Re: Wölfe in Schweden
Verfasst: 18. Jan 2011, 21:28
@Jurawolf: tut mir leid, aber der Begriff "genaue Definitionen" welche Wolfspopulation die Schweden an welchen Orten haben wollen geht m.E. nicht konform mit der gerade laufenden Wolfsjagd, für die sich rund 6.800 Jäger eine Lizenz besorgt haben.
Eine Frage steht für mich dabei weiterhin offen im Raum: Wie möchte man sicherstellen, dass evtl. neu eingewanderte/angesiedelte Wölfe, sowie deren frühe Nachkommen, solange von zukünftiger Bejagung verschont bleiben, dass sie überhaupt eine Chance haben die genetische Linien positiv zu beeinflussen? Da man auch bei der diesjährigen Jagd nicht auf gekennzeichnte Tiere Rücksicht nahm glaube ich einfach nicht an ein durchdachtes Modell. Man mag ja gewissen Personen tatsächlich gute Absichten zugestehen wollen, aber gerade weil es auch ohne die Wolfsjagd zur schwankenden Beständen innerhalb der Population kommt (z.B. durch Verkehrsunfälle, natürliche/inzuchtbedingte Krankheiten, Kämpfe, illegale Abschüsse, Verletzungen etc.) halte ich die Festlegung den Bestand auf geographischer Ebene derart eng festzulegen für unausgegoren.
Mich interessiert zudem nach welchen Maßstäben der Bestand auf ca. 210 Tiere festgelegt wurde? Mir ist bewusst, dass ich hier gewissen Leuten nicht mit moralischen Bedenken kommen kann wenn es um Wildtiere geht aber ich mache keinen Hehl daraus, dass ich diese "Verplanwirtschaftlichung" von Natur und Wildnis für ausgesprochen pervers halte. Da wird auf Papier von unterschiedlichen Interessenvertretern festgelegt, dass 250 Wölfe in einem Land wie Schweden schon zuviel sind, 200 - 210 aber noch hinnehmbar - und wenn der Bestand beginnt diese Grenze zu überschreiten dürfen Hintz & Kuntz mit staatlichem (& königlichem) Segen losziehen, sich die im Plan befindliche Anzahl von Wölfe schießen, diese zu Hause aufhängen und ihnen Haut und Fell vom Fleisch reißen (ich halte an dieser Stelle bewusst nichts von Beschönigungen) um die Ausbeute ihrer heroischen Tat zur Schau stellen zu können.
Ungeachtet von Kritik derer, die in Tieren offenbar nur Bestandszahlen sehen und sich mit dem Leid/Tod von Individuen abfinden können, solange nur irgendwie die Art erhalten bleibt, empfinde ich Mitgefühl und Wut bei dem Gedanken, dass hier leidensfähige Tiere getötet und ihre Sozialverbände in Mitleidenschaft gezogen werden, nur weil sich etwaige Probleme dadurch bequemer lösen lassen. Das ist einem Land wie Schweden, das so mit seiner Natur wirbt, im 21. Jahrhundert schlichtweg unangemessen.
Wieviele Haus- und Nutztiere sterben auch in Schweden täglich (!) durch Verkehrsunfälle und Fehler ihrer Halter? Wieviel Fleisch wird auch in Schwedens Supermärkten täglich weggeworfen, weil es nicht mehr ganz so frisch aussieht? Wieviele Millionen Tiere wurden allein 2010 nur auf Verdacht von Vogel- oder Schweinegrippe hin getötet, ohne dass die Besitzer auch nur annähernd die Entschädigungszahlungen erhalten hätten wie bei Wolfsangriffen? Ich traue mich wetten, mit dem allein in Schweden 'sinnlos' vergeudeten Fleisch könnten theoretisch 2.100 anstatt 210 Wölfe überleben, aber das sind halt leider nur Planspiele, bei denen die Bevölkerung nicht mitzieht. Mit dem Rind dessen Fleisch bei McDonald weggeworfen wird weil es zu lange in der Auslage lag hat Otto-Normal-Verbraucher kein Mitleid, mit dem Rind, das vom Wolf getötet wurde schon eher.
Ich möchte dabei den Tierhaltern auch gar nicht das Recht auf Wut abstreiten, wenn z.B. ein Hund von einem Wolf getötet wird. Zynischerweise könnte ich zwar behaupten, dass speziell die Jäger wohl die ersten wären, bei denen Hundefleisch auf den Tisch käme, würde es bei ihnen, wie beim Wolf, ums Überleben gehen, allerdings würde auch ich Wut und Trauer empfinden, wenn mein Haustier von einem anderen Tier getötet und vlt. sogar übel zugerichtet würde. Ich hatte schon einen Kater, der von einem Schäferhund totgebissen wurde. Würde ich aber deshalb auf die Idee kommen besagten Hund tot sehen zu wollen? Nein! Und im Gegensatz zu vielen anderen Ursachen, an denen ein Nutztier sterben kann, bekommen die Besitzer i.d.R. wenigstens Entschädigung bei Wolfsübergriffen, auch wenn sie in ihrer Wut natürlich behaupten das Geld würde dem angerichteten Schaden nicht gerecht.
