Jan.Olsson@web.de hat geschrieben:Jetzt ist aber langsam mal gut... Es spielt eine sehr große Rolle, weil ich ihre sogenannten Beweise widerlegt habe!
Sie hat am Telefon gesagt, sie haben nur schriftliche Berichte, selber verfügen Sie über keine eigenen Nachforschungen oder Befragungen etc..
D.h. Sie haben nach Aktenlage entschieden...
Jan, Du hast die Beweise selbst aber auch
nur nach Aktenlage angeblich "widerlegt" - denn Du warst bei den Begegnungen auch nicht dabei. Hast Du die vermeintlich verletzten Hunde persönlich untersucht? Hast Du mit den Menschen aus Wardböhmen, Alvern, Breloh usw. selbst gesprochen? Was ist mit den Begegnungen, die nicht in den Medien veröffentlicht worden sind? Welche juristisch haltbaren "Untersuchungen" liegen Deinen Erkenntnissen eigentlich genau zugrunde?
Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass auch ich Zweifel an den meisten Geschichten gehabt und immer noch habe. Und ich sehe es genauso, dass hier ein Kungel aus konservativ-liberaler Lokalpolitik, Interessen aus Jagd und Landwirtschaft, politisch einseitig gefärbten plus an quoteninteressierten Medien sich in eine
öffentliche Inszenierung gesteigert haben, die am Ende weder Kurti noch dem Umweltministerium den Hauch einer Chance übrig ließen.
Die Filmaufnahmen belegen, dass Kurti mal verfolgt wurde und mal von sich aus sich den Menschen z. T. in deutlicher Erwartungshaltung genähert hat. Weil er der einzige Munsteraner war, der dieses Verhalten bis ins Erwachsenenalter gezeigt hat, erscheint es mir naheliegend, dass sein vertrautes Verhalten aus Welpentagen, dem den Aufnahmen zufolge ja offensichtlich menschliches Fehlverhalten auf dem Truppenübungsplatz zugrundeliegt, später in irgendeinerweise zusätzlich gefestigt wurde. Dabei kann die mögliche Ortung des Sendehalsbands durchaus eine Rolle gespielt haben. Nur - beweisen lässt sich das nun mal nicht.
Wäre meine durchaus denkbare Vermutung aber korrekt, wäre dem entstandenen Problem durchaus schwierig beizukommen gewesen. Dass stark habituierte bzw. futterkonditionierte Wölfe tatsächlich eine Gefahr werden können, wird hier wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen. Und während ich uns Wolfsfans in dieser Hinsicht eine hohe Toleranzschwelle unterstelle, was wir an auffälligem Verhalten zu tolerieren bereit sind, kann ich doch nicht ignorieren, dass die Grenzen der Zumutbarkeit bei indifferenten oder gar ängstlichen Menschen weitaus niedriger liegen. Das blenden einige Wolfsfreunde hier aber vehement aus.
Aber was gewinnt Ihr damit? Dass sich die Wolfsfreunde in fanatische, gemässigte, realistische, wissenschaftlich orierentierte oder sonstwie orientierte Kleinstgrüppchen aufspalten, einander ständig anfeinden und somit den Einfluss einer großen Wolfsfangemeinde zugunsten kleinster Splittergruppen aufgeben - und das Feld denen überlassen, die Meister Isegrim allgemein und regelmäßig per Jagdwaffe an den Pelz wollen?
Der Wolf ist für eine erfolgreiche, flächendeckende Etablierung auf die Toleranz
vieler Menschen angewiesen. Die erreicht man nicht, indem man die auftretenden Ängste und Probleme der nicht am Wolf Interessierten ignoriert. Die erreicht man auch nicht, in dem man auf andere Wolfsfreunde einhackt, die sich für die Rückendeckung in einer breiten Bevölkerung stark machen. Und die erreicht man auch nicht, wenn man auffällige Wölfe "einfach in Ruhe lässt", denn daran werden sich vor allem die Wolfsgegner nicht halten. Am wenigsten Toleranz wird man erreichen, wenn man mit einer Basta!-Haltung, von der man keinen einzigen Millimeter abzuweichen gewillt ist, einem Wolfsangriff eine Möglichkeit bietet, denn dann war am Ende alles umsonst.
Man kann sich also über das Vergangene unendlich grämen und weiterhin die böse, böse Welt verfluchen - oder man geht die Zukunft konstruktiv an und lernt aus dem Geschehenen. Wenn 40 Jahre nach seiner Rückkehr Isgerim immer noch keinem Menschen ein Haar gekrümmt hat, werden die Menschen gelassener mit selbst auffälligerem Wolfsverhalten umgehen können. Das lässt dann auch mehr Spielraum für das Ausprobieren verschiedener nicht-tödlicher Vergrämungsmaßnahmen - oder gar für das gelassene Aushalten bestimmter Verhaltensweisen als ein Bestandteil der normalen Bandbreite des Verhaltensrepertoires eines Wildtieres.
Für diese Ziele bedarf es Aufklärung, Aufklärung und noch mehr Aufklärung. Selbst wenn die breite Bevölkerung zunächst vor allem in die Ausstellungen geht, um einen unfreiwillig berühmt gewordenen Wolf aus nächster Nähe betrachten zu können, so setzen sie sich dann vor Ort mit einer sachlichen Darstellung über die Wölfe auseinander. Wenn Kurti bewirken kann, dass sich diese Menschen statt Kreiszeitung, az-online und wie sie alle heißen, in einer ausgewogenen, sachlichen Ausstellung informieren, ist für die Wölfe damit mehr gewonnen, als Kurti für das menschliche Ego einiger Prowolfler einem einzig und allein menschlichen Begräbnis zuzuführen.
Wölfe verbrennen ihre toten Artgenossen auch nicht, um dann deren Asche an deren Lieblingsort zu verteilen.