Lars, ich habe 4 Hunde und ich bin der letzte, der was gegen eine ordentliche Erziehung hat, denn das schont die Nerven und erfreut die Versicherung.
LarsD hat geschrieben:Bin mit meinem Hund abends auf dem Weg zum Ansitz. Hund läuft an der Leine neben mir. Da kommt der Mischlingsrüde des Nachbarn (Schäferhundformat) von hinten angejagt und stürzt sich ohne jede Vorwarnung auf meinen Hund. Als der Nachbar samt Tochter mit dem Rad um die Ecke kam, lag sein Hund schon röchelnd am Wegrand. Zwei wuchtige Tritte mit dem Stiefel hatten ihn überzeugt, seine Beißer wieder aus dem Nacken meines Hundes zu nehmen. Resultat: vier schlecht heilende Fleischwunden im Nacken meines Hundes und zumindest geprellte Rippen beim Nachbarshund, dazu das hochheilige Versprechen, den Hund nicht mehr vorauslaufen zu lassen.
Ein klarer Fall von Notwehr! Ich hätte es übrigens in diesem Fall nicht bei dem Fußtritt belassen, sondern ich hätte Anzeige erstattet, das Veterinäramt informiert und die Heilkosten für den eigenen Hund eingeklagt. Im übrigen wäre so ein Hund, der ohne jeden Grund einen anderen angreift (ich rede nicht von kleinen Rüpeleien oder mal einem Ratscher zwischen Hunden, der mit ein bißchen Desinfektionsmittel erledigt ist) in NRW automatisch ein "Listenhund Kategorie 1" und unterläge Leinen- und Maulkorbzwang.
Im übrigen lasse ich meine Hunde auch vorauslaufen, so bis maximal 30...40 Meter. Ich sehe auch keinen Grund, daß nicht zu tun, denn sie jagen nicht (resp. ich kann sie problemlos von Karnickeln usw. abrufen) und sie benehmen sich auch sonst: Das Ergebnis zeitintensiver, konsequenter, aber liebevoller Erziehung! Im übrigen sehe ich an ihrem Verhalten sofort, wenn sich wer/was nähert...
LarsD hat geschrieben:Anfang Juni - Brut- und Setzzeit - Ich steige nach Einbruch der Dunkelheit von einer Kanzel hinterm Dorf, als neben mir im Kornfeld Bewegung aufkommt. Rehwild springt schreckend ab und irgendetwas Kräftiges kommt mit Schwung direkt auf mich zu ... Schwein? Waffe hoch, entsichern, horchen ... das Hecheln habe ich im letzten Moment gehört und deshalb beim Anblick des schwarzen Schattens vor mir den Finger gerade gelassen. Der gleiche Nachbar hatte den gleichen Hund vom Hof aus ins Getreide geschickt. "Der soll die Rehe verjagen." Wegen denen würde der Hund sonst nachts bellen und dann könne er schlecht schlafen, so die Begründung.
Das entlockt mir jetzt doch einen Schmunzler: So eine Begründung habe ich noch nicht gehört...
In der Dunkelheit laufen meine übrigens an der Langleine! Sie haben Raum zum Schnobern und ich muß nicht "die Eule geben" und mühsam versuchen, im Finsteren meine Pelzbande unter Kontrolle zu halten. Schließlich ist nicht immer Vollmond, bei dem man km weit sehen kann...
LarsD hat geschrieben:Sprichst Du die Tochter des Nachbarn auf das Thema "Jäger erschießt Hund" an, wird auch sie Dir von einem Jäger erzählen, der das für ihren Hund angedroht hat ...
Ich denke mal, hier macht auch der Ton die Musik. Meine Bekannte (Vertrauenswürdig. Die kenne ich nicht als Märchenerzählerin) wurde ziemlich übel angegangen und hatte richtig
Angst, ja
Panik vor dem Typ...
