Seite 12 von 43

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 20. Aug 2011, 21:00
von timber-der-wolf
SammysHP hat geschrieben:Das Lachen konnte ich mir auch nicht verkneifen. Interessant wäre die Antwort darauf.
Das ist nicht nur zum Lachen, sondern im Grunde traurig, was für eine geistige Haltung ein angeblich gebildeter Blaublüter hat. Im Grunde kommt doch nur... mein Wald... mein Wild... Jagdpacht... Verluste... . Dass das Muffelwild dort gar nicht hingehört und "künstlich" angesiedelt wurde, hat der Blaublütige natürlich völlig unterschlagen ... genau den fakt, dass die lieben Jägerlein den allseits bekannten und viel zu hohen Wildbestand gar nicht reguliert kriegen.
Und natürlich darf auch die "Rotläpchenhysterie" nicht fehlen.
Über soviel geistigen Schwachsinn kann man wirklich im Grunde nur lachen und den Kopf schütteln.

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 20. Aug 2011, 21:27
von Martin
Noch trauriger wird das Ganze, wenn man auf Wikipedia liest, daß dieser Mensch nicht irgendwer ist, sondern wichtige Verantwortung in Jagdkreisen innehat und zudem Schriftsteller, Naturschützer ist.

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 20. Aug 2011, 22:34
von Wolfsheuler
Gibt es denn Beleg für seine Behauptungen?
Grossrudel von Rotwild und Wildschweinen? Grössere Schäden am Wald?
Damwildbestand vor dem Erlöschen?
Der Brief ist aber von Januar 2010, also nicht so ganz neu.
Zwischenzeitlich haben die Wölfe in der Nacht zu Freitag nochmals 2 ungeschützte Schafe gerissen. Diesmal in Grossdubrau.
http://www.wolfsregion-lausitz.de/nutzt ... rossdubrau

Da die Schafe angestrickt waren, wissen die Halter doch, dass sie keine Entschädigung bekommen. Da stellt sich mir die Frage, wie oft es passiert, dass solche ungeschützten Schafe oder Ziegen von Wölfen gerissen werden, ohne dass es das Wolfsbüro, geschweige die Presse erfährt.
Aus Brandenburg dagegen hört man gar nichts mehr von gerissenen Schafen. Im Gegensatz zum Büro Lupus geben die aber auch nicht alles an die Presse. Stellt sich dann die Frage, was besser ist. Dass jedes gerissene Schaf "veröffentlicht" wird, wie es Sachsen macht. Oder dass man eben erst am Jahresende eine Bilanz präsentiert, wie es Brandenburg macht.

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 20. Aug 2011, 22:48
von Wolfsheuler
Hatte ich noch übersehen:
balin hat geschrieben:
Das mit dem Weihnachtsmann und dem Wildern haben sie in Schweden ja genauer untersucht. Miscanthus hat es ja erwähnt.
Hier mal die original Veröffentlichung:
http://rspb.royalsocietypublishing.org/ ... l.pdf+html
oder in Zusammenfassung:
http://news.sciencemag.org/sciencenow/2 ... l-on-.html
In diese Richtung dürfen wir uns in der Lausitz und woanders durchaus auch Gedanken machen. Wenn sie sogar Reinhard gefunden haben, dann dürften die meißten anderen Wanderwölfe auch nicht verloren gehen. Schließlich kriecht bei uns in gewissen Zeitabständen immer mal jemand aus welchen Gründen auch immer durch jedwedes Gebüsch.
Wenn Luc so genau weiterzählt, dann kommen wir bei uns auch auf eklatante Widersprüche. Wenn dann die entsprechende Arbeit für Deutschland fertig ist, dann klären wir Herrn Kupfer mal auf. Er darf auch wissen, mit wem er sich einläßt. Denn es laufen ja bei uns keine anderen mit Schießeisen rum.
Der Artikel über Schweden scheint mir leicht übertrieben. Man vergisst komplett die natürlich Sterblichkeit. Ich würde eher sagen, dass es etwa 2 mal so viele Wölfe in Deutschland geben müsste. Widersprüche gibt es aber bei der Oeffentlichkeitsarbeit der einzelnen Bundesländer, bzw Organisationen. Bestes Beispiel dazu wohl der Fall von Jüterbog, wo man fast 1 Jahr später so ganz nebenbei erwähnt, dass man da doch mal eine tote Wölfin gefunden habe. Oder Annaburger Heide zum Beispiel. Als ein Wolf dort fotografiert wurde letztes Jahr, rückte man damit raus, dass es seit über 1 Jahr bereits dort Hinweise gibt. Also teilweise muss ich Christian Recht geben, dass wir nicht alle Nachweise (sofort) erfahren. Es läuft auch sehr viel intern an der Presse vorbei. Vielleicht ist das auch gut so. Es gibt sicherlich aktuell noch den einen oder anderen Wolf irgendwo, von dem wir nichts wissen. In irgendeinem Gebüsch. Aber das erklärt nicht die Anzahl der Welpen, die fehlen. Allein in den letzten 2 Jahren 2009 und 2010 gab es in der Lausitz über 50 Welpen. Dazu Altengrabow, wo vom ersten Wurf 2009 jede Spur fehlt. Dann gab es ja auch noch weitere Verdachtsmomente auf Wolfsnachwuchs ausserhalb der Lausitz (z.B. Lehnin). Also da müssten schon noch jede Menge "Wanderwölfe" in Deutschland oder Westpolen unterwegs sein.

