieb:
3. Wölfe dadurch wild und scheu zu halten, dass Anreize für eine Habituierung gar nicht erst geboten werden und gleichzeitig durch aktive Bejagung oder gezielte Vergrämung dafür gesorgt wird, dass Wölfe den Menschen mit negativen Erfahrungen assoziieren - in der Hinsicht sollten wir schleunigst damit beginnen, die Öffentlichkeit über das Problem der Habituierung an sich und die begünstigenden Faktoren zu informieren.
Hmmm, wenn Du die Berichte von Pavlow ansprichst, so geht aus Kapitel 6.3 eindeutig hervor, daß der Mann massiv voreingenommen war und imho nur das sah, was er sehen wollte: Daß die Wölfe gefährlich sind...LarsD hat geschrieben:Nimm einfach die letzten vier Fälle. Das war Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, es waren Kinder und es waren augenscheinlich "habituierte", gesunde Wölfe, die in diesen Kindern schlicht Beute gesehen haben...
Auch diesen Bericht habe ich gründlich gelesen, auch zwischen den Zeilen und vor allem die Ablauf-Analyse. Wenn man nämlich die sehr vorsichtige Formulierung berücksichtigt (wegen der berüchtigten Schadenersatz"kultur" bei allem und jedem"?), dann ist klar erkenntlich, daß der Fall C.B. ein dummer Unfall war, eine Mischung aus "ineinandergerasselt", weil keiner den anderen rechtzeitig bemerkte (starker Wind macht in zerklüftetem, verwinkeltem Gelände präzise, olfaktorische Ortung wegen starker Verwirbelung schwierig bis unmöglich, selbst wenn ein Tier gegen den Wind läuft), und Fehlverhalten seitens des Menschen nach der Begegnung (niemals wegrennen!). Wie heißt es am Schluß: Nach diesem Vorfall ist der Wolf nicht gefährlicher als vorher.LarsD hat geschrieben:In Nordamerika wird bei Diskussionen um die potenzielle Gefährlichkeit von Wölfen gerne darauf verwiesen, dass die Wölfe in Europa ja offensichtlich die Schlimmeren wären. Dennoch hatten sie dort mit dem Tod von Candice Berner im letzten Jahr den jüngsten Fall, bei dem Wölfe gezeigt haben, dass wir nicht unbedingt am Ende der Nahrungskette stehen. ( http://www.adfg.alaska.gov/static/home/ ... tality.pdf ) Wölfe können, wenn sie wollen. Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass sie eben nicht wollen.
Hallo Wolf,Grauer Wolf hat geschrieben:Hmmm, wenn Du die Berichte von Pavlow ansprichst, so geht aus Kapitel 6.3 eindeutig hervor, daß der Mann massiv voreingenommen war und imho nur das sah, was er sehen wollte: Daß die Wölfe gefährlich sind...LarsD hat geschrieben:Nimm einfach die letzten vier Fälle. Das war Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, es waren Kinder und es waren augenscheinlich "habituierte", gesunde Wölfe, die in diesen Kindern schlicht Beute gesehen haben...Auch diesen Bericht habe ich gründlich gelesen, auch zwischen den Zeilen und vor allem die Ablauf-Analyse. Wenn man nämlich die sehr vorsichtige Formulierung berücksichtigt (wegen der berüchtigten Schadenersatz"kultur" bei allem und jedem"?), dann ist klar erkenntlich, daß der Fall C.B. ein dummer Unfall war, eine Mischung aus "ineinandergerasselt", weil keiner den anderen rechtzeitig bemerkte (starker Wind macht in zerklüftetem, verwinkeltem Gelände präzise, olfaktorische Ortung wegen starker Verwirbelung schwierig bis unmöglich, selbst wenn ein Tier gegen den Wind läuft), und Fehlverhalten seitens des Menschen nach der Begegnung (niemals wegrennen!). Wie heißt es am Schluß: Nach diesem Vorfall ist der Wolf nicht gefährlicher als vorher.LarsD hat geschrieben:In Nordamerika wird bei Diskussionen um die potenzielle Gefährlichkeit von Wölfen gerne darauf verwiesen, dass die Wölfe in Europa ja offensichtlich die Schlimmeren wären. Dennoch hatten sie dort mit dem Tod von Candice Berner im letzten Jahr den jüngsten Fall, bei dem Wölfe gezeigt haben, dass wir nicht unbedingt am Ende der Nahrungskette stehen. ( http://www.adfg.alaska.gov/static/home/ ... tality.pdf ) Wölfe können, wenn sie wollen. Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass sie eben nicht wollen.
