Zu Tode erschreckt?

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Grauer Wolf

Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Grauer Wolf »

Sonido hat geschrieben:...der Vollständigkeit halber noch zwei Quellen zu Wölfen, die sich auf Pferde spezialisiert haben - in Portugal, dort gibt es kaum Wild:
Predation on free-ranging horses and cattle
Da haben wir es schon: Frei in der Pampa rumlaufend, keinerlei Schutz. Das ist geradezu eine Einladung zum Essen und Konflikte sind vorprogrammiert!

Gruß
Wolf
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charlie
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von charlie »

Grauer Wolf hat geschrieben:
Sonido hat geschrieben:...der Vollständigkeit halber noch zwei Quellen zu Wölfen, die sich auf Pferde spezialisiert haben - in Portugal, dort gibt es kaum Wild:
Predation on free-ranging horses and cattle
Da haben wir es schon: Frei in der Pampa rumlaufend, keinerlei Schutz. Das ist geradezu eine Einladung zum Essen und Konflikte sind vorprogrammiert!
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Wolf
Genau so ist es!
Aber heut zu Tage darf ja alles nichts mehr kosten (Schutzmaßnahmen), es muß sich ja "rechnen" und Aufwand (Arbeit) darfs auch nicht machen - also bleibt nur jammern, klagen, die Jäger mit ins Horn stoßen lassen und den Belsebub "WOLF" für alles die Schuld geben :x genau so läufts ... leider auch hier in D.
Gruß
Charlie

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Sonido
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Sonido »

charlie hat geschrieben: Genau so ist es!
Aber heut zu Tage darf ja alles nichts mehr kosten (Schutzmaßnahmen), es muß sich ja "rechnen" und Aufwand (Arbeit) darfs auch nicht machen - also bleibt nur jammern, klagen, die Jäger mit ins Horn stoßen lassen und den Belsebub "WOLF" für alles die Schuld geben :x genau so läufts ... leider auch hier in D.
Hallo Charlie,
was meinst du mit "so läuft's auch leider hier?" Mein Eindruck ist, dass es natürlich Leute gibt, die so argumentieren, damit kann man Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber wenn ich sachlich argumentieren will, dann muss ich auch genau wissen, unter welchen Rahmenbedingungen sich Wölfe auf Pferde spezialisieren. Und die Arbeit aus Portugal zeigt, dass Wölfe es eben (nur) dort machen, wo man die Nutztiere nicht hinreichend schützt und wo es zudem kaum Wild gibt. Für mich ist das für die politische Diskussion dann ein sehr gutes Beispiel, mit dem ich zeigen kann, wie bedeutsam der Herdenschutz ist. Wenn ich meine Nutztiere nicht schütze, dann wird der Wolf sie fressen, egal ob Hase, Huhn, Schaf, Ziege oder eben Pferd. Aber wenn der Wolf genug Wild zu fressen hat (wie bei uns), dann ist die Lage eigentlich ziemlich komfortabel. Wir alle, wir SteuerzahlerInnen und Steuerzahler, müssen uns in einer gesellschaftlichen Debatte darüber verständigen, welchen finanziellen Aufwand wir bereit sind, dafür zu zahlen, dass es freilebende Wölfe in unserer Natur gibt. Und wir müssen uns darüber verständigen, ob man das Geld für Herdenschutz oder Entschädigung oder eine intelligente Kombination aus beidem ausgibt. Und ich finde, dass es in Deutschland im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern, in denen es Wölfe gibt, doch recht gut für die Tiere aussieht. Sie dürfen hier nicht gejagt werden, die Population wächst und in der Lausitz konnten über viele Jahre schon Erfahrungen mit dem Herdenschutz gesammelt werden. Das sind gute Voraussetzungen, deshalb würde mich schon interessieren, warum du der Meinung bist, dass es hier so schlecht läuft?
Gruß
Sonido
Grauer Wolf

Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Grauer Wolf »

