balin hat geschrieben:Für das Opfer eines Wolfsgeheges muß man offen sein! Sicher sind nicht wir es, die den Zwang eines Laufkäfigs aushalten müssen. Mit etwas Verstand ist das aber vielleicht auch wolfverträglich auszugestalten. Ohne Anschauung kein Wolfverständnis, das beweißt sich ja gerade aus den beschriebenen Szenarien.
Ich verstehe ja, was Du meinst... Trotzdem, ein gefangener Wolf ist für mich persönlich ein deprimierender Anblick. Diese Tiere haben in ihren natürlichen Lebensräumen Reviere von runden 150 km² bis zu extremen 5000 km² oder um die Relationen zu verdeutlichen, 15000 bis 500000 Hektar. Du weißt so gut wie ich, welch gewaltige Entfernungen ein Wolf zurücklegt, auf der Suche nach Beute, nach Lebensraum oder einer Gefährtin oder einfach, weil's ihm Spaß macht, zu schauen, was hinter dem nächsten Hügel ist... Was sind dagegen 4 Hektar (und so ein Gehege wäre schon
sehr groß)?
Zumindest die unsägliche Kleingehegehaltung ist m.W. inzwischen weitgehend verschwunden. Ich habe das einmal vor vielen Jahren erlebt: Ja, das Gehege entsprach den Paragraphen. Aber die Wölfe darin? In ihren Augen glitzerten Verzweiflung und beginnender Wahnsinn... Ich saß vor dem Gitterzaun am Boden und mir liefen die Tränen...
Ich habe diesen Zoo nie wieder betreten noch je einen anderen, der Wölfe hält... Schau Dir mal von Top-Photographen gemachte, gute Bilder von wilden Wölfen an und schau in deren Augen. Der Ausdruck ist völlig anders, eine Mischung aus ruhiger Gelassenheit und Wildheit, wie es sein soll...
balin hat geschrieben:Gerade an solchen Kulminationspunkten, wie einem Wolfsgehege, kann man doch für ein sinnvolles Verständnis des Wesens Wolf werben. Gerade solche ultimativen Wahrheiten, wie "Nicht Füttern!" , "Abstand halten!", "Eigenes Selbstbewußtsein zeigen!" sind in einem Nationalpark gerade mal an der Eingangstür zu lesen.- In einem Gehege kann der Besucher aber didaktisch bearbeitet werden. Wenn er das dann hinter sich hat, wird er dem Geheimnis Wolf vielleicht dann ewas angemessener gegenübertreten. Für unsere Region sind solche Konzepte angedacht und für den Luchs auch schon in Verwirklichung. Die Zootechniker können den anderen durchaus zuarbeiten. Die Diskussion über Mittel und Zweck muß aber noch tiefgreifender geführt werden. Tourismus - ja - wenn er den Tieren nützt. Und in diesen Zusammenhang gehört das Management des Wolfshypes. Aber dreimal lieber eine Gruppe von Wolf- Cheerleadern als ein paar Idioten, die auf Wolfsfellen stehen. Und wir machen es ja auch nicht immer richtig.
Die Frage ist, was z.B. von so einem Vortrag an einem Gehege wirklich beim Besucher hängen bleibt. Ich glaube, nicht viel, denn der typische Besucher ist nach meinen Beobachtungen völlig oberflächlich und vergnügungsorientiert: Booa eh... Toller Nachmittag und jetzt noch'n Eis und die Lütten wollen auf die Rutschbahn... Was der Vortragende zum Wolf zu sagen hat, geht zum linken Ohr rein und zum rechten wieder raus und ist am nächsten Tag vergessen. Vielleicht bin ich ja zu skeptisch, vielleicht bin ich sogar zynisch geworden, aber die Jahrzehnte haben meine Meinung zur Spezies Mensch eher verschlechtert als verbessert... Der Wolf ist geboren zu laufen, zu jagen, zu spielen, seine Welpen großzuziehen und nicht als Attraktion für verblödete Touris, die sich an seinem Anblick ergötzen. Das Leben in der Wildnis ist hart, aber es ist wenigstens ein Leben in Freiheit...
balin hat geschrieben:Tatsache ist aber, Wolf und Mensch gehören irgendwie zusammen , selbst im weit entfernten Schleswig Holstein mit seinen unterirdischen Hügeln.

Ich möchte es sogar noch anders ausdrücken: Der Wolf und ein winziger Teil der Menschheit haben noch eine natürliche Affinität zueinander. Da ist mehr als nur ein Nebeneinander, auf beiden Seiten. Übrigens bin ich mit dieser (oft verspotteten) Meinung in ganz guter Gesellschaft. Jim Brandenburg denkt wohl ähnlich und Ian McAllister spricht in seinem Buch "The Last Wild Wolves" explizit auch von dieser Verbindung...
Und eben wegen dieser uralten Verbindung möchte ich keinen Wolf eingesperrt sehen, auch nicht in einem Luxusgehege. Der beste Landschaftsarchitekt kann die Freiheit nicht ersetzen. Der Käfig mag ein goldener Käfig sein, aber er bleibt ein Käfig...
Auch wenn's jetzt etwas umfangreicher war, aber das mußte ich loswerden...
Gruß
Wolf