Seite 15 von 43

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 1. Sep 2011, 20:09
von Grauer Wolf
Lutra hat geschrieben:Na ja, die Leute sind da etwas schwerfällig, sich um zugewöhnen, ist doch immer so gegangen mit anpflocken. Wenn man es so beobachtet, ist es immer so, dort wo der Wolf relativ neu ist. Selbst dort, wo er schon viele Jahre da ist, wird noch so gehandelt.
Hier gibt's "Dat kölsche Jrundjesetz": "Et hätt noch immer joot jejange..."
Hieß es auch beim U-Bahnbau, bis das Stadtarchiv mit unschätzbaren Dokumenten buchstäblich im Boden versank...
Bei den Wölfen in Ostdeutschland scheint das gleiche Prinzip zu gelten... Nur, so funktioniert Natur nun einmal nicht! Da muß man sich anpassen und mitdenken! Sonst jeet et eben nit joot...

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 5. Sep 2011, 07:23
von Wolfsheger
Die Prägung auf Schafe als leichtes Beutetier hat bei den Wölfen längst eingesetzt, dass zeigen die vielen Risse in den letzten Wochen. Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass z. B. das Milkeler Rudel Nacht für Nacht systematisch die Dorfränder nach mehr oder weniger geschützten Schafen absucht. Leider kann man die leichtfertig handelnden Tierhalter nicht zur Verantwortung ziehen, der Verlust ihrer Schafe reicht offenbar als Schaden noch nicht aus.

Grüße vom Wolfsheger!

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 5. Sep 2011, 11:49
von Ash
Es geht munter weiter... allerdings ist es 20 m vom nächsten Haus entfernt wirklich langsam dreist: http://www.lr-online.de/nachrichten/bra ... 25,3482211

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 5. Sep 2011, 12:04
von SammysHP
Vielleicht sollte man echt ein paar Freiwillige in / für die Gegend suchen, welche eine Genehmigung zur aktiven Vergrämung erhalten. Wie Wolfsheger schrieb, sind die Wölfe auf den Geschmack gekommen, jetzt muss ihnen die Suppe versalzen werden.

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 5. Sep 2011, 12:31
von Ash
Ja, das wäre wohl nicht schlecht... noch jemand ein paar Silvester-Knallfrösche übrig? Ich würd´s glatt machen - aber das ist wirklich ziemlich weit weg. Noch sind die Nächte warm - Freiwillige Lausitzer nach vorn!

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 5. Sep 2011, 13:40
von SammysHP
Man muss das ganze auch anders sehen: Bevor man einen Wolf vergrämen kann, muss man ihn erstmal sehen. Alleine das ist doch schonmal ein Anreiz. ;)
Hätte ich nicht Prüfungen und bald wieder Vorlesungen und wäre es nicht soweit weg, wäre ich vielleicht mal für ein paar Tage vorbeigekommen. Mist, dass ich soweit weg wohne... :/

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 5. Sep 2011, 14:49
von Grauer Wolf
90 cm ist doch kein Hindernis. Das wäre nicht einmal eines für meine alte (10½ Jahre!) Leithündin, die gerade mal gut 50 Schulterhöhe hat, und die muß nicht Kohldampf schieben und jagen, sondern kriegt ihr Futter liebevoll im Napf serviert...
Jetzt haben wir also den Salat. Wegen einiger Unbelehrbarer haben sich einige Wölfe an Hausvieh gewöhnt. Und natürlich darf auch das Rotkäppchen-Syndrom nicht fehlen... :x
Lausitzer Rundschau hat geschrieben:Nachbar Andreas Kapelle, der selbst drei Kamerunschafe hält, zeigte sich tief besorgt. „Vor zwei Jahren gab es bei uns einen ähnlichen Vorfall. Nach Aussagen der Fachleute soll den Tieren aber ein Fuchs an die Kehle gesprungen sein.“ Jetzt sei ihm schon mulmig, allein im Wald zu spazieren. „Man kann ja nie wissen“, so der Mediziner .
Also, die "Fachleute" hätte ich gerne mal kennengelernt... Fuchs auf Schafs- oder Ziegenjagd, "an die Kehle springen", also wirklich... :shocked: Hier ziehen seit Jahren die Schäfer durch (Gründüngung auf dem Acker "umsetzen", die nachts ihre Schafe mit einem niedrigen Netzzaun einpferchen und samt Hunden nachhause fahren. Füchse hat's hier auch reichlich, aber ich habe noch nie gehört, daß Reinecke an die Schafe gegangen ist. Die gehören überhaupt nicht in sein Beutesprektrum! Aber zurück zu den Wölfen...