Sonido hat geschrieben:Wir alle, wir SteuerzahlerInnen und Steuerzahler, müssen uns in einer gesellschaftlichen Debatte darüber verständigen, welchen finanziellen Aufwand wir bereit sind, dafür zu zahlen, dass es freilebende Wölfe in unserer Natur gibt. Und wir müssen uns darüber verständigen, ob man das Geld für Herdenschutz oder Entschädigung oder eine intelligente Kombination aus beidem ausgibt.
Ich frage mich, was es hier noch zu diskutieren gibt (gesellschaftlich, meine ich). Wir hauen die Euros im 100 Millardentakt an marode, teilweise betrügerische Club Med Staaten raus, alternativlos selbstverständlich, und bei unserer heimischen Natur wird von der Politik und der Gesellschaft um ein paar 100.000 Euros gefeilscht und gejammert? Das darf doch eigentlich nicht wahr sein! Einfach mal den EUdSSR-Wahnsinn minimal ausbremsen und wir hätten Geld en masse für unseren Naturschutz, den ich für wichtiger halte als griechische Banken. Dazu noch lt. Bundesrechnungshof Jahr für Jahr 30 Milliarden für Nonsense und Protzprojekte verplemperte Steuermittel. Es muß einfach mal klargestellt werden, über welche finanziellen Maßstäbe hier debattiert wird. Der Naturschutz, i.e.S. der Wolfsschutz kostet uns Peanuts aus der Portokasse im Vergleich zur sonstigen staatlichen Verschwendung! Und wenn die Wölfe Schafe, Kühe und Pferde für einige Millionen fressen würden (eine völlig esoterische, abstruse Annahme), dann wären es immer noch lächerliche Peanuts im Maßstab von 0,01 Promille der Steuereinnahmen. Wie groß war der Schaden hierzulande tatsächlich? Im niedrigen 5-stelligen Bereich, wenn's hoch kommt, also eher im 0,00005 Promille-Bereich (wenn ich mich jetzt nicht verrechnet habe), Wobei der Nutzeffekt des Wolfes für den Wald (Deutliche Verringerung des Verbisses) und den Tourismus noch nicht mal eingerechnet ist. Ich würde mich nicht wundern, wenn der Wolf unter dem Strich einen satten, positiven Salso verursachte, denn wo der Wolf läuft, wächst der Wald und die (Wolfs-)Touristen kommen und lassen Geld da... ;)

Gruß
Wolf
Sonido
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Sonido »

Hi, Wolf,
ja, das sehe ich ja auch so, aber solange wir die politischen Entscheider nicht auch davon überzeugen, dass das so ist, wird das Geld so fließen, wie es fließt. Deshalb setze ich mich dafür ein, mit sachlichen Argumenten zu agieren. Ich finde, das ist überzeugender, als geschädigte Nutztierhalter wüst zu beschimpfen - selbst wenn ich der Meinung sein sollte, dass deren Forderungen völlig an den Haaren herbeigezogen sind. Denn auch das zu beurteilen, liegt nicht in meiner Macht. Ich kann nur den Entscheidern die entsprechenden sachlichen Informationen liefern, und dazu gehört für mich auch, dass ich dazu stehe, dass Wölfe auch Pferde in ihr Beuteschema aufnehmen können - unter sehr speziellen Bedingungen, die eben - glücklicherweise - von Menschen auch gesteuert werden können! (mittels Herdenschutz). Darin liegt aus meiner Sicht die Chance, eine andere (legale) haben wir nicht - meine ich zumindest ...
Gruß
Sonido
Lutra
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Lutra »

Im vorliegenden Falle sehe ich es aber nicht ganz so, dass Vater Staat die Kasse aufmachen müßte. Die Pferde sind ja erst auf die Straße gerannt, als der Besitzer und eine Polizistin sie wegführen wollten. Es wird wohl schwer nachzuweisen sein, vor was der Wallach dabei scheute. Und überhaupt mal eine Frage. Wenn nun Schäden entschädigt werden, wenn Wölfe die Pferde scheuen lassen und sie dadurch aus der Koppel ausbrechen, wie ist es dann bei Rehen oder Wildschweinen als Verursacher? Diese Möglichkeit wurde zuerst auch im Zeitungsartikel angesprochen. Ist es dann ein Wildschaden, den die Jagdgenossenschaft bzw. die Jagdpächter tragen müßten?