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 21. Aug 2011, 09:22
von Martin
Das mittlerweile nicht mehr jeder einzelne Wolf, der durch Deutschland zieht, genau bekannt ist, erklärt sich denke ich von selbst. Besonders die Tiere, die in wenigen Tagen 100 oder mehr km zurücklegen. Durch die besenderten Wölfe sieht man ja, daß das nicht gerade wenige sind. Alle 50 Welpen haben auch mit ziemlicher Sicherheit nicht überlebt. Vielleicht 30 - 40 davon. Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, daß sogar ein neues Rudel (z.B. Lehnin) über 2 oder 3 Jahre nicht bekannt ist. Ich kann mir z.B. einfach nur schwer vorstellen, daß es in Meck-Pom bis heute kein Rudel geben soll. Eher fehlt einfach die Überwachung wie in BB oder Sachsen.

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 21. Aug 2011, 09:52
von Grauer Wolf
timber-der-wolf hat geschrieben:
SammysHP hat geschrieben:Das Lachen konnte ich mir auch nicht verkneifen. Interessant wäre die Antwort darauf.
Das ist nicht nur zum Lachen, sondern im Grunde traurig, was für eine geistige Haltung ein angeblich gebildeter Blaublüter hat. Im Grunde kommt doch nur... mein Wald... mein Wild... Jagdpacht... Verluste... . Dass das Muffelwild dort gar nicht hingehört und "künstlich" angesiedelt wurde, hat der Blaublütige natürlich völlig unterschlagen ... genau den fakt, dass die lieben Jägerlein den allseits bekannten und viel zu hohen Wildbestand gar nicht reguliert kriegen.
Und natürlich darf auch die "Rotläpchenhysterie" nicht fehlen.
Du warst schneller mit Schreiben... Wieviel gefräßiges Schalenwild will der Kerl eigentlich noch in unseren Wäldern??? Schon jetzt ist dessen Dichte je nach Gegend 4...10-mal zu hoch! :x Das ist mal wieder ein Paradebeispiel dafür, wie sehr die ungerechtfertigten Privilegien der deutschen Jägerschaft zu Kopf gestiegen sind. Offensichtlich bilden sie sich ein, alles Wild in den Wäldern würde ihnen gehören. Natürlich jagt der Wolf vorwiegend Jungtiere (und alte gebrechliche) und genau das ist seine Aufgabe, an der sich die Jägerschaft mal orientieren sollten (was ökologisch denkende Jäger auch tun): Selektion! So sorgt wolf für einen gesunden, starken Wildbestand! "Jagen lernen" heißt "vom Wolf lernen" wie schon vor vielen tausend Jahren. Die Forderung nach Schadensersatz ist jedenfalls schlicht eine Frechheit und, klar doch, das Rotkäppchen-Syndrom mußte natürlich auch gleich noch mal herhalten... Ich glaub's echt nicht... :x
Verdammt noch mal, der Wolf schleicht nicht um's Dorf, um kleine Mädels mit roten Mützen zu fressen, der ist froh, wenn man ihn in Ruhe läßt... Nicht umsonst ist's fast wie ein Sechser im Lotto, mal einen Wolf in freier Natur zu sehen! Ich möchte das jedenfalls noch erleben dürfen!
timber-der-wolf hat geschrieben:Über soviel geistigen Schwachsinn kann man wirklich im Grunde nur lachen und den Kopf schütteln.
Hmmm, ich kann darüber leider nicht mal mehr lachen. Du darst nicht vergessen, daß die Lodenträger sehr oft zu den "Großkopferten" gehören, die eng mit Politik, Wirtschaft und Jurisdiktion verbandelt sind und in entsprechenden Kreisen mehr Einfluß haben als wir (Natur-/Wolfsschützer) alle zusammen. Was dabei rauskommt, wenn Jäger als Richter über Jagdvergehen richten, das läßt sich leicht im Netz recherchieren. Eine Krähe pickt der anderen schließlich kein Auge aus...
Berücksichtigt man dann noch den äußerst geringen Wissenstand der Bevölkerung über den Wolf (wir hier in einem Wolfsforum sind da definitiv nicht repräsentativ!) und seine Gewohnheiten, fällt "dumm Tüch" von einflußreichen und interviewfreudigen "Waidmännern", die sich nur zu gerne als "Experten" in den Medien präsentieren/aufspielen, leider oft genug auf fruchtbaren Boden.
Dieses Machwerk von Brief sehe ich daher weniger mit einem Grinsen über soviel Dummheit und Unwissen, sondern eher mit großen Sorgen um die Zukunft des Wolfes in Deutschland...

