hab nie behauptet, dass du gesagt hast der wolf werde kinder fressen. aber die ankündigung "spätestens in ein paar jahren" geschieht dies und jenes erinnert mich extrem an einschlägige kreise, die seit vielen jahren angeblich unmittelbar bevorstehende szenarien ankündigen, die dann einfach nicht eintreten wollen.
Naturfuehrer hat geschrieben:Umgekehrt wird ein Schuh draus:
erste Wölfe werden auf Truppenübungselände gesichtet - Reaktion der Wolfslobby: "'Schön, dass sie da sind. Keine Bange - die werden Sie niemals zu Gesicht bekommen. Viiiiel zu scheu, die Tiere."
Wenige Jahre später - ÖA der Wolfslobby: "Über 200 Begegnungen von Mensch und Wolf sind friedlich verlaufen. Da sieht man, wie harmlos die Tiere sind." (Anmerkung: Die dürfte es eigentlich ja nie gegeben haben...). Weiter: "Aber Wölfe meiden den Menschen allgemein, keine Bange."
Kurze Zeit später reißen Wölfe Schafe in unmittelbarer Dorfnähe - an drei von vier Seiten von Bebauung umgeben. Reaktion der Wolfslobby: "Die waren ja auch nicht anständig geschützt... und überhaupt: Wölfe kommen zwar in die Nähe der Dörfer, aber sie meiden den Menschen."
Kurz darauf: Ein Jogger fotografiert mit seinem Handy einen Wolf, der 30 m von ihm entfernt ein Muffelschaf reißt, mitten am Tag und auf dem Acker. Reaktion der Wolfslobby: "...?"
jede dieser aussagen der wolfslobby ist absolut richtig und widerspricht in keiner art und weise den heutigen tatsachen der wolfssituation. (1) die tiere bekommen man kaum gesicht, mit ausnahme weniger bevölkerungsgruppen wie jäger oder förster. "normale" menschen bekommen auch im wolfsgebiet fast nichts vom wolf mit. weiss zwar nicht ob es fundierte zahlen gibt, aber würde meine hand dafür ins feuer legen, selbst in der tiefsten lausitz erst ein ganz kleiner prozentsatz der leute wölfe mit eigenen augen gesehen hat. ich habe verwandte mitten im deutschen wolfsgebiet, keiner von denen hat je nen wolf gesehen. (2) natürlich meiden wölfe den menschen. wäre das nicht so, würden sie sogar tagsüber durch die dörfer streunen. tun sie aber nicht und sie werden wie erwähnt kaum gesehen, und das ist so weil sie logischerweise den menschen meiden. (3) das geht in die selbe richtung. wölfe sind als kulturfolger zu betrachten, da sie die kulturlandschaft gut nutzen können sogar von dieser profitieren (verbessertes nahrungsangebot durch erhöhte wildbestände und nutztiere) und wagen sich entsprechend auch in die nähe menschlicher siedlungen vor - besonders wenn die beute meint, dort schutz zu finden. das ist aber kein wiederspruch zur aussage, dass wölfe menschen meiden. denn auch wenn sie sich dem bewohnten gebiet annähern, meiden sie den menschen. (4) der wolf passt sich logischerweise seiner beute an und wenn die halt auf dem acker steht, jagt der wolf dort. dass das auch mal tagsüber geschieht, ist nicht weiter erstaunlich. in der hitze des gefechts wird der wolf das drumherum auch schon mal vergessen. die tage geistern ja auch bilder durchs www, die einen angriff eines wolfs auf eine schafherde in italien zeigen (in facebook, obs sonsto verfügbar ist weiss ich nicht). ist im prinzip das selbe. auch in italien mit langer wolfspräsenz ist das aber eine absolute ausnahme - die ausnahme, die jede regel bestätigt.
noch bevor sich in DE die ersten rudel bildeten (oder vielleicht gerade zu der zeit) gingen ja schon die aufnahmen von promberger rum, der die karpatenwölfe im siedlungsgebiet zeigten. die wolfslobby hat nicht zuletzt genau mit diesen aufnahmen auf das wolfsverhalten hingewiesen und gezeigt, dass der wolf auch in siedlungsnähe nicht grundsätzlich zu einer gefahr wird. deine exemplarischen aussagen der wolfslobby zeigen also nur einen verkürzten teil der effektiven reaktion. es wurde sehr wohl viel differenzierter kommuniziert.
Naturfuehrer hat geschrieben:- ernsthafte Vergrämungsmaßnahmen in Erwägung ziehen (ein Gummigeschoss bei jeder sich bietenden Gelegenheit)
ist beim wolf weitgehend unpraktikabel, weshalb das nicht ohne grund nirgends in europa gemacht wird. wäre das irgendwie realistischen, würden zahlreiche länder auf diese strategie setzen. allenfalls wirds in den USA angewandt, dazu können die foristen, die mit den dortigen verhältnissen vertraut sind, vielleicht was sagen.
wie stellst du dir das vor? aus der hundeerziehung weiss man ja bestens, wie extrem zeitnah eine bestrafung erfolgen muss, damit sie wirkung zeigt. und auch, dass sie oft mehrfach wiederholt werden muss und dazwischen keine erfolgserlebnisse sein dürfen. das beim wolf anzuwenden? komplett unrealistisch!
zudem ist die frage von sven berechtigt: was heisst bei jeder gelegenheit? einfach jeden wolf zu jeder zeit vergrämen? oder nur bei jedem übergriff auf nutztiere? die müssten dann rund um die uhr mit durch schützen bewacht sein und die schützen müssten dann auch noch zum schuss kommen. was das erfordert, muss ich dir als jäger ja nicht näher erklären. und was ist bei vorfällen wie hundeangriffen? soll jeder hundehalter mit gummigeschossgewehren ausgerüstet werden?
Naturfuehrer hat geschrieben:- wo das nicht funktionieren sollte : Abschuss von einzelnen Tieren (vielleicht ist das ja auch nicht notwendig)
nur abschuss von einzelnen tieren oder auch populationsregulation? das sind nämlich zwei ganz verschiedene dinge. und wie wird beim abschuss von einzelnen tieren sichergestellt, dass es die richtigen trifft? wie geht man mit schadenstiftenden rudeln um?
Naturfuehrer hat geschrieben:- ernsthafte Pläne, Wölfe aus bestimmten Gebieten herauszuhalten - sei's per Vergrämung oder per Jagd.
auch da stellte bereits sven die richtige frage: weshalb?
man lässt sich dabei doch nur auf das niveau der rotwildbezirke runter, die nichts anderes als gefängnisse für wildtiere sind. wäre es nicht viel schlauer, den wolf alle lebensräume besiedeln zu lassen, die er möchte, dafür aber den bestand auf eine sozialverträgliche dichte zu regulieren?