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Lutra
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Lutra »

Grauer Wolf

Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Grauer Wolf »

Lutra hat geschrieben:Im vorliegenden Falle sehe ich es aber nicht ganz so, dass Vater Staat die Kasse aufmachen müßte. Die Pferde sind ja erst auf die Straße gerannt, als der Besitzer und eine Polizistin sie wegführen wollten.
Das sehe ich exakt genauso. Zumal es grob fahrlässig war, 9 aufgeschreckte, zickige Pferde mit nur 2 Personen wegführen zu wollen, wovon vermutlich die Polizistin (wenn sie nicht zufällig auch Reiterin sein sollte) keine Ahnung von Pferden hat. Ich habe keine Angst vor Pferden, aber ich würde den Teufel tun, als Pferdelaie unter solchen Umständen auch nur ein Pferd bändigen zu wollen, geschweige denn mehrere.

Der Brandbrief ist lustig. Glauben die wirklich, jemand, der Ahnung hat, würde darauf reinfallen? Hier geht's um jagdliche und wirtschaftliche Interessen, sonst nichts. Auch die "weltweit größte Wolfsdichte" ist lustig und beweist, wes Geistes Kind die Verfasser sind. Wolfsdichte heißt "Individuenzahl je km²" und der Wert wird aufgrund der üblichen Reviergröße von Wölfen ein gewisses Maß nicht überschreiten, weil dann die Dispersion einsetzt. Was sich erhöhen wird, ist die absolute Verbreitung, denn es stehen ja genügend ungenutzte Reviere zur Verfügung. Mal wieder geballtes Achtelwissen über Wölfe, was schon die Formulierung "hochspezialisiertes Großraubtier" beweist. Der Wolf ist immer noch ein ausgeprägter Generalist und Opportunist, der nimmt, was gerade mit bestmöglichem Energieeinsatz/Ertrag-Verhältnis zu erbeuten ist. Hochspezialisiert in Punkto Nahrung sind z.B. Ameisenbären (eben ausschließlich Ameisen, Termiten o.ä.) oder Koalas (Eukalyptus), meine Herrschaften Jäger...

Gruß
Wolf
Lutra
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Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Lutra »

Grauer Wolf hat geschrieben:
Der Brandbrief ist lustig. Glauben die wirklich, jemand, der Ahnung hat, würde darauf reinfallen? Hier geht's um jagdliche und wirtschaftliche Interessen, sonst nichts. Auch die "weltweit größte Wolfsdichte" ist lustig und beweist, wes Geistes Kind die Verfasser sind. Mal wieder geballtes Achtelwissen über Wölfe, was schon die Formulierung "hochspezialisiertes Großraubtier" beweist.
Gruß
Wolf
Wolf, das seh ich auch so, und die beiden Punkte sind mir auch gleich ins Auge gesprungen. In Einem kann ich Dir aber nicht ganz zustimmen, "Achtelwissen". Ist das nicht etwas hoch gegriffen? Sechzehntel, Zweiunddreißigstel... ^^
Bin gespannt auf das Gutachten. Ob das auch mal zu sehen ist?
Widukind

Re: Zu Tode erschreckt?

Beitrag von Widukind »

@Lutra @Grauer Wolf,

... das sehe ich genauso. Hier haben sich die Jäger wohl in vorschneller Erwartungshaltung die Maske selber vom Gesicht gerissen ...

Was die Problematik mit Pferden angeht, dazu habe ich an anderer Stelle schon einmal was geschrieben:
http://wolf-forum.de/viewtopic.php?p=11817#p11817
Antworten