Ulrike hat geschrieben:
Wandern sie wirklich ab oder versuchen sie auch in Gegenden die nicht so optimal für sie sind zu bleiben? Kann man das überhaupt wissen?
Ulrike
Sie koennen nicht vorhersagen ob, wann und wieso eine Wolfsfamilie oder Mitglieder einer Familie ihr Revier in der Groesse aendern, wechseln oder komplett aufgeben. Beobachtet hat man schon vieles davon, studiert und mittlerweile besser verstanden ist es auch. Die Revierwahl und -groesse unterliegt verschiedenen Faktoren, ebenso wie die Wahl eines neuen Reviers bei abwandernden Tieren. Wie Familien auf stark schwankende natuerliche Beutevorkommen reagieren ist auch dokumentiert und studiert worden.
Wie eine Familie letztendlich auf veraenderte Umstaende reagiert, ist auch in der Regel unterschiedlich und nicht einheitlich fuer 'den Wolf' erklaerbar. Einige geben Reviere auf (auch gute mit normaler Beutedichte, wo niemand wirklich weiss, warum sie verschwunden sind, dokumentiert per GPS), andere nutzen weiter ihr Kernrevier, suchen dann nach neuen Revieren zum Jagen, aendern ihre Beute (statt Hisch/Elch kleineres Wild oder Schafe/Ziegen) oder wanderen lange Strecken und transportieren Beute dann auch mal 30-40km zurueck zum Bau.
Je besser man ueber einzelne Familien weiss, umso besser kann man das Verhalten dieser Tiere verstehen, auch was die Abwanderung von Nachwuchs angeht. Innerfamiliaere Einfluesse wie Jagdtaktiken, bisher bevorzugte Beute, Sozialstrukturen, all das hat Auswirkungen auf die Suche nach neuen Revieren von abwandernden Jungtieren oder kompletten Familien.
Woelfe koennen aber auch ganz natuerliche Schwankungen ihrer Beute kompensieren, wenn ihre Beute zum Beispiel unter einem harten Winter oder einem schlechten Jahr gelitten hat. Diese Anpassungsfaehigkeit heisst aber nicht, dass sie sich dann sagen, die naechste paar Monate fressen wir Mensch. Zumindest wurden solche Faelle bisher noch nicht dokumentiert.
Das Thema Abwanderung und Revierwahl bzw all die verschiedenen Einfluesse die bis dato bekannt sind, fuellt ganze Buchkapitel. Ihre beiden Fragen kann man daher nicht so einfach beantworten. Ein Buch in dem es unter anderem um die Themen Revierwahl und Abwanderungsverhalten geht ist 'The Wolves of Denali' von Dave Mech und einer Hand voll weiterer Autoren. Ob es das auch auf Deutsch gibt, weiss ich nicht.
Wie Wolfsfamilien die verschiedenen inneren und aeusseren Einfluesse kompensieren oder nicht, hat unteranderem auch Bloch bereits studiert und auch in seinen Feldberichten seiner Beobachtungen beschrieben, da auf jeden Fall dann deutschsprachig.
Grauer Wolf hat geschrieben:Ulrike hat geschrieben:Ob man es den Wölfen wirklich wünschen soll, dass sie sich irgendwann an Mülltonnen herumtreiben, um Futter zu finden? Dazu wird es zwangsläufig kommen, wenn man keine sinnvolle Regelung findet.
Du solltest Dich mal über Wölfe wirklich informieren. Was sollen die an stinkenden Mülltonnen, wenn die Wälder voller Wild sind? Das ergibt keinen Sinn!
Das Woelfe sich an Muellhalden, egal wie gross, egal ob legal oder illegal rumtreiben, ist beobachtet, dokumentiert und studiert, seit Jahrzehnten, egal wie beastialisch sie im Sommer stinken. Ob es 'Sinn' macht oder nicht ist da eher weniger Thema. Der umstrittene Angriff in Saskatchewan war an einer Muellhalde und selbst Mech hat die Ellesmere Woelfe beobachtet, wie sie auf den Muellhalden regelmaessig nach Nahrung suchen, als die jungen Welpen versorgt werden mussten.
Egal ob da genug 'natuerliche' Beute ist, wenn da Muell ohne Ernergieaufwand als Beute rumliegt, ziehen die Tiere das einer energieaufwaendigen Jagd erstmal vor oder nutzen es als zusaetzliche Nahrung.
Da koennte man die Bevoelkerung auch eindringlicher drueber informieren. Gerade wenn die Munster Woelfe diskutiert werden, sollte man den Menschen klar machen, dass Woelfe nicht mit direktem Kontakt von Menschen gefuettert werden muessen, um toleranter zu werden.
Ich vermute, wenn es erstmal zu solchen Faellen in Deutschland kommt, dass Woelfe sich am Muell zeigen, wird die Diskussion erst richtig rundgehen. Weil dann alle merken, dass jeder irgendwie betroffen ist vom Wolf wenn er da ist. Egal ob mit Kuh, Pferd, Ziege oder ganz ohne Tier und Kind.