Mehr als je zuvor halte ich Aufklärung in der breiten Bevölkerung über den Wolf für enorm wichtig. Der Wolf ist kein Kuscheltier, natürlich nicht, aber wenn man sich drauf einstellt (z.B. seine Schöpsen hinter einen E-Zaun verfrachtet oder nachts einstallt) und sich mit ihm einrichtet, ist er auch kein wirkliches Problem... Die Kosten, die er verursacht, sind nachgerade lächerlichlich im Vergleich zu dem, was z.B. der Bundesrechnungshof Jahr für Jahr als Verplemperung von Steuergelder anprangert: 25...30 Milliarden Euro. Was hat der Wolf hierzulande bisher an Schäden angerichtet? Ein paar tausend?

Betrachte ich mir dann noch den Gesamtzusammenhang, was man immer tun sollte, so bin ich mit nicht mal sicher, ob der Wolf unter dem Strich wirtschaftlich tatsächlich einen Negativ-Saldo hinterläßt. Die Rehe, Hirsche, Wildschweine, die er verputzt, verbeißen keine Jungbäume mehr und zerstören keine Kartoffeläcker oder Maisschläge...

Wie auch immer, zum Lachen ist allenfalls die Passage
...schließlich auch als Inhaber der Goldenen Verdienstnadel des DJV und als Kulturpreisträger des DJV...
Heilges Bleche, was für ein Wichtigtuer...

Mein Fazit: Der Text eines alten Mannes, der in der Tradition und überkommenem Denken völlig erstarrt ist. Vielleicht bricht das Studium aktueller Wolfsliteratur von wirklichen Experten diese Schale mal auf, aber ich glaub nicht dran... :(

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 21. Aug 2011, 10:07
von Grauer Wolf
Martin hat geschrieben:Noch trauriger wird das Ganze, wenn man auf Wikipedia liest, daß dieser Mensch nicht irgendwer ist, sondern wichtige Verantwortung in Jagdkreisen innehat und zudem Schriftsteller, Naturschützer ist.
...Sonderbeauftragter des Landtages zur Verbesserung der Lebensbedingungen des Schaleswildes...
Auf gut Deutsch: Rehmäster!

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 21. Aug 2011, 21:25
von nuno22
Warum sollen Wolfswelpen in der Lausitz nicht überleben? Überfahren wurden knapp 3/4 oder 1jährige Jungtiere in der Regel. Es gibt massenhaft Futter und ansonsten sind wildernde Jäger "natürliche" Feinde. Welpensterblichkeit in Deutschland dürfte marginal sein, da die Wälder voll von Wild sind. Deswegen tippe ich auf Abwanderung und illegaler Abschuss. Und damit eben viel mehr Wölfe Deutschland weit. Mir wurde gerade ein Hinweis gegeben, dass nördlich der Aller in meiner Höhe auch ein Wolf rumläuft. Luftlinie 12 km zum Truppenübungsplatz, allerdings über die 6spurige Autobahn rüber. Letztes Jahr habe ich eine geschnürrte Spur von 50 m an dem mir 1,5 km naheliegende öffentlichen Baggersee mit extrem großem Pfotendurchmesser gesehen.

Wenn man sich überlegt, wie selten man Füchse sieht und die gibt es zu Hauf zumindest in meiner Gegend, dann kann ich mir bei den trotzdem überschaubaren Zahlen von wilden Wölfen sehr gut vorstellen, dass es durchaus hier und da in den Gebüschen mehr Wölfe sitzen als alle glauben. Heute war ich im Wolfcenter Dörverden. Bei dem Vortrag hieß es erst, dass es nur 2 Wölfe in Niedersachsen gebe, und später, dass es doch "ein paar mehr" seien.

