In einigen Medien wird ja gern deklariert, dass Schäfer und Rinderhalter wegen der Wölfe in ihrer Existenz gefährdet seien.
Hier ist ein Beispiel aus Brandenbrg:
http://www.maz-online.de/Lokales/Teltow ... re-ich-auf
Die Schadensstatistik für Brandenburg sieht im Verhältnis zu den gehaltenen Tieren wie folgt aus:
2017:
Anzahl Schafe: 69.400 , gerissene Schafe: 316 (entspricht 0,45%).
Anzahl Rinder 543.688, gerissene Rinder: 48 (entspricht 0,009%)
https://www.statistik-berlin-brandenbur ... B&anzwer=7
https://www.statistik-berlin-brandenbur ... -12-19.pdf
http://www.lfu.brandenburg.de/cms/detai ... .407130.de
Auch wenn für den einzelnen Tierhalter die Situation belastend sein mag, erscheinen die Zahlen marginal, wenn man sie mit dem Ausmaß des menschengemachten Leids vergleicht. So wäre es generell mal interessant zu wissen, wieviele Tiere aufgrund sonstiger Todesursachen in den Tierkörperverwertungsanstalten landen.
Eine Idee davon bietet z. B. die Sendung Report Mainz vom 20.03.2018.
Report Mainz, 20.03.2018: Millionen Schweine sterben für den Müll
http://www.ardmediathek.de/tv/REPORT-MA ... d=50999848
Dort hat sich eine Tierkörperbeseitigungsanstalt bereit erklärt, einen Amtsveterinär bei der Begutachtung dort angelieferter Rinder filmen zu lassen.
Der zeigt die eitrigen Wunden eines Rindes und sagt: "Tiefgreifende Vereiterungen, Abschürfungen. Das geht hin bis zum Abmagern, bis zu Verhungern. Sowas finden wir hier alles."
Allein in der einen Anlage werden pro Jahr 50.000 Schweine entsorgt, die sich in der Regel keinem Betrieb mehr zuordnen lassen, wenn sie aus dem Sammeltransporter gekippt werden.
Die Tierärztliche Hochschule in Hannover hat dazu eine Untersuchung in sechs Bundesländern durchgeführt und die Ergebnisse dem Team von Report Mainz erläutert. "Zu sehen sind bis auf die Knochen abgemagerte Schweine, große, offene Wunden, Druckgeschwüre an Körper und Gelenken."
Die federführende Tierärztin der Studie zeigt sich von Anzahl und Ausmaß der Befunde überrascht: "Es war deutlich mehr als vielleicht mit wenigen seltenen Einzelfällen zu erklären gewesen wäre."
Sie kam zu dem Ergebnis, dass pro Jahr "rund 300.000 Tiere erheblichen Leiden und Schmerzen ausgesetzt waren, bevor sie entsorgt wurden." Zudem seien mehr als 60% der entsorgten Schweine zuvor fehlerhaft notgetötet worden, was hochgerechnet rund 730.000 Tieren pro Jahr entspräche.
Das Report Mainz Team zieht das Fazit, dass in Deutschland rund 60 Mio. Schweine pro Jahr geschlachtet werden - und 13,6 Mio. die Mast nicht überleben. Sie landeten sinnlos im Müll. Zudem seien mehr als 1 Mio. Tiere zuvor langhanhaltenden Schmerzen und Leiden ausgeliefert gewesen.
Über die Studie gibt es auch einen Bericht beim NDR:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... ne588.html
Ich kann immer nur den Kopf schütteln, wenn in diversen Medien groß aufgezogen wird, dass der Wolf in Brandenburg mal 300, und in Niedersachsen mal 400 Schafe getötet hat - man muss doch nur einen Blick auf die Dimensionen wie oben beschrieben richten.
Gleiches gilt für die Lebendausfuhr von Schafen und Rindern in Drittländer, wo sie, sofern sie die Reise bis dorthin überleben, ohne Betäubung und oft mit mangelnder Ausildung und ungeeignetem Gerät geschlachtet und zuvor meist verstümmelt werden, wie das ZDF jüngst gezeigt hat:
https://www.zdf.de/dokumentation/37-gra ... e-100.html
Neben den 1,6 Mio. in Deutschland geschlachteten Schafen hat die EU-Kommission die Ausfuhr lebender Schafe in Drittländer wie die Türkei oder in den Nahen Osten für das Jahr 2016 auf "eine Rekordsumme von 2,62 Mio" der zur Schlachtung exportierten Schafe beziffert.
"Gestiegen ist aber auch erneut der Lebendexport von Rindern (...) Von Januar bis August 2017 wurden laut EU-Kommission rund 650.000 Rinder im Wert von fast 800 Mio. Euro ins Ausland verkauft.
Dabei ist in Deutschland vor allem der Export von Schlachtrindern in Drittländer wegen Tierschutzverletzungen in die Diskussion geraten."
http://www.fleischwirtschaft.de/wirtsch ... iger-35832
Es ist nicht zu fassen, wie man für 48 in Brandenburg und 30 in Niedersachsen durch Wölfe getötete Rinder so eine Welle machen kann, wenn die obengenannten Zahlen einschließlich des damit verbundenen Tierleids gefühlt einfach mals so hinten überfallen.
Naja, nach den Wölfen steht jetzt neuerdings Gänse-Bashing auf dem Plan:
NDR, 11.04.2018: Nonnengänse fressen Schafen das Gras weg https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... ns106.html