Vermutlich wird es auch von der EU-Seite zur diesjährigen Jagd wieder keine Strafe geben. Solange man auf die Pläne neue Tiere anzusiedeln verweisen kann und der Bestand irgendwie erhalten bleibt ist doch das Leid einzelner Individuen den Behörden erstmal nebensächlich.
Viele Grüße,
Alexander
Eine Frage steht für mich dabei weiterhin offen im Raum: Wie möchte man sicherstellen, dass evtl. neu eingewanderte/angesiedelte Wölfe, sowie deren frühe Nachkommen, solange von zukünftiger Bejagung verschont bleiben, dass sie überhaupt eine Chance haben die genetische Linien positiv zu beeinflussen? Da man auch bei der diesjährigen Jagd nicht auf gekennzeichnte Tiere Rücksicht nahm glaube ich einfach nicht an ein durchdachtes Modell. Man mag ja gewissen Personen tatsächlich gute Absichten zugestehen wollen, aber gerade weil es auch ohne die Wolfsjagd zur schwankenden Beständen innerhalb der Population kommt (z.B. durch Verkehrsunfälle, natürliche/inzuchtbedingte Krankheiten, Kämpfe, illegale Abschüsse, Verletzungen etc.) halte ich die Festlegung den Bestand auf geographischer Ebene derart eng festzulegen für unausgegoren.
Mich interessiert zudem nach welchen Maßstäben der Bestand auf ca. 210 Tiere festgelegt wurde? Mir ist bewusst, dass ich hier gewissen Leuten nicht mit moralischen Bedenken kommen kann wenn es um Wildtiere geht aber ich mache keinen Hehl daraus, dass ich diese "Verplanwirtschaftlichung" von Natur und Wildnis für ausgesprochen pervers halte. Da wird auf Papier von unterschiedlichen Interessenvertretern festgelegt, dass 250 Wölfe in einem Land wie Schweden schon zuviel sind, 200 - 210 aber noch hinnehmbar - und wenn der Bestand beginnt diese Grenze zu überschreiten dürfen Hintz & Kuntz mit staatlichem (& königlichem) Segen losziehen, sich die im Plan befindliche Anzahl von Wölfe schießen, diese zu Hause aufhängen und ihnen Haut und Fell vom Fleisch reißen (ich halte an dieser Stelle bewusst nichts von Beschönigungen) um die Ausbeute ihrer heroischen Tat zur Schau stellen zu können.
Ungeachtet von Kritik derer, die in Tieren offenbar nur Bestandszahlen sehen und sich mit dem Leid/Tod von Individuen abfinden können, solange nur irgendwie die Art erhalten bleibt, empfinde ich Mitgefühl und Wut bei dem Gedanken, dass hier leidensfähige Tiere getötet und ihre Sozialverbände in Mitleidenschaft gezogen werden, nur weil sich etwaige Probleme dadurch bequemer lösen lassen. Das ist einem Land wie Schweden, das so mit seiner Natur wirbt, im 21. Jahrhundert schlichtweg unangemessen.
Wieviele Haus- und Nutztiere sterben auch in Schweden täglich (!) durch Verkehrsunfälle und Fehler ihrer Halter? Wieviel Fleisch wird auch in Schwedens Supermärkten täglich weggeworfen, weil es nicht mehr ganz so frisch aussieht? Wieviele Millionen Tiere wurden allein 2010 nur auf Verdacht von Vogel- oder Schweinegrippe hin getötet, ohne dass die Besitzer auch nur annähernd die Entschädigungszahlungen erhalten hätten wie bei Wolfsangriffen? Ich traue mich wetten, mit dem allein in Schweden 'sinnlos' vergeudeten Fleisch könnten theoretisch 2.100 anstatt 210 Wölfe überleben, aber das sind halt leider nur Planspiele, bei denen die Bevölkerung nicht mitzieht. Mit dem Rind dessen Fleisch bei McDonald weggeworfen wird weil es zu lange in der Auslage lag hat Otto-Normal-Verbraucher kein Mitleid, mit dem Rind, das vom Wolf getötet wurde schon eher.
Ich möchte dabei den Tierhaltern auch gar nicht das Recht auf Wut abstreiten, wenn z.B. ein Hund von einem Wolf getötet wird. Zynischerweise könnte ich zwar behaupten, dass speziell die Jäger wohl die ersten wären, bei denen Hundefleisch auf den Tisch käme, würde es bei ihnen, wie beim Wolf, ums Überleben gehen, allerdings würde auch ich Wut und Trauer empfinden, wenn mein Haustier von einem anderen Tier getötet und vlt. sogar übel zugerichtet würde. Ich hatte schon einen Kater, der von einem Schäferhund totgebissen wurde. Würde ich aber deshalb auf die Idee kommen besagten Hund tot sehen zu wollen? Nein! Und im Gegensatz zu vielen anderen Ursachen, an denen ein Nutztier sterben kann, bekommen die Besitzer i.d.R. wenigstens Entschädigung bei Wolfsübergriffen, auch wenn sie in ihrer Wut natürlich behaupten das Geld würde dem angerichteten Schaden nicht gerecht.
Vermutlich wird es auch von der EU-Seite zur diesjährigen Jagd wieder keine Strafe geben. Solange man auf die Pläne neue Tiere anzusiedeln verweisen kann und der Bestand irgendwie erhalten bleibt ist doch das Leid einzelner Individuen den Behörden erstmal nebensächlich.
Viele Grüße,
Alexander