Mannomann! Gegen Wolfsangst hilft immer noch Wolfswissen! Also sich belesen, und bitte net in Grimms Märchen oder in Uropas Schauergeschichten aus'm Russlandfeldzug anno Piefendeckel!
Ich würde in einem Gebiet, in dem Wölfe und Füchse leben, seelenruhig die Nacht im Wald verbringen (und die Kamera schußbereit halten :pleased: )... Die Grauen sind mir nämlich alleweil lieber (weil entschieden friedlicher) als eine Rotte schlecht gelaunter Wildsauen, bei denen man tatsächlich "nie weiß"...

Mit dem Vergrämen ist das m.E. so eine Sache. Abgesehen von der Gesetzeslage, nachher fällt so'n Schöps vor Schreck tot um und/oder die Herde geht panikmäßig stiften und dann ist auf gedanklichen Umwegen auch wieder der Wolf schuld gewesen (Merke: Wenn man dem Wolf die Schuld zuschieben will, gibt's immer an den haaaren herbeigezogene Argumente, so schwachsinnig sie letztlich auch sein mögen...)... Wehrloses (und schmackhaftes) Vieh gehört in Wolfsland nachts hinter einen ordentlichen Zaun oder in den Stall und gut ist. Oder als eingängiger Vergleich: Man schließt da, wo der Fuchs zuhaus ist, nachts den Hühnerstall oder man kann gleich ein Schild "Gasthof zum fröhlichen Fuchs: Heute billig: Hühnchen!" über's Türchen nageln... Also echt...

Wie ich immer (lästigerweise? :p ) predige: Man muß sich der Natur anpassen, mitdenken, dann klappt's auch mit dem Wolf als Nachbarn...

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 5. Sep 2011, 15:27
von SammysHP
Ich spreche in der Stadt auch immer mal wieder Leute an, wenn die Situation gerade danach schreit. Fast immer kommt dann raus: "Ich habe Angst vor Wölfen. Warum weiß ich aber nicht."

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 5. Sep 2011, 17:21
von Grauer Wolf
SammysHP hat geschrieben:Ich spreche in der Stadt auch immer mal wieder Leute an, wenn die Situation gerade danach schreit. Fast immer kommt dann raus: "Ich habe Angst vor Wölfen. Warum weiß ich aber nicht."
Da spielt mit Sicherheit die ständige Hetzerei der "Grünen" eine Rolle, mehr aber noch die Prägung durch Märchen in der Kindheit: Wolf frißt Rotkäppchen, Zicklein, Großmütter, kleine niedliche Schweinchen und ähnliches. Dazu noch die Schauergeschichten der Großeltern-Generation, die's auch bei mir versucht hat: Ja, ja, damals vor Stalingrad...
Kinder sind imho sehr empfänglich für solche Lügengeschichten und in einem gewissen Alter verinnerlichen sie das. Älter werdend, werden solche ins Unterbewußtsein abgerutschten Geschichten dann mangels Interesse nicht mehr verifiziert.
Es ist also sehr schwierig, eine Fehlprägung durch objektive Information zu korrigieren. Ich habe als kleiner Bub insofern Glück gehabt, daß ich mich sehr früh für Hunde und damit auch für Wölfe interessiert habe (ich habe definitiv keine Ahnung, wieso, denn keiner meiner Familie mag Hunde, aber ich bin aber sehr dankbar dafür), so daß die ganzen Ammenmärchen ins Leere liefen...