Christian

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 22. Aug 2011, 10:26
von timber-der-wolf
Martin hat geschrieben:Das mittlerweile nicht mehr jeder einzelne Wolf, der durch Deutschland zieht, genau bekannt ist, erklärt sich denke ich von selbst. Besonders die Tiere, die in wenigen Tagen 100 oder mehr km zurücklegen. ... Ich kann mir z.B. einfach nur schwer vorstellen, daß es in Meck-Pom bis heute kein Rudel geben soll.
Es ist natürlich nicht möglich zu wissen, wieviel Wölfe es tatsächlich in absoluten Zahlen gibt. Da helfen auch die paar besenderten Wölfe wenig. Sie geben eher Hinweise über mögliches "Wanderverhalten".
Zum zweiten Teil, es gibt nicht nur in MeckPomm sondern auch anderswo längst Wölfe und auch Wolfsfamilien. Dass das wenig oder kaum bekannt ist, ist dem geschuldet, dass erstens tatsächlich nicht jeder Wolf / jede Wolfsfamilie sofort bemerkt wird. Und zweitens, dass es aus meiner Sicht noch immer echte Probleme in der Zusammenarbeit zwischen allen am Wolfsmonitoring Beteiligten Seiten gibt.
Seitens eines nicht unerheblichen Teils der Jägerschaft gibt es ja eine regelrechte Verweigerungshaltung zu dieser Problematik, wie man in einschlägigen Jagdforen und durchaus bei Gesprächen / Diskussionsrunden ganz offen erfährt. Andereseits sind mir gerade von Jägern Infos über Wolfsvorkommen bekannt, die sogar durch Bildmaterial von ihnen belegt sind.
Nur gibt man das offiziell nicht weiter ... man will schließlich Ruhe im Revier haben ... nicht das neben den Pilzsuchern und selbsternannten Naturschützern (gemeint wird damit u.a. immer NABU, BUND) nun auch noch die "Wolfsstreichler" durchs Revier latschen ...
Martin hat geschrieben:Alle 50 Welpen haben auch mit ziemlicher Sicherheit nicht überlebt. Vielleicht 30 - 40 davon.
Das nicht alle Welpen eines Jahrgangs überleben, ist ein längst bekannte Tatsache. Selbst wenn unsere Wälder und Felder genügend Wild beherbergen, also ausreichend Futter vorhanden ist, gibt es ganz natürlichen "Abgang", ob durch Krankheiten oder Infektionen, ... . Hinzu kommen Verkehrsunfälle. Nicht jeder muß ja unbedingt gemeldet worden sein, wenn es sich z.B. um einen Welpen gehandelt hat, der kaum Schaden am Kfz. verursachte. Über illegale Dinge will ich mal nicht spekulieren, bin mir aber sicher, dass da auch einiges nach der Methode "SSS" verschwindet.
Insofern halte ich die hier genannte "Überlebensrate" viel zu hoch.
Man muß auch berücksichtigen, dass Jährlinge abwandern, wie weit das sein kann, ist inzwischen bekannt, und dass es nach über 10 Jahren Wolfsanwesenheit in D auch die ersten natürlichen, altersbedingten "Abgänge / Verluste" gibt.
Insofern ist zwar einerseits klar, dass es trotz alledem mit der Zeit in D immer mehr Wölfe geben wird, andereseits aber m.E. das Wachstum des Wolfsbestandes in D reichlich überschätzt wird.

Re: Wölfe in der Lausitz

Verfasst: 22. Aug 2011, 18:41
von Wolfsheuler
Hm, bei den besenderten Wölfen fallen mir auch zu viele Sender einfach so aus. Da stellt sich mir die Frage, ob nur der Sender (aus technischen Gründen) ausgefallen ist oder auch der Wolf.
Habe übrigens am Wochenende in der Südeifel eine verdächtige Spur gesehen an einem Weg, wo normalerweise kaum ein Hund spazieren geht. Länge 9 cm. Ausserdem waren ausser meinen eigenen keine anderen Fussspuren da. Das hat mich etwas stutzig gemacht. Dazu noch einen verdächtigen Kothaufen. Der war zwar ungewöhnlich für einen Hund (zumal mittten auf dem Weg), aber auch wohl kein Wolf, denn es waren keine Haare drin. Ich habe Kot und Spuren fotografiert. Da es praktisch aber unmöglich ist, dass ein Wolf hier angekommen ist, habe ich den Gedanken schnell verworfen. Wahrscheinlich ein allein umherziehender Hund. Wird bei den vielen Bauernhöfen hier nicht ungewöhnlich sein. Aber wer weiss? Ausserdem gibt es hier entschieden zu viele Hochsitze. Einige sind schon am Verfall. :?