LarsD hat geschrieben:...Denn der wird die ultimative Motivation für Hundehalter, ihre Schützlinge in der Landschaft an der kurzen Leine oder aber zumindest in unmittelbarer Nähe zu Herrchen oder Frauchen zu halten. Deshalb habe ich persönlich gar kein Problem mit der Regelung im neuen Sächsischen Jagdrecht. Die hilft den Hunden, den Jägern und den Wölfen gleichermaßen.....
Wozu kurze Leine? In übersichtlichem Gelände (also Felder, lichte Wälder etc.) kann der Hund doch frei laufen, sofern "Herrchen" nicht mit Blindheit geschlagen ist und buchstäblich über einen Wolf stolpern würde. Mir entgeht jedenfalls nichts, kein Karnickel, kein Reh, kein Fuchs und schon gar kein Wolf (Größe!). Es setzt natürlich voraus, daß die Hunde erzogen sind und gehorchen (eigentlich ist es mehr eine Frage der Bindung, aber das führt hier zu weit). Meine sind sehr frei erzogen und dürfen vieles, aber der langgezogene Pfiff auf der Hundepfeife "Hier!" oder ein kurzer Doppelpfiff "Hersehen!" plus Handzeichen "Hier!" ist ein ultimater Befehl. Auf größere Entfernung wäre ein Wolf für sie (wie auch jetzt schon ein Fuchs) übrigens nur eine Art Hund: Wenig interessant. Ich bin schon Füchsen auf sehr nahe Distanz begegnet und habe 20 m vor einer Fuchsfamilie ungedeckt im Gras gesessen: Milde Neugierde auf beiden Seiten, mehr nicht... Die Fuchsfamilie ist übrigens nach einer halben Stunde des Spielens in meiner Gegenwart in der Morgensonne eingeschlafen...
In unübersichtlichem Gelände kämen sie in Wolfsland an die besagte 3-Meter-Leine: Wieder Raum genug zum Schnobern, aber eben sicher daran gehindert, sich zu weit zu entfernen. Kann doch nicht so schwer sein! Dann klappt's auch mit dem Wolf als Nachbarn.
Was mir in diesem Land fehlt ist, nachzudenken und Eigenverantwortung zu übernehmen, gerade auch rund um das Thema Hund. Aber leider wird hierzulande, typisch deutsch übrigens, gesunder Menschenverstand durch Paragraphen ersetzt, und viele Leute sind auch völlig beratungsresistent, was mir als engagiertem Hundeführer, mit Verlaub, auf den Senkel geht, weil's auf alle Hundefreunde zurückfällt. Gedankenlosigkeit plus Hund(e), das geht m.E. nicht zusammen!
Lars, ich denke, daß wir in unseren Positionen gar nicht sooo weit voneinander entfernt sind. Aber leider gibt es genügend Jäger, die m.E. aus dem ganzen ein Machtspielchen machen und die Macht, anderen mit der Waffe zu drohen und so Angst zu verursachen, genießen. Möglich, daß der Durchschnittsjäger ein netter Zeitgenosse ist, mit dem man gerne ein Bier trinkt und über die Natur diskutiert, aber solche Typen fallen auf und machen massive, negative Schlagzeilen. Gedient ist damit keinem!
Wenn ich in unbekanntem Gelände unterwegs bin und mir sagt ein Jäger
höflich 
nach dem Entbieten der Tageszeit, daß in dieser Ecke Nester von Bodenbrütern oder was auch immer sind,in jener Ecke ein Sprung Rehe seinen Einstand hat und ich möchte doch bitte (das Zauberwort!

) darauf Rücksicht nehmen, bin ich der allerletzte, der daraufhin nur die Achseln zuckt. "Danke für den Hinweis!", Hunde in fraglichem Gebiet anleinen (aber eben nur dort und nicht aus Prinzip überall), fertig. Aber wenn mich einer anpöbelt oder gar
bedroht (sic!), dann kriegt er Gegenwind und das nicht zu knapp...
Gruß
Wolf