Wie auch immer, wo gibt es im deutschen resp. europäisch geprägten Kulturgut positiv belegte Wolfs-Sagen oder ~Märchen? Ich kenne keine. Da hat schon das Christentum für gesorgt, für das der Wolf mit dem Bösen schlechthin gleichgesetzt wird...
Man muß schon zu den Mythen der Native Americans greifen, z.B.

"Eine junge Indianerin entdeckte ein Wolfsjunges, das allein und am Verhungern war. Sie trug es in ihr Lager, fütterte es und wärmte es in ihrem Zelt. Der Wolf wuchs rasch heran, und die beiden wurden unzertrennliche Freunde. Eines Morgens gingen sie zum Fluß hinunter, um zu trinken. In der weichen Erde des Ufers sah die Frau, wie ihre Spuren vom Vorabend, Spuren eines Menschen und eines Wolfes, sich in die Fährten von zwei Wölfen verwandelt hatten. Verwirrt suchte die Frau den Rat des Häuptlings, der ihr sagte, als Dank für das gerettete Leben habe der Wolf ihr die Gabe verliehen, als Mensch und als Wolf zu leben. An jenem Abend saß sie mit ihrem Gefährten am Ufer, und als sie auf das Wasser schaute, erblickte sie das Spiegelbild einer Wölfin."
Eine kleine Legende, die ich sehr liebe, weil sie von Menschen erzählt, die halb in der Welt der Tiere leben und sich ein Herz für sie erhalten haben, nicht im Sinne von Pseudoromantik "ach wie süß" (siehe z.B. "Knut"-Effekt), sondern im Sinne ehrlicher, tiefer Zuneigung und Verbundenheit, die im Tier das Mitlebewesen, ja den Seelenverwandten sieht...

M.W. gehört diese Geschichte zum Kulturkreis der Nez Percé, aber da kann ich mich irren...

Vergleicht man diese und ähnliche Geschichten mit hiesigen Märchen, so kommt man als Freund der Wölfe zu dem Schluß, daß europäische Märchenbücher allenfalls als Heizmaterial für'n Ofen taugen. In Kinderzimmer gehören sie jedenfalls nicht...
Solange den Menschen beim Klang des Wolfsheulens die Gruselschauer über den Rücken laufen (Kommentare von Zuhörern zu Kindern(!!!): Das klingt aber schaurig...) anstatt darin den melodischen, lockenden Gesang der Wildnis zu hören, in dem man sich verlieren kann, solange bin ich skeptisch, daß sich in großem Maßstab was zum Guten ändert und Mensch und Wolf wieder einträchtig zusammenleben... Der Fehler liegt jedenfalls beim Menschen, nicht beim Wolf, der nur in Ruhe leben und seine Welpen großziehen möchte und mit Habgier und Mißgunst nichts am Hut hat...

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 5. Sep 2011, 20:48
von Wolfsheuler
Wolfsheger hat geschrieben:

Die Prägung auf Schafe als leichtes Beutetier hat bei den Wölfen längst eingesetzt, dass zeigen die vielen Risse in den letzten Wochen. Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass z. B. das Milkeler Rudel Nacht für Nacht systematisch die Dorfränder nach mehr oder weniger geschützten Schafen absucht. Leider kann man die leichtfertig handelnden Tierhalter nicht zur Verantwortung ziehen, der Verlust ihrer Schafe reicht offenbar als Schaden noch nicht aus.
Alle Schafrisse gehen sicher nicht auf das Konto der Milkeler Wölfe. Die im letzten Artikel beschreibenen Fälle aus Südbrandenburg gehen eher auf das Konto der Welzower. Einige vielleicht auch auf das Konto des Seenland Rudels, wobei die Rudelgrenzen sicherlich nicht immer so einfach zu ziehen sind.
Bedenklich ist nur, dass es 4 Übergriffe in einer Woche gab.