Wie "Vash" völlig richtig schrieb, die Wildnis (in Alaska, das war Wildnis: S. Luftaufnahmen des "Tatorts") ist nicht Disneyland und kein Ponyhof. Der Vorfall ist ragisch, besonders für die Angehörigen, aber wer mit dröhnenden Kopfhörern selbstvergessen und ohne alle Sinne auf 100% hochzufahren durch die Wildnis tapert, der muß sich nicht über Unfälle wundern. Hier zu sagen, der Wolf ist gefährlich, ist imho ein Fehlschluß. Gefährlich ist die oft unfaßbare Sorglosigkeit der Menschen draußen in der Natur, die ich oft genug mit eigenen Augen beobachten konnte...
Klar könnten Wölfe, wenn sie wollten, aber sie wollen nicht. Ich stehe nach wie vor aufgrund der Fakten, die mir zur Verfügung stehen, zur meiner Meinung, daß ein gesunder, nicht provozierter, nicht habituierter (sprich "angefütterter") Wolf einen Menschen niemals gezielt angreift... In beiläufigen Begegnungen oder sogar einem Nebeneinanderleben sehe ich allerdings definitv keine Habituierung, wenn keine Futteranreize gegeben werden. Wer einem Wolf begegnet, muß den m.E. nicht hektisch verjagen, um nur ja keine Habituierung zuzulassen. Wenn die Neugier auf beiden Seiten befriedigt ist, geht der eine eben rechts, der andere links, völlig unaufgeregt und gelassen. Dann klappt's auch mit dem Wolf als Mitbewohner der Landschaft...
Gruß
Wolf
Vash hat geschrieben: Stimme ich bei der Vergrämung und der nötigen Aufklärungsarbeit zu, stelle ich mir jedoch wie der ein oder andere hier ebenfalls die Frage, welchen Einfluss eine aktive Bejagung des Wolfs wirklich haben soll, bzw. was noch wichtiger ist: Ab wann dies denn angeblich notwendig/sinnvoll sein sollte? Und wem will man dies letztlich überlassen? Ein toter Wolf lernt nichts mehr.
Und auch wenn ich dafür bin den Anreiz für Wölfe sich menschlichen Behausungen zu nähern so stark es geht zu reduzieren, halte ich auch nichts von Panikmache, sollte ein Wolf mal eine Mülltonne am Dorfrand leeren. Genauso wie Fälle von Candice Berner zeigen, dass die Natur kein Disneypark ist, zeigen m.E. die Dokumentationen von Christoph Promberger aus Rumänien auch, dass nicht jeder Wolf der sich sich Dörfern nähert zwangsläufig verhaltensauffällig, gefährlich und somit abschussreif ist.
Vielleicht eine Frage der Interpretation? Hier liest sich das Ergebnis der NINA-Studie etwas anders:LarsD hat geschrieben: Meiner Meinung nach sollten wir uns einfach an Empfehlungen halten, die Fachleute mit entsprechender Erfahrung diesbezüglich formuliert haben. Die Autoren der NINA-Studie leiten aus ihren Ergebnissen drei wesentliche Punkte ab:
Nur damit ich das jetzt richtig verstehe - für ein konfliktfreies Miteinander müssen wir Wölfe bejagen? Oder wollen wir nicht viel eher Konflikte verhindern, um auf eine Bejagung verzichten zu können? Bedeutet "Konfliktvermeidung" nicht, dass BEIDE Seiten auf Gewaltanwendung verzichten?3. Wölfe dadurch wild und scheu zu halten, dass Anreize für eine Habituierung gar nicht erst geboten werden und gleichzeitig durch aktive Bejagung oder gezielte Vergrämung dafür gesorgt wird, dass Wölfe den Menschen mit negativen Erfahrungen assoziieren - in der Hinsicht sollten wir schleunigst damit beginnen, die Öffentlichkeit über das Problem der Habituierung an sich und die begünstigenden Faktoren zu informieren.
... "Frage der Interprtation" ...CleanerWolf hat geschrieben:Vielleicht eine Frage der Interpretation? Hier liest sich das Ergebnis der NINA-Studie etwas anders:LarsD hat geschrieben: Meiner Meinung nach sollten wir uns einfach an Empfehlungen halten, die Fachleute mit entsprechender Erfahrung diesbezüglich formuliert haben. Die Autoren der NINA-Studie leiten aus ihren Ergebnissen drei wesentliche Punkte ab:
http://www.wolfsregion-lausitz.de/umgang-mit-woelfen
... na was denkst Du denn? Anders ist das Problem aus vieler Jägersicht gar nicht in den Griff zu bekommenCleanerWolf hat geschrieben:Nur damit ich das jetzt richtig verstehe - für ein konfliktfreies Miteinander müssen wir Wölfe bejagen?
Grauer Wolf hat geschrieben: Hmmm, wenn Du die Berichte von Pavlow ansprichst, so geht aus Kapitel 6.3 eindeutig hervor, daß der Mann massiv voreingenommen war und imho nur das sah, was er sehen wollte: Daß die Wölfe gefährlich sind...
Vielleicht eine Frage der Interpretation? Hier liest sich das Ergebnis der NINA-Studie etwas anders:
http://www.wolfsregion-lausitz.de/umgang-mit-woelfen