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Re: Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Verfasst: 18. Jun 2025, 15:34
von Dr_R.Goatcabin
blattfall71 hat geschrieben: 18. Aug 2019, 12:07 Da Buchtipps zum Themenkreis hilfreich sind, ein Neuerscheinungstipp vom April `19.
Marco Heurich, Wolf, Lux und Bär in der Kulturlandschaft, bei Ulmer. 10 europäische Fachleute fundiert zu den grossen Beutegreifern sowie zum Stand des Management. Also, nicht die eine Meinung/Erkenntnis,sondern deren viele in den wesentlichen Fachbereichen.
Vom Bruder Wolf habe ich dort gelesen und fand mich wieder in der Kindheit, wo mir in der Nachkriegszeit Anverwandte Bruder Wolf nicht mit Rotkäppchen oder den 7 Geisslein nahebrachten.
Das habe inzwischen auch nun selbst zur Hand (letztes Jahr gekauft, dann fiel Staub :roll: ). Dank an blattfall71, dass es schon erwähnt wurde, und hier noch einmal Werbung erfährt.

Heurich, Marco (2019): Wolf, Luchs und Bär in der Kulturlandschaft. Ulmer-Verlag, 287S. ISBN: 978-3-8186-0505-6 (auch als PDF verfügbar).

Einleitung [gekürzt]
Weltweit wird in den letzten Jahrzehnten ein dramatischer Rückgang der Populationen großer Wildtiere beobachtet, so dass viele Arten mittlerweile unmittelbar vor dem Aussterben stehen.
Umso erstaunlicher ist es, dass sich in Europa wie auch in Nordamerika, entgegen dem weltweiten Trend, die Bestände großer Wildtiere wieder erholen, obwohl diese Länder relativ dicht besiedelt sind und die Landschaften von Menschen dominiert werden. Auch die großen Beutegreifer kehren nach Mitteleuropa zurück. In den Alpen gibt es wieder eine kleine Bärenpopulation, von der regelmäßig Jungtiere abwandern, und an mehreren Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden Luchse wieder angesiedelt. Doch am schnellsten verläuft die Entwicklung bei den Wölfen. Während das erste Rudel in Deutschland im Jahr 2000 im Osten Sachsens nachgewiesen wurde, konnten nur 17 Jahre später 73 Rudel, 29 Paare und 3 territoriale Einzeltiere sowie 266 Welpen bestätigt werden. Die Rückkehr der Raubtiere ist jedoch auch mit zahlreichen Problemen und Konflikten verbunden, denn die Tiere wandern in Gebiete ein, die zwar zu ihrem historischen Verbreitungsgebiet gehören, sich aber seitdem dramatisch verändert haben. Da es in Mitteleuropa keine großen Wildnisgebiete gibt, leben die Raubtiere oft in unmittelbarem Kontakt zu uns Menschen. Dadurch sind Konflikte vorprogrammiert. Auch sind die Behörden, Landwirte und Jäger auf die Rückkehr der großen Beutegreifer nur ungenügend vorbereitet. Sie müssen erst wieder Erfahrungen im Umgang mit den Tieren in den stark veränderten Landschaften sammeln und es müssen Strukturen für ein effektives Wildtiermanagement aufgebaut werden.
Aus dieser Situation ergeben sich viele Fragen: Können die Tiere überhaupt in unserer vom Menschen dominierten Landschaft leben? Welchen Einfluss haben sie auf ihre Beutetiere und die Ökosysteme? Welche Probleme und Konflikte sind zu erwarten und wie kann man diese losen? Sind die Tiere gefährlich und muss man eingreifen, um Menschen und Nutztiere zu schützen? Wie ist die aktuelle Rechtslage und welche Handlungsoptionen ergeben sich daraus?
Dieses Buch geht all diesen Fragen auf den Grund und führende Experten aus Deutschland, Osterreich und der Schweiz geben einen umfassenden Überblick zum aktuellen Wissensstanduber Biologie und Ökologie sowie dem Management der großen Beutegreifer Wolf, Luchs und Bar. Sie stellen die Herausforderungen, vor denen wir stehen, dar und zeichnen pragmatische Lösungen auf, die ein konfliktarmes Miteinander von Menschen und Wildtieren ermöglichen sollen.
Teil 1 widmet sich der Vorstellung der Arten Wolf, Luchs, Bär, sowie deren Rolle als Beutegreifer im Ökosystem. In Teil 2 wird in acht Kapiteln das Management von großen Beutegreifern erläutert, darin inbegriffen die Strukturen (Pläne, Organisationen, Verfahrensweisen), die sozio-kulturelle Bedeutung für den Menschen, der rechtliche Schutz der einzelnen Arten, das Monitoring, das Konfliktfeld Jagd (von U. Wotschikowsky), Konfliktfeld Landwirtschaft, und zuletzt ein Abschnitt zur real von großen Beutegreifern ausgehende Gefahren (auffälliges Verhalten und Handlungsempfehlung bei Kontakt).

Insgesamt ist das Buch gut strukturiert und flüssig lesbar. Ein umfangreiches Literaturverzzeichnis bietet genügend Ansatz, sich bei Bedarf und Interesse weiter zu vertiefen.