Milkeler Rudel: Verletzter Wolf eingeschläfert

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
LarsD

Re: Milkeler Rudel: Verletzter Wolf eingeschläfert

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben: Und es gibt den von mir schon erwähnten Fall, daß der Partner ohne ersichtlichen Grund starb, weil er ohne seine Gefährtin nicht mehr leben wollte. Das "Broken Heart Syndrom" ist keine Erfindung von Romantikern, sondern belegte Realität, auch wenn's Biologen oder Veterinärmedizinern, die ein rein mechanistisches Weltbild pflegen, unverständlich bleibt...

Glaubt man den Ergebnissen des Monitorings, ist diese Fähe eher rational gestrickt. So hat sie sich im Vorjahr vom von der Räude geplagten "Rolf" verabschiedet, um in 2011 mit dessen Nachfolger erfolgreich Welpen aufzuziehen. Sollte dieser Nachfolger tatsächlich der jetzt aufgefundene Wolf gewesen sein? Der Buschfunk trommelt, dass er erhebliche Bißverletzungen hatte und wohl Opfer innerartlicher Aggressionen wurde. Sollte sich das so bestätigen, ist in der Population weit mehr Musik drin, als viele Leute glauben wollen.
Imho sind 30 Rudel immer noch sehr, sehr wenig... Da mögen zwar ein paar Jungesellen herumlaufen, aber in wie weit sind die z.B. mit der Wölfin des Milkener Rudels verwandt? Inzuchterscheinungen durch "Zuchtanleihen" sind das letzte, was die paar Wölfe hier brauchen können... 30 Rudel, das sind runde 200...250 Tiere, vielleicht auch ein paar mehr, aber viel zu wenig für eine solide, genetische Vielfalt. Dafür braucht's m.E. regelmäßigen :!: Austausch mit einem größeren Genpool...


Ist diese Sorge wegen potenzieller Inzucht tatsächlich gerechtfertigt oder wird das Thema eher deshalb betont, um angesichts rasant steigender Kopfzahlen innerhalb der Population noch irgendwie ein "Bedrohungsszenario" konstruieren zu können? Allein beim Blick auf die Verbreitungskarten jüngeren Datums stellt sich die Frage, wo denn bitte eine reelle, populationsökologisch tatsächlich wirksame Abgrenzung zwischen den Wolfsvorkommen im Westen und im Osten Polens existieren soll? Seit Jahren werden angeblich genetische Untersuchungen durchgeführt? Resultate? Bestenfalls finden sich Verweise auf mündliche Mitteilungen bzw. unveröffentlichte Daten. Dass Wölfe im Osten und Westen Polens verwandt sind, ist doch selbstverständlich. Aber wie hoch ist der Inzuchtkoeffizient innerhalb unserer Teilpopulation? Warum gibt es zu dieser angeblich so wichtigen Frage offenbar noch keine aktuelle Publikation? Geben dass die Ergebnisse aus vielen Jahren Analyse wirklich nicht her oder passt das Ergebnis einfach nicht ins Bild?
Vor dem vorhandenen Hintergrund sehe ich das ebenso kritisch. Noch ist hier jedes Tier kostbar und das wird auch noch eine Zeitlang so bleiben, bis wir eine gesunde, genetisch reichhaltige Population haben, die auch mal einen Verlust verkraftet. Unfallquellen gibt es in einem Wolfsleben wirklich genug, von den Typen mit dem schnellen Zeigefinger mal ganz abgesehen...
Dem würde ich zustimmen, wenn wir es mit einer stagnierenden oder langsam wachsenden Population zu tun hätten. Die Realität sieht zum Glück anders aus und hintertreibt systematisch solche Bedrohungsszenarien. Demnächst kommt dann sicher aus berufenem Munde unter Verweis auf dieses jüngste Opfer der Verweis, dass sich die Wolfspopulation doch selbst reguliert. ;-)

Viele Grüße

Lars
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